Kate Atkinson - Lebenslügen

  • Als Joanna Hunter sechs Jahre alt war, wurden vor ihren Augen ihre Mutter, ihre ältere Schwester und ihr kleiner Bruder grauenvoll ermordet. Das kleine Mädchen konnte sich retten, indem sie vor dem Verbrecher davonlief.
    Inzwischen ist Joanna Hunter Mitte 30, Ärztin, verheiratet und Mutter eines kleinen Sohnes. Traumatisiert von diesem schrecklichen Erlebnis in ihrer Kindheit versucht sie, sich eine eigene Familienidylle aufzubauen, was ihr auch recht gut gelingt. Doch der insgeheime Vorwurf damals nicht alles versucht zu haben, um ihren kleinen Bruder zu retten, überschattet ihr Leben.
    Als – nach 30 Jahren Haft – der Mörder ihrer Familie wieder auf freien Fuß gesetzt wird, wird Joanna Hunter von ihrer Vergangenheit eingeholt. Sie verschwindet unter sehr mysteriösen Umständen. Der Hartnäckigkeit ihres Kindermädchens Reggie – das ebenfalls eine sehr schwierige Kindheit hinter sich hat und sehr an Dr. Hunter hängt - und dem Einsatz des Detektives Jackson Brodie sei Dank, dass Mrs. Hunter wieder ihren Platz in der Welt findet.
    Was vorerst als Kriminalroman anmutet, entpuppt sich jedoch als weitschweifender Roman über die Einzelschicksale mehrerer Protagonisten, die alle schwere Verluste und menschliche Tragödien zu beklagen haben. Die Fäden der vorerst parallel geführten Handlungen kreuzen sich im Laufe des Buches immer mehr und führen letztendlich zusammen. Der Erzählstil auf mehren Zeitebenen lässt dem Leser oftmals einen „Vorsprung“ und wird ein- und dieselbe Szene im nächsten Kapitel aus einer anderen Sicht geschildert.


    Obwohl der Roman über weite Strecken hin sehr spannend ist, würde ich ihn nicht unbedingt als „Kriminalroman“ einordnen. Selbst Detektiv Jackson Brodie wird weniger in seiner Rolle als Privatdetektiv, als vielmehr in der Rolle eines Menschen, dessen Schwester einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, beleuchtet. Sehr schwer gefallen ist mir deshalb auch die Zuordnung zu einem Büchergenre.


    „Lebenslügen“ ist nach „Die vierte Schwester“ (2005) und „Liebesdienste“ (2007) der dritte Roman rund um Detektiv Jackson Brodie. Ich kenne die beiden Vorgänger-Bücher nicht und meine auch, dass es für das Verständnis von „Lebenslügen“ nicht unbedingt erforderlich ist.


    Kate Atkinson, geb. 1951 in York, studierte Englische Literatur und Amerikanistik an der Universität in Dundee. Nachdem sie in verschiedenen Berufen arbeitete begann sie in den 1980-er Jahren mit dem Schreiben. Mit ihrem Roman „Familienalbum, 1995) gelang ihr der große Durchbruch. Sie lebt mit ihren beiden Töchtern in Edinburgh.

  • Ich habe Lebenslügen zweimal gelesen. Das erstemal vor drei, vier Jahren. Damals war ich etwas enttäuscht. Ich habe viele Andeutungen über die Beziehungen der Personen untereinander nicht verstanden.
    Dann bekam ich die Empfehlung, die Brodie-Reihe von Anfang an zu lesen.
    Am letzten Wochenende bin ich dann mit den Lebenslügen - Versuch Zwei - fertig geworden. Diesmal war ich begeistert.
    Vielleicht liegt es auch daran, dass ich durch die beiden ersten Bände mit Atkinsons Schreibstil - den vielen Handlungssträngen, Zeitverschiebungen usw., vertrauter geworden bin.