Feuer im Herbst - Irène Némirovsky

  • Kurzbeschreibung


    Eine Liebe in Zeiten des Krieges


    Wie durch ein Brennglas folgt der Blick Irène Némirovskys den Liebenden Thérèse und Bernard durch die kriegsversehrte Welt des 20. Jahrhunderts. Mit ihrem Roman ‘Feuer im Herbst’ erweist sich die Autorin erneut als unbestechliche Beobachterin einer Hölle, die den Menschen ihre Gefühle raubt und ihre Wurzeln durchtrennt. Allein die Liebe hat eine Chance, die Verlorenen zu retten.


    Sommer 1914. Noch liegt malvenfarbene Luft über Paris, noch flanieren die Kleinbürger sonntags über die Champs-Elysées und genießen ihr kleines Glück. Martial wird bald Arzt sein und seine Cousine Thérèse heiraten. Die Zukunft ist geordnet. Doch ein Frösteln, eine zittrige Erregung erfasst die Menschen. Ein Wort aus ferner Zeit taucht auf und weckt Heldenträume in jungen, abenteuerlustigen Männern - Krieg. Das Grauen zerstört schnell alle Illusionen. Thérèse wird Witwe, und von der Front kehren gebrochene Männer heim. So auch Bernard, Thérèses Kamerad aus Kindertagen. Mit wildem Lebenshunger will er die Kriegsgräuel vergessen machen, will Wiedergutmachung für das Erlittene. Er will Frauen, Geld, rauschhaften Genuss. Thérèse verliebt sich in Bernard. Als er abzustürzen droht, fängt sie ihn auf. Sie ahnt nicht, welchen Preis sie für ihren Traum bezahlen muss.


    “Man kann von Némirovsky nicht genug kriegen: Ihre Texte sind süffig und elaboriert, spannend und durchdacht, leicht zu lesen und streng konzipiert.” Facts


    “Irène Némirovsky hatte ihre enorme Erzählbegabung schon lange vor dieser ‘Suite française’ unter Beweis gestellt. (…) Eine Aufforderung an alle Liebhaber großer Erzählliteratur, in ihren Regalen reichlich Platz für die viel zu schnell vergessene Autorin freizuräumen.” Frankfurter Allgemeine Zeitung


    “Eine Frau mit der Kraft eines Balzac oder Dostojewski.” The New York Times


    Irène Némirovsky wurde als Tochter eines jüdischen Bankiers in der Ukraine geboren. Da ihre Eltern sich nicht sonderlich für sie interessierten, wuchs sie unter der Obhut einer französischen Gouvernante auf, so dass Französisch ihr zur zweiten Muttersprache wurde. Im Verlauf der Russischen Revolution floh die Familie und kam über Finnland und Schweden 1919 nach Paris. In den 20er Jahren gelangte ihre Familie wieder zu Reichtum und Irène konnte ein behütetes und luxuriöses Leben führen. Das Studium der Literaturwissenschaft an der Sorbonne schloss sie mit Auszeichnung ab. Mit 18 Jahren begann sie, zu schreiben.


    1926 heiratete sie den Juden Michel Epstein, mit dem sie zwei Töchter hatte: Denise, geb. 1929 und Élisabeth, geb. 1937. Im Jahre 1929 erschien ihr Roman David Golder und machte sie mit einem Schlag bekannt. Ihr Werk wurde von allen Seiten gelobt, darunter auch von Antisemiten wie Robert Brasillach. Bereits im Jahr nach Veröffentlichung der französischen Ausgabe erschien eine deutsche Übersetzung von David Golder. 1930 folgte Le Bal, in dessen Verfilmung aus dem folgenden Jahr Danielle Darrieux ihren ersten Auftritt hatte.


    Trotz ihrer Integration in die französische Gesellschaft wurde ihr die Einbürgerung verweigert. Da sie den auch in Frankreich verbreiteten Antisemitismus spürte, konvertierte sie 1939 mit ihren Töchtern zum Christentum, was aber ohne Einfluss auf ihr späteres Schicksal bleiben sollte. 1940 wurden sie und ihre Familie durch die antisemitischen Gesetze der Vichy-Regierung gezwungen, Paris zu verlassen. Die Familie floh nach Issy-l’Évêque. Am 13. Juli 1942 wurde Irène verhaftet und nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie am 17. August völlig geschwächt im Krankenbau starb. Ihr Mann versuchte noch verzweifelt, bei den Behörden ihre Freilassung zu erwirken, bevor auch er im Oktober 1942 nach Auschwitz deportiert und nach der Ankunft dort sofort in der Gaskammer ermordet wurde.







    Der Einbruch des Krieges in die bürgerliche Idylle und die Skrupellosigkeit der Kriegsgewinnler, das sind die Themen des Romans *Feuer im Herbst*.
    Das sind keine neuen Themen, aber Irène Némirovskys wunderbarer Sprache ist es zu verdanken, dass man dennoch weiterliest. Gleich zu Anfang fühlte ich mich wie in einem Gemälde, so genau wurde die Szenerie des Essens, der Wohnung ect. beschrieben. Die Träume der Jugendlichen und ihrer Eltern werden vorgestellt - um so brutaler ist ihr Scheitern.
    Als Bernard trotz sehr guter Noten sein Studium nach dem Krieg nicht fortsetzen möchte, erklärt er seinen Lebenshunger mit „Auf alles und jeden pfeifen. Gut leben. Sich voll fressen bis zum Platzen.”. Er ist zerbrochen und wird noch stärker zerbrechen. Imponiert von den Kriegsgewinnler-Geschäften eines Bekannten beginnt er mitzumischen (und verschuldet so mit den unfalltod seines Sohnes). Er betrügt seine Frau (welche bedienungslos zu ihm hält) und verliert alles Vermögen. Er nach einer Kriegsgefangenschaft im darauf folgenden Krieg beginnt er die wahren Werte zu entdecken… .


    Fazit:


    Keine leichte Kost, aber der Roman wift Fragen auf, über die es sich für jeden Einzelnen nachzudenken.


    * Verlag: Knaus
    * 2008
    * Ausstattung/Bilder: 2008. 270 S.
    * Seitenzahl: 272
    * Deutsch


    * Abmessung: 22 cm
    * Gewicht: 468g
    * ISBN-13: 9783813503173
    * ISBN-10: 3813503178

  • „Feuer im Herbst“ erzählt die Familiengeschichte von Thérèse und Bernard von 1912 bis 1941. Die beiden stammen aus dem Pariser Kleinbürgertum. Sonntags essen die befreundeten Familien gemeinsam zu Mittag, danach fährt man mit der Metro zu den Champs-Elyseés, geht gemächlich bis zum Arc de Triomphe und betrachtet das glamouröse Leben der Reichen, kehrt in einem Café ein und ist pünktlich zum Abendessen wieder daheim.


    Nach dem Ausbruch des ersten Weltkriegs plätschert das Leben in Paris weiter dahin; mit den kleinen Unannehmlichkeiten des fernen Krieges kommen die Pariser gut zurecht. Bernard, gerade achtzehn Jahre alt geworden und von zu vollbringenden Heldentaten berauscht, meldet sich freiwillig und zieht in den Krieg. Die Jahre der Todesangst, der Entbehrungen und des Schlafmangels verändern ihn. In seinen Heimaturlauben erkennt er, dass die Daheimgebliebenen keine Vorstellung davon haben, wie der Krieg wirklich ist. Seine Mutter stellt ihn sich als eine Art Fortsetzung des Gymnasiums vor – als könne man jemandem über die Ungerechtigkeiten Bescheid sagen, der dann die Probleme lösen würde. Bernard kehrt nach dem Krieg zurück und schwört sich, dass er von nun an richtig leben will. Er stürzt sich in Vergnügungen und verdient sein Geld auf der Seite der Kriegsgewinnler.


    Thérèse heiratet während des Krieges ihren Cousin Martial, ist Ehefrau für einen Tag und eine Nacht, dann muss Martial zurück an die Front und stirbt heldenhaft beim Versuch, einen verwundeten Kameraden zu retten.


    Nach dem Krieg sehen sich Thérèse und Bernard wieder - sie ist die redliche, tugendhafte, noch junge Witwe, er der Lebemann, und in einem Moment der Schwäche, als er von einer Geliebten verlassen worden ist, gelingt es Thérèse, für Bernard der Trost zu sein, den er braucht. Sie heiraten und führen ein rechtschaffenes, bescheidenes Leben, ein Thérèse-Leben. Nach ein paar Jahren bricht Bernard aus, steigt wieder ein in die High Society der Neureichen, verdient mit diplomatischem Geschick das große Geld, gewinnt seine frühere Geliebte zurück. Thérèse erträgt all das, es ist das Los der Frauen. Sie weiß, wenn sie geduldig genug wartet, wird Bernard zu ihr zurückkehren.


    Die beiden haben drei Kinder; Bernard hat wenig Interesse an ihnen, flieht immer mehr aus der bürgerlichen Enge. Schließlich trennt sich Thérèse von ihm, um den Kindern Schmerz zu ersparen, aber sie wartet auf Bernards Rückkehr, denn sie hat ihm versprochen, dass er zurückkehren könne, wenn er so weit sei, und dass sie ihn wenn nötig pflegen werde.


    Die Geschäfte Bernards und seiner Compagnons florieren, das Geld und der Champagner fließen in Strömen, bis eines Tages die Blase platzt. Sie haben sich verspekuliert und stehen ohne einen Sou da. Bernard kehrt zu Thérèse zurück. Zwei Wochen später muss er in den neuen Krieg ziehen. Auch ihr ältester Sohn Yves hört den Ruf des Vaterlandes, er will Flieger werden. Doch schon bald gibt es einen Unfall, er stürzt mit seiner Maschine ab. Bernard macht sich Vorwürfe; er hat mit amerikanischen Flugzeugteilen gehandelt, die nicht zu französischen Flugzeugen passten, aber trotzdem eingebaut wurden. Er gibt sich eine Mitschuld am Tod seines Sohnes und kommt zur bitteren Erkenntnis, dass Yves lieber Martial und nicht ihn, Bernard, zum Vater gehabt hätte. Bernard gerät in deutsche Gefangenschaft. Thérèse hält indessen die Familie zusammen und sorgt für deren Überleben, bis ihr Mann zurückkehrt.


    Es geht um die zwischenmenschlichen Beziehungen Katastrophenzeiten, um die Schrecken des Krieges, um Verantwortung, um die Belastbarkeit der Liebe und Treue, um Werte, Moral und Ehre. Feuer im Herbst, das sind die Feuer, mit denen im Herbst die Felder gereinigt und für die neue Saat vorbereitet werden. Es ist aber auch das Feuer im Herbst des Lebens von Thérèse und Bernard, der Krieg, den sie überstehen und nach welchem eine gemeinsame Zukunft möglich scheint. Es geht auch um das Rollenverständnis von Mann und Frau. Ich hätte Thérèse mehr als einmal schütteln mögen: Mädchen, wach auf! Das Leben ist anders! Doch sie ist unerschütterlich, schickt sich in ihre Rolle und wartet darauf, dass Bernard zu seinem guten Kern zurückfindet.


    Der Roman scheint teilweise altmodisch, vielleicht sogar naiv. Doch er ist ein Spiegel seiner Zeit, genau beobachtet, schön erzählt, lesenswert.

  • Nach 164 Seiten breche ich jetzt ab. Dieser Stil ist nicht meins. Ich habe im ersten teil schon relativ häufig überflogen, weil es mich einfach nicht interessierte, was den Kleinbürgern da passiert. Die Schilderungen im 1. Weltkrieg waren für mich kaum weniger spannend und nun, wo Therese und Bernard sich verheiratet haben, reicht es mir. Dazu ist mir meine Lesezeit zu schade.


    Bonjour Tristesse fand ich damals recht gut, doch hier bin ich irgendwie zu ungeduldig, um seitenweise Gefasele zu ertragen. Vielleicht das falsche Buch zur Zeit, aber ich habe es immerhin mehr als die Hälfte ertragen.