Leben als Leser/Nichleser

  • Was ist der Unterschied für euch im Leben eines Lesers und eines Nichtlesers?


    Als Leser sehe ich einen Unterschied in der Freizeitgestaltung und für was ich mein „übriges" Geld ausgebe:
    Leser lesen in fast jeder zur Verfügung stehenden Minute und investieren hauptsächlich in Bücher (sofern sie nicht Biblio-Anhänger sind)
    Alle Nichtleser (d.h. kein oder nur ab und zu ein Buch, so 1-3 pro Jahr *gg*) die ich kenne haben ein anderes Hobby, das sie genauso intensiv betreiben wie ich das Bücher kaufen und lesen.


    Was verpassen die Nichtleser eurer Meinung nach?


    Nichts, denn man kann nur etwas verpassen, wenn man nach etwas ein Bedürfnis hat und es sich nicht erfüllt oder erfüllen kann. Und Nichtleser haben nun mal nicht das Bedürfnis zu lesen, genauso wie ich kein Bedürfnis habe Briefmarken zu sammeln.


    Macht das Lesen für euch das Leben lebenswerter? Warum? Wiefern? usw.


    Mir macht Lesen das Leben nicht lebenswerter. Ich würde sagen, eher interessanter, da ich durch Romane/Erzählungen Erfahrungen miterleben und nachvollziehen kann, die ich im realen Leben nicht machen kann oder will.


    LG Dyke

  • Hihihi... Gerade zu dem Thema kann ich ein Beispiel bringen:


    Ich hatte bis eben Besuch einer lieben Freundin, die 'Nichtleserin' ist. Ich habe diese Woche Urlaub und sie ist diese Woche krankgeschrieben. Der Unterschied zwischen ihr als 'Nichtleserin' und mir als 'Leserin' liegt hier darin, dass ihr oft langweilig ist und sie sich auf Hausarbeit stürzt und mir nicht... :lache

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Das kenne ich auch Morgana. Ich habe einige Leute im Bekanntenkreis die entweder selten oder nie ein Buch zur Hand nehmen und die haben meist auch Probleme sich zu beschäftigen und langweilen sich an einem verregneten Sonntag zu Tode während ich mich mit meinem Buch auf die Couch verziehe. Meiner Meinung nach verpasst ein Nichtleser schon ne ganze Menge........... einfach dieses Gefühl in einer anderen Welt zu versinken mit den Personen mitzufiebern, das finde ich einfach nur klasse.

  • Es unterscheiden sich nur die Interessengebiete. Ich habe es schon mal in einem anderen Topic erwähnt: viele meiner Arbeitskollegen und Freunde fassen kein Buch an und trotzdem haben wir stets genügend Gesprächsstoff. Ich berichte trotzdem begeistert von guten Büchern und höre aber auch interessiert zu, wenn es um deren Freizeitbeschäftigungen geht.


    Verpassen tun Nichtleser objektiv gesehen natürlich nichts, da sie es ja nicht vermissen. Subjektiv gesehen finde ich es aber schon schade, daß ich einige faszinierende Einblicke (durch Bücher) nicht, oder nur unzureichend mit den Nichtlesern teilen kann. Ich kompensiere das meist durch begeistertes Erzählen, wenn ich mal wieder etwas gelesen habe, dass mich total gepackt hat. :-) Das kann ich gut. :-) :-)


    Lebenswerter macht Lesen das Leben in meinen Augen nicht. Da gibt es wirklich noch viel wichtigere Dinge, denen ich auf der Lebenswert-Hitliste wesentlich höhere Priorität einräumen würde.


    Gruss,


    Doc

  • Es ist nicht notwendigerweise der Fall, daß sich Nichtleser häufiger langweilen oder weniger vom Leben haben -- allerdings kenne ich unter fleißigen Lesern nur sehr wenige, die unter Langeweile leiden oder denen der Gesprächsstoff ausgeht.
    Es stimmt schon: Als Büchereule oder -wurm, Leseratte oder Bibliomane greift man weniger oft zu Bügeleisen und Staubsauger, legt sich auch nicht Samstags unters Auto, und der TV-Konsum ist auch erheblich niedriger.
    Was ich allerdings insgesamt besser finde.


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Hmm, ich weiß gar nicht, ob man sich als Leser in einen Nichtleser überhaupt hineinversetzen kann?


    Ich kann und konnte mir ein Leben gar nicht vorstellen ohne Bücher. Nicht nur, daß durch das Lesen die eigene Fantasie angeregt wird und meines Erachtens wesentlich besser als durch TV und Filme, wobei ich nicht sagen möchte, daß ich ohne Bilder und Fotos auskommen könnte.


    Wenn zum Beispiel eine gute Wissenschaftssendung oder ein Reisebericht im Fernsehen gezeigt wird, finde ich die Untermalung mit Fotos oder anschaulichen Filmchen sogar sehr schön...nichts auch gegen einen guten Kinofilm einzuwenden, aber ansonsten finde ich die meisten TV-Sendungen ziemlich langweilig und abstumpfend und im Prinzip nichts anderes, als wenn ich mich von Musik einfach berieseln lassen würde.


    Bücher sind dagegen für mich ein geschenk des Autors an die Menschheit. Hört sich im ersten Moment zu romantisch an, findet Ihr? Ist es in meinen Augen aber keineswegs.


    Ich als Leser darf ein Stück Einblick bekommen in die Denkweise des Autors, manchmal in das Leben eines anderen, eine Message hören, zum Nachdenken angeregt werden...oder mich einfach nur unterhalten lassen mit einer Geschichte. Es ist sehr vielfältig und komplex und schlecht zu erklären, was da zwischen leser und erzähler vor sich geht.


    Das alles bietet mir das TV oder ein Kinofilm nicht so sehr.


    Am liebsten höre ich manchmal sogar Bücher und sticke nebenbei - so habe ich zwei Hobbys perfekt verbunden. Etwas Schöneres kann es gar nicht geben für mich....vielleicht noch schönes Regenwetter draußen und eine gemütliche Tasse heißer Kakao oder Tee. oder sich gegenseitig vorzulesen - auch das genieße ich sehr.


    Aber mir ist klar, daß das eine sehr subjektive Ansicht ist, über die andere Menschen oft nur den Kopf schütteln können, weil sie eben am Lesen kaum oder gar kein Interesse haben.


    Das muß jeder selbst entscheiden, was er für Hobbys hat und womit er gerne seine Zeit verbringt.


    Gruß
    Baumbart

  • Also ich kann euch da etwas erzählen, da ich mit einem NICHTleser verheiratet bin.
    Mein Mann hat in seinem ganzen Leben glaube ich nur ein Buch gelesen..und zwar Gullivers Reisen.


    Er liest ausschließlich Fachliteratur..und die Tageszeitung..allerdings komplett...keinerlei Romane oder ä.


    Langweilig ist dem allerdings nie.

  • Schöne Fragen, Historikus!


    Ich habe mir das auch schon ein paar Mal überlegt -


    Was ist der Unterschied für euch im Leben eines Lesers und eines Nichtlesers?


    Ich kenne einige Nichtleser, die knallen sich vor den Fernseher. Um sich volldudeln zu lassen. Oder ihnen ist schlicht und ergreifend wirklich langweilig, und sie wissen auch nicht, wie sie damit umgehen können.
    Manche sitzen dann einfach vor sich hin, gucken die Welt und das Geschehen um sich herum an. Oder sie beschäftigen sich mit sinnlosen oder sinnvollen Beschäftigungen.


    Ein Leser liest. Oder macht eben auch einige andere Sachen.




    Was verpassen die Nichtleser eurer Meinung nach?


    Die Mitleser verpassen, eine Welt. Ein traumhafte, verzauberte Welt, der Fantasie, der Sprache, der Schrift -
    und - (ich habe die Erfahrung gemacht) - Nichtleser sind weitaus schlechter in Grammatig, Satzbau, Improviastion beim Textschreiben.



    Macht das Lesen für euch das Leben lebenswerter? Warum? Wiefern? usw.


    mm - :gruebel - Lebenswerter sind für mich die glücklichen Momente, die Erfolge, die Niederlagen, das zwischenmenschliche Zusammenleben, Erfahrungen, Emotionen, Begebenheiten..


    Klar macht das Lesen auch seinen Platz streitig, aber ganz oben auf der Liste ist es wohl nicht - zum Glück oder auch Gott sei Dank..


    lg, Kathrin

  • Zitat

    Unterhältst Du Dich jetzt nur noch über Links mit uns?


    Eigentlich tippe ich beidhändig. :grin


    Die Ausgangsfrage dieses Threads finde ich ein bißchen merkwürdig, weil mir die Unterscheidung Leser/Nichtleser sehr willkürlich vorkommt und m.E. nur ein Symptom für bestimmte Sozialstrukturen ist. Aber ich wollte wenigstens etwas beitragen - auf der Site der "Stiftung Lesen" gibt es übrigens umfangreiches Zahlenmaterial. :-]

  • Zitat

    Original von Tom
    Die Ausgangsfrage dieses Threads finde ich ein bißchen merkwürdig, weil mir die Unterscheidung Leser/Nichtleser sehr willkürlich vorkommt...


    Hm...ich weiss nicht, ob das was mit den von Dir erwähnten Sozialstrukturen zu tun hat. Zumindest lassen sich die Nichtleser und Leser aus meinem persönlichen Umfeld nicht in irgendwelche sozialen Strukturen einteilen. Das sind durch die Bank weg "normale" (ohne Wertung!) Leute.


    Es gibt halt Menschen, die kein Interesse am Lesen haben. Das ist aber auch schon alles. Ich habe kein Interesse am Angeln. Ich glaube nicht, dass es soziale Strukturunterschiede zwischen Anglern und Nichtanglern gibt. :-)


    Gruss,


    Doc

  • Yo..sehe das wie Doc.


    Vielleicht sollte man auch besser den Begriff "Belesen" nehmen.


    Und es gibt Leute, die lesen unheimlich viel..die ganzen Hochlandrammlergeschichten..Barbara Cartland Schnulzen, puuhh Hera Lindkrempel..und, nur weil sie viel davon lesen..heisst das in meinen Augen gar nix!


    Respekt habe ich vor Leuten die auch Schwieriges lesen..die dabei sogar ein Fremdwörterbuch benutzen müssen...Leute die trockene Geschichtsbücher lesen.u.u.u. Ganz einfach Menschen die Interesse an fast allem Geschriebenen haben...Ich gehöre jedenfalls nicht zu dieser Kategorie

  • Hallo, Doc.


    Ja, klar, ich habe auch einige Freunde, die überhaupt nicht oder sehr wenig lesen, und andere, die sogar meinen Konsum noch in den Schatten stellen. Aber insgesamt - gesamtgesellschaftlich gesehen - ist es m.E. durchaus ein Ausdruck der Sozialstrukturen, wieviel und, vor allem, was gelesen wird. Ansonsten stimme ich Dir zu - die Unterscheidung Leser/Nichtleser ist, psycho-/soziologisch gesehen - kaum aussagekräftiger als Angler/Nichtangler, Steh-/Sitzpinkler (bezogen auf die Einzelperson). :-) Tatsächlich allerdings - siehe Link - wird in bestimmten Schichten/Bildungsgruppen deutlich mehr gelesen als in anderen.

  • Zitat
    Tatsächlich allerdings - siehe Link - wird in bestimmten Schichten/Bildungsgruppen deutlich mehr gelesen als in anderen


    Aber genauso ist es mit Schachspielen, Tennis / Golf, Theater / Konzerte usw.


    Ziemlich wahrscheinlich gibt es erheblcihe Überschneidungen.


    Auch sollte "Leser" präziser definiert werden. Gehört ein Student der Wirtschaftsmathematik mit solch einem erheblichen Aufwand an Fachlektüre, das er das freiweillige Lesen einfach über hat, nun zu den Lesern oder Nichtlesern.
    Was ist mit dem intensiven Spiegel/Focus-Leser?? Von der Menge liest er jede Woche mindestens zwei Bücher. Ich schaffe in der Regel nur ein Buch (300 - 500 Seiten) pro Woche.


    LG Dyke

  • also nichtleser sitzten doof klotzend in der u-bahn herum, starrt aus dem fenster wo man so wie so nichts sieht. ein leser kann die fahr in der u-bahn zu einem abendteuer in einer anderen welt verwandeln.


    mmh...


    irgendwie kann ich mich nicht in einen nichtleser so recht hineinversetzten.
    aber bevor meine lese fase begann habe ich in dieser beziehung nichts vermist. jetzt würde ich es vermissen.


    man kann eben nicht vermissen was man nicht kennt.

  • Zitat

    Und hier ein Text zum Leseverhalten der Deutschen, Stand Anfang 2004


    Ist das wirklich Stand 2004? Das erwähnte Buch ist nämlich von 2001.


    Zitat

    Leseverhalten in Deutschland im neuen Jahrtausend : eine Studie der Stiftung Lesen / [Red.: .: Bodo Franzmannn
    Mainz : Stiftung Lesen [u.a.], 2001. - 362 S. ]


    Ist das nicht die gleiche Studie von 2000, über die Heise in seinem Newsticker schreibt? Nur bei ihm klingt das schon wieder anders. Ich traue ja am liebsten nur Daten, die ich selbst ausgewertet habe. :lache


    lg Iris

  • Zitat

    Original von Alexx61


    Respekt habe ich vor Leuten die auch Schwieriges lesen..die dabei sogar ein Fremdwörterbuch benutzen müssen...


    ... und sich sogar keinen Zacken aus der Krone brechen, wenn sie das zugeben ! Ich habe den "Duden Fremdwörter" auch immer neben meinem Sofa stehen. Manchmal geht es einfach nicht ohne !


    Aber ich kann es nicht leiden, wenn Leute meinen, sie wären wer weiß wer, bloß weil sie etwas Hochtrabendes gelesen haben. Ist ja schön und gut, aber haben sie es auch verstanden ?? :grin

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT