'Das Jadepferd' - Seiten 190 - 297

  • Nachdem ich diesen Abschnitt nun hinter mich gebracht habe, möchte ich noch meine Eindrücke dazu posten: Es hat mir sehr gut gefallen, wie Marion Nikolai in Thailand erst einmal abschüttelt. Originelle Idee, die ja selbst Nikolai Respekt abnötigte. :lache


    Interessant finde ich, daß Thomas und Susanne den Inhalt des Kästchens lieber nicht sehen wollen. Wir wir Leser wissen - angesichts der Geschichte des Jadepferdes eine sehr weise Entscheidung!


    Interessant fand ich auf Seite 286 einen für die Handlung eigentlich nebensächlichen Abschnitt, in dem Marion darüber reflektiert, was sie auf ihrer Reise alles erlebt haben und daß das Jahr in Asien mit mehr Ereignissen vollgestopft war als ein halbes Leben in Deutschland. Möglicherweise ist das auch die Erklärung, warum immer wieder Menschen den Drang verspüren, hier für eine Zeit lang auszusteigen und sich die Welt anzusehen. :gruebel


    Wie gesagt, für die Handlung ist dieser kleine Passus irrelevant, für mich war es dennoch interessant, darüber nachzudenken.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Komme ich doch glatt zu spät :cry


    Bin nämlich hier, um genau den Link einzustellen. Nun wissen wir jedenfalls alle, dass Steffi keines falls übertrieben hat :chen


    LG harimau

  • Zitat

    Original von Batcat


    Interessant fand ich auf Seite 286 einen für die Handlung eigentlich nebensächlichen Abschnitt, in dem Marion darüber reflektiert, was sie auf ihrer Reise alles erlebt haben und daß das Jahr in Asien mit mehr Ereignissen vollgestopft war als ein halbes Leben in Deutschland. Möglicherweise ist das auch die Erklärung, warum immer wieder Menschen den Drang verspüren, hier für eine Zeit lang auszusteigen und sich die Welt anzusehen. :gruebel


    Wie gesagt, für die Handlung ist dieser kleine Passus irrelevant, für mich war es dennoch interessant, darüber nachzudenken.


    Liebe Batcat!


    Wie du dir vorstellen kannst, erinnern Steffi und ich uns noch heute regelmäßig an die "Abenteuer" unserer ersten großen Reise, selbst wenn sie eine Weile zurückliegt - in drei Tagen jährt sich unsere Abreise zum zehnten Mal. Marions Reflektion zum Thema entspricht hundertprozentig unserer eigenen Wahrnehmung. Steffi hat einmal sehr schön gesagt, dass wir uns auf diesen Reisen "Zeit stehlen". Der erste Trip hat etwas über zwei Jahre gedauert, aber gefühlt waren es fünf oder mehr Jahre.
    Für die Handlung ist der Passus irrelevant, da hast du recht, für uns persönlich jedoch eine der wichtigen Aussagen des Buchs :-)


    harimau :wave

  • Die Beschreibungen am Anfang dieses Abschnittes mit der Zugfahrt erinnern mich stark an Reisen mit der deutschen Bahn:


    Restlos überfüllt, Reservierungsplätze belegt, schlechter Zustand der Toilette, erschöpfte Reisende.


    Ich kann eigentlich keinen Unterschied erkennen! :grin



    Dann bin ich froh, mal wieder von Yandao zu lesen. Er spielt bisher eine kleinere Rolle als gedacht und ich habe ihn schon vermisst.


    Mit Bruder Tuck hat Marion jetzt einen treuen Begleiter.


    Zitat


    Genial! :anbet

  • Jetzt habe ich diesen und den nächsten Abschnitt durch. Mal sehen, ob ich noch weiß, warum ich diverse Zettel ins Buch gesteckt habe. Also.


    Der Trick mit dem Paket nach Deutschland ist gut; daß das so problemlos durch den Zoll geht? Ich habe mir mal einen Sprachkurs aus den USA bestellt, die Sendung wurde vom Zoll geöffnet. Dann erst ein Paket aus China.


    Seite 212ff. Die Erzählung des alten Chinesen hat mir gefallen. Und gleich die Erklärung für Ma Li Huo. Sieh einer an. :chen (Zwischenfrage: stimmt denn die Übersetzung?) Interessant übrigens, wie sich im Laufe der Jahrhunderte Fakten zu Unsicherheiten und Legenden wandeln. Das ist mir das erste Mal bewußt im Romanzyklus „Die Ahnen“ von Gustav Freytag begegnet, den ich so etwa mit zwanzig gelesen habe. (Der beginnt im 4. Jahrhundert und beschreibt die Geschichte eines Geschlechtes bis ins frühe 19. Jahrhundert.)


    Auf Seite 222 sind mir zwei Sätze besonders aufgefallen:
    Ich habe mich nach Wuwei zurückgezogen und der Pferdezucht gewidmet, weil ich die Verlogenheit der Politik nichtmehr ertragen konnte.
    (...)
    Je weiter von der Hauptstadt entfernt, desto besser werden die Leute. (...)


    Seite 231. “Eine Schildkröte! Willst du sie essen?“ :chen


    Dann die Begegnung mit Professor Kirchner. Auch er ist sofort von dem Jadepferd fasziniert bzw. gefangen. Es übt in der Tat einen unheilvollen Einfluß auf die Menschen aus.


    Ansonsten fällt es mir etwas schwer, die Begebnisse dieses und des nächsten Abschnittes zu trennen, weswegen ich, um Spoiler zu vermeiden, weitere Kommentare lieber nicht hier, sondern im nächsten Abschnitt schreibe.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Der Trick mit dem Paket nach Deutschland ist gut; daß das so problemlos durch den Zoll geht? Ich habe mir mal einen Sprachkurs aus den USA bestellt, die Sendung wurde vom Zoll geöffnet. Dann erst ein Paket aus China.


    Och, es wird ja nicht alles kontrolliert. Ich habe vor ein paar Jahren 7 Kisten à 20 kg von Malaysia nach D-land geschickt, und nicht eine ist geöffnet worden, obwohl eine Menge hübscher Souvenirs, inkl. Repliken, Buddhas etc. darin waren. Na, und da dachte ich, ein echtes Stück in einer Kiste voller wertlosem Tand zu verstecken, könnte klappen. Es wird auch nicht jeder kontrolliert. Aus mir komplett unerfindlichen Gründen sind harimau und ich noch nie angehalten oder gefilzt worden (noch nicht mal bei der Einreise in Australien, das muss uns erstmal einer nachmachen), obwohl wir zum Teil wie schlimme Hippies aussahen mit unseren bunten Hemden und verwarzten Rucksäcken, während in meinen Augen seriös aussehende Menschen einkassiert wurden. Zöllner haben, scheint's, ihr Beuteschema, in das wir nicht hineinpassen.


    Die Übersetzung für Ma Li Huo stimmt so ungefähr. Ich habe mehrere Chinesen gefragt, und sie gaben mir ihren Segen. Es sei zwar etwas ungewöhnlich, man könne es aber machen. Das Chinesische ist ja etwas sperrig und durchaus interpretierbar beim Übersetzen, deshalb ging es. Die einzelnen Zeichen sind aber richtig: Ma - Pferd, Li - Kraft, Stärke, huo - Feuer, aber auch Laune, Reizbarkeit. Viele Begriffe sind im Chinesischen so zusammengesetzt. Ein Wort, das mir besonders gefällt, ist "mingbai" = klar, verständlich, offensichtlich, verstehen. Hierbei setzt sich das Zeichen "ming" wiederum aus den beiden essentiellen Bestandteilen der Wörter "Sonne" und "Mond" zusammen und kann in etwa als "hell" übersetzt werden. (Im übrigen ist "ming" auch essentieller Bestandteil vieler Wörter, die mit "Tag" zu tun haben. Irgendwie logisch: Sonne + Mond = Tag.) "Bai" wiederum bedeutet "weiß". Also könnte man "mingbai" mit "hellweiß" übersetzen. Wenn einem da nicht der ein oder andere Kronleuchter aufgeht :lache

  • Der gesamte Abschnitt ist erfreulicherweise sehr temporeich.


    Was mich bisher nicht so überzeugt hat, ist wie Marions Zustand (nachdem sie bemerkt hat, dass sie verfolgt wird und tatsächlich echte Gefahr besteht), sich auf den Leser nur wenig überträgt. Sie scheint wenig beunruhigt, bis auf einige Passagen auf Seite 207:


    „Klebrige Angst kroch ihr das Rückgrat hinauf und setzte sich schwer auf ihre Schultern“
    „Marions Herz pochte in ihrem Hals …. Die Angst lastete immer schwerer auf ihr.“


    Als Leser spüre ich diese Angst oder Panik irgendwie nicht. Das liegt auch daran, dass sie ansonsten von anderen Gedanken viel stärker beherrscht wird, die Orte, die Leute und natürlich Li Yandao (Seite 204/205).


    Andererseits kann ich schon verstehen, dass sie durch Aktionismus von Panikgefühlen abgelenkt wird: Der neue Haarschnitt, die Paketaufgabe auf dem Postamt usw.
    Aus dem kommenden Katz- und Maus-Spiel mit Nikolai ergibt sich auch genug Spannung.


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Der bissige Bruder Tack ist wirklich gelungen :lache
    Wer rechnet schon mit einer Schildkröte in einer Jackentasche *g*


    Ein Hoch auf Bruder Tuck! Er ist ein echter Held! :anbet


    Völlig begeistert mich auch die kurze Episode in der Vergangenheit: Das himmlische Pferd
    Liu Yiji ist eine Figur, die auch Potential für eine länger Geschichte im Bereich historischer Roman gehabt hätte, aber so wie teilweise erzählt wird, praktisch in Form mündlicher Überlieferung, zumindest ab Seite 223, passt der gewählte Umfang tatsächlich am Besten!


    Die Abschnitte in Hamburg lesen sich ebenfalls gut und schnell weg. Dank der guten Aufnahme bei Susanne können sich Marion und Thomas schnell wieder in Deutschland einleben, außer beim Essen. Man bekommt dabei Appetit auf scharfes Essen. Ich habe aber nur Thaisuppe da. Welche nehme ich mal? Rot oder grün?

  • Na ja, ich zähle wohl zum "Beuteschema" der Zöllner. Als ich vor vielen Jahren (da war Österreich noch lange nicht in der EU) von dort aus dem Urlaub heim fuhr, ist mir auf der deutschen Seite der Grenzer fast an die Gurgel gesprungen und hat mich angeblafft "Was haben Sie zu verzollen?"


    Vor ein paar Jahren war ich dienstlich in der Schweiz. Mit dem Auto. Bei der Ausreise haben mich die Schweizer gefilzt, Abends bei der Rückfahrt die deutschen Grenzer. Da hats mir gereicht und ich habe mir vorgenommen, die Außengrenzen der EU so schnell nicht mehr zu überschreiten. Habe ich seither auch nicht mehr.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ Si Collier
    Weia, da muss ich an paar traumatische Erlebnisse in meiner Kindheit denken. Ich bin zwar in Hannover aufgewachsen, aber mein Papi ist Österreicher. Also sind wir jedes Jahr auf dem Weg nach Italien die Verwandten besuchen gefahren - mit ordentlich Schmuggelware im Gepäck: Kamereas und so etwas. Hannover war damals Deutschlands billigste Stadt für derartige Sachen, während Österreich sie mit einer Luxussteuer belegt hatte, die sich gewaschen hatte. Und wir sind jedesmal rausgewunken worden, mussten Koffer öffnen und, und, und. Zum Glück haben sie nie den richtigen Koffer gefunden, und zwei heulende Kinder, die daneben stehen, zerren auch an den Nerven :lache

  • Nur vorweg zur Info: Ich bin schon fertig mit dem Buch und versuche meine Notizen nicht durcheinander zu würfeln. :-]


    Die Schildkröte ist wirklich klasse. Ich mag ja Schildkröten. Liegt wohl an ihrer behäbigen Art. Und irgendwie strahlen sie für mich auch eine Art Weisheit aus. Gut diese Assoziation könnte an Michael Ende und "Die unendliche Geschichte" liegen. Bin halt ein Kind der 80er. :-]


    Noch immer stelle ich mir die Frage, wer hinter dem allen steckt. An eine einzelne Person kann ich nicht glauben, dafür läuft im Hintergrund einfach zu viel ab. Es scheint ja ein riesiges Netzwerk zu sein.


    Mich hat es übrigens auch überrascht, dass Hunde in China auch als Haustiere gehalten werden. Ja, Ja die schlimmen Vorurteile. :rolleyes Ich bekenne mich schuldig. Ich hatte sie leider auch.


    Marion gefällt mir immer mehr. Die Aktion in Thailand war ja klasse. Da hat Nicolai einen ebenbürtigen Gegner gefunden. Klasse.


    Das Buch gefällt mir immer noch, nur zur Info. Und das Nachlesen hier gefällt mir fast genauso gut. :lache

  • Bruder Tuck hat mir sehr gut gefallen, im Gegensatz dazu das Abschlachten der Aale überhaupt nicht (hatte dabei wieder einmal den Film Die Blechtrommel vor Augen - Aale ...)


    Die Idee, das Jadepferd mit einem Päckchen voller billiger Souvenirs nach D zu schicken, finde ich sehr gut, mal sehn wie das ausgeht?


    Und auch dieser Abschnitt wieder sehr temporeich - wenn ich nur mehr Zeit zum Lesen hätte :cry

  • Aufgefallen ist mir in diesem Abschnitt gleich zu Beginn (S.194/195) die Beschreibung der Jugendlichen im Internet-Cafe. Irgendwie ist es schon beängstigend, wie sich die sogenannten "Segnungen der Zivilisation" auch in den entlegendsten Winkeln der Welt ausbreiten :gruebel.


    Echt putzig finde ich, dass Marion "Bruder Tuck" zu sich nimmt und wie sie im weiteren Verlauf ihrer Abenteuer für ihn sorgt :grin. Ein bisschen was zum Schmunzeln und Freuen erhöht den Lesegenuss für mich noch mehr :-). Dazu zählt auch die Szene, wie Marion den Ferrari in Nikolais Handgepäck deponiert und später befriedigt seine Probleme mit der Kontrolle verfolgt.


    Die Auflösung, was es mit dem Pferd, den Schriftzeichen auf den Bambuszeichen und deren Auswirkungen auf den Lauf der Geschichte auf sich hat wird ganz schön spannend gemacht.


    Bin mal gespannt, ob bzw. wie die sich beimir immer höher auftürmenden Erwartungen erfüllt werden.

  • Zitat

    Original von Leonae
    Bruder Tuck finde ich auch total toll. Ich bin begeistert von diesem Buch.


    Das war doch einfach nur genial. Obwohl, ich hätte wohl mehr als nur ein Tier mitgenommen.


    ich bewundere euch sowieso, dass ihr da unten solang überlebt habt. Ich glaube, ich wäre verhungert. Bin beim Essen eher mäkelig und habe deshalb meinen Mann auch noch nie auf seinen Geschäftsreisen begleitet.