'Weit übers Meer' - Seiten 271 - Ende

  • Ich bin ein wenig traurig, dass ich das Buch schon zu Ende gelesen habe und lasse liebgewordene Figuren im Moment nur ungern ziehen.


    Nur ganz wenige Passagiere werden das Schiff wohl so verlassen, wie sie es betreten haben. Außer Lily, die von Anfang an schon den Eindruck machte in sich zu ruhen, ist wohl niemand unberührt geblieben.


    Besonders Henri ist endlich erwachsen geworden und stellt sich seiner Verantwortung. Auf Seite 296 denkt er sogar über beide Kinder nach. Er will sowohl sein Kind, als auch Billies Baby lieben. Also doch ein Harry-End.


    Was Valentinas Ehemann angeht bin ich mir nicht wirklich im klaren, ob er nun grausam ist oder völlig verzweifelt versucht nach der Katastrophe sein Leben wieder in den Griff zu kriegen - notfalls eben mit Gewalt.
    Die Szene mit Nana jedoch ist grausam. Er prüft sie wie eine Kuh auf dem Viehmarkt. Aber es zeigt mir auch, wie gut Valentina daran getan hat, ihn zu verlassen und ein neues Leben zu versuchen.


    Dass Valentina zunächst zurück geschickt wird, muss nicht zwangsläufig nur schlechte Aspekte haben. So hat sie die Gelegenheit ihr altes Leben durch Scheidung usw. zu ordnen und muss keine Altlasten in ihr neues Leben hinüber tragen.


    Zitat

    Original von beowulf
    Wie unromantisch- die Damen glauben nicht an den Zauber der Liebe.


    Doch schon, aber wir haben auch einen Sinn für Realitäten. ;-)


    Jetzt beschäftigt mich nur noch die Frage, ob die Autorin die Namen für die Personen, die Thomas und Valentina zunächst im Weg stehen, nämlich seine Schwester und ihren Mann, mit Absicht Victor und Victoria genannt hat.

  • Zitat

    Original von Cookiemonster
    PS: eine Fortsetzung kann ich mir gar nicht vorstellen.


    Für mich ist das Ende auch rund. Den Roman habe ich als Momentaufnahme gesehen, der genau mit der Ankunft endet. Welches Leben die Reisenden hinterher noch führen, ist für mich nicht so maßgeblich.

  • Zitat

    Original von Cookiemonster
    PS: eine Fortsetzung kann ich mir gar nicht vorstellen.


    Eien Fortsetzung halte ich nicht für notwendig oder sinnvoll.
    Sehr wohl kann aber eine Person dieses Romans in einem späteren Buch wieder auftauchen, z.B. Lily könnte ich mir gut als eine Figur vorstellen, deren zukünftiger Lebensweg interessant wäre.

  • Zitat

    Lily könnte ich mir gut als eine Figur vorstellen, deren zukünftiger Lebensweg interessant wäre.


    Das sehe ich auch so. Lily ist jemand, dem ich gerne noch einmal in einem Buch begegnen würde und ihre Geschichte könnte sehr interessant sein.


    Die Autorin schreibt ja in ihren Danksagungen, dass sie gelernt habe, dass die Figuren immer Recht haben, nicht die Autoren. Vielleicht kann Lily ja laut genug ihr Recht auf das eigene Buch einfordern. :-]


    Ich stimme euch im übrigen zu, was die Fortsetzung angeht. Das wäre nicht gut.

  • Ich bin mit dem Ende zufrieden. :-]
    Eben dass es relativ offen ist und Raum für Spekulationen bleibt, fand ich sehr gelungen.


    Ein schönes Buch, ich fand es überhaupt nicht langweilig.
    Die Idee an sich ( aus diesen Berichten über die "Frau in Weiß" ) eine solch wunderbare Geschichte ( begrenzt auf die Schiffsüberfahrt ) aufzubauen, finde ich absolut schön und gelungen umgesetzt. :-)


    Mir hat das Lesen Spaß gemacht und ich würde weitere Bücher von Dörthe Binkert lesen.

  • Ich habe das Buch jetzt auch auf einen Rutsch beendet.


    Das Ende hat mir gut gefallen, man kann sich selbst vorstellen, wie es mit den Personen weitergehen wird. Ich hoffe sehr, dass sich Valentinas Pläne für Antwerpen so einfach umsetzen lassen. Ob Thomas da Hilfe oder eher Belastung sein wird? Viktor kommt mir in der Episode der Vorgeschichte zu Valentinas Flucht nicht so vor, als würde er sie einfach gehen lassen. Schon gar nicht, wo jetzt ein anderer Mann im Spiel ist.


    Das Happy End für Billie und Henri hat mir gefallen, allerdings habe ich da meine Bedenken, dass es lange hält. Die beiden tragen doch sehr viele Altlasten mit sich herum und die zwei Kinder von unterschiedlichen Partnern macht es nicht einfach für die beiden. Vor allem habe ich das Gefhl Henri sieht nur eine zweite Lisette in Billie und nicht Billie selbst.


    Grausam fand ich die Episode, als Valentina in Ellis Island auf ihre Befragung wartet. Das Großmutter und Enkel wieder zurückgeschickt werden und die Eltern einwandern dürfen hat mich sehr betroffen gemacht.


    Lilys Geschichte könnte ich mir gut in einem eigenen Buch vorstellen, ich denke sie wird für ihren Weg kämpfen.


    Ich werde mir die zukünftigen Bücher von Dörthe Binkert sicher auf meine WL setzen.


    Danke für ein paar Stunden ganz wunderbarer Lesezeit!

  • Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Euch allen, Leserinnen und Lesern, bedanken. Dass sich die Leser eines Buches so viele Gedanken beim Lesen machen und man als Autorin sogar noch an diesen Gedankengängen teilnehmen kann, ist grossartig. Das war eine tolle Erfahrung für mich. Danke!
    Eine Fortsetzung zu diesem Roman wird es nicht geben. Es ist genauso, wie Ihr es ja auch beschreibt: das Buch schildert 9 Tage aus dem Leben verschiedenster Menschen, deren Leben - zum Teil wenigstens - eine besondere Wendung durch das Auftauchen der "Dame in Weiss" erfährt. Wie es weiter geht, steht in den Sternen, wie in unseren eigenen Leben auch.
    Die Figur der Lily ist mir selbst sehr nahe gewesen, ich freue mich, dass sie Euch auch gefallen hat! Ob sie noch einmal auftaucht, weiss ich noch nicht. Im Moment beschäftigt mich - im zweiten Roman - eine junge "Heldin", die zwar nicht im Rollstuhl sitzt, aber ein anderes Handicap überwinden muss, um zu sich selbst zu finden.
    Hoffentlich interessiert Euch ihr Schicksal ähnlich wie das der Menschen auf der "Kroonland".


    Danke für die Links, was die Kroonland betrifft, spannend auch für mich!


    Herzliche Grüsse
    Dörthe

  • Zitat

    Original von Dörthe Binkert
    Hoffentlich interessiert Euch ihr Schicksal ähnlich wie das der Menschen auf der "Kroonland".


    Davon gehe ich aus und warte auf das hoffentlich bald erscheinende Buch. Von mir aus gerne wieder mit Leserunde. :-)


    Herzlichen Dank für die Begleitung der Leserunde und zusätzlichen Informationen! :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Dörthe Binkert
    Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Euch allen, Leserinnen und Lesern, bedanken. ...


    ...Hoffentlich interessiert Euch ihr Schicksal ähnlich wie das der Menschen auf der "Kroonland".


    Herzliche Grüsse
    Dörthe


    Vielen Dank für die Begleitung der Leserunde. Als Leser beschäftige ich mich viel mehr mit dem Geschriebenen, wenn man direkt den Autor auf Dinge ansprechen kann.


    Ich warte gespannt auf den nächsten Roman. Die schon erwähnte Lokation im Engadin hört sich interessant an. Ich bin bestimmt bei der nächsten Runde wieder dabei.

  • Aus dem Rezifred wollte ich etwas anmerken, tue ich lieber hier:


    Zitat

    Original von SueTown
    Es ist mir völlig entgangen, warum zuletzt der kleine Junge die Treppe runterfallen musste. Meiner Meinung nach gab es bis dahin schon genug tragische Schicksale. Die Tatsache des toten Jungen hat die Geschichte weder interessanter gemacht noch irgendwo hingeführt. Lediglich Valentina als eine aus der Erfahrung heraus handelnde Person wurde nochmal vorgeführt.


    Lediglich Valentina als eine aus der Erfahrung heraus handelnde Person wurde nochmal vorgeführt.


    Manchmal kommt es in einem Satz eben sehr auf die Betonung an, genau deshalb fand ich diese Geschichte so wichtig, Valentina handelt, sie hat ihre Trauer soweit im Griff, dass sie sie mit anderen teilen kann und nicht im Zimmer für sich trauert, nicht in sich eingesperrt, sondern nach aussen, eben aus der Erfahrung heraus handelnd.

  • Hm... stimmt, aber dafür war mir das alles zuviel. Erst die nicht zu überwindende Trauer ihres Sohnes, dann die dicke Liebe auf den ersten Blick und dann als Person, die auf einmal in der Lage ist sogar anderen Menschen in ihrer Trauer beizustehen. Ich finde, es hätte an dieser Stelle dann ein bisschen geheimnisvoller sein können. Einfach ein bisschen Luft zum Interpretieren lassen. So ist seitens der Autorin vorfestgelegt: Leser soll jetzt wirklich verstehen, dass Valentina den Tod ihres Sohnes überwunden hat. Manchmal braucht es sowas gar nicht in aller Deutlichkeit. Aber das ist sicherlich, wie immer, eine Frage der persönlichen Vorliebe.

  • Zitat

    Original von SueTown
    Hm... stimmt, aber dafür war mir das alles zuviel. Erst die nicht zu überwindende Trauer ihres Sohnes, dann die dicke Liebe auf den ersten Blick und dann als Person, die auf einmal in der Lage ist sogar anderen Menschen in ihrer Trauer beizustehen. Ich finde, es hätte an dieser Stelle dann ein bisschen geheimnisvoller sein können. Einfach ein bisschen Luft zum Interpretieren lassen.(...)


    Mir nicht. In Anbetracht des relativ offenen Endes wäre mir eine gleiche "Offenheit" während des Buches zu viel geworden.


    Buch offen und geheimnisvoll, Ende offen und geheimnisvoll - das wäre dann mir zuviel geworden. Aber jedem recht machen geht vermutlich nicht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Buch offen und geheimnisvoll, Ende offen und geheimnisvoll - das wäre dann mir zuviel geworden. Aber jedem recht machen geht vermutlich nicht.


    Ne, muss ja auch gar nicht sein. :-)

  • Mir hat der Schluss besonders gut gefallen - einfach weil es kein rosarotes Happy-End gibt! Ich hatte immer befürchtet, dass es doch noch kitschig werden könnte und so war ich positiv überrascht.


    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Obwohl es ein ruhiges Buch und nicht immer viel passiert, fand ich es nie langweilig, sondern musste immer weiter lesen.
    Schön fand ich auch, dass es nicht - wie der Klappentext vermuten lässt - nur um die geheimnisvolle Valentina geht...


    Meine Lieblingsfigur ist das Mädchen Lily!


    Herzlichen Dank an Dörthe für die Begleitung der Leserunde und natürlich auch an alle Mit-Leser ein dickes Dankeschön für Eure Kommentare!


    Ich freue mich schon auf das nächste Buch der Autorin!