E-Books - Diskussion mit newbook.de

  • Es ist wohl unbestritten, dass derzeit das Buch das langlebigste Speichermedium ist - auch wenn auf Festplatten Daten sehr lange vorgehalten werden können.


    Bei der Speicherung und Archivierung von Ebooks dürfte auch der Einsatz von digitalen Schutztechnologien (so genanntes Digital Rights Management (DRM)) eine Rolle spielen. Dabei wird es vor allem von Verlagen und Vertriebspartnern abhängen, wie "restriktiv" Ebooks mit technischen Mechanismen versehen werden um beispielsweise illegales Kopieren zu verhindern. Die "Buchbank" müsste dann analog mit diesen Technologien zusammenarbeiten.


    Wie seht ihr das? Ist der Einsatz von DRM zum Schutz der Urheberrechte sinnvoll oder ist das für den Leser ein Grund, auf den Kauf von Ebooks zu verzichten?


    Viele Grüße

  • Zitat

    Original von Vulkan


    Ich habe von den technischen Details keine Ahnung, aber es kann doch kein Problem sein, so ein ebook an eine externe Festplatte oder einen Computer anzuschließen und sämtliche Daten zu speichern.


    Das ist mit zu viel Aufwand verbunden. Ein Buch stelle ich in den Schrank. Fertig. Es kann abbrennen, aber dann kommt meine Hausratsversicherung dafür auf. Dateien sind doch deutlich schwerer zu handhaben. Und wer hat schon Lust, bei einem Rechnerwechsel Dateien zu kopieren, dann erneut, wenn neue Lesegeräte kommen und noch einmal wenn sich die Formate ändern etc. Ich bin Leser, kein Datenkopierer.


    Wer von Euch hat denn seine VHS-Kassetten alle auf DVD konvertiert? Ich habe jedenfalls keine Zeit dazu. Und da ich mich mit solchen Problemen nach Möglichkeit nicht belasten möchte, würde ich mir hier einen Dienstleister wünschen. Das sollte dann im Preis des e-books enthalten sein, auf der anderen Seite entfallen ja die Druckkosten.


    Gruß, Thomas

  • Zitat

    Original von newbook2


    Wie seht ihr das? Ist der Einsatz von DRM zum Schutz der Urheberrechte sinnvoll oder ist das für den Leser ein Grund, auf den Kauf von Ebooks zu verzichten?


    Ich finde diese Frage viel wichtiger als die Frage nach der Buchpreisbindung. Der Schutz von Urheberrechten ist fundamental wichtig, anders würde kein potentieller Autor mehr das Risiko eingehen, Jahre seines Lebens zu investieren, um letztlich keinen Lohn zu erhalten und sein Buch quasi kostenlos im Internet zu finden. Dass solche Systeme nicht sehr beliebt sind, weiß ich aber auch.


    Die Buchpreisbindung spielt hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Gerade in einer Welt mit elektronischen Büchern wird jeder sein eigenes Buch veröffentlichen können. Dazu benötigt man keinen Verlag. Verlage halte ich aber weiterhin für sehr wichtig, da nur sie eine gewisse Qualität der Literatur garantieren. Die Marke der Verlage wird in einer Welt, in der Tausende von elektronischen Büchern erscheinen, sogar an Bedeutung gewinnen.


    Dass die Buchpreisbindung für eine Vielfalt im Buchmarkt führt, scheint mir zweifelhaft. Verlage denken ebenfalls wirtschaftlich und Bücher, die sich von vornherein nicht rechnen, werden nicht produziert. Heutzutage mag es vereinzelte Ausnahmen von inhabergeführten Verlagen geben, aber das wird zunehmend abnehmen. Die Befürworter der Buchpreisbindung mögen mir mal bitte ein Beispielprojekt nennen, welches nicht erschienen wäre, wenn es die Buchpreisbindung nicht gäbe.


    Gruß, Thomas

  • Zitat

    Original von Thomas
    Das ist mit zu viel Aufwand verbunden. Ein Buch stelle ich in den Schrank. Fertig. Es kann abbrennen, aber dann kommt meine Hausratsversicherung dafür auf. Dateien sind doch deutlich schwerer zu handhaben. Und wer hat schon Lust, bei einem Rechnerwechsel Dateien zu kopieren, dann erneut, wenn neue Lesegeräte kommen und noch einmal wenn sich die Formate ändern etc. Ich bin Leser, kein Datenkopierer.


    Gruß, Thomas


    Naja, ich erinnere mich noch an unseren letzten Umzug. Wenn man mich da gefragt hätte "packen, schleppen, wieder einsortieren" oder "Daten kopieren", weiß ich, was einfacher und schneller gewesen wäre...
    Aber ich würde aus emotionalen und haptischen Gründen nicht auf Bücher verzichten wollen. Aber unkomplizierter ist es alle mal, ein paar Daten zu kopieren als 1000de von Büchern zu bewegen.


    Wichtig wäre natürlich, dass nicht ständig neue Datenformate entstehen. Aber mit CDs ist die Menschheit jetzt seit 25 Jahren glücklich, also sollte sowas doch absehbar auch für Texte möglich sein. (Also eine gleichbleibende Form der Datenaufbewahrung.)


    Übrigens, eine Hausratsversicherung würde mir beim Abbrennen meiner Bibliothek wenig helfen. Nicht nur, dass viele Ausgaben vergriffen sind, bzw. die Wiederbeschaffung aller Exemplare in neuen Ausgaben die Versicherungssumme bei weitem übersteigen würde, dazu kommt aber noch der Akt des Beschaffens selbst. Bis ich jeweils die richtigen Ausgaben gesucht, gefunden, bestellt, bezahlt habe, vergehen Jahre.

  • @ Thomas


    Eine Lösung für das Problem von Urheberrechten und Buchpreisbindung ist bis auf weiteres nicht gelöst. In den USA, wo keine Buchpreisbindung herrscht und heute schon der Ebookmarkt deutlich weiter entwickelt ist als hier, ist aber auch noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden.


    Da Amazon mittlerweile rund 80 Prozent des amerikanischen Buchmarktes in digitaler Form anbieten kann, lohnt sich dort die Anschaffung eher, weil man das was man lesen will, auch kaufen kann. Allerdings sind die Preise deutlich gefallen. Für rund 10 Dollar erhält man die 150 Titel der New York Times Bestsellerliste auf das Lesegerät von Amazon.


    Durch den extrem niedrigen Preis sind aber bislang auch noch keine Berichte über Probleme von illegalen Downloads oder Ebooks in Tauschbörsen bekannt geworden.


    Was haltet ihr von einem so niedrigen Preis?

  • Zitat

    Original von Thomas
    Dass die Buchpreisbindung für eine Vielfalt im Buchmarkt führt, scheint mir zweifelhaft. Verlage denken ebenfalls wirtschaftlich und Bücher, die sich von vornherein nicht rechnen, werden nicht produziert. Heutzutage mag es vereinzelte Ausnahmen von inhabergeführten Verlagen geben, aber das wird zunehmend abnehmen. Die Befürworter der Buchpreisbindung mögen mir mal bitte ein Beispielprojekt nennen, welches nicht erschienen wäre, wenn es die Buchpreisbindung nicht gäbe.


    Gruß, Thomas


    Ich habe vor 1-2 Jahren einige ausführliche Artikel über den Buchmarkt in Deutschland und USA gelesen. Darin wurde ausgeführt, dass Bestseller in USA inzwischen überall verkauft werden, und vor allem auch von Supermärkten und Discountern aufgekauft werden. Dabei diktieren sie teilweise mörderisch niedrige Preise. Die Verlage machen da mit, weil diese Verkaufsquellen ein großes Publikum erreichen. Der Gewinn pro verkauftem Bestseller ist dadurch in den letzten Jahren aber massiv gesunken. Früher waren Bestseller in den USA (wie heute in Deutschland) die Garanten für den wirtschaftlichen Erfolg eines Verlags, in deren Windschatten man dann anspruchsvolle, neue, exotische Autoren publizieren konnte, die sich nicht unbedingt selbst tragen mussten.


    Angeblich - laut dieser Artikel - hat die beschriebene Entwicklung in den USA dazu geführt, dass die Vielfalt der Publikationen abnimmt: Man geht weniger Risiko ein, macht weniger Übersetzungen, und hebt die Preise für die Bücher, die weniger verkauft werden teilweise massiv an.


    Der deutsche Buchmarkt ist wohl immer noch - gemessen an der Zahl der deutschsprachigen Leser - bei weitem der größte, auch und gerade, was Übersetzungen mehr oder weniger bekannter Autoren angeht. Verlage in anderen Ländern machen sich gerade diese Übersetzungsarbeit viel weniger. Das kann sicher verschiedenste Gründe haben, aber Geld ist sicher immer einer davon.

  • Zitat

    Original von newbook
    Für rund 10 Dollar erhält man die 150 Titel der New York Times Bestsellerliste auf das Lesegerät von Amazon.


    Kostet jeder Titel 10 Dollar oder bekommt man alle 150 Titel für 10 Dollar?


    Gruß, Thomas

  • Vordergründig ist ein so niedriger Preis für den Leser auf den ersten Blick ja mal gut. Aber ich denke, dass das auch nur für den ersten Blick gelten kann. Wenn ich 150 Bücher für so wenig Geld kaufen kann, wie sollen die Autoren, die Verlage usw. dann noch daran verdienen? Und das zieht ja dann wohl Kreise. Autoren, die nichts verdienen, schreiben nicht usw. usw.


    Das kann doch gar nicht gut gehen. Oder übersehe ich was?

  • Zitat

    Original von Vulkan


    Ich habe vor 1-2 Jahren einige ausführliche Artikel über den Buchmarkt in Deutschland und USA gelesen. Darin wurde ausgeführt, dass Bestseller in USA inzwischen überall verkauft werden, und vor allem auch von Supermärkten und Discountern aufgekauft werden. Dabei diktieren sie teilweise mörderisch niedrige Preise.


    Dieses Diktieren von Preisen an die Verlage kann doch auch mit Buchpreisbindung entstehen. Die Buchpreisbindung regelt doch nur den Preis an den Endverbraucher, nicht das Verhältnis von Handel und Verlag. Wenn es also in D einen sehr mächtigen Handel gäbe und mit der zunehmenden Konzentration im Buchhandel zeichnet sich das ab, werden Verlage auch in D unter Druck geraten, ihre Bücher günstiger an den Handel abzugeben. Der Handel kassiert dann die Differenz zum festen Buchpreis. Der Leser geht leer aus. Das kann es doch nicht sein!


    Gruß, Thomas

  • @ Thomas


    in den USA bekommt man 150 Bücher für 10 Dollar. Quasi als Einmalzahlung.





    Eure Diskussion finde ich persönlich sehr spannend!


    Die Gefahr besteht wirklich darin, dass die Autoren keinerlei Verdienstmöglichkeit mehr hätten, wenn ihre Bücher quasi verschachert werden.


    An den Beispielen der Musikindustrie zeigt sich, wie die Entwicklungen laufen könnten. Schon heute verdienen die Künstler am meisten an ihren Konzertauftritten und dem Merachndising. Doch war wäre die Entwicklung in der Literatur?


    Was wäre denn für Euch ein angemessener Preis für ein Ebook? bzw. welche neuen Möglichkeiten könnte es für Verlage und Autoren geben?


    Mehr Lesereisen der Autoren oder T-shirts von den Literaturnobelpreisträgern? Wie seht ihr die Zukunft?

  • Zitat

    Original von newbook


    Was wäre denn für Euch ein angemessener Preis für ein Ebook? bzw. welche neuen Möglichkeiten könnte es für Verlage und Autoren geben?


    Mehr Lesereisen der Autoren oder T-shirts von den Literaturnobelpreisträgern? Wie seht ihr die Zukunft?


    Genau davor graut es mir... Ein angemessener Preis für ein Ebook sollte so liegen, dass der Käufer von den sinkenden Publikationskosten profitiert (Druck, Papier, Vertrieb). Wieviel das bei einem Buch ausmacht, weiß ich nicht. Aber um mehr als diesen Betrag dürfte das ebook nicht günstiger werden, zumindest würde ich das aus Angst vor den Konsequenzen nicht wollen.


    Prinzipiell halte ich Lesen für eine konservative Angelegenheit, bei der mir wenige Neuerungen zum Zwecke des Geldverdienstes einfallen. Bestsellerautoren würden vielleicht mehr Geld mit Lesungen verdienen können, aber die breite Masse?

  • Ich denke aus der Entwicklung aus dem Musikmarkt lassen sich für den Buchmarkt mindestens zwei Trends ableiten.


    1. wie ihr schon angesprochen habt, die Möglichkeit, dass jeder sein Werk als Ebook veröffentlicht. Dazu gibt es bereits jetzt viele Angebote im Web.


    2. Die Auswahlfunktion von Verlagen wird gestärkt, da sie durch ihre Auswahl "Qualität" sichern und gleichzeitig durch ihre Programme Orientierung für Leser geben. Hier ist dann die Frage, wie elektronische Publikationen ausgestaltet werden, sowohl technisch (Format, Preis, Schutzmaßnahmen, wie wird der Autor beteiligt, Vertrieb) als auch von der Austattung (Zusatzinfos, Branding der Programme, Markenbildung).


    Wie seht ihr das?

  • Zitat

    Original von newbook


    Was wäre denn für Euch ein angemessener Preis für ein Ebook? bzw. welche neuen Möglichkeiten könnte es für Verlage und Autoren geben?


    Eine solche Frage ist wenig zielführend. Ein Käufer wird immer versuchen, möglichst wenig für eine bestimmte Ware zu bezahlen.


    Und in den USA scheinen bereits alle Dämme gebrochen. Wenn ich für 10 Dollar alle 150 Titel erhalte, dann muss man sich fragen, was dann noch für den einzelnen Autor übrig bleibt. 5 Cent, wenn die Bücher auf den ersten 10 Plätzen liegen, und 0,5 Cent wenn die Bücher auf den letzten 10 Plätzen sind?


    Solche Geschäftsmodelle funktionieren nur so lange, wie man hofft, dass sich Leser zusätzlich einige der gebundenen Bücher kaufen. Dass wird aber dann nicht mehr der Fall sein, wenn ein ebook-Reader ein angenehmes Lesegefühl erzeugt.


    Solch niedrige Preise werden dazu führen, dass bestimmte Bücher nicht mehr als e-book angeboten werden und der klassische Verlag mit ausschließlich gedruckten Büchern könnte wieder auferstehen. Bei Büchern wird dieser Kampf (im Gegensatz zur Musik) vom e-book verloren, da Leser auf eine gewisse Qualität wert legen. BOD-Bücher werden heutzutage auch schon recht günstig im Netz angeboten, dennoch haben sie keine Bedeutung.


    Gruß, Thomas

  • Ach ich weiß nicht, ob mehr Lesereisen der Autoren so sinnvoll sind. Bedenkt mal, Autoren die lesend durch die Gegend touren, kommen ja auch wieder nicht zum Schreiben. :-)


    Abgesehen davon halte ich persönlich vom Werbe-Rummel eh nichts. T-Shirts und sonstiger Ramsch gehen an mir völlig vorbei.


    Klar freue ich mich über ein signiertes Buch, gehe ab und an zu Lesungen. Aber das muss es auch schon gewesen sein.


    Was den Buchpreis betrifft, sollte der Preis sollte den veränderten Produktionskosten angepasst sein.

  • Niedrige Preise können dafür sorgen, dass es viel mehr Käufer gibt. In D könnte man sich leicht 6 Mio Abonennten vorstellen, da es meines Wissens ca. 30 Mio Haushalte gibt. Das wäre dann jeder 5. Haushalt. Eine solche Zahl übersteigt ja selbst einen Kehlmann-Bestseller um ein Vielfaches. Titel, die auf der Bestsellerliste wären, würden profitieren. Aber wie bildet sich eine solche Bestsellerliste im e-book-Zeitalter?


    Bei 10 Euro für die Spiegelbestsellerliste würde ich mir auch sofort einen Reader zulegen. Und sei es nur, um Bücher ganz in Ruhe zu Hause anzulesen. Und wenn ich endlich nur das Feuilleton der großen Tageszeitungen FAZ, SZ, NZZ beziehen könnte, wäre das für mich auch interessant.


    Gruß, Thomas

  • Zitat

    Original von newbook2
    Wie seht ihr das? Ist der Einsatz von DRM zum Schutz der Urheberrechte sinnvoll oder ist das für den Leser ein Grund, auf den Kauf von Ebooks zu verzichten?


    Ein DRM-System ist für mich ein absoluter Hinderungsgrund, ein solches Gerät zu kaufen. Das ist auch der Grund, weswegen ich mich bisher prinzipiell Downloadportalen etc. verweigert habe. Wenn die Firmen mir nicht trauen, weshalb sollte ich denen und ihren Aussagen trauen?


    Wer weiß schon, welche Daten beim Download wirklich überspielt bzw. weitergegeben werden? (Der plötzliche Sinneswandel der Musikfirmen, dort DRM fallen zu lassen, hat mein Vertrauen übrigens nicht erwecken können.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Niedrige Preise können dafür sorgen, dass es viel mehr Käufer gibt.


    Gut, das ist ein Argument. Aber das betrifft doch nur diejenigen, die bislang statt zu kaufen, lieber tauschen, leihen, WBs lesen usw. Diejenigen, die bislang nicht gelesen haben, werden es sicher nicht anfangen, nur weil die Bücher plötzlich billiger sind.

  • Zitat

    Original von newbook2
    Die Frage, die ich mir dazu oft Stelle, ist ob es in punkto BOD daran liegt, dass die Bücher online verfügbar sind, oder eben, dass sie keinen Verlags-Auswahl Prozess (Lektorat etc) durchlaufen haben....


    Ohne Verlagsauswahlprozess gibt es auch keine Exemplare in der Buchhandlung und es gibt keine Rezensionen im Fernsehen oder im Feuilleton.


    Und wenn man sich mal BOD-Bücher ansieht, dann sind sie qualitativ schlecht. Daher schaue ich mir diese Bücher nicht mehr weiter an, auch wenn die Gefahr besteht, dass man ein Meisterwerk übersieht. Auch in renommierten Verlagen erscheinen jährlich etwa 4000 ernsthafte belletristische Titel. Das ist mehr als genug.


    Meines Erachtens hat es nichts mir der Online-Verfügbarkeit zu tun.


    Gruß, Thomas