'Die schöne Frau Seidenman' - Kapitel 01 - 04

  • Ich lese bereits und hab diesen Teil hier schon fast beendet.
    Erst war ich ein wenig verwundert, weil Frau Seidenman gar nicht auftauchte, aber mittlerweile ist sie da und wurde auch bereits verhaftet.
    Der Schreibstil sagt mir sehr zu. Er schreibt interessant und fesselnd, nicht zu kompliziert und verschachtelt, sondern wirklich angenehm lesbar.
    Das könnte wieder mal ein SZ-Buch werden, daß mir gefällt.


    Die Szene in der Konditorei ist der Hammer, kaum zu glauben, daß die Menschen damals wirklich so reagiert haben und so sehr die Angst alles beherrscht hat.
    So lange ist es ja wirklich noch nicht her und wer interessiert sich heute schon noch für die Religion eines anderen, zumindest in unseren Gefilden, ist das doch kaum noch ein Thema, ob nun katholisch, evangelisch oder Jude....zum Glück.


    Der Jude ißt Kuchen, dafür bringen sie uns alle um.
    Zwei kurze Sätze und das gesammte Grauen ist zusammen gefaßt.
    Überhaupt schreibt er sehr pointiert, finde ich.


    Doch das gefällt mir bis jetzt wirklich sehr.

  • zum tippen lassen, hab ich erst mal keinen. so schreib ich mühsam mit links.


    faszinierendes buch, interessante charaktere, zum teil liebenswürdig, aber soviele verschiedene schauplätze und zeitsprünge. mal gegenwart, mal zukunft, trotzdem ein buch, das die damalige situation in polen sehr gut beschreibt.
    konnte wegen der schmerzen kaum schlafen, und bin schon ziemlich in die geschichte vorgedrungen. wobei der bezug zum titel nicht immer hergestellt werden kann.

  • Faszinierend, wie unbeteiligt diese Geschichte bisher erzählt wird. Als wären die verschiedenen Schicksale banal. Vielleicht gehen sie einem deshalb so nahe.
    Spannend finde ich die "Vorblenden" in die Zukunft. Ich muss nicht fiebern, ob einer überlebt oder nicht, sondern kann mich auf die Geschichte konzentrieren.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ich bin auch noch gespannt, in wie weit all die Charaktere schließlich zu Frau Seidenmann finden.


    Übrigens glaube ich nicht, daß Henio/Henryk tatsächlich im Ghetto stirbt, das erscheint mir mehr eine Vision zu sein, aber das ist natürlich nur meine Vermutung.

  • Zitat

    Original von Findus
    aber soviele verschiedene schauplätze und zeitsprünge.


    :write
    Ich bin nun fast fertig mit dem ersten Abschnitt und immer mal wieder irritiert von den unterschiedlichen Personen und Schauplätzen; so ganz steige ich noch nicht durch. Der Bezug zum Titel war mir auch erst unklar, aber mittlerweile ist Frau Seidenman aufgetaucht.


    Was mir bisher aber wirklich uneingeschränkt gefällt, ist die Sprache von Szczypiorski, das lässt sich wirklich sehr interessant lesen.

  • Im zweiten Abschnitt wird das auch nicht besser, ist mir fast schon zu viel, ich muß immer erst überlegen, wer das jetzt auch noch war und dann die polnischen Namen, verwirrend, aber es ist dennoch gut lesbar.

  • ich bin ja jetzt schon fast durch und deshalb weiß ich, dass alle personen irgendwie doch miteinander zu tun haben. interessant, wie der autor den bogen vom einen zum anderen gespannt hat, für den leser allerdings zu anfangs etwas anstrengend.

  • Da bin ich aber froh das es mir nicht nur so geht mit dem ständigen Personenwechsel. Mir fehlt bisher der rote Faden für die Handlung, was mich wirklich irritiert hat an , glaube ich 2 Stellen, der Sprung in die "Jetztzeit" völlig raus aus der Handlung. Am Anfang habe ich noch gedacht ich komme schwer in das Buch rein weil ich am Montag ein paar Seiten nur lesen konnte, am Dienstag dann wieder und gestern mal dran bleiben konnte. Auch wenn mich das etwas stört das irgendwie alle Personen für sich stehen macht die Art des Erzählens es für mich nicht schwierig weiter zu lesen. Nur ich glaube man muss es schon kontinuierlich lesen sonst verliert man den Überblick.
    Gruß Ulrike

  • Zitat

    Original von bauerngarten
    Nur ich glaube man muss es schon kontinuierlich lesen sonst verliert man den Überblick.


    Das stimmt wirklich, den Überblick habe ich Anfang auch teilweise verloren, obwohl ich eigelich immer recht kontinuierlich lesen konnte. Zur Beruhigung kann ich aber auch das bestätigen, was Findus schon geschrieben hat: die einzelnen Charaktere werden im Laufe des Buches immer besser zusammen geführt.

  • owei, ich weiss nicht ob ich nicht das Buch zu einem ganz anderen Zeitpunkt lesen soll. Ich hab nun 5 Seiten hinter mir und bin schon genervt. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich mit dem Autoren oder mit seinen Figuren genervt sein soll:


    War ich doch gleich irritiert als dieser Richter ein Argument mit seinem Schneider zum Thema Krieg und Frieden hatte. Der Professor "gewinnt" das Argument, weil er eine simplistische Definition von "Frieden" benutzt: Frieden = Abwesenheit von Krieg. Und da hakt es fuer mich. Bin naemlich gleicher Meinung mit Spinoza, ein juedischer Philosoph des 17. Jhd, dessen Zitat auch nach Jahrhunderten noch Bestand hat:


    Friede ist nicht Abwesenheit von Krieg. Friede ist eine Tugend, eine Geisteshaltung, eine Neigung zu Güte, Vertrauen und Gerechtigkeit.
    - Baruch de Spinoza


    Natuerlich hat der Professor einen wichtigen Punkt gebracht, das haette aber vielleicht auch anders geschrieben werden koennen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Hm....so genau hab ich mich da mit der Argumentation gar nicht auseinandergesetzt, eben weil ich die Sache (Frieden = Abwesenheit von Krieg) durchaus schlüssig fand.
    Mit Spinoza hatte ich es aber eh noch nie so :chen

  • BJ,


    dass dieses Zitat von Spinoza stammt wusste ich auch nicht bis heute morgen, wo ich nach dem exakten Wortlaut googlet. Aber es ist schon ein wichtiges Zitat. Denn ein "Frieden", der nur auf die Abwesenheit von Krieg beruht, funktioniert nicht und ist nur kurzfristig haltbar.


    Bisher verwirren mich die vielen verschiedenen Personen nicht so sehr. Nur als Henrycyk auftauchte, brauchte ich eine Weile um zu kapieren, dass es Henio war. Dachte erst es koenne vielleicht Henios Vater sein.


    Interessant find ich an dieser polnischen Perspektive (vor allem deutlich an der Szene in der Konditorei), dass eben schon deutlich wird wie auch die nicht-juedischen Polen den Nazis in die Haende spielten - entweder direkt, weil sie auch nicht viel von Juden halten oder eher aus Angst. Ganz anders als zur gleichen Zeit in Daenemark, wo die deutsche Besatzung doch anders aufgenommen wurde und das ganze Land dahinter stand "ihre" Juden zu retten.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • In vielen anderen Büchern über den Holocaust wird immer wieder deutlich, dass in Polen eine antisemitische Stimmung schon immer vorhanden war. Es fanden da ja auch schon in früheren Zeiten Pogrome statt.