Autoren kritisieren

  • Ich erwarte mir von einer Leserunde vor allem Ehrlichkeit. Beweihräuchern kann ich mich nämlich selbst, nur lerne ich nichts daraus. Anders ist es jedoch, wenn ich die Kommentare verschiedenster LeserInnen vor mir sehe und erkenne, wo dem einen oder anderen der Schuh drückt.


    Natürlich kann man es nicht allen Menschen recht machen, doch wenn man die Kritiken in der Leserunde vorurteilsfrei überdenkt, merkt man doch, wo die eigenen Stärken liegen, und wo man sich beim nächsten Roman vielleicht doch ein wenig verbessern sollte.


    Ich weiß durch die Erfahrungen mit verschiedenen Leserunden, dass ich das Ende der Kastratin heute anders schreiben würde als damals. Aber es ist nun einmal kein Meister vom Himmel gefallen, und ich bin alles andere als ein Meister. Zumindest möchte ich besser werden und sehe jeden neuen Roman als ein Experiment an, bei dem ich mich steigern will.


    Was ich nicht abhaben kann sind Kritiken wie: "Iny Lorentz-Romane können nur schlecht sein, nach der Geschwindigkeit, mit der diese Autorin ihre Romane auf den Markt wirft!"
    Derjenige, der dies geschrieben hat, hatte keine Ahnung über den Inhalt unserer "Schubladen", noch über unsere Arbeitsweise. Da wir zu Zweit arbeiten, sind wir nun einmal fast so schnell wie zwei eigenständige Autoren.


    Aber das ist eine andere Sache.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Auf jedenfall sollte man keine Angst haben zu schreiben..was auch immer.
    Und ( baumbart )
    je mehr Gedanken du dir drüber machst, wie es rüber kommen könnte, desto verfälschter ist das Resultat.


    Ich nehme auch das erste Mal jetzt teil und wenn mir etwas nicht gefällt, dann schreib ich das auch,..wer auch immer das Buch geschrieben hat.
    Kann ich ja nix dafür wenns mir nicht gefällt... :lache


    Und zwar schreibe ich unter dem Aspekt der Alexnormalverbraucherin und nicht als M.RR.


    Ich muß auch nicht wissenschaftlich erklären können warum mir das oder jenes gefällt oder eben nicht.


    Bücher wollen verkauft und gelesen werden..Und es liest die breite Masse und nicht nur Historiker, oder Lektoren oder Rechtschreib/Grammatikfetischisten

  • Hi His,


    möglich - warten wir es eben einfach ab.


    Ich konsumiere aber nicht kritiklos, ich behalte meine Kritik lieber nur öfter wieder für mich - sei es, um niemanden zu verletzen, sei es, weil ich gelernt habe, daß man wirklich nie sicher sein kann, wie irgendetwas von irgendwem aufgefaßt werden kann....dabei ist es sogar ziemlich egal, ob es sich um Autoren oder Nichtautoren handelt.


    Ich sehe sowieso nicht ein, daß es etwas bringen sollte, Menschen zu kritisieren, weil sich kaum jemand deswegen ändert.


    Und was die Werke der Autoren speziell betrifft: sie sind geschrieben, also was soll schon sein. Wegen einer Handvoll Leute ändern die Autoren ihre nachfolgenden Werke bestimmt nicht - geschweige denn, wegen einem einzelnen Menschen - und sei die Kritik auch noch so berechtigt.


    Daß ich nur ganz zart und sanft noch öffentlich sagen werde, wenn mir an einem Buch der Leserunde etwas nicht gefällt, entstand aus der Erfahrung, die ich gemacht habe. Mögen manche für mangelndes Selbstbewußtsein bei mir auslegen, aber ich sehe das anders.


    Kritik wird also in Zukunft nur ein Autor bekommen, der mich auch wirklich nach meiner absolut ehrlichen Meinung fragt.


    @Gheron...Du hast das ja auch schon per PN getan und dementsprechend bekommst Du auch von mir meine ehrliche Meinung dann.


    Erwarte ich umgekehrt auch von Dir...Ehrlichkeit, meine ich....:-)


    Entschuldigung, mir geht es bescheiden...bis bald alle zusammen.


    Gruß
    Baumbart

  • Nochwas Positives :-)


    Ich erwarte von so einer Leserunde(immerhin meine erste)
    natürlich auch, etwas zu lernen, eben von den andern Lesern und Schreiberlingen. Und zwar IHRE Sicht der Dinge...wenn diese Sicht nicht echt ist..dann lerne ich auch nix

  • die leute wollen das man sich seine eigene meinung bildet und sie auch äußerst, aber wenn man sie sagt passt es einem auch nicht.


    ich mag kritik.
    daraus kann man nur lernen.

  • Kann mir mal jemand erklären, wie der Schluß zustandekommt, an Leserunden teilnehmenden Autoren passe Kritik nicht?


    Wenn das in meinem Falle so gesehen wird, dann möchte ich doch um wörtliche Zitate bitten, in denen ich Kritik abgeschmettert und weggewischt habe.


    Die Veranstaltung droht etwas aus dem Ruder zu geraten ... :wow

  • Nein..Iris, umgekehrt


    Einige Leute glauben, nicht kritisieren zu dürfen, bzw. zu können, weil sie dann Angst haben, die Kritik würde könnte sollte in den falschen Hals kommen, eben bei den Schreiberlingen.


    Vertrackte Sache :lache

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Nein..Iris, umgekehrt


    Einige Leute glauben, nicht kritisieren zu dürfen, bzw. zu können, weil sie dann Angst haben, die Kritik würde könnte sollte in den falschen Hals kommen, eben bei den Schreiberlingen.


    Vertrackte Sache :lache


    <vollständigunterschreib>


    Und jetzt äußere ich mich da erst einmal nicht mehr zu, sondern versuche, wieder eine einigermaßen gesunde Familie hinzubekommen und mich selbst auch. Habe heute trotz Fieber gearbeitet, weil sonst niemand da war.


    @Alexx...ich bin echt, aber nicht immer mehr öffentlich. Und wer das nicht akzeptiert, soll es lassen. Ich mußte und muß auch vieles akzeptieren.


    Gute Nacht alle...:-)
    Iris (Baumbart)

  • Liebe Miteulen,


    da ihr euch Gedanken macht, daß "wir Autoren" Kritik in den falschen Hals kriegen könnten, sag ich dazu mal was als Autor.


    Selbstverständlich kommt Kritik an einem bereits gedruckten Text immer zu spät, weil Änderungen ohnehin nicht mehr möglich sind.
    Insofern ist Kritik an einem bereits gedruckten Text quasi überflüssig.


    ABER. Ein vernünftiger Autor nimmt Kritik in jedem Fall an, ob positiv oder negativ. Annehmen bedeutet jedoch nicht, daß er ihr in jedem Fall stattgibt (dann müßte er nämlich bei jeder Leserreaktion sein Fähnchen umhängen), sondern sie von allen Seiten betrachtet und das für ihn richtige in seiner Arbeit umsetzt.


    Für einen Autor ist es von eminenter Wichtigkeit zu erfahren, ob seine Erzählintentionen gelungen sind, also z.B.: ob die im Text steckende Botschaft so rüberkommt, wie er das geplant hat, ob bestimmte Szenen oder Schilderungen die Emotionen bewirkt haben, die beabsichtigt waren, oder ob die Handlung aufgeht oder am Ende zuviele Fäden aus dem Gewebe hängen.
    Das sind Dinge, die mit Achtsamkeit bei der "Schreibarbeit" zu tun haben, und Achtsamkeit muß man auch als Autor lernen. Hier sind Leserstimmen - ob positiv oder negativ - unbezahlbar!


    Es gibt allerdings Dinge, die sind einfach Geschmackssache -- z.B. wenn der Stil eines Textes manchen Lesern nicht taugt, werden sie den Autor sicherlich kaum überzeugen können, nächstes Mal so zu schreiben, daß es ihnen gefällt. Über Stilfragen kann man weder mit den Füßen abstimmen noch mit "Lautstärke", also damit wer die kesseste Bemerkung gemacht hat.


    Allerdings kann man sehr wohl darüber streiten, ob die gewählte Form gelungen ist, sei es nun Perspektive, Erzählweise oder Stil ...


    D.h. euer Feedback - ob positiv oder negativ - hilft uns Autoren erheblich beim Lernen. Denn gerade das Erzählen ist eine Kunst, bei der man niemals ausgelernt hat.


    Dabei ist es überhaupt nicht wichtig, ob die Kritik nun sehr ausführlich oder sehr akademisch ist -- im Gegenteil: Mit konkreten, subjektiven Äußerungen kann ein Autor weit mehr anfangen. Also schreibt möglichst frei von der Leber weg.


    Schließlich kommt dann die berühmte Frage nach dem Ton, der die Musik macht. Hier gilt dieselbe Regel wie überall im Forum: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem anderen zu!"
    Aber das ist in diesem Forum doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit.


    Mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen. Denn wenn mir mal jemand auf die Zehen steigt, dann sage ich ihm das schon. :grin


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Liebe Iris,


    ich glaube...da wohl mittlerweile jeder hier weiß, daß ich eher zu den Menschen gehöre, die kein Interesse daran haben, jemandem auf die Füße zu treten, nicht kess oder laut ihre Meinung sagen....ja sogar von vielen Usern hier eher zu der "Weichspülfraktion" gerechnet werde, bin ich auch am ehesten in der Lage, auf Deinen Beitrag zu antworten.


    Nicht zuletzt deswegen, weil ich schon meine, Dir auch meine Kritikpunkte während der Leserunde in höflicher Form mitgeteilt zu haben.
    Wobei einer vielleicht noch fehlt, denn beim Lesen Deines Romans fragte ich mich streckenweise, ob Du mit Deinem fundierten Geschichtswissen nicht eher Fachbücher, durchsetzt mit Anekdoten, schreiben solltest, als einen Roman.


    Zum Schluß Deines Romans war ich und bin ich mir allerdings dessen nicht mehr so sicher. "Die Schwerter des Tiberius" erwarte ich jedenfalls wirklich mit Spannung und freue mich auch auf die damit verbundene neue Leserunde mit Dir.


    Ich bin auch nicht der Meinung, daß hier irgendwas aus dem Ruder läuft, sondern bin eher nur allgemein noch vorsichtiger in meiner Meinungsabgabe geworden, was aber nicht nur die Leserunden betrifft, sondern ganz allgemein ein eher zurückhaltendes Verhalten meinerseits zur Folge hat, resultierend aus eben den von Dir monierten eher "lauteren" und "kesseren" Bemerkungen mancher Leute hier. Das ist eher nicht so mein Ding bei einer Unterhaltung oder Außeinandersetzung zwischen Erwachsenen.


    Von Angst zu reden, war dennoch eher überzogen geschrieben von mir gestern, eher, daß ich mein eigenes Selbstbewußtsein nicht unbedingt dadurch beweisen muß, in dem ich andere Menschen niedermache.


    Was Euch Autoren betrifft: es ist schön, wenn Du und Gheron das als wichtig empfindet, daß Ihr hier mit Lesern konfrontiert werdet und Kritik nicht nur von Autorenkollegen annehmt. Im Prinzip wäre es ja für Euch noch besser, wenn Ihr ein Manuskript vor dem Druck noch an eine Reihe von Lesern schicken könntet mit der Bitte um Rezension. Ob das machbar und gewünscht ist, oder sogar vom Verlag schlichtweg untersagt, weiß ich natürlich nicht.


    Zu Deiner Person speziell, Iris: ich habe die Wahrheit gesagt zu der Leserunde Deines Buches und ich fand auch die Intensität und Geduld, mit der Du uns etwas erklärt hast, beeindruckend. Wie ich schon sagte: warten wir es doch einfach ab, ob sich zukünftige Leserunden auch so gestalten und andere Autoren genauso aufgeschlossen sind gegenüber Kritik.


    Ich denke, wir als Leser sind da in einer eindeutig besseren und leichteren Position. Da müssen sich wohl eher die Autoren, die künftige Leserunden begleiten, beweisen und messen lassen.


    Herzlichen Gruß an alle...:-)
    Baumbart

  • Hallo Baumbart,


    ich weiß nicht, warum es Dir nicht so gut geht, aber ich wünsche Dir auf jeden Fall, daß es Dir schneller wieder besser geht.


    Ich denke allgemein, Kritik äußern - ob laut oder leise - ist für viele schwierig, weil oft Kritik an der Sache mit Kritik an der Person gleichgesetzt wird oder viele Leute es dann so umdeuten.


    Nicht jedem liegen kernige, deutliche Aussagen und Sprüche, aber das macht ja die Würze des Lebens und die menschliche Vielfalt aus. Gottseidank gibt es auch Menschen der leisen Töne.


    Was Autoren und Kritik betrifft, so ist da sicher jeder Autor anders.
    Bei Dir, Iris, hatte ich den Eindruck, daß Du Dich intensiver mit positiven Bemerkungen auseindergesetzt hast und bei negativeren - z.B. meinen - schnell geschrieben hast, daß das so sein muß und das man über Geschmack nicht streiten kann. Nein, ich will mich auch nicht streiten, dazu ist mir das nicht wichtig genug, aber ich denke mal, daß man schon über Stil und vorallem Stilbrüche innerhalb eines Romans diskutieren kann bzw. auch der Autor, wenn er es von mehreren Seiten hört (siehe auch einige Amazonrezensionen zu der Liebesszene), es dann nicht einfach nur mit der Bemerkung hinnimmt: das ist eben ein unterschiedlicher Geschmack.


    Ob man ein Buch vorrangig schreibt, weil man es für sich schreiben will und es auch veröffentlichen will oder ob man sich sehr intensiv mit Kritik auseinandersetzt und sie dann beim nächsten Buch berücksichtigt, das muß sicherlich jeder Autor für sich entscheiden.


    Was die Leserunden allgemein betrifft, so habe ich nichts interpretiert oder vom Besonderen aufs Allgemeine geschlossen, Iris, sondern eine vielleicht etwas provokante Frage in die Runde geworfen, ohne jedoch zu behaupten, daß das hier allgemein immer so ist.

  • Hallo Baumbart und alle anderen!


    Zitat

    Original von Baumbart
    Wobei einer vielleicht noch fehlt, denn beim Lesen Deines Romans fragte ich mich streckenweise, ob Du mit Deinem fundierten Geschichtswissen nicht eher Fachbücher, durchsetzt mit Anekdoten, schreiben solltest, als einen Roman.


    Klar hätte ich das tun können -- um mit einem Haufen neuer Erkenntnisse aus der Wissenschaft ca. 500 Menschen erreichen zu können, die dieses Wissen dann wieder nur in Fachpublikationen veröffentlichen, so daß es schön unter uns Akademikern bleibt.
    Ich habe allerdings etwas gegen Elfenbeintürme -- speziell in der Wissenschaft! :grin
    Ich habe bewußt die Form des Romans gewählt, weil ich auf diesem Wege möglichst viele Menschen erreichen kann, jedenfalls viel mehr als mit einer Fachpublikation. Außerdem erzähle ich sowieso gerne.
    Ich verstehe eigentlich nicht, warum solche, auf eine ziemlich kleine Zielgruppe peilende Publikationsform für meine Intentionen besser sein sollte.


    Zitat

    Ich bin auch nicht der Meinung, daß hier irgendwas aus dem Ruder läuft, sondern bin eher nur allgemein noch vorsichtiger in meiner Meinungsabgabe geworden, was aber nicht nur die Leserunden betrifft, sondern ganz allgemein ein eher zurückhaltendes Verhalten meinerseits zur Folge hat, resultierend aus eben den von Dir monierten eher "lauteren" und "kesseren" Bemerkungen mancher Leute hier. Das ist eher nicht so mein Ding bei einer Unterhaltung oder Außeinandersetzung zwischen Erwachsenen.


    Mit "frei von der Leber weg" meinte ich keineswegs pampige oder flapsige Bemerkungen à la "das ist Sch####" oder dieses Sichversteigen, wenn einer negativen Kritik "widersprochen" wird. Pampigkeit resultiert ja meisten aus einer Defensivhaltung.
    Es ist einfach eine Frage der Diskussionskultur: Man sagt, was einem nicht gefällt, was man dem Autor nicht glaubt -- sollte aber dem Autor Gelegenheit geben, dazu Stellung zu nehmen. Danach gibt es drei Möglichkeiten: Entweder der Kritiker läßt sich überzeugen, oder man einigt sich darauf, sich in dieser Frage nicht einig zu sein, oder der Autor kommt zu der Erkenntnis, daß er es, rückblickend betrachtet, heute anders machen würde.
    Vom Autor wird ohnehin erwartet, daß er Kritik hinnimmt -- das ist klar, wenn man als Autor an einer Leserunde teilnimmt. Doch wenn der Kritiker auf seinen Standpunkt beharrt, dann besteht keine Chance auf eine Einigung.
    Das gilt insbesondere für den Fall, wenn ein Kritiker eine bestimmte Art zu erzählen (z.B. Ich-Perspektive) oder bestimmte Szenen grundsätzlich ablehnt.
    Nur mal an einem Beispiel:
    Ich mag keine Spinnen. Ich bin der Ansicht, daß diese Viecher abscheulich und völlig überflüssig sind. Andererseits weiß ich, daß Mutter Natur ebenso wie andere Menschen meine Meinung so gar nicht teilen -- daß mancher Mensch Arachnoide sogar für ästhetisch hält! Mein Standpunkt ist also nachweislich allgemein betrachtet völlig unmaßgeblich. Und aus genau diesem Grund werde ich niemals ein Urteil über achtbeinige Krabbeltiere abgeben -- wenn man mal von einem unwillkürlichen "Tu! Das! Viech! Weg!" in einer Schrecksekunde absieht ...
    Soviel Selbsterkenntnis und Selbstbescheidung sollte sein, wenn man sich nicht zum Maß aller Dinge machen will.


    Zitat

    Im Prinzip wäre es ja für Euch noch besser, wenn Ihr ein Manuskript vor dem Druck noch an eine Reihe von Lesern schicken könntet mit der Bitte um Rezension. Ob das machbar und gewünscht ist, oder sogar vom Verlag schlichtweg untersagt, weiß ich natürlich nicht.


    Das dürfte eher wenig praktikabel sein. So ein Manuskript wird ja bereits im Verlag kräftig durchgekaut -- ich stelle meine Manuskripte auch in zwei Autorengruppen vor. Und irgendwann ist der Punkt erreicht, wo zuviele Köche den Brei verderben. :grin
    Außerdem kannst du davon ausgehen, daß die verlagsseitigen Mitarbeiter an einem Romanprojakt sehr genau zu wissen glauben, was "ihre" Leser wollen. Sie werden sich davon auch nicht von dokumentierten Realerfahrungen mit tatsächlichen Lesern abbringen lassen. :grin


    Zitat

    Ich denke, wir als Leser sind da in einer eindeutig besseren und leichteren Position. Da müssen sich wohl eher die Autoren, die künftige Leserunden begleiten, beweisen und messen lassen.


    Sicher, der Kritiker muß einfach nur loslegen, eine Bereitschaft, sich auf die Argumente des Autors einzulassen, kann man von außen nicht anmahnen -- während der Autor auf dem "heißen Stuhl" sitzt und die Kritik aushalten muß, ob er sie nun berechtigt findet oder nicht.
    Das heißt keineswegs: "Arme Autoren! Man muß sie schonen!" Das bedeutet nur, daß in einer Leserunde eine für alle Seiten angenehme Diskussionskultur gepflegt werden sollte und alle sich klar sein sollten, daß eine Eskalation durch verhärtete Standpunkte (von denen ohnehin jeder nur subjektiv sein kann!) eine Diskussion zerstören kann.


    Ich bin der Ansicht, daß eine solche Diskussionskultur bei den Büchereulen einfach vorausgesetzt werden kann. Ich habe nicht den Eindruck, mich unter Geiern oder unter Duckmäusern zu befinden. Ganz bestimmt nicht!


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Mir ist schon auch aufgefallen, dass die Buchkritiken etwas "gemäßigter" und wohlwollender sind, wenn der Autor/die Autorin mitliest.


    "Man" schreibt dann beispielsweise: "Die Passage hat ihre Längen" - was übersetzt soviel heißt "An dieser Stelle habe ich mich gelangweilt".


    Mich selber nehme ich da nicht aus. Vielleicht, weil wir nicht verletzen wollen? Vielleicht, weil wir unseren Takt und unsere Wohlerzogenheit zeigen wollen?


    Zitat

    Original von Murmelito


    Ich denke allgemein, Kritik äußern - ob laut oder leise - ist für viele schwierig, weil oft Kritik an der Sache mit Kritik an der Person gleichgesetzt wird oder viele Leute es dann so umdeuten.


    Mag sein, dass man auch diese Überlegung im Hinterkopf hat, ja.


    Ein Motiv für mich ist wohl auch, dass ich auch das Gefühl habe, dass ein Buch - sobald ich es lese - fertig geschrieben ist und nicht mehr zu ändern. Es gefällt mir dann oder es gefällt mir nicht. Aber ich werde es nicht mehr ändern können.


    Und wenn die Autoren unter euch auch sagen, sie würden aus Kritik lernen und sie beherzigen - das (mit Verlaub) glaube ich nicht. Da sind wir ja schon wieder auf derselben Schiene: wir Leser wollen euch nicht verletzen, und ihr Autoren wollt es uns recht machen.


    Aber das kann doch nicht der Sinn der Sache sein.


    Ich will keine zurechtgebogenen und beeinflussten Autoren. Ich will nicht, dass ihr euch von uns Lesern sagen lasst, was gut ist und was nicht.


    Ihr habt euren eigenen Stil und eure Stärken und Schwächen. Und genau deshalb lese ich bestimmte Autoren. Und wenn mir ein Autor vom Stil oder den Aussagen oder den Inhalten her gar nicht zusagt, dann lese ich lieber einen anderen.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Hallo Murmelito!


    Da du dich so auf meinen Roman einschießt, nehme ich jetzt auch mal ganz dezidiert zu der entscheidenden Äußerung in deinem Posting Stellung.

    Zitat

    aber ich denke mal, daß man schon über Stil und vorallem Stilbrüche innerhalb eines Romans diskutieren kann bzw. auch der Autor, wenn er es von mehreren Seiten hört (siehe auch einige Amazonrezensionen zu der Liebesszene), es dann nicht einfach nur mit der Bemerkung hinnimmt: das ist eben ein unterschiedlicher Geschmack.


    Du beziehst dich ja hier auf die Leserrezensionen bei Amazon. Vielleicht ist dir das nicht bewußt, aber mir sind diese Rezensionen in ihrer Gesamtheit sehr gut bekannt.
    Dazu ist zu sagen, daß die einzige Leserkritik, die du hier zur Stützung deiner Argumente heranziehst, von dir selbst stammt, was leicht nachzuweisen ist, da dein Amazon-Benutzername ebenfalls Murmelito ist. In keiner anderen Leserkritik (nicht nur bei amazon, sondern überhaupt, vgl. hier unter Pressestimmen, Leserstimmen, Rezensionen) wird auf diese eine Szene explizit Bezug genommen -- wohl 3, 4 mal darauf, daß die Liebesgeschichte etwas vorhersehbar sei bzw. einem Rezensenten zuviel Raum einnahm.


    Mehr werde ich zu deinen Anmerkungen über die Präsenz von Autoren in Leserunden im allgemeinen und in meinem Fall im besonderen nicht mehr sagen.

  • Hallo Iris,


    ich glaube, Du interpretierst etwas zuviel in meine Äußerungen. Ich schieße mich auf Deinen Roman nicht ein, ich habe ihn gelesen, beurteilt, seine positiven und negativen Seiten abgewogen und dazu meine Kritik bzw. auch mein Lob geschrieben. Es ging mir bei diesem Thread auch nur noch sekundär um Deinen Roman, sondern generell um die Frage nach Leserunden und ob möglicherweise die direkte Präsenz eines Autors (Rebecca Gable war ja wohl, wenn ich das richtig gelesen habe, nur im Chat präsent, aber nicht permanent in der Leserunde) manche Leser etwas hemmen könnte, ihre Meinung zu sagen. Und manchen Büchereulen scheint es ja wirklich so zu gehen.


    Ich habe Lesermeinungen bei Amazon anders interpretiert als Du und Äußerungen - mag sein, daß sie nicht auf diese Liebesszene speziell gemünzt waren sondern allgemein auf die Liebesgeschichte - da kann man es vermutlich wirklich keinem recht machen.


    Ich finde es nur schade, daß Du so ausführlich und zeitintensiv auf positive Äußerungen eingegangen bist aber auch andere, negativere Kritik nur kürzer - so hatte ich ja auch kritisiert, daß die Frauen wesentlich detaillierter beschrieben werden als die Männer, was Du nur sehr kurz beantwortest hast, da Du das anders sahst. Aber ich denke auch, es ist besser das zu lassen. So wichtig ist es wirklich nicht und für mich ist das Buch auch abgeschlossen.

  • Zitat

    Original von Alice
    "Man" schreibt dann beispielsweise: "Die Passage hat ihre Längen" - was übersetzt soviel heißt "An dieser Stelle habe ich mich gelangweilt".


    Hallo Alice, :wave
    der Satz war von mir und darum möchte ich auch noch mal Stellung dazu beziehen.
    Wenn eine Passage in meinen Augen Längen hat, heißt das noch lange nicht, ich habe mich gelangweilt. Wenn ich mich langweilen würde, würde ich das Buch nicht zu Ende lesen. Dazu ist mir die Zeit zu schade. Ich war einfach der Meinung, man hätte die Passage um die es damals ging, auch kürzer halten können. Nicht mehr und nicht weniger.