Das Haus Gottes - Charlotte Lyne

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  • Kurzbeschreibung:
    Portsmouth, England, 1336. Der schwelende Konflikt zwischen England und Frankreich verhilft der Hafenstadt zum Aufschwung. In dieser Blütezeit hält die lebenslustige Dorothy Hochzeit mit Symond, dem hübschen Sohn des visionären Schiffbauers Aimery Fletcher. Voller Zuversicht sieht sie ihrem neuen Leben entgegen, doch schon bald zerbricht ihr Traum vom Glück, denn Symond entpuppt sich als Frauenheld und Luftikus. Als französiche Kriegsschiffe die Stadt in Schutt und Asche legen und Dorothys kleiner Sohn in der Feuersbrunst stirbt, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung Aimery zu. Sie ist die erste Frau, die sein vor Trauer verwundetes Herz berührt, seit er als angeblicher Mörder seiner Gattin geächtet ist. Wird es ihnen gemeinsam gelingen, in der nun von Krieg und Pest gebeutelten Stadt zu überleben?


    Über die Autorin:
    Charlotte Lyne, geboren 1965 in Berlin, und Enkelin eines Schiffsbauers, studierte Germanistik, Latein, Anglistik und Italienische Literatur in Berlin, Neapel und London. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in London.


    Meine Meinung:
    Über einen Zeitraum von 13 Jahren erzählt Charlotte Lyne die Lebens- und Leidensgeschichte von Dorothy und Aimery, die sich erst bei der Hochzeit von Dorothy mit Aimerys Sohn Symond kennen lernen. Das Verhältnis der beiden zueinander ist von Beginn an schwierig, denn Dorothy verachtet ihreren Schwiegervater zunächst für den vermeintlichen Totschlag an seiner Frau während Aimery sich aus übergroßem Schuldgefühl gegen jegliche Nähe abschottet.


    Wortgewaltig, wuchtig in einer Sprache die unglaublich poetisch und sinnlich und zugleich hart wie das wirkliche Leben ist, deren Schönheit beim Lesen trunken macht, erzählt Charlotte Lyne eine Geschichte so unberechenbar wie die Gezeiten des Solent - trügerisch ruhig und beständig wie die Ebbe, tosend wild, und lebensprühend wie die Flut. Krieg, Hunger, Krankheiten, Tod, nichts bleibt den Protagonisten in dieser Geschichte erspart und ebenso wenig dem Leser, der wirbelsturmartig durch die Geschichte getrieben wird, mitleidet, Sehnsucht, Trauer, Liebe und Hass verspürt, alles um sich herum vergisst ganz tief abtaucht und Teil dieses wundervollen Buches wird. Charlotte Lyne zeichnet Protagonisten, die so plastisch sind, dass man als Leser das Gefühl hat, wenn man die Hand ausstreckt, könne man sie berühren. Man möchte Ihnen einen Teil ihrer Last abnehmen, sie schützen oder die vermeintlich Schuld von ihren Schultern nehmen. Eine Schuld, die sie blind macht für die Liebe, die sie hart macht gegen sich selbst und andere, und die ihnen das Gefühl gibt, es nicht wert zu sein, geliebt zu werden. Bisweilen möchte man sie einfach nur schütteln und weil man das nicht kann, windet man sich, leidet mit, wenn durch Missverständnisse Kluften zwischen ihnen entstehen, die sich über lange Strecken nicht wieder schließen lassen. Genauso freut man sich aber, wenn man erlebt, wie sich die Charaktere entwickeln und an den Schwierigkeiten, denen sie sich ausgesetzt sehen, wachsen und man ganz neue Facetten erlebt, mit denen man - vor allem bei einigen Protagonisten - nicht gerechnet hat.


    Schuld, Sühne und Vergebung sind die zentralen Themen von Charlotte Lynes Geschichte zweier Menschen, die liebevoll eingebettet ist in die Geschichte der Stadt Portsmouth am Solent während der ersten Phase des hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich und der Geschichte des Schiffbaus, der in diesem Buch eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Charlotte Lyne verwebt hier gekonnt und glaubhaft historische Ereignisse mit einer Lebensgeschichte, wie sie gewesen sein könnte. Einer Geschichte, die eine Hommage ist an das Leben, die Liebe, den Mut und die Stärke, für das zu kämpfen was man liebt. Eine Geschichte wie das Rad des Lebens, das sich immer weiter dreht und bei der ich unaufhörlich den wunderschönen Choral "Fortuna, imperatix mundi" in der Fassung von Carl Orff im Ohr hatte.


    Charlotte Lyne ist eine begnadete Geschichtenerzählerin, in deren Worte und Sätze man sich einhüllen, an denen man sich betrinken möchte, von denen man nicht genug bekommen kann. Mir bleibt eigentlich nur zu sagen: ich möchte mehr davon, ich bin süchtig nach Deinen Büchern (und ich ich lieb sie alle ganz fest), liebe Charlie!


    Bertelsmann Clubausgabe, erschienen im Oktober 2008


    Das Haus Gottes, Charlotte Lyne


    EDIT: ISBN der Taschenbuchausgabe ergänzt.

  • Ich wuerde SO gern mit Dir tauschen, Susanne - aber leider sind die gesamten Club-Belege schon "weg", ich sitze auf dem Trockenen und kann nur das viel spaeter folgende Taschenbuch anbieten. Aergere mich gruen! Haette so gern eine Fuerstenverschwoerung dafuer abgeschwatzt.


    Danke, Bouquineur!
    Deine ist die allererste Leserreaktion auf dieses Buch. Ich hatte bei keinem der anderen so ein Gefuehl der voelligen Stille vorher - und solche zitternden Finger.
    Mir scheint, als muesse ich mich mit diesem Buch "in der Wirklichkeit" bewaehren. Beim ersten hatte ich den Debuet-Bonus und ueberall spuerbares Wohlwollen nach dem Motto "Was nicht ist, kann ja noch werden". Beim zweiten dachte ich ein bisschen: Na ja, bei dem Thema kann man so viel ja nicht falsch machen - ausserdem ist's eben MEIN Thema, und selbst wenn alle es gehasst haetten, haett' ich's wohl noch gemocht.
    Dieses ist das dritte. Das "allein gemachte", ohne freundlichste Dauerbetreuung durch den Agenten und auch ohne zwanzig Jahre lange Vorbereitung. Mit diesem steh ich oder fall ich.
    Dass jetzt der allererste Leser in so schoenen Worten genau DIE Geschichte beschreibt, die ich erzaehlen wollte, ist einfach nur zum sehr sehr Freuen.


    Danke!


    Alles Liebe von Charlie

  • Ich hab auch das Gefuehl: Meine drei Blaetterfreunde und ich haben bei den Eulen immer Glueck.
    Uns schreiben die allernettesten Leute die allerschoensten Rezensionen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Hi Charlie,


    Zitat

    Ich wuerde SO gern mit Dir tauschen, Susanne - aber leider sind die gesamten Club-Belege schon "weg", ich sitze auf dem Trockenen und kann nur das viel spaeter folgende Taschenbuch anbieten. Aergere mich gruen! Haette so gern eine Fuerstenverschwoerung dafuer abgeschwatzt.


    Taschenbuch gegen Taschenbuch, das ist doch nur gerecht! :grin Leider kann ich Dir aber auch nur noch das "Siegel" im Tausch anbieten. Meine Belege zur "Verschwörung" sind auch alle. Da kann man nur auf eine zweite Auflage hoffen. ;-)


    Jedenfalls freue ich mich sehr auf das "Domus dei", ich finde schon den Titel so schön. :-]


    Ganz herzlich, Susanne

  • Zitat

    Original von Richie
    DANKE für die Rezi


    Ich bin nicht im Club und werde deshalb auf das TB warten müssen :cry


    So geht es mir auch. Hat schon jemand mitgeteilt, wie lange diese Frist noch dauert? *ungeduldigbin*

  • Bis zum nächsten Sommer :-)


    Charlies Boot


    Ich hatte heute bei der Rezi, ich ich zu nächtlicher Zeit geschrieben habe, noch einen Satz ergänzt, den mit dem Choral aus Orffs Carmina Burana. Die Assoziation mit O Fortuna war einfach zu stark.


    Hier ist der Text der Fortuna, Imperatix Mundi auf Deutsch:


    Fortuna, Imeperatix Mundi


    http://www.youtube.com/watch?v=xuERh0jBjh8

  • Ich liebe diesen Choral, Bouquineur.
    Ich glaube, Dorothy, Aimery, Richilda, Nicolas und Vitus waeren gern dazu aus dem Domus Dei ausgefahren und haetten sich ueber Deine Wahl gefreut.


    Bitte seid mir nicht boese, dass ich Fragen nach der Taschenbuchausgabe nicht beantworte, ehe der Verlag (Rowohl) sie offiziell angekuendigt hat. Ich habe zwar eine Information bekommen und auch an Wolke weitergegeben, moechte mich aber nicht vorgreifend verhalten und womoeglich den Verlag veraergern.
    Ausserdem freu ich mich auf und ueber beide Ausgaben und jetzt erst einmal ueber diese, die mein erstes Hardcover ist. Ich haette nie erwartet, dass ein Buch von mir so schoen und aufwendig aufgemacht sein koennte und faende es in gewisser Weise unfair, wenn ich jetzt schon "Werbung" fuer die naechste Ausgabe machte.
    Diese gehoert in 2008, die naechste gehoert in 2009. Und ich wuensche mir sehr, dass beide Eulen finden, die sie gerne moegen.


    Der dicke weisse hat heute dank Bouquineur schon mal einen Freudentag. Uebrigens hab ich den beim Schreiben immer den Kleinen genannt, weil der Vorgaenger so sehr DER GROSSE in meinem Leben war. Es ist sehr lustig, jetzt zu sehen, wie der im Regal fast doppelt so fett aussieht wie sein "grosser Bruder", der den Spitznamen Klopsi hatte.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Bitte seid mir nicht boese, dass ich Fragen nach der Taschenbuchausgabe nicht beantworte, ehe der Verlag (Rowohl) sie offiziell angekuendigt hat. Ich habe zwar eine Information bekommen und auch an Wolke weitergegeben, moechte mich aber nicht vorgreifend verhalten und womoeglich den Verlag veraergern.


    Im Dezember erscheinen die neuen Vorschauen und dann steht der Termin auch offiziell für das TB fest. Danach wird sofort der Termin für die Leserunde sehr zeitnah zum Erscheinungstermin des TBs hier bekannt gegeben :wave


    @ Charlie,
    alles Gute für dein erstes HC! :knuddel1

  • Ich denke ich werde mir das Buch auch holen :-) klingt ja alles schon sehr gut.


    Richie : Soll ich Dir ein Exemplar mitholen? Wir sehen uns ja hoffentlich demnächst wieder und ich werd vorher wohl auch noch zum Club kommen.

  • Ja, Gwen, das kann ich auch nur wieder und wieder sagen. Ich muss die auch dauernd noch mal aufrufen und saetzeweise wiederlesen.
    Die nimmt mir (ein bisschen ...) die Angst vor der ersten Rezension auf der Club-Website.


    Was die Aussprache der Namen betrifft, so koennen wir nur mutmassen, aus den Schreibweisen Schluesse ziehen. Noch bis tief in die Renaissance gibt es zur Aussprache stets neue Erkenntnisse und Theorien.


    Grundsaetzlich liegt man so falsch nicht, wenn man alles ein bisschen "mischiger", "deutscher" ausspricht, mehr wie es fuer uns dasteht. "Eloise" ist so weit weg nicht, "Chelleoise" haette ich gesagt. Und "Gocelin" mit einem deutlicheren "E" in der Mitte als in der heutigen Aussprache, das G als Mischlaut, haerter, kratziger, mehr zum J hin, als wir es sagen wuerden.


    Alles Liebe von Charlie