'Das Jadepferd' - Seiten 382 - Ende

  • Ich habe fertig ;-)


    Der Tod von Jakub war also eine Verkettung unglücklicher Umstände und kein Mord. Statt dessen erweist sich Nikolai als Gentleman-Dieb *g*


    Was nun nicht gelöst wurde war, woher Nikolai so viel über Marion wusste. Da am Ende gesagt wurde, dass die ganze Sache unter einem Mantel des Schweigens kleingehalten wurde, gehe ich davon aus, dass wirklich irgendwo höhere Stellen mit dringehangen haben. Wer weiß, wer die Käufer für die geschmuggelten Antiquitäten waren....


    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und der Ausblick auf die Hochzeit war ein schöner Abschluss.


    Von den Protagonisten bleiben mir Batügül und Yandao sicher noch lange im Gedächtnis. Beide leben in einem Land, dass einerseits den Fortschritt bringt, andererseits die gewachsene Kultur der im Land lebenden Minderheiten am liebsten völlig unterdrücken will. Es muss ein immenser Spagat sein, in so einem Land leben zu wollen oder zu müssen und sich einerseits anzupassen, andererseits aber die eigenen Wurzeln und Traditionen nicht verlieren zu wollen. Ich fand es schön, dass sich beide stellvertretend für jeweils eine Seite die Hand gereicht und sich angefreundet haben.
    Der Konflikt war gerade Batügül anzumerken aber auch Yandao verschließt seine Augen nicht und macht sich Gedanken über die Situation.


    Marion hingegen kann ich nicht so recht einschätzen. Begeisterungsfährig, ein wenig unbedarft, aber dennoch stark. Offen gegenüber der für sie Fremden Kultur. Das öffnet ihr ja auch die Herzen der Einheimischen.


    Im Rezifred hattest Du geschrieben, Steffi, dass Du Dir eine Fortsetzung zunächst überhaupt nicht vorstellen konntest.
    Ich hab hier eben überlegt, ob ich mir als Leser eine vorstellen könnte. Die Antwort lautet ja :-)
    Ich würde gerne wissen, ob Marion und Yandao den Alltag bewältigt bekommen, wie würde sich Marion dauerhaft in China machen? Yandao in Deutschland kann ich mir hingegen nicht so recht vorstellen. Er ist wohl fester mit seinem Land verhaftet als Marion mit Deutschland.


    Danke für viele schöne Lesestunden, Steffi :-)

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Statt dessen erweist sich Nikolai als Gentleman-Dieb *g*


    Völlig ungeplant stolperte Nikolai in die Geschichte, blieb und wurde mein heimlicher Held. Mir jedenfalls unverständlich, dass Marion sich nicht in IHN verknallt hat .... :lache



    Zitat

    Original von Bouquineur
    Was nun nicht gelöst wurde war, woher Nikolai so viel über Marion wusste. Da am Ende gesagt wurde, dass die ganze Sache unter einem Mantel des Schweigens kleingehalten wurde, gehe ich davon aus, dass wirklich irgendwo höhere Stellen mit dringehangen haben. Wer weiß, wer die Käufer für die geschmuggelten Antiquitäten waren....


    Ach, so hohe Stellen müssen das gar nicht sein. Ein Typ der prima hacken kann und sich zum Beispiel bei den Fluglinien einschleust, ein geschmierter Polizist im Präsidium von Kashgar ... wir sind immerhin in einem der korruptesten Länder der Welt unterwegs.



    Zitat

    Original von Bouquineur
    Marion hingegen kann ich nicht so recht einschätzen. Begeisterungsfährig, ein wenig unbedarft, aber dennoch stark. Offen gegenüber der für sie Fremden Kultur. Das öffnet ihr ja auch die Herzen der Einheimischen.


    ... und nicht zu vergessen, dauernd am Heulen :chen Als alte Rucksackreisende kann ich nur sagen, dass man sich ohne eine ordentliche Portion Unbedarftheit gar nicht erst lostraut. Wenn ich geahnt hätte, was mir in Xinjiang bevorsteht (inkl. Hütchenspieler und lebenden GOLDFISCHEN in meiner Koje im Bus!), wäre ich zu Hause geblieben. Naja, VIELLEICHT wäre ich zu Hause geblieben ;-)



    Zitat

    Original von Bouquineur
    Im Rezifred hattest Du geschrieben, Steffi, dass Du Dir eine Fortsetzung zunächst überhaupt nicht vorstellen konntest.
    Ich hab hier eben überlegt, ob ich mir als Leser eine vorstellen könnte. Die Antwort lautet ja :-)
    Ich würde gerne wissen, ob Marion und Yandao den Alltag bewältigt bekommen, wie würde sich Marion dauerhaft in China machen? Yandao in Deutschland kann ich mir hingegen nicht so recht vorstellen. Er ist wohl fester mit seinem Land verhaftet als Marion mit Deutschland.


    Auf der anderen Seite hätte das Szenario Yandao in Deutschland mehr Konfliktpotential. Marion hat sich ja schon in China behauptet. Ach, ich weiß auch nicht ... Jetzt gehe ich erstmal in Nepal auf Schneeleopardenjagd - bewaffnet mit Stift und Zettel, um mehr über sie und das Land zu erfahren – und das Erlebte in eine neue Geschichte einzubauen ...



    Zitat

    Original von Bouquineur
    Danke für viele schöne Lesestunden, Steffi :-)


    ICH habe DIR zu danken - für die lieben Worte und die schöne Rezension! Und bin stolz wie Oskar, dass es dir so gut gefallen hat!


    Zaijian!
    Sagt
    SteffiB





    :kopfdreher :kopfdreher :kopfdreher

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Völlig ungeplant stolperte Nikolai in die Geschichte, blieb und wurde mein heimlicher Held. Mir jedenfalls unverständlich, dass Marion sich nicht in IHN verknallt hat .... :lache


    Mein Typ wäre er auch nicht gewesen. Zu glatt und optisch würde er auch nicht in mein Beuteschema fallen :grin



    Tatsächliche Jagd? oder Jagd mit der Kamera?


  • Neeeee! Ideenjagd, nicht echte Schneeleoparden!!!!! Eher würde ich mich selbst erschießen, als so einem Geschöpf auch nur ein Haar zu krümmen! Da hab ich mich wohl unglücklich ausgedrückt bzw., ich wollte witzig sein, war's aber nicht .... Die Kamera kann man bei Schneeleoparden übrigens getrost zu Hause lassen: Sie sind sehr selten und seeeehr scheu und noch dazu perfekt getarnt. So, und jetzt bekomme ich hier gleich die Rote Karte von Wolke, damit ich mich endlich wieder dem eigentlichen Thema zuwende. Recht hattse!


    Zaijian
    von
    SteffiB

  • Ich habe das Buch gestern abend fertig gelesen und muß sagen, es hat mich noch eine ganze Weile vor dem Einschlafen beschäftigt.


    Alle losen Handlungsfäden sind soweit geklärt (außer vielleicht woher Nikolai Susannes Ringgröße kennt :grin). Nikolai ist ja wirklich ein ganz besonderer Nebencharakter- witzig, daß er eigentlich gar nicht geplant war und sich so geschickt in das Buch manövriert hat. Das passt irgendwie zu ihm.
    Und die Autorin selbst hat es geschickt verstanden sich um eine konkrete Aussage zu drücken, wo Yandao und Marion zusammen leben werden, gell liebe Steffi ;-)
    Ich muß allerdings auch sagen, daß ich es im Gegensatz zu Bouquineur gar nicht wissen möchte und ich mir zumindest im Moment keine Fortsetzung vorstellen kann. Wenigstens einmal möchte ich genauso unbedarft wie Marion sein und mir völlig realitätsfern vorstellen, daß die Beiden glücklich bis an ihr Lebensende zusammen sind.
    Zumal es bestimmt noch genügend andere neue Buchideen gibt. Nepal hört sich doch schon mal wirklich interessant an.


    Ich bin mir nur nicht ganz im Klaren, wo in meinem Bücherregal ich das "Jadepferd" unterbringe. Ursprünglich wollte ich es bei den Krimis und Wissenschaftsthrillern einordnen und ja, es hat ja auch eine Krimihandlung und ist spannend. Aber ich denke, das wird dem Buch nicht gerecht- es ist nämlich viel mehr als das.
    Es ist ein Reiseroman, in dem sich die unterschiedlichsten Menschen begegnen und austauschen. Ein Roman über Menschen mit Schwächen und Fehlern, die sie so sympathisch machen. Ein Roman, der eher einem Bildband gleicht, weil er diese mir unvertraute Welt so plastisch vor meinem inneren Auge erscheinen lässt.


    Ich werde das Buch erst einmal sich setzen lassen müssen, bevor ich dazu eine Rezi schreiben kann. Aber ich möchte mich schonmal bei der Autorin für die nette und engagierte Leserundenbegleitung und mein Leseexemplar bedanken. Und bitte Steffi, schweife in der Leserunde so oft vom Thema ab wie es geht, denn ich finde, das macht diese kleine aber feine Runde wirklich lebendig.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Aus dem Thread zum zweiten Abschnitt des Buches.


    Zitat

    Original von SteffiB
    (Ich überlege gerade: Vielleicht wäre es ganz interessant, wenn ihr einfach mal spekuliert, wen es gab und wen nicht?! Ich mache das oft bei historischen Romanen ... Oder ist das eine bescheuerte Idee?)



    General Li Guangli


    Den chinesischen Arzt


    Den Schöpfer des Bronzepferdes


    Tamaskana


    Den Abt


    Aurel Stein


    Bei Kaiser Wu Di, General Li Guangli und Aurel Stein würde ich sagen, sie sind entweder namentlich überliefert oder historisch erwiesen.


    Bei den anderen könnte ich mir vorstellen, dass sie nicht namentlich überliefert sind, dass aber ähnliche Schicksale Pate gestanden haben für diese Figuren.

  • @ bouquineur: Kannst du dich noch ein paar Tage gedulden, bevor ich die Lösung einstelle?


    Zitat

    Original von grottenolm
    Ich muß allerdings auch sagen, daß ich es im Gegensatz zu Bouquineur gar nicht wissen möchte und ich mir zumindest im Moment keine Fortsetzung vorstellen kann. Wenigstens einmal möchte ich genauso unbedarft wie Marion sein und mir völlig realitätsfern vorstellen, daß die Beiden glücklich bis an ihr Lebensende zusammen sind.


    Jawoll. Glücklich bis ans Lebensende. Wenn es eine Fortsetzung gäbe, müsste ich die Armen ... ach nee ...


    Zitat

    Original von grottenolm
    Ich bin mir nur nicht ganz im Klaren, wo in meinem Bücherregal ich das "Jadepferd" unterbringe. Ursprünglich wollte ich es bei den Krimis und Wissenschaftsthrillern einordnen und ja, es hat ja auch eine Krimihandlung und ist spannend. Aber ich denke, das wird dem Buch nicht gerecht- es ist nämlich viel mehr als das.


    Tja, das ist tatsächlich das Problem des Buches - keiner weiß, wo er es hinstellen soll. Im Buchhandel ist es zu finden unter Krimi, Thriller und sogar Historische Romane. Dummerweise besteht dann natürlich die Gefahr, dass die Käufer enttäuscht sind, wenn es nicht so recht dem Genre entspricht. Die Schublade für das Jadepferd muss erst noch gezimmert werden. Ich persönlich würde es am ehesten unter modernen Abenteuerromanen einordnen. Oder nicht? Oder doch? Weiß nicht ... ;-) Ich freue mich jedenfalls sehr, dass es dir gefallen hat, liebe grottenolm!


    Herzliche Grüße sendet
    SteffiB

  • Bouquineur :
    ich spekuliere auf jeden Fall noch mit!



    Einen General der den Feldzug angeführt hat, muß es auch gegeben haben, aber ob der Li Guangli hieß, weiß ich nicht- möglich wärs. Ob er danach zu den Xiongnu gegangen ist? Einen Grund dazu hätte er ja nur gehabt, wenn er seinen Auftrag nicht ordnungsgemäß ausgeführt hat und den geheimen Auftrag den Westen zu erobern gab es ja nicht wirklich.
    Der Abt ist vielleicht entstanden, weil Sir Aurel ein Kloster ausgegraben hat.


    Ich denke, bei einigen könnte bis auf den Namen, das Geschehen an real existierende Persönlichkeiten angelehnt sein und andere wurden völlig erfunden, um die Lücken zu schließen.


    Steffi : wolltest du zu Ende der Leserunde nicht noch etwas über die Li´s sagen?

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Zitat

    Original von grottenolm
    Steffi : wolltest du zu Ende der Leserunde nicht noch etwas über die Li´s sagen?


    Ist nicht vergessen und wird beantwortet, sobald die chinesische Mitbewohnerin nach Hause kommt und meinen Kommentar bestätigen kann :grin

  • Ha, nach den Li's wollte ich auch eben fragen.


    Und mir ist eben noch ein ganz herrlicher Freudscher Verleser unterlaufen, den ich nicht vorenthalten möchte:


    SteffiB schrieb:
    Ein Typ der prima hacken kann und sich zum Beispiel bei den Fluglinien einschleust, ein geschmierter Polizist im Präsidium von Kashgar ...


    Batcat liest:
    Ein Typ der prima kacken kann.... :yikes Ogottogottogott... man reiche mir eine neue Brille, am besten bitte eine Lupe!!!


    Nun aber wieder zum Thema *ernstes Gesicht mach*:


    Auch der letzte Abschnitt liest sich genauso rasant wie die Handlung fortschreitet. Nikolai, ist ein echter Schlingel: so wie Steffi ihn beim Schreiben nicht mehr losgeworden ist, so wird auch Marion ihn nicht los. :grin


    Er ist aber kein skrupelloser Verbrecher, sondern wie bereits erwähnt, so eine Art Gentleman-Gauner. Ich habe mich zwar erst sehr über das Paket an Marion gewundert - auf der anderen Seite dachte ich mir aber, daß er sie durchaus "in Augenhöhe" betrachtet und als eine ihm absolut ebenbürtige, ebenfalls mit allen Wassern gewaschene Gegnerin akzeptiert.


    Sehr gut gefallen hat mir übrigens auch, wie sich die losen Enden um die Geschichte des Jadepferdes und des Schicksals Yakub Siddigs verknüpfen.


    Tolles Buch!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Liebe Batcat, jetzt habe ich rote Ohren!


    Zitat

    Original von Batcat
    Batcat liest:
    Ein Typ der prima kacken kann.... :yikes Ogottogottogott... man reiche mir eine neue Brille, am besten bitte eine Lupe!!!


    Och, so weit hergeholt ist das doch gar nicht. Stuhlgang ist ein weit verbreitetes Thema unter Reisenden und Urlaubern :oha Und glücklich der, der prima ... :schnellweg


    Und jetzt endlich zu den Herren Li:
    Li ist der dritthäufigste chinesische Familienname in China, d.h. wir sprechen hier von Menschen in zweistelliger Millionenzahl, die diesen Namen tragen. Hier gibt es erschöpfend Auskunft: http://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_family_name Ein bisschen zu erschöpfend, ehrlich gesagt. Ich habe den Artikel mal quer gelesen und festgestellt, dass Ma ein verbereiteter Familienname in Xinjiang ist, und zwar genau in der Schreibweise, die "Pferd" bedeutet. Das war mir auch neu, passt aber hervorragend ins Bild ;-)

  • Ist das nicht typisch? Da hauen sich alle Gauner gegenseitig übers Ohr und der erste kleine Gauner beißt ins Gras. Notwehr/ Unfall und kein Mord, aber gestorben ist er letztlich an einer Mischung aus Gier und Klarheit darüber, dass er beschissen werden soll. Nicolai ist ein Gentleman Ganove, dem man das Entkommen beinahe gönnt- die fünf Jahre, die er in Deutschland bekäme würde ich ihm alleine für Susannes Angst gönnen, in China dürfte der Herr Vize- Direktor des Museums seine Strafe nicht absitzen, sondern abhängen :grab

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Zitat

    Original von beowulf
    (...) in China dürfte der Herr Vize- Direktor des Museums seine Strafe nicht absitzen, sondern abhängen :grab


    Sagen wir es mal so: Er hat keine schöne Zeit vor sich...

  • ACHTUNG! SPOILER FÜR ALLE, DIE NOCH MITRATEN WOLLEN!
    (Ich schreibe es aber nicht im Spoiler-Modus, weil das so anstrengend zu lesen ist ...)


    Bouquineur und grottenolm, ihr habt natürlich Recht mit der Vermutung, dass viele Menschen erfunden sind, weil ihre Namen nicht überliefert sind, es sie in ihrer Funktion aber gegeben haben muss, z.B. der Arzt, der Abt und auch die Mädchen aus dem "Blumengarten der Freude". Ich habe keine Quellen gefunden, die explizit Freudenhäuser erwähnen, aber das macht man ja als Geschichtsschreibe auch nicht so gerne, nicht wahr ;-) Ich bin davon ausgegangen, dass es welche gegeben haben MUSS, weil Prostitution immer und überall zu finden ist, und das nicht nur auf hohem Niveau. Da die Oasenstädte ständig von Karawanen angelaufen wurden, liege ich mit meiner Vermutung sicher nicht falsch.
    Interessant sind aber die Namen der Frauen (Tamaskana, Sanduschta, Duwaka). Sie haben mir mit am meisten Kopfzerbrechen bereitet, denn ich habe partout keine Quelle gefunden, in der Frauennamen erwähnt wurden. Zu der Zeit, in der die Szene spielt, wurde in Khotan Khotanesisch gesprochen (hört sich logisch an, war aber nicht immer so. Die Sprache ist seit Ewigkeiten ausgestorben). Dann fand ich heraus, dass das Khotanesische mit dem Mittelpersischen verwandt sei. Gut, dachte ich, aber das Problem wurde nicht gelöst - finde mal einen Fachmann für Mittelpersisch ... Ich habe mich erstmal mit persischen Namen beholfen. Und dann, durch eine Verkettung von Zufällen und nach mehreren Telefonaten ist es mir tatsächlich gelungen, einen italienischen Professor zu finden, der in Hamburg studiert hatte und jetzt einen Lehrstuhl in Neapel inne hat. Er hat mir eine Liste von khotanesischen Frauennamen geschickt und deren (vermutete) Bedeutung gleich mitgeliefert. Ich möchte sie euch nicht vorenthalten:
    Tamaskana – Licht in der Dunkelheit. Sandushta – Zufriedenheit. Duwaka – Kleine Tochter. Schön, oder?


    Was mich darauf bringt: Das "dao" von Yandao (welches sein Vorname ist), trägt einige Bedeutungen in sich: Moral, aufrecht, Prinzipientreu, Wahrheit, Vollendung
    Und Weidian bedeutet: kräftig gebaut, robust


    So, jetzt aber von vorn, sonst verzettle ich mich völlig ;-) Ich gehe die historischen Kapitel einfach chronologisch durch.


    Den Kaiser Wu Di hat es gegeben – und laut seinem Geschichtsschreiber Sima Qian war er kein netter Zeitgenosse.
    Auch General Li Guangli ist historisch belegt, ebenso sind es die Feldzüge mit dem Ziel, die Himmlischen Pferde zu holen. Demzufolge gab es auch den König von Dayuan, und seine Leute haben ihn auch tatsächlich enthauptet. Die enormen Zahlen an Soldaten, Vieh und ähnlichem sind ebenfalls in der alten Geschichtsschreibung zu finden, ebenso die Heuschreckenplage, die als schlechtes Omen angesehen wurde.


    Schneemond und ihre Nomadenfamilie sind fiktiv, nicht fiktiv ist ihr Volk, die Xiongnu. Als Nomadenvolk hatten sie aber keine Geschichtsschreibung, alles, was man über sie weiß, stammt aus chinesischen Quellen und ist dementsprechend gefärbt. Ich habe dort am Himmelssee eine Woche mit kirgisischen Nomaden verbracht und nehme an, dass sich der nomadische Lebensstil in den letzten 2000 Jahren nicht sonderlich geändert hat. In der chinesischen Geschichtsschreibung werden Filzzelte erwähnt, und es gibt auch Abhandlungen über den Lebensstil der Xiongnu und ihre schamanistische Religion. Leider sind keine Namen überliefert bzw. nur die sinisierten. Ich habe mir überlegt, dass die Namen mit Sicherheit aus der Erlebniswelt der Menschen stammten, und so ist dann Schneemond entstanden ... Den Kräuterarzt habe ich mir ausgedacht, aber es muss Menschen wie ihn gegeben haben, da die chinesische Kultur auch damals schon sehr hoch entwickelt war. Der Ort Yar-Khoto war zu Schneemonds Zeit eine befestigte "Stadt" mit allem drum und dran - also auch einer Kaserne. Auch gab es die einsamen Wachtürme in der Wüste.


    Die Grabräuber? Gab es immer - wo reich ausgestattete Gräber sind, finden sich auch Unerschrockene, die hinuntersteigen, um sich die Grabbeigaben zu holen. In neuerer Zeit sind viele Gräber gefunden worden, die vor langer Zeit geplündert wurden. Den Titel und Namen des sogdischen Karawanenführers aus Samarkand habe ich übrigens den "sogdischen Briefen" entnommen, die man zu meinem Entzücken im Internet in englischer Übersetzung findet!


    Das "Pferd auf der Schwalbe" gibt es (ihr hattet ja schon Bilder verlinkt), also muss es auch den Künstler gegeben haben. Leider ist nichts von ihm überliefert, und so habe ich mir die Freiheit genommen, einen fiktiven Schöpfer eines real existierenden Kunstwerks zu erschaffen. Dieses Kapitel hat mir fast am meisten Spaß gemacht! Der polterige General soll der General sein, in dessen Grab man das Pferd gefunden hat, aber bei seiner Person habe ich mir jede erdenkliche Freiheit genommen. Fakt ist aber, dass sich schon damals viele Staatsdiener im Ruhestand aufs Land zurückgezogen haben.


    Zu den Mädchen aus dem "Blumengarten der Freude" habe ich mich ja schon oben geäußert. Interessant ist hier vielleicht noch, dass es tatsächlich wandernde Schausteller gab. Viele schöne Statuen aus Tangzeit zeigen Musiker und Akrobatenn, und Marion bewundert ein Kamel im Museum, auf dem ein ganzes Orchester sitzt. Auch der Mönch Xuan Zang hat gelebt, er ist bis heute in ganz China bekannt. Auf meiner Website habe ich ein bisschen mehr zu ihm geschrieben: http://www.das-jadepferd.de/hintergrund_lang.html


    In der Stadt Li Xie, die tatsächlich existierte und die im Sand versank, wurden ein Kloster, viele Tempel und auch ein Armeeposten ausgegraben. Also muss es auch den dazugehörigen Abt bzw. Kommandanten gegeben haben. Namen sind nicht überliefert, aber über die Einwohnerzahlen und ähnliches hat man erfahren. Es waren turbulente Zeiten, in denen Li Xie unterging: Die Chinesen mussten den angreifenden Tibetern weichen und überließen ihre Außenposten in den Westprovinzen sich selbst. Außerdem gab es eine Mikro-Klimakatastrophe. Für eine kurze Zeit erwärmte sich die Erde, und die Gletscher der Kunlun-Berge schmolzen. Als Folge führten die Flüsse mit der Zeit immer weniger Wasser und versiegten, bevor sie die vorgeschobenen Städte weiter im Wüsteninneren erreichten. Man hat viele Städte gefunden, die damals in einem Zeitraum von nur fünfzig Jahren aufgegeben werden mussten und die nun ein Eldorado für Archäologen sind.


    Marc Aurel Stein hat auch in der realen Welt herumgebuddelt, er ist sogar ein Sir und einer der bedeutendsten Archäologen in Zentralasien. In diesem Kapitel gibt es noch ein paar mehr Figuren, die historisch belegt sind: Turdi Kwohja, sein einheimischer Führer, und auch Yolchi Beg, den Hund im Pelzmantel, hat seine Häufchen in den Wüstensand gesetzt! Ebenso fälschte der in einem Nebenstaz erwähnte Islam Akhun die alten Manuskripte, um sie dann dem ebenso realen "Engländer in Kashgar" zu verkaufen, einem Herrn George Macartney, Konsul des britischen Empires mit dem Auftrag, die Russen auszuspionieren. Aber das ist eine andere Geschichte (und eine äußerst spannende noch dazu! Wer Buchtipps haben will, bitte schreien!) Aber noch einmal zurück zu dem Gauner Islam Akhun: der Name von Yandaos Gegenspieler in Khotan, Hakim Akhun, ist natürlich kein Zufall (der Mann selbst ist natürlich ausgedacht).
    ;-)


    So, das war's. Ich glaube, ich habe keinen vergessen.
    Doch, habe ich: Den Shanghai Saloon, den gab es tatsächlich!!! Guckst du hier: http://www.das-jadepferd.de/hintergrund_lang.html


    Ganz liebe Grüße und gute Nacht sagt
    SteffiB

  • Steffi,


    nach dem Shanghai Saloon hatte ich bereits gegoogelt und mich schrecklich amüsiert, in was für eine grauenvolle alte Schüssel Du den armen Li Yandao da gesetzt hast. Andererseits ist das Auto so scheußlich, daß es angesichts der heutigen Autos schon wieder seinen ganz eigenen Charme hat. :lache


    Die Chunking Mansions habe ich ebenfalls gegoogelt. Das mit dem Bienenstock scheint ganz gut hinzukommen... :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)