Alles wird gut, SiCollier! *tätschel und Baldrian anreich*
'Das Jadepferd' - Seiten 092 - 189
-
-
Zitat
Original von SiCollier
Zu Besuch bei Batügüls Familie (ich dachte, die vielen „ü“s gäbe es nur im Türkischen?)Die Uiguren gehören zu den Turkvölkern, wenn ich das richtig verstanden habe und damit müssten sie eigentlich auch noch eine Art Türkisch sprechen.
Auch in Xinjiangs Hauptstadt Ürümqi finden sich viele ü's
-
Abschnitt durch. Sehr viel habe ich meinen vorherigen Ausführungnen nicht hinzuzufügen.
Schade, daß Marion das Telefonat mit Li so abkürzt. Und schade, daß der nicht merkt, neben wem er da gesessen hat. Immerhin fällt Li auf, daß es sich um einen etwas seltsamen Gesellen handelt.
Schön fand ich das Ablenkungsmanöver mit dem Päckchen. Wirklich eine gelungene Idee, hoffentlich wirkt sie auch. Das Gesicht Lis würde ich gerne sehen, wenn er das Paket öffnet. Allerdings vermute ich, daß ihm das sehr „spanisch“ vorkommen wird, und er ihr entweder nachreist, einen vertrauenswürdigen Kollegen informiert, sich um sie (im positiven Sinne) zu kümmern, oder zumindest sofort Kontakt zu ihr aufnimmt. Und ihr dann nachreist.
Die Rückblenden ergeben auch so langsam einen Sinn bzw. eine sinnhafte Geschichte. Wenn ich das so überlege, hat Marion bisher ziemlich viel Glück gehabt, seit sie das Jadepferd besitzt. Ich hoffe doch, daß sich im Laufe des Buches das Geheimnis dieses Artefaktes vollständig enthüllt.
@ Batcat
*nimmt dankend den Baldrian und kann beruhigt weiterlesen *
@ Bouquineur
Danke für den Hinweis. Ich gebe meine Unwissenheit zu - ich kannte zwar den Namen „Turkvölker“, hatte bisher aber überhaupt keine Vorstellung, was sich dahinter verbirgt, bzw. noch nie drüber nachgedacht. Der verlinkte Artikel hat dann etwas Aufhellung gebracht.
Ich habe zwar eine ziemlich umfangreiche Bibliothek, doch zu den im Buch angesprochenen Themen (wie China, Turkvölker, Asien) gibt die überhaupt nix her, weil diese Bereiche noch nie in meinem Interessenblickpunkt gelegen haben. Das „Jadepferd“ führt mich also auf für mich absolutes Neuland, selbst was die Art des Reisens betrifft. Sogar meine Atlanten, die ich inzwischen konsultiert haben, weisen nur Karten in sehr großem Maßstab auf. Jedoch ist mir dabei klar geworden, daß mir bisher eben nicht klar war, wie groß das Gebiet ist. (In der Karte im Buch wäre ein Größenvergleich des Ausschnittes mit ganz China zumindest für mich hilfreich gewesen, um eine bessere Vorstellung zu bekommen.)
Zitatharimau
Wie wäre es mit einer "Gewerkschaft des internationalen Hütchenspielertums"? Oder sind die schon bei ver.di organisiert?
Davon gehe ich aus. -
Zitat
Original von SiCollier
Sogar meine Atlanten, die ich inzwischen konsultiert haben, weisen nur Karten in sehr großem Maßstab auf. Jedoch ist mir dabei klar geworden, daß mir bisher eben nicht klar war, wie groß das Gebiet ist. (In der Karte im Buch wäre ein Größenvergleich des Ausschnittes mit ganz China zumindest für mich hilfreich gewesen, um eine bessere Vorstellung zu bekommen.)
Lieber SiCollier
Den gesuchten Größenvergleich findest du im Jadepferd auf Seite 476, zugegebenerweise etwas versteckt hinter dem Glossar
Zu Turkvölkern und Einkindpolitik folgen später noch einige Anmerkungen von Steffi.
Weiterhin viel Spaß mit dem Pferdchen wünscht dir
harimau
-
@ harimau
Danke für den Hinweis!
(Da sehe ich ein Mal nicht ans Ende des Buches, um nicht gaaaaanz zufällig auf der letzten Seite anzukommen und die zu lesen, und übersehe tatsächlich genau die Karte, die ich gesucht habe. Beim nächsten Mal also wieder erst vorne und hinten gucken. )
ZitatOribinal von harimau
Zu Turkvölkern und Einkindpolitik folgen später noch einige Anmerkungen von Steffi.
Alles klar; ich poste halt dann und in den Abschnitten, wo mir was auffällt. Da ich hinterherhinke, kommt es eben zu solchen Doppelposts bzw. Stellen von bereits geklärten Fragen. Es gibt Schlimmeres. -
Zitat
Original von SiCollier
Alles klar; ich poste halt dann und in den Abschnitten, wo mir was auffällt. Da ich hinterherhinke, kommt es eben zu solchen Doppelposts bzw. Stellen von bereits geklärten Fragen. Es gibt Schlimmeres.
Das will ich wohl meinen. Ich folge deinen Anmerkungen jedenfalls mit Interesse
harimau
-
So, da bin ich wieder ... habe kurz mal ne Runde um den Block gedreht, zum Auslüften. Und siehe da, Weihnachten steht vor der Tür. Überall blitz und blinkt es, Plastikweihnachtsmänner (made in China) erklettern Hausfassaden und Balkone ...
Aber zurück zum Thema.ZitatOriginal von SiCollier
„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.“ Dieses Sprichwort ist mir während dieses Abschnittes in den Sinn gekommen. Erzählen natürlich nur, wenn man die zahlreichen Abenteuer überlebt. Aber davon gehe ich erst mal aus. Ich muß zugeben, je mehr ich lese, um so froher bin ich, das eben zu lesen und nicht selbst erleben zu müssen. Mir reichen mit Toiletten beispielsweise noch meine Erfahrungen, die ich während meiner vielen Außendienstjahre mit so mancher solcher Anlage in Deutschland gemacht habe. Dann erst die Verhältnisse dort.
Ich habe mal einen inoffiziellen Travellerwettbewerb (irgendwo in Asien, wir saßen in einer großen Runde, das Bier floss, die Stimmung war gut) ums schaurigste Klo gewonnen – es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem tibetischen Klo. Ich habe gewonnen, weil mein Argument überzeugte, dass dasjenige (in Tibet) gefroren war, während meins ... so, und den Rest könnt ihr euch denken. Aber man braucht gar nicht so weit in die Ferne schweifen: Ich denke da zum Beispiel an französische Autobahnklos oder alpine Hütten in der NachsaisonZitatOriginal von SiCollier
Zu Besuch bei Batügüls Familie (ich dachte, die vielen „ü“s gäbe es nur im Türkischen?) habe ich mich gefragt, wie das mit der Ein-Kind-Politik in China ist. Gilt die nur für die Hauptstadt, einige weitere Großstädte und bestimmte „urchinesische“ Provinzen und hier nicht, oder wird die hier einfach nicht befolgt?
Die Ein-Kind-Politik ist tatsächlich komplizierter, als es sich erstmal anhört. Im Großen und Ganzen unterliegen ihr "nur" die Han-Chinesen (welche allerdings die überwältigende Mehrheit ausmachen), und auch hier gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land. In manchen ländlichen Regionen sind zwei Kinder erlaubt. Bei den Minderheiten wird ebenfalls differenziert, manche dürfen zwei, manche drei Kinder haben. Drei sind meines Wissens nach allerdings die Obergrenze. Sich nicht daran zu halten hat enorme finanzielle Nachteile – Sondersteuern, Strafen etc., die sich nur die Reichen leisten können. Weshalb die zum Teil auch mittlerweile auf das Gesetz pfeifen. Das Ein-Kind-Gesetz ist eine ziemlich umstrittene Sache, so gibt es z.B. in China mittlerweile einen deutlichen Männerüberschuss, weil Mädchen traditionell nicht viel wert sind – das hat auch der Kommunismus nicht ändern können, obwohl sich das Los der Frauen im Verhältnis zu den Männern in den letzten Jahrzehnten mit Sicherheit tausendprozentig verbessert hat. Das ist zumindest mein Eindruck. Die Frauen sind selbstbewusst, gut ausgebildet und durch das System gezwungen worden, sich beruflich zu emanzipieren. Dies hat natürlich auch in den Familien etwas bewegt.
Die Ein-Kind-Politik hat natürlich zwangsläufig zu einer Bevölkerungspyramide geführt, die der unseren nicht unähnlich ist. Und ähnlich gewaltig sind die Probleme der Altersarmut, die dadurch auf China zurollen, denn wer soll sich um die Alten kümmern? Ein Rentensystem wie hier gibt es nicht, es gab lediglich die "Eiserne Reisschüssel" der Industriearbeiter in den Städten, die ein Synonym für die Rundumversorgung von der Geburt bis zum Tod war. Doch diese "Eiserne Reisschüssel" ist längst zerbrochen. Deshalb hat die chinesische Regierung übrigens auch den Konfuzianismus entstaubt, der in der maoistischen Vergangenheit als eine der Traditionen galt, die auszurotten waren, mit Stumpf und Stiel. Es ist nicht gelungen, und heute werden die Kinder wieder angehalten, die Prinzipien zu beachten, die da sind, unter anderem: Die Alten zu ehren. Und zu ernähren. (Wer dieses Thema vertiefen will: Konrad Seitz: China - eine Weltmacht kehrt zurück. Unglaublich informativ, und es liest sich auch sehr gut.)
Andererseits:
Unter Mao galt lange die Maxime, so viele Kinder wie möglich zu bekommen. Wäre das so weiter gegangen, wäre China wahrscheinlich mittlerweile aus allen Nähten geplatzt. Hier haben wir es - mal wieder - mit einem Problem zu tun, welches unbedingt von allen Seiten beleuchtet werden muss.ZitatOriginal von SiCollier
Seite 120f, die Schilderungen der Situation dort. Da habe ich mich gefragt, ob das die politischen Realitäten oder eine erdachte Schilderung ist. Ich vermute fast ersteres.
Es sind politische Realitäten. Leider.ZitatOriginal von SiCollier
Derzeit bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits will ich unbedingt weiterlesen, andererseits grausts mir schon vor dem, was da möglicherweise noch alles kommen wird. Würde ich nicht hier in der Leserunde posten, hätte ich schon längst die letzte Seite gelesen. Mal sehen, wie lange ich das noch so durchhalte (ohne einen Blick aufs Ende zu werfen).
Untersteh dichEdit: Verquerer Satz
-
@ SiCollier
harimau, "der auf der Leitung steht"
Mit "später" hatte ich nicht weiter hinten im Thread, sondern zeitlich später, demnächst, gemeint.
War also gar kein Doppelposting von dir. Und selbst wenn es so wäre
harimau
-
Die Ausführungen zur Ein-Kind-Politik fand ich sehr interessant, Danke!
Und ein kurzer Schwenk: Was die französischen Autobahntoiletten angeht dachte ich immer, das wäre nur ein traumatisches Einzelerlebnis gewesen. So gruselig war nicht mal das WC auf dem Jeeptreff in der tunesischen Wüste... Auf jeden Fall waren beide Örtlichkeiten so extrem ekelhaft, daß ich das Grauen noch nicht einmal fotografisch dokumentieren wollte.
Aber bevor wir hier die Leute vergraulen, lieber wieder zurück zum Thema...
-
Zitat
Original von SiCollier
@ BouquineurDanke für den Hinweis. Ich gebe meine Unwissenheit zu - ich kannte zwar den Namen „Turkvölker“, hatte bisher aber überhaupt keine Vorstellung, was sich dahinter verbirgt, bzw. noch nie drüber nachgedacht. Der verlinkte Artikel hat dann etwas Aufhellung gebracht.
Ich habe zwar eine ziemlich umfangreiche Bibliothek, doch zu den im Buch angesprochenen Themen (wie China, Turkvölker, Asien) gibt die überhaupt nix her, weil diese Bereiche noch nie in meinem Interessenblickpunkt gelegen haben. Das „Jadepferd“ führt mich also auf für mich absolutes Neuland, selbst was die Art des Reisens betrifft.
Nun, ich wusste auch genau gar nix (beziehungsweise habe nie drüber nachgedacht) über diese Region. Gut, von der Seidenstraße hatte ich gehört, und auch, dass Marco Polo auf diesem Weg gereist ist, aber das war es auch schon. Umso größer die Kronleuchter, die mir aufgingen, als ich zu graben begann. Und es ist genau das, was ich am Reisen wie am Lesen so schätze. Man beißt sich fest, öffnet Türen und geht willig hindurch, und dann durch die nächste und die nächste ... und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.Zu den Turkvölkern habe ich eigentlich gar nichts mehr hinzuzufügen: Si Colliers Link, oben im Zitat noch einmal zu finden, ist erschöpfend und extrem interessant. Auch wenn man Wikipedia mit einem gesunden Misstrauen benutzen sollte: Hier scheint jemand sein geballtes Wissen untergestellt zu haben. Toll. Was ich persönlich, bezogen aufs Jadepferd, sehr interessant fand, ist die Bedeutung des Clannamens "Uighur" – Friedfertigkeit. Ich fand sie jedenfalls auch sehr nett und kein bisschen aggressiv ...
Was die Sprache mit ihren vielen "ü's" anbelangt, so liegt ihr natürlich richtig: Uighurisch ist mit dem Türkischen verwandt, und zwar so eng, dass mir ein in Istanbul lebender Kanadier berichtete, er würde, wenn die Uighuren langsam sprächen, das meiste verstehen - und umgekehrt (der Mann sprach fließend Türkisch).
-
Danke für die Erläuterungen! Es ist halt alles doch komplizierter, als ein Schlagwort einem Glauben machen will.
ZitatSteffiB
Gut, von der Seidenstraße hatte ich gehört, und auch, dass Marco Polo auf diesem Weg gereist ist, aber das war es auch schon.
Das entspricht auch so etwa meine Kenntnisstand vor Lesebeginn.Im nächsten Abschnitt stecken schon etliche Erinnerungszettel, aber zum Schreiben des Posts komme ich vermutlich frühestens heute Abend oder morgen.
-
Marions Reise wirkt sehr authentisch, z.B. die Fahrt im Bus, wie sie die Kamelherde oder die Fata Morgana sieht.
Dann die Ankunft in Khotan-Oase mit den traditionellen Wohnvierteln mit ihren Moscheen und Märkten, die bestehen, auch wenn die Moderne schon Nahe ist.
Das hat tatsächlich etwas von einem literarischen Reiseroman, der dem Leser die Orte noch besser als Fotos nahebringen. Das erinnert mich an Bücher wie „Der alte Patagonien-Express“ von Paul Theroux. Ich habe so etwas schon länger nicht mehr gelesen und finde es großartig, allerdings gibt es auch sehr viele schlecht geschriebene Reiseromane.SteffiB, bist du auch von Reiseromanen beeinflusst oder geben dir nur selbst erlebte Reisen ene Inspiration?
Mit der Ärztin Batagül findet Marion eine gute Freundin und wird sogar von ihrer Familie aufgenommen, die ihr schnell ans Herz wachsen.
Batagül hat als Ärztin und gleichzeitig zweifache Mutter eine durchaus kritische Meinung zu Chinas Politik.
Schade, dass wir Batagül nach Marions Abreise wahrscheinlich nicht wiedertreffen. Sie ist eine spannende, authentisch wirkende Figur. Es hätte mich interessiert, ob sie mit der Zeit in ihrer Position als Ärztin, die aber auch die Diskreminierung durch die Han-Chinesen erlebt und Nachteile in Kauf nehmen muss, vielleicht verbittert und ihre Ideale verliert. Allerdings halte ich sie aufgrund der bisherigen Beschreibungen für bodenständig und realistisch.Ist es nicht für Marion auch eine Gefahr, sich mit den Menschen, die sie trifft, so eng zu befreunden? Schließlich wird sie die meisten wahrscheinlich nicht wiedertreffen.
-
Lieber Herr Palomar,
du treibst mir wirklich die Röte ins Gesicht. Theroux! Mein großer Held!
Ich habe tatsächlich einiges an Reisebüchern gelesen und muss dir Recht geben: viele sind lala bis unlesbar. Aber es gibt eben auch die ganz Großen: Theroux, Chatwin, Twain (!!! Die Arglosen im Ausland. Eins der besten Bücher aller Zeiten. Selten so gelacht). Vikram Seth - From Heaven Lake ... um nur einige zu nennen.
Ich denke schon, dass sie mich beeinflusst haben. Ich habe selbst ein Reisebuch geschrieben, but heaven knows, ob es jemals das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Es ist halt doch immer eine ich, ich, ich-Erzählung, und sowas kann schnell ins Auge gehen. Selbst Theroux fand ich manchmal unerträglich, denn er gibt einiges von sich preis, und da hat mir längst nicht alles gefallen.
Irgendwann hatte ich dann die Idee, meine Reiseerlebnisse mit einer fiktiven Geschichte zu kombinieren, und heraus kam das Jadepferd (und viele Ideen mehr, die ich zum Teil schon umgesetzt habe.) Das heißt im Grunde, dass ich den "normalen" Weg umgedreht habe: Nicht erst die Idee, dann die Recherche, sondern erst die Reise, daraus folgend die Inspiration, dann Recherche, vielleicht noch einmal hinfahren und gezielt gucken. Die Grundlage für meine Bücher ist - zumindest in der Gegenwart - ausschließlich selbst Erlebtes. Ich mache einen Punkt daraus, nur über Weltecken zu schreiben, die ich wirklich kenne (Obwohl ich eine Geschichte im Hinterkopf habe, bei der es wohl nicht ginge .... aber das wird sich zeigen, wenn es soweit ist). Das heißt nicht, dass ich jedes Dorf besucht habe. Beim Jadepferd gibt es nur zwei Orte, den ich nicht besucht habe, der eine ist Wuwei (soll aber sehr ähnlich sein wie Zhangye, außerdem spielt die Geschichte dort vor 1800 Jahren), der zweite Dandan Oilik/Lie Xie. Ich hätte eine Expedition organisieren müssen, um dorthin zu gelangen, und das ging mir dann doch zu weitZitatOriginal von Herr Palomar
Schade, dass wir Batagül nach Marions Abreise wahrscheinlich nicht wiedertreffen. Sie ist eine spannende, authentisch wirkende Figur.
Ich sage nichts ohne meinen AnwaltZitatOriginal von Herr Palomar
Ist es nicht für Marion auch eine Gefahr, sich mit den Menschen, die sie trifft, so eng zu befreunden? Schließlich wird sie die meisten wahrscheinlich nicht wiedertreffen.
Es ist eine schreckliche Gefahr. Harimau und ich haben feststellen müssen, dass das Abschiednehmen von Menschen, die man innerhalb kürzester Zeit lieb gewonnen hat, zu den schlimmsten Erlebnissen gehört. Diese Freundschaften entwickeln sich oft sehr rasant, weil man ja weiß, dass die Zeit begrenzt ist. Aber dann mussten wir feststellen, dass manche dieser Freundschaften halten, auch über Zeit und Raum, dank Internet, Briefen, anderen Freunden, die hinfahren und liebe Grüße mitbringen ... Wir haben seit Jahren Kontakt zu Freunden in Malaysia, Thailand, Burma, China, Nepal ... und wenn man dann ein zweites, vielleicht sogar drittes Mal dort hinfährt, ist die Freude umso größer!Liebe Grüße sendet
SteffiB -
Zitat
Original von Herr Palomar
Schade, dass wir Batagül nach Marions Abreise wahrscheinlich nicht wiedertreffen.Zu SteffiBs Kommentar:
Ich habe den nächsten Abschnitt komplett durch; ich hoffe das mit dem Anwalt bezieht sich nicht nur auf diesen. Batagül und ihre Familie waren mir nämlich auch sehr sympathisch, von ihrem Bruder mal abgesehen, und ich würde ihnen auch gerne nochmals begegnen. :-)ZitatOriginal von SteffiB
(...) meine Reiseerlebnisse mit einer fiktiven Geschichte zu kombinieren (...)Genauso empfinde ich das auch: die Schilderungen des Lebens, der Menschen, der Gegend in China sind so realistisch, daß ich dauernd das Gefühl habe, eine erlebte Geschichte zu lesen. Wenn das noch zweihundert Seiten so weitergeht, könnte ich direkt in Versuchung geraten, selbst mal dorthin zu reisen (wenngleich derzeit die Möglichkeit, daß ich so eine Reise jemals unternehmen könnte, recht gering ist).
Ich bin inzwischen auf Seite 297, kann aber noch nicht überblicken, ob ich heute noch oder erst morgen zum Posten meines Kommentares komme.
-
Zitat
Original von SteffiB
. Aber es gibt eben auch die ganz Großen: Theroux, Chatwin, Twain (!!! Die Arglosen im Ausland. Eins der besten Bücher aller Zeiten. Selten so gelacht).Das hört sich interessant an. Da muss ich mal reinlesen.
Gleich ab damit auf die Wunschliste! -
Zitat
Original von Herr Palomar
Das hört sich interessant an. Da muss ich mal reinlesen.
Gleich ab damit auf die Wunschliste!Lieber Herr Palomar!
Da kann ich dir jetzt schon viel Spaß wünschen. Das Buch steht auch in meiner Bestenliste sehr weit oben. Mark Twain erweist sich hier wieder einmal als genauer Beobachter der menschlichen Eigenarten (insbesondere seiner Schwächen) und setzt seine Pointen punktgenau. Denk an Steffi und mich, wenn du die Abhandlung über die Austern von Smirna liest
LG harimau
-
Zitat
Original von SteffiB
Selbst Theroux fand ich manchmal unerträglich, denn er gibt einiges von sich preis, und da hat mir längst nicht alles gefallen.
Ich weiß genau, was du meinst. Theroux exentrische Selbstdarstellung kann ihn schon unsympathisch wirken lassen, man denke nur an sein Naipaul-Buch.
Die Größe zeigt sich aber darin, offen zu schreiben ohne Rücksicht auf ein geschöntes Bild. Und das kommt zum Glück auch hier zum tragen. Auch Marion ist, wie einige Kommentare der Leserunde auch schon ansprachen, keine makellose Heldin, sondern geht auch schon mal recht bedenkenlos Risiken ein. Dafür musste sie allerdings auch schon Beulen und sogar Krankenhaus in Kauf nehmen.Noch einmal zu Batügül: Der Grund warum ich sie so mag, ist ihre Aufrichtigkeit. Die zeigt sich zum Beispiel, als sie Marion ermahnt, nicht das Wasser von den Händen abzuschütteln und vielleicht andere zu treffen (Seite 105). Andere hätten vielleicht höflich geschwiegen, aber innerlich den Kopf geschüttelt. Doch Batügül ist offen, das muss man ihr hoch anrechnen, ich denke, das schätzt auch Marion an ihr!
-
Ah, die Sache mit dem Abschiednehmen.... da war doch was!
Das ist mir auch im Kopf herumgegangen: Ich finde es schrecklich schade, wenn man Menschen trifft und mag - und weiß, daß man sie vermutlich nie mehr wiedersehen wird. China ist ja auch nicht gerade "umme Ecke".
Klar, heute kann man mit Internet, ICQ, Webcam, Mails viel einfacher Kontakte um die ganze Welt pflegen, aber es ist einfach nicht dasselbe wie der "echte Auge in Auge-Kontakt".
-
@ Herr Palomar
Ich bin immer froh, wenn mich jemand auf die Fettnäpchen aufmerksam macht - auch, wenn ich schon knietief drin stehe. Dann lassen sich Faux pas (ähm, ist das die Mehrzahl? Französischunterricht ist so lange her ... oder ist es etwa doch Faux pässer :lache), also, dann lassen sich Faux pas (pl.) leichter aus der Welt schaffen und es bleibt kein unangenehmer Nachgeschmack. Insofern ist Batügül ein Ideal, aber es gibt zum Glück immer wieder beherzte Menschen, die einem helfen.@ Batcat
Zum Glück gibt es diesen Spruch: Man sieht sich immer zwei Mal. Sehr tröstlich - und es ist sogar was dran! -
Da hast Du recht, Steffi. Aber wie oft sind es genau die Falschen, die man zweimal sieht?!