'Das Jadepferd' - Seiten 298 - 381

  • Jetzt hätte ich doch beinahe einfach weitergelesen. Ich hab im letzten Moment gemerkt, dass ich am Ende des Abschnittes angekommen bin :lache


    Dieser Abschnitt hat mir bislang am Besten gefallen. Zum einen die Einschübe über die Geschichte des Jadepferdes als auch Yandaos Ermittlungen. Ich mag ihn. Er ist sympatisch, sensibel und offen für die Schwierigkeiten seines Landes. Deine Protas sind Dir eigentlich alle gut gelungen, Steffi, aber er steht mir am Nächsten von allen :-)


    Hier nun klärt sich auch endlich, was es mit dem Jadepferd und den Tafeln auf sich hat. Was wäre passiert, wenn es wirklich so gekommen wäre und China hätte einen Vorstoß nach Westen gewagt? Wären wir heute wirklich ein asiatisch geprägtes Europa? Oder hätten sie sich irgendwann zurückgezogen wie die Römer oder die Mauren, nur Spuren Ihrer Kultur hinterlassen?
    Das sind wirklich spannende Gedankengänge, die sich hier spinnen lassen.


    Die Liebeserklärung am Ende des Abschnitts ist mutig. Ich bin gespannt, ob beide einen gemeinsamen Weg finden. Falls ja, könnte ich mir als Ort für beide eigentlich nur China vorstellen. Yandao in Hamburg geht irgendwie gar nicht :lache


    Ja, das Pferdchen galoppiert wirklich mit mir davon. Auf in den letzten Abschnitt :-)

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Hier nun klärt sich auch endlich, was es mit dem Jadepferd und den Tafeln auf sich hat. Was wäre passiert, wenn es wirklich so gekommen wäre und China hätte einen Vorstoß nach Westen gewagt? Wären wir heute wirklich ein asiatisch geprägtes Europa? Oder hätten sie sich irgendwann zurückgezogen wie die Römer oder die Mauren, nur Spuren Ihrer Kultur hinterlassen?
    Das sind wirklich spannende Gedankengänge, die sich hier spinnen lassen.


    Ja, nicht wahr? Ich liebe diese Gedankenspielereien ... du brauchst nur eine Winzigkeit verändern, und schon ändert sich der Lauf der Welt ...

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Wären wir dann auch so katastrophal schlechte Autofahrer? Fragen über Fragen ... :schnellweg


    Wir würden wahrscheinlich auch in Fünferreihen Fahrrad fahren :chen


    Ich mag mir nicht vorstellen, in einem Land zu leben, das dermaßen zensiert. Für den Firefox gibt es ein Addon, mit dem man die Zensur simulieren kann. Man erhält dann eine chinesische IP und surft über einen chinesischen Server. Das ist keine lustige Angelegenheit...


    http://www.zdnet.de/news/tkomm/0,39023151,39198205,00.htm


    Was könnte könnte aus dem Reich der Mitte auf Europa positiv gewirkt haben, wenn das Szenario aus Deinem Buch so eingetreten wäre?


    Wären wir weniger hektisch? Würden wir mehr Wert auf Traditionen, Kunst und Kultur legen? Wären wir technisch weiter fortgeschritten?

  • Das mit dem Addon werde ich mal ausprobieren ...


    Tatsächlich ist das Thema Zensur, dass du ansprichst, bouquineur, etwas, was mich schon oft beschäftigt hat. Zensur und Meinungsfreiheit. Wenn man nämlich das erste nicht hat, aber das zweite, tendiert man dazu, zu vergessen, wie gut man es eigentlich hat. Jedenfalls ging es mir so. Erst durch die Reisen in Länder wie China und Burma, aber auch - natürlich in abgeschwächter Form, aber durchaus präsent und fühlbar - Thailand, Indonesien, Malaysia (ja, sogar die), lernte ich diese für uns Deutsche so selbstverständlichen Rechte schätzen. Es gut zu wissen, dass ich mich mit dem Megaphon auf den Marktplatz stellen und wahlweise die Kanzlerin/den Innenminister/ den Präsidenten als inkompetent bezeichnen könnte, wenn ich das wollte. Folgenlos. Es gibt Länder, in denen DENKST du so etwas besser gar nicht.


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Was könnte könnte aus dem Reich der Mitte auf Europa positiv gewirkt haben, wenn das Szenario aus Deinem Buch so eingetreten wäre?
    Wären wir weniger hektisch? Würden wir mehr Wert auf Traditionen, Kunst und Kultur legen? Wären wir technisch weiter fortgeschritten?


    WIR HÄTTEN BESSERES ESSEN!!!!!


    Liebe Grüße von
    Steffi

  • Zitat

    Original von SteffiB


    WIR HÄTTEN BESSERES ESSEN!!!!!


    Na, ich weiß nicht. Wie war das - wir würden alles essen, was langamer ist als der Koch :chen


    Vermutlich auch dieses hier (aufgenommen von meinem Chef auf einem Markt. Da man es in dieser Auflösung nicht so genau erkennen kann - es sind Maden oder Würmer) :uebel

  • Man hat mir gesagt, Maden würden nussig schmecken - und sehr gesund und energiereich sein ;-)
    ich stöbere nachher mal. Habe bestimmt auch noch ein paar Bilder.
    Aber im ernst: Das Essen in China ist zum Teil wirklich ausgesprochen gut. Eine sehr raffinierte Küche. Und was die Maden anbelangt: Also, so ein Shrimp sieht bei Licht betrachtet auch nicht sonderlich attraktiv und lecker aus mit seinen Insektenfühlerchen und Stokelbeinchen - mal ganz abgesehen von seinem eigenen bevorzugten Futter :lache


    Ansonsten: Welcher Religion würden wir anhängen? Wer weiß, ob die Römer überhaupt dazu gekommen wären, Judäa zu okkupieren - und dann?

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Na, ich weiß nicht. Wie war das - wir würden alles essen, was langamer ist als der Koch :chen
    Vermutlich auch dieses hier (aufgenommen von meinem Chef auf einem Markt. Da man es in dieser Auflösung nicht so genau erkennen kann - es sind Maden oder Würmer) :uebel


    Wie pflegt mein Internist zu sagen? Wer Würmer hat, ist nie allein :lache :lache :lache


    Aber im Ernst: Ich habe Qualle, Ratte und lebende Shrimps gegessen, aber an Würmer und Maden traue selbst ich mich auch nicht heran. Sind aber selbst in der chinesischen Küche nur eine Randerscheinung


    LG harimau :wave

  • Ich bin nun auch mit diesem Abschnitt durch.


    Endlich übernimmt Marion Verantwortung dafür, daß sie das Pferd hat mitgehen lassen... das macht sie sympathisch. Wobei man auch sagen muß: alle Beteiligten waren mehr als verständnisvoll (sei es jetzt Susanne, der Sinologe dessen Name mir grad nicht einfällt oder auch Jenny, Greg und Robert). Ich hätte ihr wahrscheinlich schon viel früher gehörig den Kopf gewaschen.


    Ich mag Yandao auch sehr. Mir hat der Teil, der seine Ermittlungen und sein Aufenthalt bei Batügül schildert, wirklich gut gefallen. Er ist offen für Neues, hat einen wachen Blick und gute Menschenkenntnis. Wobei ich auch Osman verstehe: als junger Mann mit der Ungerechtigkeit umzugehen, die einem als Minderheit widerfährt, ist nicht einfach. Da neigt man leicht zu einem radikalen schwarz-weiß Denken.


    Was gewesen wäre, wenn China den Westen erobert hätte, ist ein interessantes Gedankenspiel, mit dem ich mich aber erst auseinandersetzen werde, wenn ich das Buch beendet habe. Im Moment ist es nämlich wirklich spannend und ich möchte zuerst wissen, wie es ausgeht.


    Zum Thema chinesisches Essen: auf einer Party kam mal die Frage auf, ob in China auch Pferde gegessen werden. Also fragten wir eine Bekannte aus Indonesien, die darauf ganz lakonisch meinte: "Die essen alles was vier Beine hat, außer vielleicht den Tisch." :grin

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • [quote]Original von grottenolm
    Wobei ich auch Osman verstehe: als junger Mann mit der Ungerechtigkeit umzugehen, die einem als Minderheit widerfährt, ist nicht einfach. Da neigt man leicht zu einem radikalen schwarz-weiß Denken.


    Liebe Grottenolm, ich finde es sehr schön und interessant, was du über Osman schreibst. Und recht hast du :dafuer
    Zu leicht ärgert man (Ich zumindest, Schande auf meine Birne) sich als Leser über eine Figur, die unbequem ist und den schönen Fortlauf der Geschichte gefährdet - oder wie hier, zumindest die Harmonie stört. Aber er hat natürlich verdammt noch einmal seine Existensberechtigung, um den schwelenden Konflikt nicht vergessen zu lassen. Steffi hat sich mit Sicherheit etwas dabei gedacht, ihn als radikalen Hitzkopf zu portraitieren. ;-)


    LG harimau :wave

  • Noch ein Nachklapper:


    Zitat

    Original von grottenolm


    Zum Thema chinesisches Essen: auf einer Party kam mal die Frage auf, ob in China auch Pferde gegessen werden. Also fragten wir eine Bekannte aus Indonesien, die darauf ganz lakonisch meinte: "Die essen alles was vier Beine hat, außer vielleicht den Tisch." :grin


    Ich kenne in Hamburg mindestens fünf Rossschlachterein - da muss man gar nicht bis China schauen. Das Zitat mit den vier Beinen kenne ich auch und finde es ganz wunderbar :chen


    harimau

  • Zitat

    Original von harimau
    Zu leicht ärgert man (Ich zumindest, Schande auf meine Birne) sich als Leser über eine Figur, die unbequem ist und den schönen Fortlauf der Geschichte gefährdet - oder wie hier, zumindest die Harmonie stört. Aber er hat natürlich verdammt noch einmal seine Existensberechtigung, um den schwelenden Konflikt nicht vergessen zu lassen. Steffi hat sich mit Sicherheit etwas dabei gedacht, ihn als radikalen Hitzkopf zu portraitieren. ;-)


    Er und seine Wut passen sehr gut in die Geschichte und auch die Stelle, an die Steffi ihn gestellt hat.
    Ich fand ihn nicht störend, eigentlich auch nicht als direkte Bedrohung. Etwas hitzköpfig aber ich glaube nicht, dass er wirklich Schaden angerichtet hätte.

  • So, ich ignoriere den Rossschlachterdiskurs und wende mich gleich meinem Herz- und Magen-Thema zu.


    grottenolm, ich freue mich, dass du Osman explizit erwähnst. Er ist nur eine Nebenfigur, trägt eigentlich kaum etwas zur Handlung bei, und doch ist er, wie ich finde, eminent wichtig, um, wie harimau sagte, das Thema der Minderheitenpolitik nicht zu vergessen. Es ist nicht das Thema des Buches, natürlich nicht, aber es ist zum Glück nicht verboten, in einen Unterhaltungsroman ernstere Themen einzuflechten. Dieses spezielle Thema liegt mir sehr am Herzen, und ich kann den zornigen jungen Osman sehr gut verstehen. Er würde im übrigen niemals, unter keinen Umständen, einen Gast verpfeifen. Selbst einen chinesischen Polizisten nicht.
    Radikal? Ist er doch gar nicht. Seine Wut ist groß, aber seine Handlungen sind nicht gewalttätig. Es sind eher subversive Äußerungen, das Zusammensein mit den "falschen" Freunden und anderes, das ihn der Polizei verdächtig macht.


    Die Situation in Xinjiang ist fürchterlich verfahren, und mir war es ein Anliegen, statt der allgegenwärtigen Tibeter einmal eine andere Minderheit in den Fokus zu rücken, eine Minderheit, die leider keine Lobby in Hollywood hat ... eine Minderheit, die von den meisten Lesern wahrscheinlich bei der Lektüre des Jadepferdes zum ersten Mal bewusst wahrgenommen wird. Ich hatte von den Uighuren jedenfalls auch noch nie etwas gehört.


    Nachdenkliche Grüße
    von
    Steffi

  • harimau : ich hatte damals noch ihre Schlagfertigkeit bewundert, aber wenn das quasi ein geflügeltes Wort ist, dann schmälert das natürlich ihre Leistung :lache


    Noch eine kleine Geschichte total offtopic: als meine Schwiegermutter und ihre Schwester noch klein waren, wohnten sie in der Tschechei. Bei einem Mittagessen hat der Opa meines Mannes immer mal wieder gewiehert und gelacht, aber den Beiden hat es geschmeckt und erst nach dem Essen hat sich dann rausgestellt, daß sie Pferdefleisch gegessen hatten. Daraufhin sind beide grün angelaufen und waren erst einmal :uebel Das nehmen sie meinem Opa heute noch übel. :-]


    Zurück zum Thema: ich denke, wenn in einem Land so viel der persönlichen Freiheit beschnitten wird, ist es ein langsamer Prozeß mit sich selbst auszumachen, was davon man akzeptieren kann (oder muß) und wofür sich das Kämpfen lohnt. Wenn man immer und an allen Fronten Energie reinsteckt, zerbricht man irgendwann.
    Ich denke, Osman wird auch noch ruhiger werden.


    Ja, ja die Jugend. Wie abgeklärt man doch mit fast 30 ist. :grin

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Pferdemetzgereien gehörten vorallem in Bergbaugebieten früher zum normalen Stadtbild. Pferde wurden Untertage eingesetzt und wenn sie wieder an die Erdoberfläche kamen wurden sie blind und damit zum Arbeiten untauglich und wurden selbstverständlich zur Ernährung genutzt. Pferde waren schliesslich Nutztiere- wir kaufen doch heute auch einen Tisch in dem vielleicht ein Stück Stahl von unserem alten Auto oder dem geliebten Fahrrad enthalten ist.


    Im übrigen mal ganz nebenbei bemerkt: Die Regierenden in China erufen sich als Regierungsform auf einen Herrn aus Trier.

  • beowulf - gegen den Herrn aus Trier ist ja auch nix einzuwenden ... so nach dem Motto: Es kommt drauf an was man draus macht.


    Im übrigen halte ich die Regierenden in China für paranoid. Die vermuten hinter jeder Stirn zivilen Ungehorsam und revolutionäre Gedanken - dabei wollen die meisten Chinesen (und Uighuren, by the way) nur ihr Auskommen und fair behandelt werden und kümmern sich um Politik einen Sch...


    Edit: Und auf die Rossschlachter gehe ich immer noch nicht ein. Besser nicht.

  • Das spannendere als den Herrn aus Trier finde ich das Thema des Prologs (S.12) und die Tatsache, dass die Regierenden heute noch Panik bekommen wenn Naturkatastrophen oder Epedemien ausbrechen, das ist für mich China.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Das spannendere als den Herrn aus Trier finde ich das Thema des Prologs (S.12) und die Tatsache, dass die Regierenden heute noch Panik bekommen wenn Naturkatastrophen oder Epedemien ausbrechen, das ist für mich China.


    Ich habe gelesen (Achtung, schwammige Quelle, da ich nicht mehr genau weiß, wo ;-)), dass noch heute, nach 2.500 Jahren, DIREKTE und BÜROKRATISCH NACHWEISSBARE Nachkommen des Konfuzius die Riten an seinem Grab abhalten. China verändert sich im Kern eben doch langsam. :chen