# Gebundene Ausgabe: 313 Seiten
# Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 1 (August 2008)
# Sprache: Deutsch
# ISBN-10: 3608937927
# ISBN-13: 978-3608937923
# Größe und/oder Gewicht: 21 x 13,4 x 3,4 cm
Klappentext
Drei Schicksale, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, führt Livaneli zu einer Geschichte zusammen: einen liberalen Professor aus Istanbul, den eine Midlife-Krise beutelt, einen traumatisierten Kriegsveteran und ein geschändetes Mädchen. Die 15-jährige steht im Zentrum. Sie weiß nichts von der Welt, nur dass sie als Frau alle Schuld auf sich zu nehmen hat. Bis sie erkennt, dass die Welt nicht hinter ihrem ostanatolischen Dorf endet, und ein unumkehrbarer Prozess der Emanzipation beginnt. An der Ägäis stoßen sie schließlich aufeinander. Bei jedem von ihnen löst ihre Begegnung eine Entwicklung aus, die sie herausführt aus der Engstirnigkeit, ob sie sich nun mit religiösem Fundamentalismus, militantem Nationalismus oder pseudoliberalem Anything-goes tarnt.
Autor
Zülfü Livaneli wurde 1946 in der Türkei geboren. In den 70er Jahren war er wegen seiner politischen Anschauungen gezwungen, die Türkei zu verlassen, erst 1984 kehrte er zurück. Seitdem ist er einer der bekanntesten Sänger und Filmemacher der Türkei, der auch international große Erfolge feiert. Einige Jahre war er Mitglied des türkischen Parlaments, besonders setzte er sich dabei für die türkisch-griechische Aussöhnung ein. Seine Bücher werden weltweit gelesen.
Meinung
Ein toller Roman , den ich von der ersten bis zur letzten Seite genossen und in noch nicht mal zwei Tagen gelesen habe.
In sehr einfacher, sehr flüssig zu lesender Sprache wird die Geschichte von drei Menschen erzählt, die zunächst in veraschiedenen Handlungssträngen, dann, nach der zufälligen Begegnung an der Ägäis, eine jeder auf seine Weise, persönliche Entwicklung durchmachen.
Das Hauptaugenmerk liegt zunächst bei dem Mädchen Meryem.
Diese sehr naive junge Frau soll, nach einer Vergewaltigung durch den Imam, durch den sogenannten Ehrenmord hingerichtet werden. Diesen "Auftrag" erhält ihr Cousin Cemal, ein aus dem Krieg mit der PKK traumatisierter Soldat. Er soll Meryem aus der Provinz in Ostanatolien nach Istanbul bringen, um sie dort zu töten.
Hunderte Kilometer weiter in Istanbul macht sich der liberale Professor Irfan Gedanken über sein Leben, und weiß, dass er etwas ändern muss. Eine ihn immer öfter heimsuchende Psychose offenbart sich als die Angst vor dem Tod. Um ihr zu entfliehen, will er ausbrechen.
Im Gegensatz zu Irfan, der der Verlogenheit der türkischen Oberschicht überdrüssig ist, sucht Meryem am andern Ende der Türkei alle Schuld für ihre Schicksalsschläge bei sich. Denn sie ist eine Frau - die Sünde in menschlicher Gestalt. Im fundamentalistischen Glauben zur ewigen Demut erzogen (gehirngewaschen).
Das Buch hat mich sehr an "Tausend strahlende Sonnen" erinnert. Nicht nur wegen der Namensgleichheit "Meryem". Es ist traurig und ergreifend, lässt aber auch Raum für Hoffnung und Mut in festgefahrenen Lebensdogmen.
Nicht nur Türkeis Zerrissenheit durch die Kluft zwischen Tradition und Moderne, sondern auch politische Misstände, Frauenfeindlichkeit und ein falsch verstandener Koran - mit all dem
setzt sich der Autor sehr kritisch auseinander.
Fazit
Trotz seiner Aktualität und Brisanz ein echter Pageturner.
Undedingt empfehlenswert!