Der Teezauberer - Ewald Arenz

  • Kurzbeschreibung:
    Was geschieht, wenn Träume wahr werden? Eigentlich müßte Jakob glücklich sein: Er liebt seine Frau, seine kleine Teehandlung und er hat eine ganz besondere Fähigkeit wenn er vorliest, werden die Geschichten vor den Augen seiner Zuhörer zu Bildern; die Namen von Teesorten werden zu duftender Sommerhitze oder kühlem Herbstwind. Doch eines Morgens im späten Frühling beginnt er zu verstehen, daß sein Reisen auf Worten ihn nirgends ankommen läßt. Eine vage Sehnsucht ist in ihm und nährt seine Träume von einem Leben auf Tucholskys »Schloß Gripsholm« oder im Chicago alter Filme und von seiner großen Liebe zu Musils »Portugiesin«. Getrieben von diesen Wunschbildern reist er in die Stadt, die schon immer ein Tor zu anderen Welten war: Hamburg. Dort wird ihm ein geheimnisvoller Tee serviert und das Wunderbare geschieht: Seine Traumwelt wird zur Wirklichkeit ...


    über den Autor:
    Ewald Arenz wurde 1965 in Nürnberg geboren, studierte amerikanische und englische Literatur sowie Geschichte und publiziert seit Beginn der neunziger Jahre. Er gehört zu den profilierten Autoren im süddeutschen Raum und ist für sein literarisches Werk vielfach ausgezeichnet worden.

    meine Meinung:

    Ewald Arenz nimmt den Leser wie in seinem fünf Jahre später veröffentlichten Roman "Der Duft der Schokolade" mit in die faszinierende Welt der Düfte und eines Genussmittels.


    Das Buch handelt von einem Teehändler, der vermutlich in einer kleineren Stadt in Süddeutschland lebt. Man wird mit allen möglichen Teesorten und ihren Herkunftsländern bekanntgemacht, so dass auch ein weniger bewanderte Teetrinker wie ich den Aromenbeschreibungen gut folgen konnte.
    Neben den gut recherchierten Ritualen und historischen Einblicken bzw. Begebenheiten rund um den Tee handelt dieses Buch von einem Mann, der einen unerfüllten Traum von der vollendeten Liebe hat. Ewald Arenz entführt den Leser in die Traumwelt von dem Bücherliebhaber Jakob, die immer wieder die realen Begebenheiten durchmischen. Nach dem plötzlichen Tod des Bruders des Protagonisten wird die Geschichte ganz verwirrend. Man erkennt nicht mehr die Grenzen der Realität und der Traum- und Duftwelt. Ab diesem Punkt habe ich mich gefühlt wie in einem surrealistischen Gemälde. Ich habe mir mit der Frau von Jakob zusammen gewünscht endlich wieder aufzutauchen und die Situation zu verstehen.


    Insgesamt ist dies ein wunderbares Buch, das aufgrund der angenehmen Erzählweise des Autors leicht und nahezu ohne abzusetzen (außer für das Teezubereiten und -trinken) lesbar ist. - Mich verleitete es dazu nebenbei drei Kannen Tee zu trinken.

  • Ich habe mir das Buch spontan gekauft, nachdem ich von "Der Duft von Schokolade" verzaubert war. Aus was für Gründen auch immer hat das Buch dann eine ganze Weile ungelesen im Regal gestanden, und das hat diese Erzählung wirklich nicht verdient, im Gegenteil.


    Das Buch ist durchzogen von intensiven Duft, der sich entfaltet, wenn der Teehändler Jakob eine seiner Teedosen öffnet und uns mit nimmt in eine andere Welt. Von ihm wird gesagt, dass er auf Duft reisen kann an ferne Orte. Diese Fähigkeit geht ihm leider mit den Jahren und unter der Gleichförmigkeit des Alltags verloren, was eine große, unstillbare Sehnsucht in ihm weckt, eine Leere, die aus der Angst resultiert, dass es möglicherweise nichts mehr zu entdecken gibt.
    Buchstäblich versucht er die Zeit zurückzudrehen, seine Welt zu verändern, das Fehlende zu finden, und die Veränderungen verwirren nicht nur ihn.
    Ein Buch der Sehnsucht nach Lebendigkeit und Liebe, aber auch der Erkenntnis, dass das, was man glaubt verloren zu haben, manchmal ganz in der Nähe ist und nur wieder neu wahrgenommen werden muss.
    Gelungen eingeflochten fand ich die eingeworfenen Ausflüge in die Geschichte des Tees und seines Weges zu uns nach Europa.


    Ein wirklich lesenswertes Buch.

  • "Der Teezauberer" verwirrt und fesselt, lässt einen in der schönen Sprache versinken und dann doch wieder wünschen, aus der Traumwelt zu erwachen.
    So gesehen ist das Buch keine ganz leichte Lektüre auch wenn es wirklich schön geschrieben ist.
    Als kleine Zugabe erfährt man als Leser in eingeschobenen relativ kurzen Szenen sehr viel zu der Geschichte des Tees und wie dieser den Weg nach Europa fand.
    Länger hätte das Buch für mich nicht sein dürfen, denn dann hätte ich bestimmt die Geduld für Jakobs Träume und Visionen verloren.
    Aber so war die Dosierung genau richtig - denn das ist ebenso eine Kunst wie die der richtigen Teezubereitung. ;-)


    Für dieses kleine und besondere Buch gibt es von mir 8 von 10 Punkten.

  • Ich hatte so meine Probleme mit dem Buch. Gerade die Tatsache, dass es am Ende zwischen Realität und Fiktion schwebt, hat mir den Lesefluss erschwert. Doch lest selbst - hier der Text meiner Rezension.


    ***


    Beim besten Willen, es werden bei mir nicht mehr als drei Sterne. Ich hatte mich so angestrengt, und war, durch viele begeisterte Leserstimmen befeuert, mit der festen Absicht an die Lektüre herangegangen, das Buch zu mögen. Doch im Nachhinein wird mir klar, warum schon allein das Bewertungsprofil so durchwachsen ist.


    Das Buch zerfällt für mich in drei Teile, drei Absichten. Jede für sich ist ganz gut bis sehr gut, aber alle zusammen - etwas "too much". Das Buch hat für mich nicht recht zu einer Einheit werden wollen; mir war nicht letztlich klar, was die Absicht dahinter gewesen sein soll...


    Absicht Eins: Jakob und sein Teeladen. Diese Handlung ist wirklich allerliebst! Jakob hat wundersame Fähigkeiten, erweckt durch seine Stimme Gerüche und Farben zum Leben. Und er verkauft Tee nach einer höchst unorthodoxen Methode! Falls es diesen Laden wirklich gäbe, würde ich ihn liebend gern besuchen.


    Absicht Zwei: eine Geschichte des Tees. Durch das ganze Buch hindurch werden Episoden eingestreut, die sich mit der Geschichte des Teeanbaus befassen. Über Anbau, Handelswege und allerlei Herstellungsmarotten. Ich bin selber ein ziemlicher Tee-Narr, und konnte hier zumeist zustimmend nicken. Alles korrekt. Zusammen mit der ersten Handlung, hätte dies ein "rundes" Buch ergeben.


    Aber nun kommt Absicht Drei... hier hat es bei mir einfach gehakt. Ein Mann mittleren Alters in der berühmten "Midlife Crisis", der sich nach einem erfüllteren Leben sehnt, und vor allem nach mehr Leidenschaft... das alles hat für mich Haruki Murakami mit seiner "Gefährlichen Geliebten" tausendmal besser umgesetzt. Doch bei Ewald Arenz wirkt dieser Handlungsaspekt sehr quälend und verworren. Immer wieder gleiche oder ähnliche Formulierungen, und eine Handlung, bei der man im letzten Drittel nur noch schwer zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann. Die zeitlichen Abläufe bleiben dabei weitestgehend unklar, immer nur geht es um quälende, dräuende Stimmungen, trübes Wetter, völlig rätselhafte Frauengestalten, und unmotivierte Wutausbrüche des Helden. Die Sprache allein hat mich auch durch diese Abschnitte getragen - sonst wären sie für mich ein wenig unverdaulich gewesen.


    Ich möchte nun gar nicht sagen, dass das Buch "schlecht" war. Wie gesagt, die Sprache allein hat schon so manches wieder "herausgerissen". Aber das Buch krankte für mich an einer gewissen Strukturlosigkeit und "Überfrachtung". Es gibt auch keine wirklichen Kapitel, eher lose Abschnitte. Jeder einzelne davon liest sich wie eine zuckersüße Praline - aber von einem Dutzend Pralinen auf einmal bekommt man eben auch Bauchschmerzen.

  • Ewald Arenz habe ich dieses Jahr auf einer Lesung und dann selber mit dem Lesen seines neuen Buches Zwei Leben kennen gelernt. Glücklicherweise hat die Bücherei mehrere Bücher von ihm, und da habe ich mir als dünnes Büchlein den Teezauberer ausgeliehen.


    Gelesen habe ich das Buch zur Hälfte im ÖPNV auf dem Weg zur Messe - und da war es ein willkommenes eintauchen in eine wunderbare Sprache, ein Träumen in Düfte, das hat vor dem Messetrubel Ruhe reingebracht. Gestern habe ich dann die zweite Hälfte, erledigt nach drei Tagen Standdienst, auf dem Sofa gelesen. Von daher, vielleicht nicht die besten Voraussetzungen für dieses Buch.


    Der Einstieg war zauberhaft, insbesondere das erste Drittel des Buches finde ich richtig stark. Jakob ist eine interessante Figur, die Sprache ist wunderbar, in den Teeladen möchte ich sofort, das erste Date von Jakob und Marietta ist so toll geschrieben - auch wenn es in der Realität schon eine ziemlich übergriffige Situation wäre, so viel Vertrauen zu haben, wenn man sich noch nicht kennt.


    Vom Träumen und der Sehnsucht handelt das Buch von Anfang an, doch es schraubt sich schnell in eine Eskalation, wo Jakob vom Träumen und Sehnen gesteuert wird. Da beginnt sich die Welt mit zu verändern, und das Buch bekommt Züge eines Murakami, darauf war ich nicht vorbereitet, und es hat mich leider auch nicht überzeugt und mitgenommen.


    Zum Ende hin bekommt Arenz einen aus meiner Sicht wieder versönlichen Abschluss hin, das finde ich wieder richtig gut geschrieben, hat mich abgeholt, finde ich schlüssig. Aber der Weg dahin, da hat mich die Sprache und die Kürze des Buches bei der Stange gehalten, nicht die Geschichte an sich. Aber - und daher die Beschreibung am Anfang - vielleicht war ich einfach nicht in der passenden Stimmung für das Buch.