'Weit übers Meer' - Seiten 001 - 100

  • Guten Morgen, liebe Leserunde. Dann will ich schon mal meine ersten Eindrücke schildern.


    Der Text beginnt mit der Ankunft der Unbekannten im Vorspann und mit dem Beobachten eines jungen Mannes am Kai. Dann wechselt im ersten Kapitel der Blickwinkel geschickt zu einer Position auf dem Schiff, das wirkt wie ein aufwändiger Kameraschwenk in einem Film. Dadurch wird die Ankunftsszene aus mehren Perspektiven gezeigt und in ihrer Bedeutung entsprechend erhöht. Diese stilistische Methode verleiht dem Roman von Anfang an eine hohe Visualität, die mir ausgezeichnet gefällt.
    Das Gefühl, fast wirklich dabei zu sein, ist durchaus vorhanden.


    Ich mag auch Henrys Gedankengängen folgen, die das Leben am Hafen in Antwerpen bildlich nachvollziehen: Also der Beginn des morgendlichen Treiben am Markt oder Gasthof.
    Dabei sind Henrys Empfindungen ebenso liebevoll wie illusionslos.
    Schon früh trennt der Roman die Auswanderer in die besser gestellten Reisenden und die ärmeren Passagiere.


    Mit Henry als Protagonist kann ich auf Anhieb viel anfangen, da seine Beobachtungsgabe die anderen Figuren so gut einführen, zum Beispiel Lily, das Mädchen im Rollstuhl, dass die Abfahrt unbedingt ansehen möchte und fast triumphierend ausruft: Jetzt fahren, siehst du, wir fahren!


    Und dann geht die neuntägige Fahrt nach New York los.


    Valentina, die wir auf Seite 29 jetzt auch aus ihrer Perspektive kennen lernen, verbringt die erste Übernachtung im Liegestuhl am Deck.


    Noch einmal wird eine andere Methode eingesetzt, um mehr Perspektiven einzusetzen: Einschübe von rückblickenden Berichten, z.B. des Schiffsjungen oder von mitreisenden Passagieren.


    Und schon haben wir den Sonntag erreicht.



    Eine Reihe von Assoziationen steigen beim Lesen von Weit übers Meer bei mir auf:
    Novellen von Thomas Mann oder auch Meerfahrt mit Don Qujote, sein Bericht von seiner Überfahrt Paris – New York, die er 1934 mit seiner Frau Katia unternommen hatte, oder Alessandro Baricco´s Novecento oder mehr noch die weitaus bessere Verfilmung „Die Legende vom Ozeanpianisten", oder auch der Film Das Narrenschiff von Stanley Kramer aus dem Jahre 1964.

  • Mit fast poetischen Beschreibungen des Treibens im Hafen beginnt dieses Buch und eine Unbekannte im Abendkleid betritt das Schiff. Durch ihre Erscheinung scheint es den anderen Passagieren fast unmöglich sie zu nicht zu bemerken.


    Wir lernen unterschiedliche Protagonisten kennen, und erfahren ihre Sicht auf die Erlebnisse. Sei es durch das diekte Erleben, wie bei Henri, oder durch Aussagen, die am Ende der Reise aufgenommen werden. Beide Versionen werfen viele Fragen auf. Die Passagiere der ersten Klasse, die hier im Mittelpunkt stehen, haben mehr oder weniger alle ihr "Päckchen" zu tragen und man fragt dich welchen Einfluss die blinde Passagierin wohl auf die guten Fassaden haben wird. Henri lässt durch seine Beobachtungen schon so manches durchschauen.


    So geheimnisvoll wie für die Passagiere, erscheint die fremde Frau dem Leser nicht. Valentina, wird dem Leser vorgestellt und man erfährt den Grund für ihre Melancholie, der Tod ihres Sohnes. Niemand in ihrer Familie hat es verstanden, sie ins wirkliche Leben zurückzuholen, hat scheinbar die Wunden nie heilen lassen. Zumindest erwecken die Andeutungen zu ihrem Ehemann, das er mehr Druck auf sie ausgeübt hat, als Verständnis für sie zu haben.


    Nun bin ich gespannt, welchen Einfluss sie auf das Leben an Bord haben wird!

  • Zitat

    Original von Joschi
    Wir lernen unterschiedliche Protagonisten kennen, und erfahren ihre Sicht auf die Erlebnisse.


    Dieser rasche Perspektivwandel ist schon imponierend, da trotzdem ein guter, gleichmäßiger Erzählfluss aufrechterhalten wird.


    So ist es tatsächlich möglich, sehr viele Charaktere auf engen Raum kennen zulernen. Obwohl alle immer über Valentina reflektieren, schimmert ganz nebenbei und total unaufdringlich auch immer die eigenen Lebensumstände selbst bei den kleinsten Rollen durch, zum Beispiel der Traum des Zimmermädchens Lotte von einer momentan noch unmöglich scheinenden Heirat, Anton Broek, dem ersten Offizier und seine Liebe zu seinem Beruf, oder Griets Gefühle ihrem Sohn Jan gegenüber, der kam und ging, „so war es immer gewesen“.


    Auf Seite 62 wird auch verraten, dass Valentinas Flucht ausgerechnet auf die Kroonland kein reiner Zufall war. Sie wusste, Jan ist an Bord und hofft auf seine Hilfe, fort zukommen.
    Das beruhigt mich, denn ich bin kein Freund von zu großen Zufällen in der Literatur, gerade in armseligen Liebesschnulzen trifft die Heldin ihren Geliebten immer durch Zufall an ungewöhnlichsten Orten wieder (angeblich Schicksal). Da bin ich froh, dass in diesem Roman Wert auf Glaubwürdigkeit gelegt wird.

  • *unangemeldet reinschleich* :grin


    Da sich das Buch zufällig im SUB befindet, dachte ich, ich schaue einfach mal rein und lese ein paar Seiten. Aus ein paar Seiten sind dann doch glatt 40 geworden... Ich glaube, ich werde weiterlesen. :-]


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Diese stilistische Methode verleiht dem Roman von Anfang an eine hohe Visualität, die mir ausgezeichnet gefällt.
    Das Gefühl, fast wirklich dabei zu sein, ist durchaus vorhanden.


    Absolut. Die Bilder sind alle im Kopf - und das gleich zu Beginn schon!


    Die Berichte der einzelnen Personen sind überaus interessant! Ich mag diesen Stil sehr, weil er eine geheimnisvolle Atmosphäre schafft. Auch Henri mit seinen messerscharfen Beobachtungen ist unglaublich spannend. Seine künstlerische Denke zieht mich magisch an. Man könnte meinen, dass seine Schilderungen auf die Dauer langweilig werden könnten, aber ich werde ihm gerne noch den restlichen Tag geben und "lauschen".


    Bei der ersten Begegnung mit Henriette Borg war sie mir auf Anhieb unsympathisch. Nach ihrem Bericht aber, versteht man, dass diese dominante Art nur ein Schutzschild der Existenzangst ist, die in ihr steckt. Es scheint, als sei sie sich ihrer Sache nie sicher und fühle sich als Versagerin, weil sie ihrem Mann kein Kind schenken konnten und somit auch ein Nachfolger fehlt. Jetzt tut sie mir schon wieder leid. :-(

  • Zitat

    Original von SueTown
    Ich glaube, ich werde weiterlesen.


    :-] Gute Entscheidung! Bei dem Buch habe ich bisher ein sehr gutes Gefühl!


    Zitat

    Original von SueTown
    Auch Henri mit seinen messerscharfen Beobachtungen ist unglaublich spannend. Seine künstlerische Denke zieht mich magisch an.


    Henri ist für mich bisher auch eine der interessantesten Figuren des Romans. Er will ja zur Weltausstellung in St.Louis 1904 reisen, wo einige seiner Kunstwerke im belgischen Pavillon ausgestellt werden.
    Hier habe ich einen Link gefunden, der einiges über die damalige Weltausstellung verrät:
    Weltausstellung 1904


    Es würde mich schon interessieren, ob es für Henri ein konkretes Vorbild gab oder ob er eine komplett frei erfundene Figur ist. Vielleicht erfahren wir das ja noch.

  • Ich bin auch so weit.


    Zitat

    SueTown
    Auch Henri mit seinen messerscharfen Beobachtungen ist unglaublich spannend


    :write Besonders interessiert bin ich an Lisette. Henri denkt die ganze Zeit über sie nach und vergleicht sogar Mrs. Henderson (Billie) mit ihr.


    Valentina ist so geheimnisvoll. Wie es aussieht, ist ihr Kind gestorben und seitdem lebt sie für sich und ist an nichts interessiert. Aber was wird sie machen, wenn sie in New York angekommen ist? :gruebel


    Ich bin schon gespannt, was noch alles passieren wird. :-]

  • Ich schließe mich der bereits formulierten Meinung an, dass durch die Beschreibungen und die verschiedenen Blickwinkel beim Leser Bilder entstehen. Fast hat man den Eindruck, nicht mehr zu lesen, sondern einen Film zu sehen. Das gelingt längst nicht jedem Buch.
    Mich würde sehr interessieren, ob es für die blinde Passagierin eine Vorlage gibt, ein Gemälde etwa, das die Autorin inspiriert haben könnte.
    Heute bekomme ich Besuch, werde also erst in der tiefen Nacht weiterlesen können ...Mist :fetch Dabei bin ich doch so gespannt ...

  • Nach „Die Weihnachtsrose“ ist das das zweite Buch, welches ich von der Autorin lese. Ersteres hat mir gut gefallen; nun bin ich gespannt, wie das hier, bei so einer ganz anderen Thematik wird.


    Um gleich mal zu meckern; sollte vom Verlag jemand mitlesen: Also unter „Premium“ stelle ich mir schon etwas anderes vor. Sicher, das Buch ist schön aufgemacht: Klappbroschur, ordentliches Papier, gut lesbare Schrift. :-)Aber die Bindung bzw. der Satzspiegel! :yikes Es ist fast nicht möglich, das Buch „einhändig“ zu lesen. Der Satzspiegel geht am Innenrand so weit bis zum Rücken, daß die Zeilenenden (linke Seite) bzw. Zeilenanfänge (rechte Seite) nur mit „Gewaltanwendung“ zu lesen sind (also das Buch mit Gewalt auseinanderdrücken). Das stört mich gewaltig, vor allem bei einer Paperbackbindung für 14,90 EUR; es gibt in dieser Hinsicht „vernünftige“ Hardcover, die auch nur 16,95 EUR kosten.


    Doch zum Buch selbst. Bis jetzt bin ich auf Seite 55; eigentlich wollte ich heute noch sehr ordentlich weiterkommen. Doch das gibt einen harten Tag mit vermutlich wenig Lesezeit. Eltern mit Kindern im Pubertätsalter können sich vermutlich in etwa vorstellen, was ich unter einem „harten Tag“ verstehe. Da fehlt dann die innere Ruhe, sich auf ein Buch einzulassen.


    Über den Leitspruch Die Freiheit des Menschen ist sein Mut muß ich erst mal in Ruhe nachdenken.


    Das Buch selbst hat mich sehr schnell in seinen Bann gezogen. Vor allem hat mir gefallen, daß die gleiche Situation nacheinander aus zwei verschiedenen Blickwinkeln beschrieben wurde.


    Eine vollständige Meinung über die bisher aufgetretenen Personen konnte ich mir natürlicherweise noch nicht bilden. Doch Henri ist mir sympathisch. Seine Art der „Konversation“ kommt der meinen sehr entgegen, und ich kann seine Abneigung gegenüber „Small Talk“ bzw. Konversation sehr gut verstehen und nachvollziehen.


    Dann beginnt die Erzählung zu wechseln, anscheinend mit Auszügen aus eingeschobenen Vernehmungsprotokollen (?) nach Abschluß der Reise, was ein sehr konzentriertes Lesen erfordert, zumal die Perspektivwechsel nicht immer eindeutig als solche gekennzeichnet sind.


    Auf Seite 38 bin ich über diese Stelle gestolpert:
    (...)-, da war auf einmal dieses Gefühl da, dass ich das Leben einfach so habe verstreichen lassen. Dass ich nicht mehr wirklich lebe, vielleicht nie gelebt habe, dass ich mein Leben nur verwalte, bis es eines Tages zu Ende sein wird.


    Und auf Seite 49 darüber:
    “Ich weiß so wenig wie Sie, ob es für Sie eine Zukunft geben kann.“ Er sah sie ruhig an. „Ob Sie eines Tages wünschen werden, dass es eine gäbe. Oder ob plötzlich einfach wieder Zukunft da ist, weil Sie aufhören, sich dagegen zu sträuben, dass es sie gibt.“


    Was ich übrigens von der blinden Passagierin, Valentine, halte, weiß ich noch nicht. Zu wenig ist bisher bekannt. Nur, daß sie anscheinend ein Kind durch Tod verloren hat, daß sie Jan kennt und vermutlich aus Familie der „Herrschaft“ seiner Mutter stammt.


    Bisweilen hatte ich das Gefühl, eine Szenenabfolge wie in einem Film vor meinem inneren Auge zu sehen. Als ob im Kopf beim Lesen die Vorstellung eines ablaufenden Kinofilms entstehen soll.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Ketisa
    Valentina sieht für mich genauso aus, wie die Frau auf dem Cover...


    Ja, das ist unvermeidbar! :lache


    Bei der ihr zugeschriebenen Eleganz (natürlich auch verstärkt durch das Kleid) finde ich aber gerade die Kindheitserinnerungszene spannend, als die kleine Valentina denkt, ihre hypochondrische Mutter umarmt sie nicht, weil sie schmutzige Hände hatte.
    Der Vorwurf der Mutter "Valentina, Wie siehst du denn aus?" ist verherrend für das Kind. Dabei bewundert sie ihre unerreichbare Mutter auch noch.

  • Hallo allerseits,


    hier ist ja schon einiges über die Aufmachung des Buches geschrieben worden und ich muß Euch zustimmen, daß das Buch nicht gerade zum bequemen lesen einlädt. Ansonsten gefällt mir die Aufmachung aber ausgesprochen gut - das Cover, auch die kleinen Verzierungen im Text und bei den Seitenzahlen - einfach schön gemacht.


    So. Soviel zu den Äußerlichkeiten. Kommen wir nun zum wichtigeren Teil - dem Inhalt. Mich hat das Buch von Anfang an in seinen Bann gezogen - die Figuren sind wunderbar geschriebn, so daß ich gleich das Gefühl hatte, mitten im Geschehen zu stehen. Was mir persönlich mit am besten gefällt, ist der ständige Wechsel zwischen den Perspektiven UND dem Erzählstil. Diese Aussagenprotokolle (?) als Einschübe - wirklich hervorragend gemacht. Das hält den ganzen Fluß sehr lebendig, fordert die Aufmerksamkeit des Lesers, bringt Spannung in die Sache und wirft neue Frage auf. Super!!!!


    Jetzt bin ich gespannt, wie sich alles weiterentwickelt. Zwischen Thomas und Valentina, welche Rolle Henri dabei spielt, wie Jan damit klarkommt, daß Valentina "nur" eine gute Freundin sein will, welche Rolle der (fast) unbekannte Richard noch spielen wird und - last but not least - WARUM Valentina nun eigentlich auf das Schiff gegangen ist. Wollte sie wirklich "nur" aus ihrem traurigen Dasein ausbrechen oder ist doch mehr vorgefallen?


    Ich freue mich auf die nächsten Seiten.


    Grüße!!! :lesend

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Im Klappentext steht, "Weit übers Meer ist ihr erster Roman".
    War Die Weihnachtsrose kein richtiger Roman?


    Ja, über diese Äußerung bin ich auch gestolpert. Jetzt müßten vermutlich die Literaturwissenschaftler unter den Eulen ran, die das genau erklären könnten. Das hier sagt Wikipedia dazu. Ich meine mich zu entsinnen, mal gelesen zu haben (oder wars in der Schule im Deutschunterricht?), daß ein Roman etwa 200 Seiten haben sollte. "Die Weihnachtsrose" hat 172, ist also eine Erzählung? :gruebel


    Wie dem auch sei, "Die Weihnachtsrose" ist 2005 erschienen. Dort bei der Info zur Autorin heißt es: "Die Weihnachtsrose" ist ihr erster Roman. (in der Titelei).


    Vielleicht kann die Autorin, wenn sie hier reinliest ein paar Worte dazu schreiben, welches Buch sie denn als ihren ersten Roman ansieht? :wave



    Edit sagt noch, daß ich "Die Weihnachtsrose" sehr wohl als einen (wenn auch kurzen) Roman empfunden (auch wenn es evtl. nach literaturwissenschaftlichen Begriffen - s. o. - kein Roman sein sollte) und den hier vorgestellt habe.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SiCollier ()

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Was ich übrigens von der blinden Passagierin, Valentine, halte, weiß ich noch nicht. Zu wenig ist bisher bekannt.


    Von dem geheimnisvollen, das Valentina umgibt, lebt der Roman aber auch ganz schön! Das gefällt mir gut!


    Zitat

    Original von SiCollier
    Dann beginnt die Erzählung zu wechseln, anscheinend mit Auszügen aus eingeschobenen Vernehmungsprotokollen (?) nach Abschluß der Reise,

    .

    Zitat

    Original von Bücherfresserin
    Diese Aussagenprotokolle (?) als Einschübe - wirklich hervorragend gemacht. Das hält den ganzen Fluß sehr lebendig, fordert die Aufmerksamkeit des Lesers, bringt Spannung in die Sache und wirft neue Frage auf. Super!!!!


    Irgendein Ereignis, dass diese Berichte erforderlich machte, muss es noch geben. Wieder dominiert das Geheimnisvolle. Ich bin schon gespannt. Ich hoffe, es läuft nicht am Schluß auf einen Mordfall hinaus. Aber mein Gefühl sagt mir, dass dieser Roman kein Krimi ist.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Irgendein Ereignis, dass diese Berichte erforderlich machte, muss es noch geben. Wieder dominiert das Geheimnisvolle. Ich bin schon gespannt. Ich hoffe, es läuft nicht am Schluß auf einen Mordfall hinaus. Aber mein Gefühl sagt mir, dass dieser Roman kein Krimi ist.


    Nun ja, es hieß doch irgendwo schon, daß der Kapitän bei der Ankunft in NY Meldung machen bzw. Anzeige erstatten muß. Und dann gibt es auf jeden Fall irgendeine Untersuchung, vor allem, weil Valentine ja angibt, die Reise bezahlen zu können. Also wird auch die Familie ins Spiel kommen.


    Ein Krimi wird das Buch vermutlich nicht. Und wenn, wäre es der erste, den ich auslesen würde. (Denn daß ich fertiglesen werde, daran zweifle ich überhaupt nicht.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Sooooo, ich bin auch gut ins Buch eingestiegen, befinde mich aber erst auf Seite 39 oder so.


    An die Perspektivenwechsel muß ich mich erst noch "gewöhnen". Gerade war ich noch der Schiffsjunge und nun bin ich Henry... :wow - es ist ungewohnt und ich muß mich erst hineinfinden, aber bislang stört mich der häufige Perspektivenwechsel als Stilmittel nicht.


    Genau wie ihr habe ich mich allerdings auch erst gefragt, welches Ereignis diese "protokollarischen Einschübe" erforderlich macht, bisher denke ich aber (noch???), daß es Befragungen im Hinblick auf die blinde Passagierin Valentina sind.


    Bereits ihre ersten Auftritte versprühen in meinen Augen eine geheimnisvolle und sehr traurige Aura. Man möchte einfach wissen, wie es dazu kam, daß sie alles hinter sich läßt und auf das Schiff kommt. Der theatralische Auftritt, allein in großer Robe und ohne Gepäck, tun natürlich ihr übriges dazu.


    Nun, wir werden sehen...

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zu Beginn des Buches lernt man die verschiedenen Protagonisten sehr rasch kennen.


    Durch die verschiedenen Protokolle (ich denke, diese waren nach Ende der Reise einfach nötig, wenn ein blinder Passagier an Bord war), wird die unterschiedliche Sichtweise der Situation zu Beginn der Reise dargelegt.


    Valentina umgibt eine geheimnisvolle Aura. Sie kommt ohne Gepäck an Bord, scheint aber aus gutem Hause zu stammen. In ihrem schönen, weißen Abendkleid ist sie aber denkbar unschicklich gekleidet für einen Aufenthalt auf der Kroonsland am Tag.


    Interessant ist vor allem Henri. Er ist jemand, der sehr viel von seiner Umgebung aufzunehmen scheint und sehr viel nachdenkt.


    Aber warum will Valentina weg aus Antwerpen? Ist es nur die Trauer um ihren Sohn, die sie auch von ihrem Mann wegtreibt?

    Liebe Grüße, Sigrid

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    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

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