Die Nacht von Lissabon - Erich M. Remarque

  • Autorenporträt
    Erich Maria Remarque, 1898 in Osnabrück geboren, besuchte das katholische Lehrerseminar. 1916 als Soldat eingezogen, wurde er nach dem Krieg zunächst Aushilfslehrer, später Gelegenheitsarbeiter, schließlich Redakteur in Hannover und Berlin. 1932 verließ Remarque Deutschland und lebte zunächst im Tessin/Schweiz. Seine Bücher “Im Westen nichts Neues” und “Der Weg zurück” wurden 1933 von den Nazis verbrannt, er selber wurde 1938 ausgebürgert. Ab 1941 lebte Remarque offiziell in den Usa und erlangte 1947 die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1970 starb er in seiner Wahlheimat Tessin.


    Klappentext
    Das dunkle Jahr 1942. Am nächtlichen Kai in Lissabon starrt ein Mann auf ein Schiff. Es könnte seine Rettung sein, aber hat weder Visum noch Geld. Plötzlich bietet ihm ein Unbekannter zwer Schiffkarten an - unter einer Bedingung: Er will ihm in dieser Nach seine Geschichte erzählen, die Geschichte seiner Flucht und seiner Liebe..






    Ich gestehe ehrlich, dass das Thema Nationalsozialismus bestens geeignet ist, mich in die Flucht zu schlagen. Ich mußte das Thema von Klasse 5-13 jedes Jahr aufs neue durchkauen, und zwar so oberflächlich, dass Guido Knopp - der überflüssigerweise in dem Zeitraum eigentlich einen eigenen Fernsehkanal benötigte - mich darüber aufkläre mußte, wer eigentlich Speer und Himmler waren. Man kann daher ziemlich sicher sein, dass ich von dem Thema so genervt bin, dass ich grundsätzlich umschalte, Bücher zuklappe ect. sobald das Thema auf diesen Zeitraum kommt, das letzte Opfer war *Die Bücherdiebin*.
    Zudem kann ich nicht unbedingt etwas mit Liebesromanen anfangen, sie müssen schon sehr dick wie bei Nicolas Sparks aufgetragen werden, damit bei mir irgendetwas ankommt.


    Obwohl bei Themen des Romas mich daher nicht gerade berühren, hat *Die Nacht von Lissabon* doch etwas zeitloses, was sie über das übliche Betroffenheitsgesülze heraushebt: Das Schicksal vom Emigranten, ist leider ein zeitloses Thema. Die ganze Unmenschlichkeit des Flüchtlingsdaseins, in denen der Mensch gar nichts zählt, sondern nur Papiere, welche den Aufenthaltsstatus dokumentieren, wird hier herausgestellt. Das ist eine wirklich brutale Situation, die ich mir so noch nie vor Augen geführt habe.
    Was mich an dem Roman gestört hat, war der sterotype Nazi-Bruder der Gattin von Schwarz, der beiden unbeirrbar durch ganz Europa folgt und keine anderen Facetten hat. Ich frage mich immer, ob solche Nazis nicht noch unheimlicher wirken würde, wenn sie eben andere Seiten hätten, wenn sie als Menschen und nicht als eine Art programmierte Roboter dargestellt würden.


    Fazit:
    Ich habe das Buch bewußt nicht als Buch über den Nationalsozialismus gelesen (sonst hätte ich es gar nicht erst angefangen), sondern als Emigrantenroman. Als solcher ist er zeitlos, da er aufzeigt, wie brutal das Leben als Flüchtling ist.


    Zur Ausgabe:
    Die Ausgabe enthält als Anhang einen ausführlichen Kommentar zu Remarque und dem Roman.


    Taschenbuch: 330 Seiten
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch (Juni 1998)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3462027220
    ISBN-13: 978-3462027228
    Größe und/oder Gewicht: 19,2 x 12,4 x 1,9 cm

  • Erich Maria Remarque ist einer der wenigen Autoren, von denen ich alles verschlungen hab. Angefangen hatte es natuerlich mit Im Westen nichts Neues, das bis heute eins der besten Buecher ist, das ich je gelesen hab.


    Danach kam gleich "Die Nacht von Lissabon". Der erste in einer ganzen Reihe von ziemlich aehnlich gestrickten Fluechtlings-/Emigrantenromanen. Und der am besten gelungene. Du hast Recht, dass er zeitlos wirkt und nicht an die Nazizeit gebunden ist. Er hat damit wirklich den Klassiker aller Fluchtromane geliefert.


    Der fuer Remarque typische schlichte Schreibstil passt zum Realismus der Situation. Auch das Ende ist entsprechend kein einfaches.


    Auch wenn Remarque weder mit diesem noch mit seinen folgenden Romanen jemals wieder an die Glanzleitung von "Im Westen nichts Neues" anknuepfen konnte, so ist "Die Nacht von Lissabon" ein gelungener Roman, der auch heute nichts an seiner Eindringlichkeit und Relevanz eingebuesst hat.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich