Die Brücke mit den drei Bögen – Ismail Kadare

  • Fischer, 218 Seiten,
    OT: Uta Me tri harqe, deutsch von Joachim Röhm


    Handlung:
    Wir befinden uns im Jahr 1378, die türkische Armee ist auf dem Vormarsch nach Albanien, mit ihr stößt das osmanische Reich an die Grenzen Europas. Dort, wo seit Jahrhunderten ein Kahn über die Bösen Wasser führt, soll nun eine Brücke die beiden Ufer miteinander verbinden. Die Konkurrenz der ortsansässigen Fährunternehmer mit den zugereisten Straßen- und Brückenbauern erschwert ihre Fertigstellung. Immer wieder gefährden Sabotageakte die Statik der Brücke. Wandernde Sänger rufen den Beteiligten die "Legende vom Einmauern" ins Gedächtnis und bald ist klar: ein Blutopfer muss her, nur ein Menschenopfer kann den Abschluss der Bauarbeiten bewirken.


    Über den Autor
    ISMAIL KADARE, geboren 1936 in der südalbanischen Stadt Gjirokastra. Er studierte in Tirana, dann am Moskauer Gorki-Institut. Bis 1990 lebte er in Tirana; heute lebt er abwechselnd in Tirana und Paris.
    Der literarische Durchbruch gelang ihm mit dem Roman »Der General der toten Armee«, der in Frankreich mit Marcello Mastroianni und Michel Piccoli verfilmt wurde. Ismail Kadare hat für sein Werk zahlreiche Preise erhalten, zuletzt den Man Booker International Prize (2005). Er ist Mitglied vieler Akademien und Offizier der französischen Ehrenlegion. Seit Jahren gilt er als Anwärter auf den Nobelpreis. Seine Romane sind bis heute in mehr als dreißig Sprachen übersetzt worden.


    Zum Übersetzer:
    http://www.joachim-roehm.de/


    Meine Meinung:
    Ein komplexer, doch gut zu lesender Text, bei dem der Autor eine mittelalterliche Stimmung gerade durch seine Sprache trifft, die mit dieser Zeit stimmig ist. Siehe dazu auch die Textprobe.


    Das Buch ist vieles: ein historischer Roman, ein Wirtschaftskrimi, wie der Rückklappentext angibt, und möglicherweise auch eine Parabel auf die jüngere Vergangenheit. Auf jeden Fall wie alle Bücher des albanischen Meistererzählers ein politisches Buch, dass schon 1978 geschrieben wurde.


    Die Erzählperspektive trägt den Text, Erzähler ist der Mönch Gjon, der die folgenreichen Geschehnisse sachlich, fast nüchtern, mit genauem Blick in Form einer Chronik schildert. Das passt gut zu Kadares bekanntem Stil.


    Der Brückenbau (inklusive Menschenopfer) wird beispielsweise detailgenau und ausführlich beschrieben. Dazu gehören auch die Störungsversuche der von der Gesellschaft Kähne und Fähren organisierten Fährleute beim Bau der Brücke.


    Die Brücke mit den drei Bögen ist ein Roman, mit dem man tief in eine mittelalterliche Welt versinken kann.