Das Durchdrehen der Schraube - Henry James

  • Aus der Amazon.de-Redaktion
    Eigentlich fängt alles so harmlos an: Eine junge Pfarrerstochter — deren Namen wir nicht erfahren — erhält von einem Londoner Lebemann den Auftrag, sich auf einem abgeschiedenen Landgut um seine beiden Pflegekinder zu kümmern. Wie sich herausstellt, sind Flora und Miles liebenswerte und lernwillige Kinder, die sich mit ihrer neuen Hauslehrerin bestens verstehen. Auch die Haushälterin ist ihr gewogen und wird ihr mit der Zeit sogar eine gute Freundin.
    Doch bald fallen erste Schatten auf ihr ruhiges Leben: Der junge Miles wird von seinem Direktor ohne Angabe von Gründen von der Schule verwiesen; die Pfarrerstochter erfährt, dass ihre Vorgängerin das Landgut fluchtartig verlassen hat und bald darauf gestorben ist; und schließlich tauchen im Haus und im umliegenden Park schattenhafte Gestalten auf, ein Mann und eine Frau, die zu den beiden Kindern in einer merkwürdigen Beziehung stehen. Kann die Hauslehrerin ihre Schützlinge vor den Boten des Grauens bewahren? Oder ist es längst zu spät und sie selbst ist es, die Hilfe dringend nötig hat?


    Was wie ein konventioneller Landhausroman klingt, ist eine der gruseligsten Geistergeschichten der Weltliteratur. Aus der Sicht einer jungen Frau wird beschrieben, wie das Grauen allmählich von ihrem Leben Besitz ergreift. Die Gefahr kommt nicht von außen, sie hat ihre ganze Lebenswelt bereits durchdrungen, bevor sie erstmals dort eintrifft. James’ Prosa ist gleichzeitg sparsam und ausgefeilt, subtil und überschäumend. Die vorliegende Ausgabe bietet eine Neuübersetzung, der es ganz hervorragend gelingt, den literarischen Sprachstil des 19. Jahrhunderts nachzubilden, ohne heutigen Lesern dabei unnötige Schwierigkeiten zu bereiten. Damit ist einer der berüchtigsten Horror-Romane der anglo-amerikanischen Literatur endlich in einer angemessenen Ausgabe zugänglich — eine unwiderstehlich Aufforderung zum erstmaligen oder wiederholten Lesen.


    Henry James (* 15. April 1843 in New York; † 28. Februar 1916 in Chelsea, Großbritannien) war amerikanischer Schriftsteller. Er war der jüngere Bruder des Philosophen William James. The Turn of the Screw, 1898 (dt. Das Durchdrehen der Schraube; je nach Übersetzung auch Die Unschuldsengel oder Das Geheimnis von Bly.)
    James’ bekanntestes Werk; es existieren hierzu auch eine gleichnamige Opernfassung von Benjamin Britten sowie der 1961 gedrehte britische Gruselfilm Schloß des Schreckens .



    James, Henry US-amerikan. Schriftsteller *15.4.1843 New York, † 28.2.1916 London Bildnis einer Dame, 1881 Als erster US-amerikanischer Schriftsteller der Moderne übte Henry James mit seinen psychologisch-differenzierten Gesellschaftsromanen großen Einfluss aus, u.a. auf James R Joyce. Der Sohn eines reichen Gelehrten, der Wert auf eine gute Erziehung seiner Kinder legte, bereiste neben seinem Studium in den USA schon als Jugendlicher mehrmals Europa. Mit 26 Jahren verließ er Amerika, lebte zunächst in Paris, dann in London, bis er 1898 seinen ständigen Wohnsitz in der englischen Küstenstadt Rye fand. Schon früh hatte James Rezensionen, kulturhistorische Artikel und Erzählungen geschrieben. Nach seiner Übersiedlung nach England bestimmte das Thema “Amerikaner in Europa” sein Werk, die Konfrontation der amerikanischen Unschuld mit einer überlegenen, oft dekadenten Kultur. Immer wieder gestaltete James auch die Unmöglichkeit von Liebesbeziehungen zwischen amerikanischen Frauen und europäischen Männern. Seine Romane sind arm an äußerer Handlung, aber reich an innerer Dramatik; im Gespräch, noch mehr im Verschweigen entwirft James präzise Psychogramme seiner Heldinnen und Protagonisten, die sich alle in einer höchst kultivierten Umgebung bewegen. Biografie: L.Edel, Henry James. A Life, 1985






    Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal etwas derartig Gruseliges gelesen habe - ich habe mich danch nicht mehr in den Keller getraut. Dabei ist das wirklich Schlimme, das die Geistererscheinungen nicht agieren, sondern einfach nur da sind. Dies wird so eindringlich geschildert, dass man ihr Präsenz regelgerecht zu spüren glaubt, diese unbestimmte Bedrohung ist unerträglich.
    Man fürchtet mit der Governante um die Kinder, gleichzeitig bleibt das Bewußtsein, dass niemand etwas ausrichten kann, ja, dass es noch nicht einmal einen wirklichen Feind gibt.


    Fazit:
    Unerträglich spannend und gut.


    Taschenbuch: 201 Seiten
    Verlag: Dtv (August 2001)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3423128984
    ISBN-13: 978-3423128988
    Größe und/oder Gewicht: 19,3 x 12,1 x 1,9 cm

  • Wenn ich das richtig verstehe, ist das die Originalvorlage für dieses Hörspiel? Das hab ich nämlich und es ist wirklich gut gemacht (nur vermutlich gekürzt). Woher kommt denn der komische Titel?

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Es war eines der ersten Bücher, die ich auf englisch gelesen habe. Damals dachte ich, den Titel verstehe ich aufgrund meiner mangelnden Sprachkenntnisse nicht. Allerdings ist er mir bis heute rätselhaft geblieben.


    Das Buch an sich hat mit aber auch sehr gut gefallen. Danke für die Rezi, Nomadenseelchen. Da bekomme ich glatt Lust, es noch mal zu lesen. Ist ja schon ein Weilchen her.

  • Paradise Lost


    Der englische Originaltitel lautet 'The Turn of The Screw'.
    Der deutsche Titel zielt nur auf das Ende, auf das 'Überdrehen'. Der englische verweist auf die gesamte Handlung, das immer festere Anziehen einer Schraube.
    Mit dem Originaltitel bleibt auch der Zweifel, ob damit der stärker werdende Einfluß der Geister gemeint ist (falls es die überhaupt gibt) oder das Handeln der Gouvernante, die immer verängstigter wird und dadurch die Kinder weiter und weiter in das Geschehen (oder ihre Phantastereien ?) hineinzieht.
    Es ist nie ganz sicher, ob sie einer Wahnvorstellung folgt, ob es die Geister gibt und ob man tatsächlich die Kinder vor ihnen bewahren kann bzw. die Kinder im anderen Fall überhaupt bewahrt werden wollen.
    Das ist rasend gut gemacht.
    Eine der besten Gespenstergeschichten überhaupt.


    Sie zu kürzen (falls es gekürzt ist), halte ich für eine echte Sünde.



    @nomandenseelchen


    Ich verstehe sehr gut, daß Du Dich nach dem Lesen dieser Geschichte nicht mehr in den Keller getraut hast, ich habe mich nach dem ersten Mal nicht mal aus dem Zimmer getraut.


    Schlimmer in der Wirkung aber ist, so unglaublich es klingt, die Oper, die Benjamin Britten daraus gemacht hat.
    Das ist eine ernstgemeinte Warnung.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • magali
    Danke für den Hinweis. So gesehen ein passender Zug, den angespannten Geisteszustand (ob nun von Gouvernannte, Kindern oder beiden) mit dem immer stärkeren anziehen, bis zum durchdrehen, einer Schraube zu vergleichen.


    Ich glaub das Buch muss ich auch mal lesen, allein um zu vergleichen ob das Hörspiel ihm gerecht wird.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Ich habe Henry James Gruselklassiker eher nicht als schaurige Geistergeschichte empfunden sondern eher als psychologische Studie. Grusel stellte sich daraufhin auch bei mir nicht ein. Die namenlose Gouvernante erschien mir psychisch krank und wahnhaft, so das ich die Geistererscheinungen eher als Wahn empfand als real.


    "Das Durchdrehen der Schraube" ist über 100 Jahre alt und dementsprechend ist die Sprache. Ich hatte ein wenig meine Probleme mit den langen Schachtelsätzen, die zudem vor Adjektiven nur so strotzen. Gemäß der Zeit wird etwas schwülstig gesprochen und erklärt, alle sind leicht erregbar und zudem interpretiert die Gouvernante in jeden Blick und jedes Wort schwerwiegende Dinge hinein, die wortreich erklärt werden. Das ist auf jeden Fall kunstvoll aber auch anstrengend. Zum Glück ist das Buch nicht dick, so das ich die Geschichte trotzdem bewältigen konnte.


    Ich wusste schon vorher, das ich meine Probleme mit Klassikern und deren Sprache habe. Aber ich bin froh, das Buch gelesen zu haben. Es war auf jeden Fall eine interessante Erfahrung. Schade, das sich bei mir nicht der erhoffte Grusel einstellte.

  • Titel: Das Durchdrehen der Schraube. Eine Geistergeschichte
    OT: The Turn Of The Screw
    Autor: Henry James
    Aus dem Amerikanischen neu übersetzt von: Karl Ludwig Nicol
    Verlag: DTV
    Erschienen als TB: August 2001
    Seitenzahl: 208
    ISBN-10: 3423128984
    ISBN-13: 978-3423128988
    Preis: 9.90 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Bei einer abendlichen Gesellschaft wird am Kaminfeuer eines südenglischen
    Landhauses eine ungewöhnliche Geistergeschichte erzählt: Es ist der Bericht einer jungen Pfarrerstochter, die auf dem abgeschiedenen Landgut Bly als Erzieherin zweier seit kurzem elternloser Kinder eingestellt wird. Das
    Gleichgewicht der kleinen Gemeinschaft wird empfindlich gestört, als die
    Erzieherin zwei mysteriöse Erscheinungen wahrnimmt, in denen sie die Geister eines verstorbenen Dieners und ihrer ebenfalls verstorbenen Vorgängerin zu erkennen glaubt. In wahnhaftem Eifer versucht sie, die Kinder vor drohender Gefahr zu bewahren und treibt dabei schließlich den kleinen Jungen selbst
    in den Tod.


    Der Autor:
    Henry James wurde 1843 in New York geboren und starb 1916 in London. Er lebte seit 1882 in England und wurde 1915 britischer Staatsbürger.


    Meine Meinung:
    Henry James hat eine wunderbare Geister- und Schauergeschichte geschrieben. Die Spannung baut sich langsam auf, trotzdem ist schon seit Beginn der Geschichte eine unterschwellige Bedrohung spürbar. Henry James verzichtete auf vordergründige, effektheischende Gruselmerkmale, stattdessen bedient er sich psychologischer „Einflüsterungen“ die diese Geschichte zu einer wirklichen Schauergeschichte machen. Seine handelnden Personen wirken lebendig und sind klar gezeichnet. Auf Klischees verzichtet der Autor, auch wenn so manche Personenbeschreibung dem Leser doch irgendwie bekannt vorkommen könnten. Das Irrationale wird zum Normalen – gerade diese Gratwanderung ist es, die Henry James so unglaublich gut gelungen ist. Die vormals heile Welt bekommt immer mehr Risse und irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, wo diese Risse nicht mehr kaschiert oder ausgefüllt werden können. Die Fassade bröckelt – und das alles wird ohne billige Effekthascherei geschildert; es ist das Unterschwellige, das oftmals Ungesagte, was den Leser so in seinen Bann zieht. Ein wunderbares Buch, ein Buch das uneingeschränkt empfohlen werden kann – eine Geschichte, die wohl in dieser Form heute wohl niemand mehr so schreiben könnte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • :wave Danke Voltaire für diese gelungene Rezi. Ich habe bei meinem großen SUB/HUB dieses Buch schon sehr lange im Regal und nun denke ich, muss ich es unbedingt lesen. Ich glaube, ich werde aber noch bis zum Herbst warten - ich mag es, wenn das Wetter das Thema eines Buches noch unterstützt...

  • Zitat

    Original von Eskalina
    .......denke ich, muss ich es unbedingt lesen. Ich glaube, ich werde aber noch bis zum Herbst warten - ich mag es, wenn das Wetter das Thema eines Buches noch unterstützt...


    Eine gute Idee!
    Du allein zu Haus, draußen herrscht Novembernebel, die Straßengeräusche sind nur dumpf zu hören, überall im Haus knistert und knackt es, manchmal meinst du aus den Augenwinkeln irgendwelche Bewegungen wahrzunehmen, du bist dir nicht sicher ob die Tür vom Hintereingang wirklich geschlossen ist, kann es sein dass es gerade so anhört als würde sie geöffnet und dann leise wieder geschlossen?
    Du schaust auf dein Buch und dann fällt ein Schatten auf die Seite die du gerade liest....... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe mir das Buch gekauft, weil ich auch mal etwas richtig unheimliches, gruseliges lesen wollte. Diese Wirkung hat das Buch allerdings überhaupt nicht gehabt.
    Mir ging es so wie "Darcy" in allem. Auch ich fand, besonders am Anfang, die Sprache sehr anstrengend und zu aufgesetzt. Intellegent schreiben ist ja schön, aber muss ein Satz dabei über weiß ich wieviele Zeilen gehen!? Ich halte mich für normal intellegent, aber ich musste viele Sätze anfangs mehrfach lesen, um einen Sinn darin zu sehen.


    Ich fand es nervig, dass die Erzieherin in allem sonst was hineininterpretiert hat. Aber darum ging es ja. Spannend ist bei diesem Buch einfach, wie auch im Nachwort zu lesen ist, dass es sehr viele Interpretationen zu der Erzählung gibt. Jeder denkt sich seinen Teil und nimmt das Buch auf seine Weise. Das hat es für mich lesenswert gemacht.

  • Zitat

    Original von Kalliope
    Auch ich fand, besonders am Anfang, die Sprache sehr anstrengend und zu aufgesetzt. Intellegent schreiben ist ja schön, aber muss ein Satz dabei über weiß ich wieviele Zeilen gehen!? Ich halte mich für normal intellegent, aber ich musste viele Sätze anfangs mehrfach lesen, um einen Sinn darin zu sehen.


    Nun, genau diese Schreibweise ist typisch für Henry James. Seine Bücher und Geschichten sind immer komplexe psychologische Studien des menschlichen Charakters und ich persönlich finde diese Sprache einfach wunderschön. Sie ist natürlich auch ein Zeichen der Zeit, in der die Bücher entstanden sind und nicht zuletzt wird dadurch auch seine Herkunft in der amerikanischen Oberschicht deutlich.

  • Ich habe das Buch im Sommer gelesen, mir fehlte also das passende Wetter dazu :grin.
    Ich hab eine andere Ausgabe gelesen die ich unter verlinkt haben. Inwieweit sich die Übersetzungen unterscheiden kann ich nicht sagen.



    So richtig gegruselt habe ich mich nicht, ich hatte keine Probleme mit dem Keller oder dunklen Zimmern :grin. Mit der Sprache hatte ich keine Probleme, im Gegenteil ich fand sie sehr passend und sie hat viel dazu beigetragen das die Geschichte so unheimlich war. Hervorragend geschrieben. Ohne wirklich spektakuläre Ereignisse hat der Autor eine sehr unheimliche, sogar spürbare Atmosphäre geschaffen.
    Leider hat das Buch zu früh aufgehört, ich hätte da gerne noch weitergelesen :grin

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    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

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