Klappentext:
"Wo warst du?"
In dicken roten Buchstaben schreibt die rätselhafte June diese Frage an die Wand ihres Apartments. Als sich Barry, der in der Wohnung gegenüber lebt, bei ihr meldet, nennt sie ihn ihren unsichtbaren Freund und erzählt ihm die Geschichte ihres Lebens - und die Geschichte einer ungewöhnlichen erotischen Obsession.
über den Autor:
Thommie Bayer, 1953 in Esslingen geboren, studierte Malerei und war Liedermacher und Kabarrettist. Seit 1985 schreibt er Romane, Kurzprosa und Gedichte.
meine Meinung:
Der Roman erzählt die Geschichte von Barry aus der Ich-Perspektive. Barry hat sich nach seinem Unfall komplett in die kleine überschaubare Welt seiner Wohnung zurückgezogen. Körperlich scheint der Unfall keine schwerwiegenden Folgen gehabt zu haben, aber Barry ist angeknackst, denn bei dem Unfall kam seine noch ganz frische Liebe Sharii ums Leben.
Er verbringt seine Tage hauptsächlich damit, seine Nachbarn im Haus gegenüber zu beobachten. Bis zu dem Tag, an dem in die oberste Wohnung eine junge Frau einzieht, die im Rollstuhl sitzt, verläuft alles unspektakulär.
Der Einzug der Rollstuhlfahrerin ändert das schlagartig. Barry beginnt sie obsessiv zu beobachten und der Leser schaut ihm dabei wie ein Voyeur über die Schulter. June, die Rollstuhlfahrerin, ahnt sehr schnell, dass da jemand ist, der sie beobachtet, obwohl Barry sich Mühe gibt, unauffällig zu bleiben. Sie scheint seine Augen sogar zu genießen und provoziert ihn, indem sie sich ihm scheinbar zufällig auch nackt zeigt. Nach einiger Zeit beginnt ein intensiver eMail- und Chat-Kontakt zwischen den beiden und June erzählt ihm die Geschichte ihres Lebens.
Die Stimmung zwischen den beiden wird zunehmend erotischer, trotzdem vermeiden sie ein persönliches Treffen. June flirtet mit ihm und es entwickelt sich ein bizarres Geflecht aus Sehnsucht und bewusster Distanz. Der Roman nimmt einige völlig unerwartete Wendungen und der Spannungsbogen steigert sich beinahe schmerzhaft. Nichts entwickelt sich vorhersehbar. Zwischendurch hat man als Leser das Gefühl, dass Barry nur als Junes Spielball funktioniert. Der Roman endet in einem rasanten und ebenso unerwartetem Finale.