'Die Weisheit des Feuers' - Seiten 021 - 104

  • Ich weiß nicht, ob ich überempfindlich bin oder alles durch eine vorbestimmte Brille sehe, aber immer wieder habe ich das Gefühl, „das war doch schon mal da“. Beispielsweise Seite 54, die Beschreibung von Eragon, daß er praktisch ewig leben könnte, während eine Frau altert und stirbt. Das erste, was mir einfiel, war der Highlander. Genau auf diese Weise taucht das im Film (mit Christopher Lambert) auf.


    Ansonsten ist es so, daß ich gerade ein Darkover-Buch gelesen habe. Während dort existentielle Probleme und Thematiken angesprochen und verarbeitet wurden, habe ich hier das Gefühl, einfach eine Geschichte (ohne solchen Hintergrund) zu lesen. Immer im passenden Moment der passende magische Spruch zur Hand. Trotz allem geht es doch sehr glatt und reibungslos; und wenn man schon mal verletzt wird - schwupps ein Spruch, und alles ist wieder gut. Ich frage mich, wie es in einer solcherart beschaffenen Welt zu ernsthaften und bedrohlichen Konflikten kommen kann.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ Sicollier
    Gerade das macht für mich den Reiz aus, in eine Welt abdriften die wesentlich größere Probleme hat als ich in meiner eigenen Welt und diese großen Probleme werden dennoch gelöst :wave

  • @ Babyjane


    :-) Du beschreibst sehr schön, was ich mir selbst eigentlich von Büchern, vor allem im Fantasy-Bereich, erwarte. :wave


    Was mich etwas irritiert, ist die Leichtigkeit der Problemlösung. Wunde, nicht schlimm, zwei oder drei Worte - alles ist wieder gut. Und immer im richtigen Moment die richtigen Worte parat. Wenn das ein Mal vorkommt, gut. Aber es war ständig auf diese Art. Das ist mir dann doch aufgefallen.



    Ich habe schon überlegt, ob ich überhaupt zum Buch was schreiben sollte, weil ... es ist mein Zweitbuch. Wie seit vielen Jahren üblich, lese ich meiner Tochter in den Ferien vor. Dieses Buch hat sie zu Weihnachten bekommen, und - nachdem wir „Die Rückkehr der Goblins“ durchhatten - ist jetzt auf ihren Wunsch hin „dran“. Ich selbst bin mit meinem „Erstbuch“ in Marion Zimmer Bradleys „Darkover“. Und so muß sich Christopher Paolini direkt mit Marion Zimmer Bradley (MZB) messen bzw. vergleichen. Dieser Vergleich geht eindeutig zugunsten von MZB aus.
    Anders gesagt: ich habe in den Ferien schon öfters Leserunden, zu denen ich mich angemeldet hatte, abbrechen müssen (oder gar nicht erst begonnen), weil ich es mental nicht schaffte, zwei Bücher parallel zu lesen. Bisher bereitet mir das überhaupt keine Probleme.


    Um es ganz drastisch auszudrücken: in Eragon habe ich (wie schon in den ersten beiden Bänden, soweit ich sie erinnere) immer wieder Wiedererkennungserlebnisse a la „das kenne ich doch von da und da her, das ist dort genauso“. So oft ist mir das noch nie passiert. Etwa die oben von mir erwähnte Szene wegen Unsterblichkeit. Im „Highlander“ kommt das fast identisch vor, ich meine sogar mit fast den gleichen Worten. Und der ist einige Jahre älter.


    Zugute halte ich Christopher Paolini (oder dem Übersetzer Joannis Stefanidis) eine gute Sprache bzw. Deutsch, und möglichst wenig Wortwiederholungen. Nach der „Tintenwelt“ konnte ich die Begriffe „Wörter“ und „schmecken“ wochenlang nicht hören. Solches ist hier nicht zu erwarten. Auch empfand ich die „Tintenwelt“ enorm in die Länge gezogen (da hätte man pro Buch gut 200 Seiten sparen können), was hier nicht so der Fall ist. Sicher hätte man manches kürzer beschreiben können, aber es ist KEINE Qual beim Lesen (wie teilweise die „Tintenwelt“).


    Es ist vielleicht noch zu früh für diese Aussage, nur bisher habe ich das Gefühl, einfach eine Geschichte erzählt zu bekommen. Aber wenn MZB die Meisterin ist, ist Paolini noch ein Geselle. Sicher ein guter, aber immerhin. Möglicherweise ist der Kontrast auch zu groß. Die „Herrin der Stürme“ (Darkover 2) hatte recht schwerwiegende ethische Fragestellungen zum Inhalt, die „Herrin der Falken“ (Darkover 3) bisher zwar nicht, ist aber meisterhaft erzählt. Nun, ab nächster Woche wird mein Erstbuch „Tochter des Windes“ von Elizabeth Haydon (auch eine LR). Bis dahin habe ich Eragon vermutlich noch nicht durch; bin selbst gespannt, wie sich dieser Kontrast dann darstellen wird.


    Morgen werden wir wohl den nächsten Abschnitt durch haben; mal sehen, was ich dann sage (bzw. schreibe).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Beispielsweise Seite 54, die Beschreibung von Eragon, daß er praktisch ewig leben könnte, während eine Frau altert und stirbt. Das erste, was mir einfiel, war der Highlander. Genau auf diese Weise taucht das im Film (mit Christopher Lambert) auf.
    Etwa die oben von mir erwähnte Szene wegen Unsterblichkeit. Im „Highlander“ kommt das fast identisch vor, ich meine sogar mit fast den gleichen Worten. Und der ist einige Jahre älter.


    Obwohl ich mir da sicher bin, dass er das nicht aus dem Highlander "geklaut" hat, sondern aus Doctor Who (von wegen "You can spend the rest of your life with me, but I can't spend the rest of mine with you"). Besonders da er sich ja am Ende als Fan outet...:rolleyes Und Doctor Who dürfte auch noch ein paar Jährchen älter sein als Highlander...
    Ich habe mich bei Eragon auch immer wieder an Bekanntes erinnert gefühlt, und das obwohl ich nicht allzu viele Fantasy-Romane/Filme kenne. Aber ich meine, soll er doch klauen, so viel er will, solange trotzdem ein gutes Buch dabei herauskommt (und ich liebe Eragon), ist es doch legitim? Ich meine, selbst JK Rowling hat geklaut...

  • Das hatte ich ja auch angemerkt, das einiges hier abgekupfert erscheint, nicht zuletzt, viele Namen aus World of Warcraft oder der Sagenwelt...
    Da ich Highlander nicht geguckt habe, kann ich da nichts zu sagen, andererseits wirds natürlich auch immer schwerer wieder etwas wirklich neues zu ersinnen. Da Paolini recht jung ist, würde ich unterstellen, daß dieses "abschauen" eventuell auch unbewußt passiert.

  • Mir ist schon bewußt, daß ich möglicherweise eine Minderheitenmeinung vertrete, und hier auf eingefleischte Fans von Eragon stoße. Drum hatte ich mir auch überlegt, ob ich überhaupt was schreiben soll. Andererseits hätte ich damals die LR schon gerne mitgemacht, nur ging das zeitlich nicht. Und irgendjemand muß ja die abweichende Meinung vertreten. ;-)



    „Doctor Who“ kenne ich wiederum nicht, ist mir nur als Name einer TV-Serie ein Begriff. Ob Frau Rowling auch „geklaut“ hat, vermag ich ebenfalls nicht zu beurteilen. Die „Harry Potter“ Bände habe ich entnervt mitten im 4. (oder wars der 5.?) abgebrochen und nie mehr das Bedürfnis gehabt, da hineinzuschauen oder weiterzulesen. Ich konnte damit überhaupt nichts anfangen und kann den riesigen Erfolg nicht nachvollziehen.



    Zitat

    Original von Babyjane
    (...) andererseits wirds natürlich auch immer schwerer wieder etwas wirklich neues zu ersinnen.


    Richtig. Auch ist die Auswahl an Motiven beschränkt bzw. alles war schon mal da. Das ist jetzt kein Vorwurf an irgendjemanden, sondern einfach eine Feststellung. Es kommt darauf an, was daraus gemacht wird. Ganz drastisch ausgedrückt: Bei Eragon habe ich (im nächsten Abschnitt weniger, doch dazu später dort mehr) das Gefühl gehabt, daß sich Paolini recht eng an seine Vorlagen / Vorbilder / Ideengeber gehalten und nur wenig davon gelöst hat.


    Auch mein derzeitiger Darkover-Roman bietet derzeit „nur“ eine Geschichte mit Motiven, wie sie zuhauf vorkommen. Aber so verarbeitet, daß ich bisher keinen Wiedererkennungseffekt („Ach, das habe ich doch dort und dort schon mal so gelesen“) hatte. MZB hat eine völlig eigenständige Welt erschaffen, die in sich ruht.


    Ich weiß, daß Paolini dies (zu offensichtliche Beeinflussung) schon oft vorgeworfen wurde. Ich unterstelle ihm auch keinesfalls, dies absichtlich getan zu haben. Man muß halt im Hinterkopf behalten, wie „alt“ er war, als er den ersten Band schrieb. Immerhin, um auch etwas Gutes zu sagen, das Buch ist stilistisch gut geschrieben. Bei der „Tintenwelt“ mußte ich mich zwingen weiterzulesen (und hätte, hätte nicht meine Tochter mitgelesen, sehr bald abgebrochen), das ist hier überhaupt nicht der Fall. Das Buch liest sich wirklich gut.


    Den nächsten Abschnitt habe ich durch; der hat mir besser als dieser gefallen, doch ich komme erst heute Nachmittag (oder morgen) dazu, einen Kommentar zu schreiben.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Mir ist schon bewußt, daß ich möglicherweise eine Minderheitenmeinung vertrete, und hier auf eingefleischte Fans von Eragon stoße. Drum hatte ich mir auch überlegt, ob ich überhaupt was schreiben soll. Andererseits hätte ich damals die LR schon gerne mitgemacht, nur ging das zeitlich nicht. Und irgendjemand muß ja die abweichende Meinung vertreten. ;-)


    Eigentlich habe ich dir doch zugestimmt ;-) Wenn jemand zu offensichtlich irgendwo abschreibt und nichts eigenes mehr produziert, ist das natürlich mehr als ärgerlich. Ich finde allerdings, Paolini hat genug eigenes dazuerfunden (jedenfalls soweit ich das beurteilen kann), um ihm die restliche Klauerei zu verzeihen...
    Und abweichende Meinungen sind grundsätzlich mal spannend ;-) Also nur immer her damit.
    Und als "eingefleischten" Eragonfan würde ich mich ja nun auch nicht bezeichnen. :lache

  • @ Jeanne


    :wave Dann hatte ich anscheinend was falsch verstanden. Inzwischen sind wir tief im übernächsten Abschnitt (die mir übrigens besser gefallen als das Bisherige und ich einen Großteil meiner Kritik nicht mehr anbringen werde bzw. nicht mehr kann wg. fehlendem Grund). Allerdings werde ich vermutlich erst heute Abend oder morgen die nötige Ruhe und Zeit für meinen Kommentar haben.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")