Eine Frage bezüglich Verkaufsstatistiken

  • Hallo Ihr Lieben,


    gibt es irgendwo im Netz eine Seite, wo man nachlesen kann wieviel Exemplare von einem Buch verkauft worden sind ? Also die Verkaufszahlen.


    Meist kriegt man sowas ja nur über Bestsellerlisten mit und dies dann eben nur im Falle von Bestsellern, aber für Otto-Normal-Bücher, gibt es da auch irgendwo eine Statistik im Netz?


    Würde mich einfach mal interessieren.


    Liebe Grüße,
    Sibel

  • Kaum ein Verlag veröffentlicht seine tatsächlichen Verkaufszahlen. Vor einigen Jahren ist man auch davon abgegangen, in Büchern die Höhe der jeweiligen Auflage zu nennen - das gab es früher tatsächlich noch (einfach mal nachschauen): Im Buch stand etwas wie "2. Auflage, 5. bis 7. Tausend" oder ähnliches. Selbst die Autoren erfahren manchmal weder die Auflagenhöhe, noch die Zahl der monatlichen Abgänge, sondern erst mit der (Halb-)Jahresabrechnung die Anzahl der verkauften Exemplare - mit mehreren Monaten Verzögerung. Und die Zahlen, die für die Ermittlung der Bestsellerlisten genutzt werden, ergeben sich aus den hochgerechneten Rückmeldungen des Buchhandels, aber keineswegs des gesamten Buchhandels - das Verfahren ist mit der Quotenmessung für Fernsehsendungen vergleichbar. Wenn ein Verlag konkrete Verkaufszahlen nennt, dann nur bei Mega-Bestsellern.

  • Schade, das hätte mich bei dem ein oder anderen Buch doch auch interessiert.
    Ich muss zu Hause erstmal in ein paar ältere Bücher gucken, ob ich da auch welche habe, wo die Auflagenanzahl noch drin steht. Wieviel älter müssten diese Bücher denn circa sein?

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Zitat

    Original von Tom
    Kaum ein Verlag veröffentlicht seine tatsächlichen Verkaufszahlen. Vor einigen Jahren ist man auch davon abgegangen, in Büchern die Höhe der jeweiligen Auflage zu nennen - das gab es früher tatsächlich noch (einfach mal nachschauen): Im Buch stand etwas wie "2. Auflage, 5. bis 7. Tausend" oder ähnliches. Selbst die Autoren erfahren manchmal weder die Auflagenhöhe, noch die Zahl der monatlichen Abgänge, sondern erst mit der (Halb-)Jahresabrechnung die Anzahl der verkauften Exemplare - mit mehreren Monaten Verzögerung. Und die Zahlen, die für die Ermittlung der Bestsellerlisten genutzt werden, ergeben sich aus den hochgerechneten Rückmeldungen des Buchhandels, aber keineswegs des gesamten Buchhandels - das Verfahren ist mit der Quotenmessung für Fernsehsendungen vergleichbar. Wenn ein Verlag konkrete Verkaufszahlen nennt, dann nur bei Mega-Bestsellern.


    Lieber Tom,


    danke für Deine ausführliche Antwort. Echt schade, aber sowas habe ich schon befürchtet. :-(


    Ich habe schon öfter diese Bestseller-Aufkleber auf Büchern gesehen, die mich eher aufregen, aber immer wieder habe ich mich gefragt, woran das eigentlich festgemacht wird. Wieviele Bücher muss man verkauft haben, um sich als Bestseller beschimpfen zu lassen, was sind die Kriterien etc..
    Ich habe schon öfters feststellen dürfen, daß das Prädikat Bestseller nicht unbedingt etwas über einen nennenswerten Inhalt des Buches aussagt (sie könne also auch grottenschlecht sein :lache) - es muss also was mit Verkaufszahlen zu tun haben..und wenn die jemand ermittelt, dann hätte mich das eben interessiert..
    Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das nicht einfach auch nur ein nichtsagender Marketinggag ist, um die Käufer zu beeindrucken.


    Na, jedenfalls schade - das ich jetzt diesbezüglich dumm sterben muss :grin


    Edit: Ich hatte noch keinen Kaffee, da schleichen sich doch tatsächlich Tippfehler ein :lache

  • Zitat

    Original von Dany-Maus1986
    ... Wieviel älter müssten diese Bücher denn circa sein?


    Dany, falls die Zahl in deinem Nick dein Geburtsjahr ist, schätze ich dich und diese Bücher ungefähr gleichaltrig ein. Ich erinnere mich dunkel an diese Angabe gleich auf der zweiten Seite.

  • Zitat

    Original von Bodo
    Das Wort "Bestseller" oder die Plazierung auf einer Bestsellerliste sagt nichts über die Qualität des Werkes aus sondern nur über den Abverkauf.


    Mich würde interessieren, wer wann und nach welchen Kriterien diesen Aufkleber für ein Buch festlegt. Werden da auch Vorbestellungen mit einbezogen? Ich hab am Erscheinungstag den neuen von Val McDermid - Schleichndes Gift - bekommen und da pappte schon der Aufkleber drauf.

  • Hallo, Sibel.


    "Bestseller" ist ein Marketing-Begriff, den man benutzen kann, ohne ihn validieren zu müssen. Während wir, als Leser, das Wort absolut verstehen würden (also "best selling" im Vergleich mit allen anderen z.B. belletristischen Werken, die derzeit auf dem Markt sind), kann man ihn auch relativ sehen: Ein kleiner Verlag, der zwanzig Titel im Programm hat, von dem sich einer mehr als tausend Mal verkauft hat, könnte diesen "Bestseller" nennen, was in gewisser Weise seine Richtigkeit hätte - eben aus relativer Sicht dieses Verlags.


    Üblich ist es, ein Buch Bestseller zu nennen, das in irgendeiner Bestsellerliste aufgetaucht ist, vorzugsweise auf einem Platz <= 10, häufig reicht aber auch schon ein Platz unter den ersten hundert. Andersherum kann man ein Buch auch Bestseller nennen, wenn es sich über mehrere Jahre hinweg insgesamt über 50.000 Mal (ab dieser Marke - Fensterkreuz mal Pi - spricht die Branche von einem Bestseller) verkauft hat, ohne je in einer Bestsellerliste vertreten gewesen zu sein. Aber, wie gesagt: Der Aufkleber "Bestseller" stellt keine Gewähr dar, dass das Buch auch tatsächlich z.B. über 50.000 Mal verkauft wurde. Ähnlich verhält es sich übrigens in der Musikbranche. Da wird so manches "Hit" oder sogar "Top Hit" genannt, was keine Sau kennt, weil es z.B. von einer weitgehend unbekannten Band der einzige Titel war, der sich nennenswert verkauft hat, während der Rest vom Auswurf der Combo überhaupt nicht über die Theke ging. "Das war unser Hit", sagt dann so manch ein Bandleader, weil 500 Kopien der Single verscherbelt wurden. Heutzutage genügt es übrigens schon, innerhalb einer Woche tausend Singles zu verkaufen, um in die Charts zu kommen - eine Tatsache, die weiland einige Produzenten genutzt haben, um durch Aufkaufen eigener Produktionen in die Hitlisten zu kommen.


    Alles Begriffe ohne Wert und Maßstab. Und natürlich auch ohne Bedeutung in Bezug auf die Qualität eines Buches. Die ersten beiden Bohlen-Ausdünstungen waren echte Bestseller. Thomas Manns "Der Zauberberg" ist auch einer, aber ein nachhaltiger - seit Jahrzehnten schon nicht mehr in den Bestsellerlisten, aber insgesamt mehrere hunderttausend Male verkauft.


    Einige Publikumsverlage sprechen übrigens schon von einem Bestseller, wenn ein Titel innerhalb eines Jahres 10.000 Mal abgegangen ist. Die Zahlen relativieren sich nämlich durch die Gesamtverkäufe. In Harry-Potter-freien Jahren sehen die Verhältnisse anders aus, vereinfacht gesagt.

  • Zitat

    Werden da auch Vorbestellungen mit einbezogen?


    Natürlich. Sobald ein Programm (i.d.R. Frühjahr oder Herbst) steht, gehen die Verlagsvertreter auf die Reise und sammeln "Vormerker". Wenn ein Buch dann lange vor dem Erscheinen mehrere zehntausend Vormerker hat, ist es ein Bestseller, ohne dass irgendwer ein Exemplar davon besitzt.


  • Oh, ich verstehe. Überspitzt gesagt, wenn ein Buchhandel 5 Bücher anbieten würde und eines davon besonders gut verkauft wird, bekommt es schon das Prädikat "Bestseller" während dessen das selbe Buch in einem Buchhandel mit 1000 Büchern evtl. kein einziges Mal verkauft wurde und somit gar nicht beachtet wird.


    Ich hatte eher da etwas unabhängigeres gesucht, sowas konservatives - eine unabhängige Stelle, die unabhängig von Verlag und Autor eben die Verkaufszahlen notiert, bestimmte Kriterien festlegt (z.B ab 100.000 Deutschlandweit verkauften Büchern) und danach dann eben kategorisiert.
    So Statistikgeil wie wir sind, hätte ich gedacht, daß es bestimmt so eine Liste gibt. Wäre bestimmt interessant zu erfahren, welcher der erfolgreichste Autor (bezogen auf Verkaufszahlen) ist etc..
    Diese Hoffnung hatte ich insbesondere deshalb, weil mir neben Beststeller auch Welt-Bestseller Aufkleber aufgefallen sind (ich meine jetzt nicht die Aufkleber, die bereits eine Werbung drauf haben wie RTL, Spiegel etc.)


    Das das immernoch nichts über die Qualität aussagen würde, ist mir schon klar, welches man ja schon an seinem eigenen Kaufverhalten festmachen kann. Jedes Buch, daß ich kaufe, ist ja nicht unbedingt auch eins, welches mich restlos begeistert, aber in die Verkaufsstatistik ist es trotzdem mit eingeflossen.


    Ich denke solange es kein "geschützter" Begriff ist, ist es absolut überflüssig.

  • Hallo, Sibel.


    Wie gesagt, absolute Verkaufszahlen nennen Verlage nur ausnahmsweise. Wer will sich schon so genau in die Karten schauen lassen? Kaum eine Firma, die im Wettbewerb steht, äußert sich in der Öffentlichkeit nachprüfbar über eigene Verkaufs- oder z.B. Kundenanzahlen. Bestenfalls werden geschönt-hochgerechnete Zahlen genannt.


    Übrigens unterscheidet man Bestseller und Longseller. Bestseller sind Titel, die sich zu einem konkreten Zeitpunkt besser als der Rest verkauft haben (genaugenommen, also im Sinne des Wortes, kann es zu jedem Zeitpunkt immer nur genau einen Bestseller geben, aber das kaum so gehandhabt), wohingegen Longseller (wie das erwähnte "Der Zauberberg") Titel sind, die sich über einen langen Zeitraum solide verkaufen (meistens Backlist-Titel).


    Theoretisch könnte übrigens ein Verlag den anderen wegen Verstoßes gegen das Wettbewerbsgesetz angehen, wenn der zweitgenannte einen Titel "Bestseller" nennt, ohne dass dies tatsächlich (absolut gesehen) der Fall war. Da aber so gut wie alle Verlage dieses Prädikat fallweise vergeben, würde man sich damit nur in die eigene Suppe pinkeln. ;-) Zudem werden ja noch andere Ehrentitel vergeben, wie etwa "Top-Titel", "Schlager des Herbstprogrammes", "Die Verkaufssensation" und viele weitere. Ist alles mehr oder weniger mit Vorsicht zu genießen. Ein schlechtes Buch wird dadurch jedenfalls nicht besser. Wer die Chance hat, sollte mal in Buchhandelsbroschüren stöbern. Da wird noch sehr viel intensiver mit wenig nachprüfbaren Superlativen gearbeitet.

  • Es gibt genug Filiale, die das Prädikat "Bestseller" schon in die Vorschau drucken, lange bevor auch nur ein Buch verkauft wurde.
    Allein Bestsellerpotential reicht schon aus, scheinbar, um Bestseller draufdrucken zu können.


    Da es kein geschützter Begriff ist und es sehr schwierig ist zu definieren, wer wann ab wieviel Stück sagen darf, dass es ein Bestseller ist, wird man sich an dem Begriff kaum orientieren können.


    Außerdem, wie schon jemand schrieb, heißt allein die Tatsache, das ein Buch best-verkauft ist, nichts über Qualität und Inhalt aus. Die Bibel, die Mundorgel und der Duden sind alles Bestseller - helfen mir aber auch nicht, wenn ich einen guten Krimi lesen will.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von janda
    Es gibt genug Filiale, die das Prädikat "Bestseller" schon in die Vorschau drucken, lange bevor auch nur ein Buch verkauft wurde.
    Allein Bestsellerpotential reicht schon aus, scheinbar, um Bestseller draufdrucken zu können.


    Da es kein geschützter Begriff ist und es sehr schwierig ist zu definieren, wer wann ab wieviel Stück sagen darf, dass es ein Bestseller ist, wird man sich an dem Begriff kaum orientieren können.


    Außerdem, wie schon jemand schrieb, heißt allein die Tatsache, das ein Buch best-verkauft ist, nichts über Qualität und Inhalt aus. Die Bibel, die Mundorgel und der Duden sind alles Bestseller - helfen mir aber auch nicht, wenn ich einen guten Krimi lesen will.



    :lache :lache :lache

  • Ja, die Zahlen sind bekannt, aber verlassen nicht das Haus. Verlagsseits kann man sehr schwammig und allgemeinreligiöspolitisch werden, wenn es um Daten geht, die es der interessierten Öffentlichkeit eventuell ermöglichen würden, reale Verkaufszahlen hochzurechnen. :grin

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Vandam ()