'Der große Humboldt Fotolehrgang' - Seiten 247 - 314

  • Kapitel 5 Gestaltung


    Mit „In diesem Kapitel verabschieden wir uns von der rein technischen Sicht auf die Fotografie.“ macht Tom Striewisch seinen Lesern Mut und stellt dann fest: „In diesem Lehrgang müssen Sie sich mehr oder weniger allein mit den Bildern auseinander setzen“. Der Lerneffekt soll am größten sein, wenn irgendwas nicht so ganz geklappt hat. Immer wieder spricht er die Empfehlung aus, zu üben. Wir in unserer Leserunde haben ja die besten Voraussetzungen, uns mit Gleichgesinnten auszutauschen. :wave


    Die grundlegenden Prinzipien werden erklärt, z.B. Licht, Bildaufteilung (Goldener Schnitt, Drittelregel) und die Wirkung von Linien und Flächen erläutert. Kreise vermitteln Ruhe, ein auf seiner Basis stehendes Dreieck Stabilität, ein auf der Spitze stehendes Unruhe. Durch das Layout kann man Dinge zusammen bringen oder trennen. Anschaulich illustriert am Beispiel Vase und Hammer. Jedes Motiv für sich ist harmlos. Man kann es förmlich klirren hören, wenn beide zusammen auf einem Bild sind.


    Im Abschnitt Wahrnehmung werden die grundsätzlichen Prinzipien dargestellt, mit denen es gelingen kann, ein Bild vom normalen Foto zu etwas Ansprechendem zu machen. Der Autor weist jedoch darauf hin, dass manchmal aber genau der bewusste Verstoß gegen die Regeln zum perfekten Bild führt. Wahrnehmung ist nicht unbedingt Realität. So wirkt grün heller als es wirklich ist und die Sonne größer als z.B. eine Münze, die man zwischen den Fingern hält. Wir sehen also manchmal Dinge, die nicht sind. Auf dem Foto ist aber nur das drauf, was war. Wie sich die Wahrnehmung auswirkt, illustriert der Autor anhand von Prinzipbildern. Dabei kann man sehen, dass man Ablichten einer dreiköpfigen Familie das kleine Kind besser nicht in die Mitte nimmt. Dadurch würde ein auf der Spitze stehendes Dreieck entstehen. Dieses sorgt für Unruhe und Unbehagen.


    10 Seiten des Kapitels umfassen allgemeine Praxistipps, z.B.: „Im Zweifelsfall gehen Sie lieber näher heran.“ Ein beliebter Fehler ist es, das Motiv in die Mitte zu setzen. Wenn der Kopf einer Person in der Mitte ist, gibt es meist nach oben hin viel freien Raum für Himmel oder Tapete. Das wirkt langweilig.


    Der Autor empfiehlt, im Querformat zu fotografieren, da dies das Format ist, an das wir durch unser Sehen gewöhnt sind. Problem dabei ist natürlich auch, dass u.U. leere Ecken entstehen, insbesondere wenn das Motiv in der Mitte steht. Bilder wirken harmonischer, wenn die Ränder geschlossen sind.


    Zu einzelnen Situationen und grundlegenden Überlegungen gibt es dann gegen Ende des Kapitels kurze spezielle Tipps: Tiere, Kinder, Fremde Menschen, Feuerwerk, Landschaft, Hochzeit oder ähnliche Feier, Aufnahmehöhe, im Bild gewiesene Blickrichtung, Horizont. Die Tipps zu „Hochzeit oder ähnliche Feier“ beginnen mit der Empfehlung, den Fotografierauftrag abzulehnen, wenn das irgendwie möglich ist. :rofl


    Am Ende kommt noch der Hinweis, dass es beim Fotografieren vor allem auf etwas ankommt, das man nicht erklären kann: die intuitive Erfassung einer Situation. Und wieder der Hinweis: üben.


    :fetchKapitel 5 ist es wirklich wert, gelesen zu werden. Da es tatsächlich nicht um Technik geht, kann man das Kapitel flüssig lesen und wahrscheinlich eine Menge für die eigenen Bilder mitnehmen. Manchmal reicht es ja schon, wenn ein Motiv nicht genau in der Mitte steht. Wenn man bei manchen Bildern ein "komisches" Gefühl hat, liegt das vielleicht genau daran, dass die grundlegenden Dinge missachtet wurden.


    :waveBevor ich mich mit der digitalen Dunkelkammer (Kapitel 6) auseinander setze, mache ich ein paar Lektionen vom Video-Training zu Photoshop Elements.