Kurzbeschreibung
Nach dem Tod Kaiser Rudolphs II. dringen Plünderer in die Prager Burg ein und stehlen das gefährlichste Buch seiner Zeit - die Teufelsbibel. Wenig später geschehen im Namen des Satans unheimliche Dinge im Land, und die düsteren Legenden um eine alte Burg in den mährischen Hügeln erwachen zum Leben. Menschen begehen barbarische Verbrechen und berichten, dass sie den Teufel lachen und tanzen gesehen haben...
Gibt es einen Zusammenhang zwischen all den Grausamkeiten und dem Verschwinden der Handschrift? Die beiden Freunde Cyprian Khlesl und Andrej von Langenfels riskieren ihr Leben im Kampf gegen skrupellose Fürsten und Kleriker. Und es steht noch mehr auf dem Spiel: Denn das Böse bedroht auch das, was ihnen am meisten bedeutet - ihre eigenen Kinder.
Meine Meinung
Wir schreiben das Jahr 1612. 20 Jahre sind vergangen, seit es den beiden Freunden Cyprian und Andrej gelungen ist, den Codex Gigas, die Teufelsbibel, aus dem Verkehr zu ziehen. Doch nun müssen sie erkennen, dass es nur ein vorübergehender Sieg war, denn der Codex Gigas wird gestohlen und so müssen die beiden Freunde erneut in den Kampf gegen das Böse ziehen und lernen, dass der Teufel mehr als ein Gesicht hat.
Wer bei diesem zweiten Teil einen ähnlich ruhigen Einstieg erwartet wie beim ersten Teil, der liegt völlig schief. Gleich die ersten Seiten beginnen mit einem Paukenschlag, als der Codex Gigas aus dem Kuriositätenkabinett des toten Kaisers in einer äußerst blutigen Nacht- und Nebelaktion gestohlen wird. Und genauso rasant geht es in diesem Buch weiter. Ständig wechselnde Perspektiven und Erzählstränge, die oft am Ende des jeweiligen Kapitels einen Cliffhanger bieten und die Spannung ins unermessliche steigern, lassen einen immer weiter und weiter lesen, weil man einfach nur wissen will, wie es weitergeht. Wir treffen hier viele bekannte Gesichter aus dem ersten Teil wieder, lernen aber auch neue Protagonisten kennen, denen eines gemeinsam ist: Sie haben den Glauben an etwas verloren oder den Glauben an etwas noch nie besessen. Das Thema "Glaube" ist auch das zentrale Thema dieses zweiten Teiles, wirkt aber nie aufdrängend oder belehrend und regt doch zum Nachdenken an.
Auch in diesem Teil ist es dem Autor wieder gelungen, alle Figuren so plastisch und lebendig zu zeichnen, dass es dem Leser mühelos gelingt, sich mit ihnen zu freuen, zu fürchten, mit ihnen zu lieben oder zu hassen. Selbstzweifel, innere Kämpfe - immer ist der Leser hautnah an den Protagonisten und nie bloßer Beobachter. Keine Figur bleibt eindimensional oder blass. Selbst die, die abgrundtief böse erscheinen, zeigen zuweilen, dass auch sie eine menschliche Seite haben. Um das zu erreichen, bedient sich Richard Dübell einer unglaublich detaillierten, bildhaften und facettenreichen Sprache, bei der selbst etwas so einfaches wie ein Lächeln oder eine Geste zu einem zauberhaften Erlebnis werden.
Besonders gut gefallen hat mir die Einbindung der Geschichte in die historischen Ereignisse der Jahre 1612 bis 1618, in denen die Kluft zwischen den beiden christlichen Kirchen immer größer wird und schließlich in den Beginn des 30jährigen Krieges mündet. Richard Dübell gelingt es wunderbar, hier historische Fakten mit eigener Fiktion zu verbinden.
Ebenso wenig kommt der Humor in diesem Buch zu kurz, den man bei Thema und Titel der Geschichte ja eigentlich nicht vermutet, der aber zwischen vielen bewegenden und auch traurigen Momenten immer wieder wie ein Sonnenstrahl in die Geschichte fällt. Manche Szenen sind so komisch, dass ich wirklich Tränen gelacht habe.
Es ist ein mitreißendes, fürchterliches, komisches, tragisches und wunderschönes Buch, das Richard Dübell geschrieben hat. Eines das nachwirkt, das berührt und das schon ein bisschen vom zentralen Thema des letzten Teiles der Trilogie vorwegnimmt: Der Hoffnung.
War schon der erste Teil der Trilogie gut, so ist der zweite Teil die Meisterklasse. Meine Erwartungen an dieses Buch wurden um Längen übertroffen und ich hoffe, dass auch der letzte Teil dieses Niveau hält.
Absolute Lesempfehlung und 10 Punkte von mir.