Blutsbruder - Michael Marshall

  • Inhalt: Ward und Nina haben sich abseits der Zivilisation verkrochen und verstecken sich vor dem Zugriff der "Straw Men", mit der Ruhe ist es jedoch bald schon vorbei. In einer Kleinstadt wurde eine verstümmelte Leiche gefunden und das F.B.I will Nina zurückhaben, um an dem Fall zu arbeiten. Ach ja, ausserdem ist der "Upright man" aus der Haft entkommen...
    Lee und seine Kumpels verticken in kleinem Rahmen Drogen in Los Angeles, bis ein mysteriöser Fremder Lee ein Angebot macht.....
    Der alte Photograf dachte, er hätte seine Vergangenheit abgeschüttelt, doch die "Straw Men" vergessen die Ihren nicht....und er bekommt einen letzten Auftrag.


    Meine Meinung: Der erste Band hat mich absolut begeistert, der Zweite war für mich eine herbe Enttäuschung und der Dritte hält leider das Versprechen des ersten Bandes auch nicht.
    Wieder laufen viele Handlungsstränge nebeneinander, allerdings hatte ich oft das Gefühl, hier wird der Roman künstlich gestreckt, vieles stellte sich als unwichtig oder zu langatmig heraus.
    Neues über die rätselhaften "Straw Men" erfährt man als Leser auch nicht, alle hier geschilderten Erkenntnisse wurden auch schon in Band zwei erzählt und glaubwürdiger sind sie auch nicht geworden.
    Meiner Ansicht nach entgleitet die Geschichte dem Autor an irgendeinem Punkt, sie wird etwas zu bombastisch, gerade was die "Straw Men"-Mythologie angeht - da wäre weniger deutlich mehr gewesen. So bleiben ihre Ziele schwammig, die Art ihrer Organisation eher vage.


    Glücklicherweise funktioniert er erste Band auch ohne die Fortsetzungen, obwohl am Ende einige lose Fäden übrigbleiben.

  • Ach Menscht, das klingt wirklich nicht gut. Ich hatte so gehofft, das dieser dritte und letzte Teil alles noch raushauen würde, die Trilogie abrunden würde. Ich war seinerzeit vom ersten Teil auch sehr begeistert, der zweite war noch ganz okay.


    Ich glaube, diesen Teil leihe ich mir erst mal und entscheide dann, ob ich mir später noch das Taschenbuch kaufe, zur Vervollständigung. Jetzt ein teures HC zu kaufen und dann enttäuscht zu sein, das muss nicht sein. :-( Daher vielen Dank für die Rezi, Bodo! :wave

  • Ich habe so etwas nach dem schwachen zweiten Teil (Rezi kommt noch) schon befürchtet. Schade. Ich finde aber sowieso, Michael Marshall (Smith) sollte wieder SF schreiben, die war nämlich richtig gut (hatte nur extrem bescheuerte deutsche Titel).

  • Zitat

    Original von Tom
    Ich habe so etwas nach dem schwachen zweiten Teil (Rezi kommt noch) schon befürchtet. Schade. Ich finde aber sowieso, Michael Marshall (Smith) sollte wieder SF schreiben, die war nämlich richtig gut (hatte nur extrem bescheuerte deutsche Titel).


    Ich hoffe ausserdem das die "Straw Men"-Trilogie nicht repräsentativ für die Qualität seines zukünftigen Schaffens ist!

  • Zitat

    Original von Bodo


    Ich hoffe ausserdem das die "Straw Men"-Trilogie nicht repräsentativ für die Qualität seines zukünftigen Schaffens ist!


    Ich hoffe auch sehr, das die Neueren besser sind!


    Sehe ich das richtig, dass es im Original von ihm gibt, die nicht zur Trilogie gehören? "Bad Things" und "The Intruders" habe ich gefunden. Klingen beide nach Thriller, oder? :gruebel


    "Der sechste Klon" (früher "Geklont") ist jetzt unter dem "neuen" Namen neu verlegt worden. "R.E.M." habe ich schon im RuB, die anderen werden wohl noch folgen.

  • Die drei unabhängigen SF-Romane sind


    -"Geklont/Der sechste Klon"
    -"Stark, der Traumdetektiv"
    -"R.E.M."
    (alle bei Rowohlt)
    Diese Bücher, zusammen mit "Der zweite Schöpfer" (als einzelner Thriller läßt sich dieses meiner Meinung nach Buch durchaus lesen) sind wirklich lesenswert!

  • Hey
    also ich weiß gar nicht was ihr habt
    Ich finde den 3 Teil genauso wie die anderen: Genial!
    Natürlich ist er von der Handlung anders aber gerade das macht ihn für mich so interessant. Ich hoffe echt es gibt noch einen 4 Teil, was bei dem Ende ja noch machbar wäre.


    lg alex

  • Bin durch:


    Der dritte, aber - wie zu fürchten steht - längst nicht abschließende Band der "Straw Men"-Reihe des ehemaligen SF-Autors Michael Marshall Smith führt die bekannten Protagonisten aus "Der zweite Schöpfer" und "Engel des Todes" in ein Nest namens Thornton, in dem kurz nacheinander zwei bestialisch zugerichtete Leichen gefunden werden. Während Nina und Ward vor Ort nach dem Täter suchen, ist der mysteriöse Ex-Agent John Zandt in Sachen Selbstjustiz unterwegs. Parallel erzählt "Blutsbruder" von einem jungen Drogendealer namens Lee, der in mehreren Schießereien alle Freunde verliert und alsbald vom vermeintlichen "Straw Men"-Oberhaupt und Ward-Zwilling Paul für seine Zwecke rekrutiert wird.


    Thriller sollten sich durch Spannung auszeichnen, oder wenigstens durch vertrackte Rätsel, aber Marshall weiß außer einer diffusen Verschwörungstheorie und - durchaus bemerkenswerten - Lebensweisheiten aus dem Mund von Ward Hopkins nicht viel aufzubieten. Nichts davon hat mit dem Prädikat "Thriller" zu tun. Einzelne Handlungsstränge und Episoden dieses Romans sind dicht und sehr lesbar erzählt, aber das Gesamtbild wirkt wie das abstrakte Gemälde eines völlig durchgeknallten Anstaltsinsassen. Elemente scheinen völlig anderen Plots zu entspringen und letztlich für das Buch zurechtgestutzt worden zu sein. So macht die relativ ausführliche Vorgeschichte von Lee überhaupt keinen Sinn, da er in Minutenschnelle zum austauschbaren Bauernopfer im Rahmen einer eher sinnfreien Anschlagsserie wird. Die in einem Nebenstrang von John Zandt entdeckten "Wurzelkeller" tauchen später nicht mehr auf, weder indirekt, noch im Wortsinn. Das Ende ähnelt einem klassischen, allerdings etwas depressiven Rettung-in-letzter-Minute-Showdown, ohne auch nur ansatzweise das Kernrätsel zu lösen, dafür aber gibt es jede Menge Leichen. Mag sein, dass es Marshalls Idee war, die Aussichtslosigkeit des Kampfes gegen eine so übermächtige Geheimorganisation, wie die "Straw Men" es sein sollen, zu schildern, aber das hat er erstens schon zweimal getan und zweitens widerspricht dies dem Interesse der Leser. Die gesamte Trilogie, so es sich um eine handelt, macht insgesamt keinen einzigen Schritt nach vorne. Und von Spannung kann, wie erwähnt, keine Rede sein.


    Ganz haarig wird es übrigens, wenn Marshall versucht, die erdachten Schauplätze seiner Handlung detailgenau zu schildern. Seine Angaben fallen zwar anscheinend präzise aus, sind es aber keinesweg, und wie in der Schlussszene von "Engel des Todes" kann sich der Leser nur dadurch helfen, dass er einfach alle Positionsbeschreibungen und Topologien völlig ignoriert. Es reicht, wenn man sich darauf einlässt, dass fürchterlich viel geschossen wird und letztlich ein paar Leute tot sind. Wer genau wo gestanden hat, um wen zu sehen und folglich erschießen zu können, das geht aus den Beschreibungen nicht hervor. Alleine, es spielt ja auch keine Rolle. Ergebnisse zählen. Und auch Logik ist kein relevanter Aspekt dieses Romans. Warum der sonst hyperintelligente und vorausschauende Paul an der entscheidenden Stelle so dumm ist, seine Rufnummer nicht zu unterdrücken, unterschlägt der Autor.


    Lieber Michael Marshall - bitte nehmen Sie das "Smith" wieder in Ihren Namen und schreiben Sie so großartige Science-Fiction-Romane wie "Geklont" oder "Stark, der Traumdetektiv". Verschwörungsthriller sind Ihr Genre nicht. Das haben Sie mit dieser Reihe eindrucksvoll bewiesen.

  • hey tom
    mal ganz ehrlich deiner schilderung kann ich nicht zustimmen mag sein das das marshall das buch durch die nebenstränge in die länge zieht aber eingiges muss man wissen (zb lees drogengeschichte) damit man das ende besser versteht.
    auch kann ich nicht verstehen das du paul dummheit unterstellst, denn es war von anfang an klar das er ward und zandt herrausfordern will und hat sie durch die freigabe seiner nummer in eine falle gelockt.
    außerdem bin ich davon überzeugt, das paul sich immer eine hintertür offen hält und mit dem 3 teil die geschichte der straw men noch nicht abgeschlossen ist.


    lg alex