Wo bleiben die Demonstrationen gegen Putin?

  • 3 Terroranschläge in wenigen Tagen, nun eine Geiselnahme in einer russischen Schule mit 30 verrückten tschetschenischen Attentätern, zu allen bereit, die sogar die Geiselnahme im Moskauer Theater übertrifft.


    Terror entsteht nicht ohne Grund. Die Russen lassen an Tschetschenien fest, das russische Militär raubt, schändet, vergewaltigt und mordet dort nach Belieben.


    Mittlerweile sind dort mehr Menschen umgekommen, als jemals im Irakkrieg. Wenn einmal im Irak eine Gruppe von Menschen geköpft wird, ist das irrsinnig grausam, aber in Tschetschenien passiert das jeden Tag, ohne das es jemanden juckt.


    Da frage ich mich: Wo ist da der Unterschied? Warum wird nicht gegen Russland protestiert, die den imperialistischen Zügen der USA um gar nichts nachstehen? Dazu kommt noch die russische Scheindemokratie, die Macht der Medien hat Putin, und Korruption ist an der Tagesordnung.


    mfg

  • Und warum wird dann nicht gegen die Terroristen demonstriert? Warum wird nicht gegen die Selbstmordattentäter in Israel demonstriert? Warum wird nicht gegen Verbrecher demonstriert, denen unfähige Psychiater bescheinigt haben, dass sie geheilt sind und entlassen werden können? Warum wird nicht gegen die Tausenden von Hungertoten in Afrika demonstriert? Warum? Warum? Warum? ....


    Die Antwort auf Deine Frage betrifft all diese anderen Fragen auch, denn letztlich läuft es wahrscheinlich immer auf die selbe Erkenntnis hinaus. Die meisten Menschen sehen erstmal nur ihren Tellerrand, selten darüber hinaus. Russland ist genauso weit weg, wie der Kinderschänder im Nachbar-Bundesland. Es ist die Mentalität des "Es trifft ja nur die anderen, nicht mich selbst." Man ist persönlich nicht unmittelbar von solchen Geschehnissen betroffen und deshalb bekommen solche Dinge im eigenen Ereignishorizont wenig Bedeutung beigemessen. Dazu dann noch ein allgemeines Gefühl des "Ich kann ja eh nichts dagegen tun." und schon hast Du eine schlüssige Antwort.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Die meisten Menschen sehen erstmal nur ihren Tellerrand, selten darüber hinaus. Russland ist genauso weit weg, wie der Kinderschänder im Nachbar-Bundesland.


    Und warum demonstrieren dann Millionen von Menschen gegen den Irakkrieg? Ist doch auch nicht gerade nahe! ;-)


    mfg

  • um mal im ernst zu antworten:


    du müsstest jeden tag im jahr auf die strasse gehen, wenn du gegen alle ungerechtigkeit in der welt protestieren willst.


    aber gerade bei dauerkonflikten heisst es: aus den medien, aus den sinn. und den politkern sind gute geschäftsbeziehungen einfach wichtiger...
    schröder hat öffentlich die wahl anerkannt (zitat: sie sei akzeptabel verlaufen) und konnte sich gleichzeitig bedanken, dass russland die fördermenge an öl anhebt, um den preis zu stabilisieren.


    that's the way it goes...


    bo

  • Tatsächlich gibt es so viele Dinge, gegen die man protestieren müßte, daß man das hauptamtlich betreiben könnte (tun ja auch einige Leute). Das war aber nicht His' Frage, sondern die, warum gegen Bush demonstriert wird, gegen Putin aber nicht. Das hat m.E. einerseits seine Ursache in der Geschichte - der Ostblock hat Proteste im Westen höchstenfalls kaltlächelnd zur Kenntnis genommen, und so ganz hat sich im Bewußtsein der Menschen noch nicht festgesetzt, daß Rußland eben nicht mehr damit gleichzusetzen ist. Außerdem ist die kulturelle Durchdringung unseres Lebens mit amerikanischem Gut um ein Vielfaches höher, als etwa diejenige mit russischer Kultur, es besteht sozusagen eine (nicht zu leugnende) kulturelle Nähe. Die Amis reagieren auch viel pikierter auf Proteste, es macht einfach mehr Spaß. Andererseits gibt es zwar eine linke Protestkultur, aber kaum eine eher rechte, will sagen, alles, was sich im Bereich Sozialdemokratie bis (ohne Wertung) nach weiter links außen bewegt, verinnerlicht den Straßenprotest weitaus stärker als politisches Mittel, wobei auf der anderen Seite fast nur die Extremen auf die Straße gehen. Rußland gilt, obwohl es nicht (mehr) stimmt, immer noch als eher linke Veranstaltung. Ich weiß, ich verallgemeinere.


    Außerdem wird protestiert, es wird viel und ständig protestiert, gegen alles mögliche, überall. Mal stehen nur drei Menschen vor einem Amtsgericht und schimpfen auf ein Einzelurteil, mal färben sich zwanzig Menschen blau und legen sich, als Wale verkleidet, an den Strand. Solche Dinge passieren pausenlos, aber es wird eben nicht (mehr) zur Kenntnis genommen. Weil es ja auch tatsächlich wenig bewirkt.


    Hauptsächlich aber geht es um die Wirkung. Protest gegen Rußland verpufft einfach, wohingegen CNN durchaus mal ein Sendeminütchen spendiert, wenn irgendwo medienwirksam Amerikaflaggen oder Bushpuppen verbrannt werden.


    (Ergänzung: Die politischen Parteien bluten derzeit aus, verzeichnen auf ganzer Linie starken Mitgliederschwund. Die Chance, in einer politischen Partei aktiv zu werden, Positionen zu besetzen und an Veränderungen mitzuwirken, war lange nicht mehr so groß.)

  • Warum??


    Weil zu wenig davon in den Medien präsent ist.
    Und weil da kein Führer ist, den man irgendwie hassen, oder lieben kann.
    Ich persönlich weiß zb. sehr wenig über diesen Konflikt...man müsste sich tatsächlich mal schlauer machen.



    Beim Irakkrieg wurde das Interesse, ja gerade zu geschürt..Hier ein Führer, da ein Bush..und immmer schön die Angst schüren..in Russland wirds eher unter den Teppich gekehrt

  • Hallo His!


    Geh mal vom Gas! :grin


    Wenn du 1000 Leute gegen Putin auf die Straßen Berlins bringst, sieht das in Rußland kein Schwein: Es kommt dort einfach nicht im Fernsehen. Wenn eine Demo gegen BushCo organisiert wird, dann -- aber das schrieb Tom ja bereits!


    Demonstrationen machen nur dann Sinn, wenn sie auch nur theoretisch etwas bewirken können. Nur als Treffen von Gesinnungsgenossen, die sich gegenseitig bestätigen, wie böse Putin ist, bringt das nichts als Stammtischgeplärr.
    Wenn hingegen CNN, ABC oder NBC oder die New York Times und andere Zeitungen vom Unwillen der Europäer über die BushCo-Politik berichten, dann gibt das schon mal dem einen oder anderen zu denken. Und vielleicht reichen diese Stimmen dann, um beim nächsten Mal wieder politische Vernunft ins Weiße Haus einziehen zu lassen.


    Und was meine persönliche Haltung zu Putin angeht: Ich mag keine Männer mit Bubi-Gesichtern ... dahinter steckt meist etwas Schreckliches ...


    Liebe Grüße,


    Iris

  • Zitat

    Original von bogart
    schröder hat öffentlich die wahl anerkannt (zitat: sie sei akzeptabel verlaufen) und konnte sich gleichzeitig bedanken, dass russland die fördermenge an öl anhebt, um den preis zu stabilisieren.


    ... und wenn er eine Protestnote eingereicht hätte und deshalb der Ölfluß ausgeblieben wäre, hätte die BLÖD-Zeitung am nächsten Tag zwei Schlagzeilen:
    BENZINPREIS STEIGT INS UNERMESSLICHE! -- SCHRÖDER VERÄRGERT PUTIN


    Aus dieser Falle kommt derzeit keiner der Berliner Köpfe raus.
    Wart 's ab: Nach der nächsten Wahl haben wir eine Kanzlerin Merkel -- und die ist nach 6 Monaten im Amt ebenso unten durch bei den Medien. :grin


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Ich glaube, der Unterschied in der Behandlung Russlands und den USA wird auch durch die Erwartungen bedingt, die man an beide stellt. Russland galt in der Zarenzeit als der Gendarm Europas und die ihnen nachfolgenden Bolschewiken waren auch nicht gerade das Müttergenesungsheim. Das Land der Tapferen und Freien stellte sich jedoch immer als das leuchtende Beispiel der Welt und die Beste aller Gesellschaften dar. Da nimmt man es übel auf, wenn man merkt, dass es auch nicht anders ist als der große Bruder des Lümmels von nebenan, der einem immer vertrimmt, wenn man dem Kleinen seine Gemeinheiten zurückzahlen will.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Hallo, Iris.


    Zitat

    Nach der nächsten Wahl haben wir eine Kanzlerin Merkel -- und die ist nach 6 Monaten im Amt ebenso unten durch bei den Medien.


    Ich tippe wie folgt:


    Koch (50%)
    Stoiber once again (30%)
    Merkel (20%)


    (Es gibt noch ein paar andere mit Außenseiterchancen. Die haarruinöse Babbelschildkröte sehe ich jedenfalls noch nicht im Kanzleramt.)


    :grin

  • Zitat

    Original von Tom
    Koch (50%)


    Vor dem kann ich nur warnen! Ganz dringend warnen! Was der für einen populistischen Mist in Hessen baut, das ist der Hammer! :cry


    Zitat

    (Es gibt noch ein paar andere mit Außenseiterchancen.


    Wolff? Hmm .. um den ist 's allerdings verdächtig still geworden. Oder vielleicht Peter Saarland-Müller, der immer wieder für eine Überraschung gut ist?
    Oder vielleicht Ole von Beust, mit dem wir einen hanseatischen Kanzler hätten und dazu den ersten First Lord der deutschen Geschichte. :grin


    Zitat

    Die haarruinöse Babbelschildkröte sehe ich jedenfalls noch nicht im Kanzleramt.)


    Es gibt ja Beobachtungen, die diese These stützen: Immer wenn 's der CDU gar nicht gut geht, sitzt Merkel fest im Satte - und immer wenn sie wackelt, hat die CDU Oberwasser ... Da ist was dran ... :gruebel

  • Zitat

    Vor dem kann ich nur warnen! Ganz dringend warnen! Was der für einen populistischen Mist in Hessen baut, das ist der Hammer!


    Warnen müßte man vor vielen. :grin Aber Koch ist die Speerspitze der (innerparteilich sehr starken) "Betonköpfe", die Politik in Hessen wird bundesweit kaum wahrgenommen und die Skandale um ihn sind längst vergessen. Wie gesagt, 50%. Ich denke aber, daß auch noch Leute aus der Fraktionsführung eine Chance haben. Und von Beust wäre ein genialer Schachzug - allerdings nicht aus der Sicht von Merkel, Merz und Stoiber. :grin

  • Zitat

    Original von Tom
    Aber Koch ist die Speerspitze der (innerparteilich sehr starken) "Betonköpfe", die Politik in Hessen wird bundesweit kaum wahrgenommen und die Skandale um ihn sind längst vergessen.


    Das ist für mich unfaßbar ...


    Hier in Hessen würden ihn die einen wählen,weil sie seine Ellbogenpolitik gut finden, aber vermutlich noch mehr, damit er weg ist aus Wiesbaden. Landespolitik greift bekanntlich noch mehr ins Alltagsleben ein als Bundespolitik (wenn ich da bloß an das Chaos denke, das der Mann in unseren Schulen anrichtet ...). Außerdem standen wir mal so gut da wirtschaftlich -- und aus isses!
    Und was die ganze Migranten-, Asyl- und auch Ost-West-Problematik angeht, spielt der unentwegt mit Brandsätzen auf der Tankstelle herum!



    Zitat

    Und von Beust wäre ein genialer Schachzug - allerdings nicht aus der Sicht von Merkel, Merz und Stoiber. :grin


    Naja, wenn du mich fragst ... ich mag die sowieso nicht ... :lache


    Ist ziemlich schwierig zur Zeit ... wirklich schwierig ... :gruebel