Natürlich gruseln sich auch VertreterInnen anderer Disziplinen über das, was im Unterhaltungsmedium par excellence, genannt Fernsehen, geziegt wird.
Das habe ich auch geschrieben. Pinguine, Planeten-Sterne-Problem. Es steht oben nachzulesen.
'Geschichte' ist tatsächlich ein anderes Phänomen als Naturwissenschaften und andere Disziplinen.
Welche Fassung der Vergangenheit uns vor Augen geführt wird, ist nämlich grundsätzlich immer auch eine Frage der jeweiligen Verfaßtheit der Gesellschaft.
'Geschichte' ist nie neutral, nie objektiv. Mit dem Bild von der Vergangenheit verbindet sich immer ein Zweck.
Die Vermittlung von 'Fakten' aus der Geschichte müßte eben deswegen grundsätzlich mit sich bringen, den Blick auf die Probleme und die Problematik des Ganzen zu richten. Auf die Lücken und das, was man eben nicht genau weiß, anstatt ein klares, glattes Bild von den Ereignissen zu geben.
Zugleich darauf, wieviele Details man tatsächlich kennen muß und wieviel Einfluß nehmen kann und genommen hat.
Man muß mit sehr vielen Faktoren arbeiten, hier eine Schlacht gewonnen, dort eine verloren, hat keine Aussagekraft.
'Geschichte' ist nicht Namen, Jahreszahlen, Ereignisse. Und es sind ganz sicher keine bunten Kostümchen. Es ist auch nicht Rechthaben und Besserwissen.
Es geht eigentlich um das Erkennen von hochkomplexen Zusammenhängen, die eventuell sogar einen Einfluß auf unsere Zeit haben können. Eventeull. Nicht immer und nicht alle.
Ohne den Kontext sowohl der Epoche, aus der die Information = hier: das 'Faktum' stammt, als auch die Frage danach, warum ich genau in diesem Moment das erfahren soll, was man mir vorsetzt, sind Namen, Jahreszahlen, Ereignisse schnell Wissensmüll.
Natürlich kann man damit immer noch ein Quiz gewinnen, im Fernsehen etwa.
'Echtes' Wissen heißt nicht nur, über Einzelinformationen zu verfügen, sondern sie einschätzen, abwägen, überprüfen zu können und vor allem: Fragen daraus entwickeln.
Halbwissen, Fehlinformationen und Wissensmüll verhindern eben das, also Fragen entwickeln und eigenständig denken lernen.
Meine Meinung, daß es mir lieber ist, daß die Leute über kein Grundwissen verfügen als über halbes und falsches, schließt nicht aus, daß sie Wissen erwerben können und sollen. Vor allem sollen.
Sendungen jedoch, die halbes und falsches Wissen vermitteln, schließen das durchaus aus, weil sie den Eindruck hinterlassen, daß man nun ja 'weiß'.
Wissensbrocken können tödlich sein. In jeder Disziplin.
magali