OT:The Street of a Thousand Blossoms
Kurzbeschreibung:
Kenji träumt davon, ein berühmter Maskenschnitzer für das traditionelle Nõ-Theater zu werden. Hiroshi dagegen ist fasziniert von der Kunst des Sumo-Ringens: Es gelingt ihm tatsächlich, von Tanaka, einem angesehenen Meister, aufgenommen und ausgebildet zu werden. Dessen Töchter, die zarte, verträumte Aki und ihre willensstarke Schwester Haru, bezaubern Hiroshi jede auf ihre Art. Beide Jungen blicken voller Hoffnungen in die Zukunft, doch dann bricht der Krieg aus, und ihr Leben ändert sich dramatisch. Als immer mehr Bomben auf Tokio fallen, schicken die Großeltern ihre Enkel aufs Land, um sie zu retten. Alle Träume von Ruhm und Ehre scheinen zerstört. Werden Hiroshi und Kenji ihren Weg in einer neuen Welt finden?
Über die Autorin:
Gail Tsukiyama ist in den USA Bestsellerautorin von fünf Romanen und hat zahlreiche Preise für ihr Werk erhalten. Die Autorin lebt in Kalifornien.
Meine Rezension:
Zugegeben, ich hatte keine Ahnung was Nõ-Theater ist und für Sumo habe ich mich überhaupt nicht interessiert. Das hat sich mit und nach der Lektüre dieses Buches geändert. Über fast 30 Jahre hinweg begleiten wir hier die beiden Brüder Kenji und Hiroshi, die so unterschiedlich sind wie ihre Leidenschaften. Der kreative Künstler Kenji, der von den Masken des Theaters fasziniert ist und sein großer, starker Bruder Hiroshi, der sich schon als kleiner Junge nichts sehnlicher wünscht, als einmal Großmeister des Sumo zu sein.
Gail Tsukiyama ist ohne Frage eine gute Erzählerin, denn ihr gelingt es, für uns fremde Rituale so darzustellen, dass wir sie nicht nur verstehen, sondern sie nachempfinden können. Doch nicht nur die japanische Kultur hat sie mir näher gebracht, sondern auch ihre Figuren so lebendig und menschlich gezeichnet, dass ich sie wirklich in mein Herz geschlossen und mit ihnen gejubelt, geliebt, gelitten und getrauert habe. Rein formal kamen mir dabei die relativ kurzen Kapitel, von denen man immer eines zwischenschieben kann (auch wenn man ihm dann eigentlich nicht gerecht wird), sehr entgegen. Doch bei aller Kürze einiger Kapitel ist die Sprache eine extra Anmerkung wert, denn sie zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Mischung aus Klarheit und Poesie aus, die mir sehr gut gefallen hat.
30 Jahre in der Geschichte Japans am Beispiel zweier Brüder, die ihren eigenen Weg in einem Japan zwischen Tradition und Moderne suchen - ein lohnender Ausflug mit interessanten Einblicken und wohl dosierten Emotionen, in erster Linie jedoch eine Familiengeschichte, die ich nur empfehlen kann!
9 Punkte von mir