Joe MacNally
Der entscheidende Moment
Verlag: Addison-Wesley
Seiten: 244 (inkl Index)
Preis: EUR 39,95
Über den Autor:
Joe McNallys Karriere umfasst mittlerweile 30 Jahre mit Aufträge in über 50 Ländern. Er hat den größten Teil seiner Zeit damit verbracht, für Magazine wie Time, Sports Illustrated und National Geographic zu fotografieren, und war bei Life der erste festangestellte Fotograf nach immerhin 23 Jahren. Außerdem hat er im Rahmen von Werbeaufträgen für Target, Nikon und Sony fotografiert. Joe McNally erhielt zahlreiche Prise, darunter Pictures of the Year International und World Press Photo. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit veranstaltet er Workshops auf der ganzen Welt. Seine bekannteste Arbeit "Faces of Ground Zero - Giant Polaroid Collection" ist einer der signifikantesten künstlerischen Reaktionen auf die Tragödie des World Trade Centers.
Auf dem Rücken findet sich:
"Joe McNally packt aus.
Der Weltklasse-Fotograf, dessen gefeierte ARbeiten die Seiten von Sports Illustrated, Time und National Geographic füllen, verrät seine Erfolgsrezepte und erzählt haargenau, wie seine besten Aufnahmen entstanden sind. Dabei legt er hart erarbeitete Branchentricks offen, auf die man nur kommt, wenn man sein halbes Leben hinter der Kamera verbracht hat und die sonst nur Teilnehmern seiner raren Seminare vorbehalten sind."
Meine Rezension:
Es handelt sich hier nicht um ein klassisches "wie-fotografiere-ich-richtig-Buch" viel mehr ist eine Art Diavortrag eines tollen Fotografen, der seine Bilder zeigt und dabei immer etwas zur Entstehung erzählt und mit Anekdoten unterhält. Dabei gliedert sich das Buch in die Kapitel:
1 (Mit) Leidenschaft fotografieren
2 Immer in die Kamera schauen
3 Die Logik des Lichts
4 Irgendetwas reflektiert immer
Joes Licht-Tipps
Joes Kameratasche
Joes Blitzausrüstung
An der Bar
In den einzelnen Kapitel wird immer auf einer Doppelseite ein Bild gezeigt und daneben etwas zur Entstehung erzählt. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf dem Licht Setup. Joe McNally beschreibt relativ detailliert, welche Blitzgeräte mit welchen Aufsätzen oder Folien benutzt wurden, welchen Effekt diese hatten und was dabei vielleicht die Schwierigkeiten waren. ZB gibt es da ein Bild eines Basketballspielers, der auf einem U-Bahnhof sitzt. McNally beschreibt, dass er das Licht eines haltenden und offenen U-Bahnwagens zur Ausleuchtung genutzt und mit einem Blitz verstärkt hat und das Grüne und Magenta-farbene Folien für eine wahnsinnige Lichtstimmung bei stimmenden Hauttönen führen. Der Humor kommt nie zu kurz, hier wird man zB darauf hingewiesen, dass man heute dieses Bild so nicht mehr machen könnte, ohne von der Bahnpolizei aufgegriffen zu werden. McNallys Hauptmotiv sind Portraits und es ist seine Kunst, die Menschen in ihrem Wesen so darzustellen, dass die viele zusätzliche Beleuchtung gar nicht auffällt, sondern ganz natürlich wirkt. Was da teilweise an Power hintersteckt (ganze LKWs, die mit Generatoren für ausreichend Blitzpower sorgen), wird einem erst so bewusst.
Die lockere Erzählweise macht richtig Spaß, man hat das Gefühl McNally sitzt vor einem und erzählt. Vor allem im letzten Kapitel "An der Bar" geht es dann weniger um die Bilder, als viel mehr um die Geschichten dahinter - unter anderem auch, wie McNally dazu kam, mit einer Nonne zu flirten.
Interessant fand ich auch, dass auf zwei Seiten das gesamte Equipment zusammengestellt und benannt ist. Da wird einem erst einmal so richtig bewusst, das man als kleiner Hobby-Fotograf eigentlich nur ein kleiner Hans-Wurst ist
Für wen ist jetzt das Buch? Ich glaube, es ist leichter zu sagen, für wen es nicht ist: es ist nicht für die geeignet, die lernen wollen, wie man mit einer Kamera umgeht. Das Grundlagenwissen, was eine Blende ist und welche Wirkung sie hat, wird vorausgesetzt und nicht erläutert. Es ist eher für die, die gern fotografieren und vielleicht ein paar Ideen für ein mögliches Beleuchtungs-Setup für das nächste Portrait-Shooting haben wollen. Und es ist auf jeden Fall für alle, die schon immer mal wissen wollten, wie ein professioneller Reportage-Fotograf eigentlich arbeitet, wie viel Mühe und Zeit vor dem eigentlichen Druck auf den Auslöser es kostet, um dann vielleicht ein großartiges Bild zu haben.
Leider ist man durch das Buch viel zu schnell durch, ich hätte stundenlang weiter McNallys Bilder betrachten und dabei seinen Geschichten lauschen können! Andererseits ist das auch ein Buch zum immer wieder hereinschauen - langweilig wird es bestimmt nicht so schnell! Für mich hat sich der Kauf auf jeden Fall gelohnt - eine gelungene Mischung aus Bildband und Erläuterungen!
Seine wunderbaren Photos kann man sich übrigens hier ansehen, und die Entstehungsgeschichte zu einigen dann in diesem Buch nachlesen.