Gedichtsinterpretationen sind eine heikle Sache. Hier können meine Ansätze auch durchaus falsch sein. Hier mein Eindruck vom Gedicht.
Ich verliebe mich – Nuala Ni Dhomnaill:
Ich habe an dem Gedicht „Ich verliebe mich“ die Atmosphäre gemocht, die erzeugt wird und die wie aus einem tranceartigen Zustand erzählt wird.
Dabei zählt die Dichterin einige Merkmale auf, die wohl wenig den Tourismusbilder schöner Landschaften entsprechen, z.B. die Pilzwucherungen an den Bäumen (Porlinge), der Rosenkohl (Brüsseler Kohl) ist erfroren – also eine frostige Atmosphäre.
Erwähnenswert ist, dass Nuala Ni Dhomnaill auf Irisch schreibt. „Ich verliebe mich“ (Titim i nGrá) wurde aus dem irischen ins Englische von Paul Muldoon übersetzt und aus dem Englischen ins Deutsche von Jürgen Schneider. Für eine Beanfhile (irische Versschmiedin oder Bardin) wie Nuala Ni Dhomnaill gilt es nicht, das letzte Wort einer Zeile auf das der Zeile davor zu reimen, bei ihr wird es komplexer. Die irische Sprache hat eigene Klangfarben.
Ich quote mal die erste Zeile des Gedichtes im original um ein Gefühl für die Sprache zu vermitteln:
Titim i ngrá gach aon bhliain ins an bhdómhar
Leis na braonaichocha básti ar ghloine tosaigh an chairr
Leis an solas leicideach filiúil ag dul thar fóir
Na genoc ag ior na spéire os mochomhair.
Nuala Ni Dhomnaill gehört mit ihrem Stil einer literarischen Gruppe genannt Innti Poets an.
Diese Gruppe versucht den Klang und die Vibration des Irischen zu vervollkommnen.
Das Gefühl für Rhythmus ist auch in der deutschen Übersetzung noch spürbar.
Nuala Ni Dhomnaill bezeichnet sich selbst als white aborigine.
Sie setzt den Sprachen, Mythen und Gebräuchen der irischen Vorfahren einen postmodernen Code entgegen. Das spürt man in dem dritten Abschnitt des Gedichts. Wenn da von einer Anderswelt die Rede ist, denkt sie an keltische Mythologie wie sie sie heutzutage beim Blick aus ihrem Auto zur Kenntnis nimmt. Sie ist also praktisch eine moderne Schamanin, die sich auf eine Trance-Reise begibt.
Über die Autorin: Wiki