Erling Jepsen - Die Kunst im Chor zu weinen

  • Titel: Die Kunst im Chor zu weinen
    Originaltitel: Kunsten at graede i kor
    Autor: Erling Jepsen
    Verlag: Suhrkamp Nova
    Erschienen: Oktober 2008
    Seitenzahl: 267
    ISBN-10: 3518460307
    ISBN-13: 978-3518460306
    Preis: 12.90 EUR


    Der Autor:
    Erling Jepsen wurde 1956 in der Kleinstadt Gram in Südjütland geboren. Sein Vater war der Milchmann des Ortes, die Mutter bediente im Kaufmannsladen der Familie. Erling Jepsen studierte in Aarhus und debütierte als Schriftsteller 197 mit einem Hörspiel. Er lebt als Dramatiker und Romanautor in Kopenhagen. Auf deutsch erschien 2006 der Roman „Dreck am Stecken“.


    Zum Inhalt ein Blick auf den Klappentext:
    "Wenn Vater eine gute Grabrede hält, dann haben ihn die Leute gern, und wenn die Leute ihn gern haben, dann hat er auch uns gern." Allan, der elfjährige Sohn des Milchmanns, weiß, wie man zu Tränen rührt. Zusammen mit seinem Vater besucht er sämtliche Beerdigungen des Ortes. Die Grabreden des Vaters - unterstützt durch den traurigen Blick des Sohnes - bringen die Angehörigen unweigerlich zum Weinen; und da eine gute Rede dem Umsatz des elterlichen Ladens zugute kommt und zudem die "psychischen Nerven" des Vaters beruhigt, ist die Logik für Allan klar: des einen Tod, des anderen Brot. Aber was tun, wenn die Todesfälle ausbleiben? Wer hat das Feuer gelegt, in dem Allans Großmutter umkam? Wird die große Schwester deshalb wenig später in die Psychiatrie gebracht? Oder etwa, weil sie nicht länger mit dem Vater auf dem Sofa schlafen mag? Eine abgründige Familiengeschichte, geschildert aus dem treuherzigen Blickwinkel eines Elfjährigen, dem die familiäre Harmonie über alles geht und dem es deshalb zunehmend schwerer fällt, "gut" und "böse" voneinander zu unterscheiden.


    Mein Meinung:
    Erling Jepsen errichtet Fassaden um sie dann zusammenbrechen zu lassen. Aus den Trümmern errichtet er neue Fassaden die dann auch wieder eingerissen werden. Immer wenn dieses Buch in harmonisches Fahrwasser gerät sorgt eine Wendung dafür, dass diese Harmonie nachhaltig zerstört wird. Jepsen sieht die Dinge aus der Sicht eines elfjährigen Jungen, schafft es auch die Stimmungen und Empfindungen des Jungen gut deutlich zu machen. Besonders dabei ist aber, dass er sich meistens dabei der „Erwachsenensprache“ bedient. Ein interessantes Unterfangen was sehr zum besonderen Flair dieses Buches beigetragen hat. Manchmal gibt es in diesem Buch aber auch gewisse Längen, die nicht hätten sein müssen. Auch hier gilt der Grundsatz „Weniger wäre ggf. mehr gewesen“. Es ist eine beeindruckende Kindheitsschilderung. Deutlich wird das Dilemma des Jungen, der nichts anderes möchte als ein harmonisches Familienleben, aber immer wieder feststellen muss, dass diese vermeintliche Harmonie sehr oft nachhaltig gestört und zerstört wird und nichts dagegen tun kann.
    Ein lesenswertes Buch, dass aber sicher auch auf Ablehnung stoßen könnte. Dem oder anderen mag es vielleicht zu konstruiert geschrieben sein.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Oh! das hatte ich noch gar nicht gesehen, dass Du das bereits rezensiert hast, Voltaire :wow


    Ich besitze das Buch schon seit längerer Zeit und es dümpelt so auf meinem Sub dahin, ich muss nachher gleich mal reinlinsen...


    Danke für die Rezenion!



    Subkramende Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson


  • Ich hab es jetzt auch gelesen.
    Mir hat es leider nicht so gut gefallen.
    Ich fand es nur mässig packend, eher ziemlich langatmig.
    Allan mit seinen (anerzogenen) Lebensweisheiten
    und Vorurteilen ging mir ziemlich auf die Nerven.
    Seine Art Harmonie für seine Familie zu beschaffen,
    fand ich schlichtweg an den Haaren herbei gezogen.
    Hatte mir mehr erhofft, schade!

  • Ich habe das Buch eben heute ausgelesen. Ich fand es nicht schlecht, wobei ich sagen muss, dass mir oft unverständlich war, wie weltfremd der Junge (11 Jahre!) auf Situationen und Personen und deren Handeln reagiert.
    Zu welcher Zeit spielt die Geschichte sich ab? Wird das irgendwo genannt und ich hab es nur nicht mitbekommen?


    Ich hatte das Buch nur ausgeliehen, hab's ausgelesen, aber kaufen werde ich es mir nicht.