Ich habe länger überlegt, ob ich das Thema starten soll, und vor allem, wie ich das so formuliere, daß klar wird, worauf ich hinaus will (was mir bei der Threadüberschrift vermutlich nicht gelungen ist).
Ich weiß, schon wieder so ein "Allerlei-Buch-Thema"; aber ich hoffe, es findet vor der geneigten Eulenöffentlichkeit Gnade. Eine Suche mit hoffentlich passenden Suchbegriffen hat nichts vergleichbares ergeben. Nun denn.
Es sind zwei Bücher, die ich in den letzten Wochen gelesen (bzw. abgebrochen) habe, die mich auf dieses Thema gebracht haben.
Vorbemerkung: es ist mir bewußt, daß die beiden nachfolgend genannten Bücher, was z. B. das stilistische betrifft, überhaupt nicht vergleichbar sind. Es geht mir auch nicht um einen Vergleich der Bücher, sondern der verwendeten Stilelemente bzw. deren Rezeption durch den Leser. (Wobei ich nicht ausschließen will, daß ich selbst eine so „verquere“ habe, daß ich vieles schlicht und ergreifend ganz anders als - fast - alle anderen auffasse.)
Zunächst "Der Himmel aus Bronze - Die Steine des Gorr“ von Viola Alvarez (Eulenrezi). Ein Buch, das in der Bronzezeit (ca. 1000 - 1500 Jahre vor unserer Zeitrechnung, Angabe der Autorin in der Leserunde) spielt. Also eine uns sehr fremde Welt. Die Autorin hat sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, daß sie keine Fantasy schreiben wollte, aber dennoch hatte ich von Anfang an das Gefühl, in einem Dark-Fantasy Roman (wobei „dark“ noch recht „hell“ ist, eigentlich müßte ich „rabenschwarz“ schreiben) stecke. Die einzigen „Fantasy-Elemente“ (wenn man das überhaupt so bezeichnen will) waren eine Meditationstechnik („Der große Atem“) sowie die Vorstellungen der damaligen Menschen von belebter Natur, (Stichwort animistisches Weltbild) allerdings auch das „Hören von Stimmen“ im Kopf durch den Protagonisten. - Dieses Buch habe ich, wie in der Leserunde sowie im Rezithread nachzulesen, abgebrochen. (Ich habe die Leserunde weiter verfolgt, und weiß immer noch nicht, ob ich das Buch zu Ende lesen will oder nicht.)
Dann das soeben beendete Buch „Die Druidin“ von Birgit Jaeckel (Eulenrezi). Es spielt etwa in der Zeit 120 - 110 v. Chr. in Süddeutschland, nahe dem heutigen Manching (keltisches Oppidum von Manching und Umgebung). Die Autorin hat für meine Begriffe eindeutig ein Fantasy-Element verwendet; ich meine die Gabe von Talia und ihrer Tochter, „Seelen zu sehen und zu beeinflussen“, insbesondere an der Stelle
Jetzt frage ich mich wirklich, ob ich da irgendetwas falsch auffasse oder falsch verstehe? Wann ist ein Roman „Fantasy“, wann nicht (wenn schon nicht historischer Roman, dann doch einer, der in historisch richtigem Setting, wie die „Druidin“ - die Autorin ist „vom Fach“). Ich meine jetzt nicht so einfache Dinge wie „wenn Elfen / Drachen / Trolle - dann Fantasy“.
In den beiden genannten Büchern gibt es „übernatürliche“ Vorkommnisse, die zu der Zeit den Menschen (soweit wir das heute überhaupt noch feststellen und beurteilen können) geläufig, bekannt und als gültig anerkannt wurden. Trotzdem empfinde ich eines als „Fantasy“, das andere jedoch nicht. Was mich am meisten verwirrt: objektiv gesehen müßte ich vermutlich genau andersherum empfinden.
Oder kommt das möglicherweise nur daher, daß mir die Zeit der Kelten etwas vertrauter ist (weil ich dieses Jahr etliche Bücher, Romane wie Sachbücher, dazu gelesen habe), während hingegen mir die Bronzezeit sehr unvertraut ist?
Wie sehr ihr das? Wann ist ein Buch Fantasy bzw. tendiert in diese Richtung, auch wenn der Autor (die Autorin) das überhaupt nicht beabsichtigt hat, und wann nicht? Oder kann ich als Leser für mich ein Buch so klassifizieren, wie ich es empfinde? Aber gibt es dann überhaupt noch eine objektive Einordnung eines Buches in ein Genre?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mein Problem bzw. das Thema, um das es mir hier geht, hinreichend genau verdeutlichen konnte, es fällt mir schwer, das in Worte zu fassen.