"Sarahs Töchter"
Auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Dame.
Vor dem Namen "Elana Dykewomon" war ich lange zurückgeschreckt, denn wenn die Autorin sich einen so platten Namen gibt, wie mögen dann erst ihre Bücher sein, dachte ich?
Nun habe ich mich doch an "Sarahs Töchter" herangewagt. Allerdings habe ich es im englischen Original gelesen ("Beyond the Pale" ), und zur Qualität der Übersetzung kann ich darum nichts sagen. Aber das Buch ist fantastisch!! Historisches über das Schicksal der Juden im Russland und in der Neuen Welt des 19. Jahrhunderts und vor allem über die jüdischen Frauen. Sinnliches über die Liebe zwischen Frauen. Absolut fesselnd und ergreifend, lehrreich und gut für viele Denkanstösse, und kein bisschen langweilig, nicht mal für mich bekennenden Geschichtsmuffel.
Hier die Inhaltsangabe von Amazon:
ZitatAlles anzeigenNach einem Pogrom im zaristischen Rußland emigiriert die junge jüdische Arbeiterin Chava nach New York. Dort begegnet sie Gutke, einer Hebamme aus ihrem Heimatort. Gutke lebt mit der erfolgreichen Bankerin Dovida zusammen, die als Mann durchs Leben geht. Chava selbst verliebt sich in ihre Cousine Rose, und die beiden Frauen werden ein Paar. Doch auch in der Neuen Welt sehen sich die EinwanderInnen mit einem harten Überlebenskampf konfrontiert.
Gutke war einst die Hebamme der jungen Chawa, und entsprechend berühren sich ihre Schicksale über Jahre und Kontinente hinweg immer wieder, von den Pogromen des zaristischen Russlands bis hin zu den Streiks der Fabrikarbeiterinnen auf der New Yorker East Side. An die Stelle der Hetzjagden ist nun bittere Armut getreten. Gäbe es keine explizite oder stillschweigende Frauensolidarität -- wie zwischen Chawa und Gutke und vielen anderen --, wäre das Leben zum Verzweifeln. Aber Chawa lässt sich nicht unterkriegen.
Auf den ersten Blick mag man vor diesem Buch vielleicht ein wenig zurückweichen, weil "Dykewomon" doch wie eine Reminiszenz an die separatistischen 70er Jahre klingt und man befürchtet, dass mit ihr auch Ethno-Kitsch einhergehen könnte. Indes ist es frei von jeglicher Überdrehtheit und Sentimentalität. Ein prägnantes Glossar gewährt das schnelle Klären der jiddischen bzw. hebräischen Begriffe.
Elana Dykewomon erweist sich als ausgezeichnete Erzählerin, die ihre Leserschaft über 521 Seiten ohne einen einzigen Hänger zu fesseln weiß. Dabei mischt sie die historisch-politische Recherche virtuos mit Fiktion, mit warmer menschlicher Couleur. Eine sinnliche Liebesgeschichte gibt es auch, bei der allerdings das Bettgeschehen einmal nicht im Vordergrund steht. Mit Sarahs Töchter erwerben Sie einen schönen Roman, der Sie für zahllose Abendstunden in Atem halten wird. -- Stephanie Sellier