Auf Sabine Weigands Lesung zu „Die Königsdame“ im letzten Jahr, hatte sie uns schon etwas zu ihrem neuen Roman über die Hexenverbrennungen zu Bamberg erzählt und versprochen, wieder auf eine Lesung in die Zirndorfer Bücherstube zu kommen. Am 23.10.2008 war es nun endlich soweit. Die versammelten Frankeneulen plus Freunde nahmen allein die ersten beiden Reihen auf der rechten Zuhörer-Seite ein. Immerhin, 7 Eulen hatten sich, teils zum ersten Mal, eingefunden: Richie, streifi, Wuermchen, melanie, Patricia_k34, Schnuckerle und meine Wenigkeit. Aufgeregt schnatternd verbrachten wir die ca. halbe Stunde bis zum Beginn der Lesung, die ersten holten sich bereits ihr Exemplar von „Die Seelen im Feuer“ (das eine wirklich geniale Aufmachung hat, das Bild ist direkt aufgedruckt, der Einband aus durchsichtigem Cellophan). Das Team der Bücherstube hat sich, wie immer, große Mühe gegeben und seine Gäste mit Getränken und in der Pause auch mit kleinen Leckereien verwöhnt. Außerdem blieb immer Zeit für ein persönliches freundliches Wort, wieder mal mein Kompliment für die gelungene Organisation.
Als die Autorin eingetroffen war und alle willkommen geheißen hatte, begann sie ihre Lesung erst einmal mit einer Frage ins Publikum: Wie sehen Hexen eigentlich aus? Die Antworten ergaben das bekannte Bild: Entweder „Märchenhexe“ mit Buckel, krummer Warzennase oder jung, rothaarig, grünäugig und verführerisch. Aber die Frauen, die man damals der Hexerei bezichtigte und verbrannte, die waren ganz anders. Unauffällig, normal, so wie du und ich. Also konnte praktisch jeder dem Teufel seine Seele verschrieben haben ohne nach außen irgendwie anders zu wirken. Frau Weigand war es vor allem wichtig deutlich zu machen, wie präsent und alltäglich der Hexenglaube zur damaligen Zeit war. Selbst die Gegner der Verfolgung zweifelten nicht etwa an der Existenz von Hexen, sondern lediglich an den juristischen Methoden die zu deren Entlarvung angewendet wurden (z.B. Folter). Vergleichbar sei die Situation mit der heutigen Angst vor Terroristen-Schläfern. Man weiß, dass es sie gibt, dass sie irgendwo sein müssen und dass sie vermutlich völlig unauffällig sind. Und irgendwo ist Hexerei ja auch eine Art Terrorismus.
Die vorgelesenen Szenen aus dem Buch handelten von einer Familie, die in einer Sturmnacht ängstlich zusammenrückt, weil die „Wilde Jagd“ ums Haus rauscht und von einem Nachtwächter, der sich zu Tode fürchtete; von einer jungen Apothekerin und einem Arzt, die Kräuter sammeln, einem authentischen Brief eines der Hexerei angeklagten politischen Gegners des Fürstbischoffs an seine Tochter und einem verzweifelten Ehemann der nach Wien fährt um ein Gnadengesuch für seine Frau direkt dem Kaiser vorzutragen (den österreichischen Akzent des Habsburgers hat Frau Weigand wirklich ganz allerliebst gelesen).
Zwischen den einzelnen Szenen gab die Autorin auch immer wieder Auskunft über ihre Recherchen und erzählte ausführlich über authentische Schriftstücke, sei es über die Hexenprozesse selbst oder auch über die Anwendung von Heilkräutern und Schutzsprüchen gegen Druden und andere Teufel. Dies tat sie auf die von ihr bekannte unterhaltsame sowie lehrreiche Weise. So konnten die Anwesenden auch erfahren, woher der Ausdruck „Schlitzohr“ eigentlich stammt (wenn jemand aus seiner Zunft ausgestoßen wurde, riss man ihm den Ohrring heraus).
In der Pause outeten wir uns dann alle als Eulen und jede einzelne wurde nochmal extra per Händedruck von Frau Weigand begrüßt. Sie war vor allem überrascht, dass so viele gekommen waren und freute sich sehr. Sie wäre auch schon sehr gespannt auf die Leserunde im Februar, da sie selbst so etwas ja noch nie gemacht hätte. Als alle Anwesenden nach der Pause wieder saßen, wies sie sogar nochmal auf uns hin und dass wir von der Büchereule, einem Bücherforum im Internet wären. Die leider gesundheitlich etwas angeschlagene Autorin konnte dank ihrer Medizin (und der Salbeibonbon-Unterstützung von streifi ) den Abend gut über die Bühne bringen. Schön, dass sie trotz der Erkältung nicht abgesagt hat. Von dieser Stelle aus nochmal gute Besserung Frau Weigand.
Nach dem offiziellen Teil konnten wie immer Fragen gestellt werden und Frau Weigand gab uns, wie auch schon das letzte mal, einen kleinen Ausblick auf ihr nächstes Projekt: Die Geschichte einer jüdischen Ärztin im Würzburg des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Darauf und auf die dazu bestimmt wieder stattfindende Lesung freue ich mich jetzt schon (und natürlich die Leserunde nicht zu vergessen). Sabine Weigand ist einfach eine sympathische und sehr natürliche Person mit der man sich sofort gut verstehen und unterhalten kann. Zu Guterletzt ließen wir uns noch unsere Bücher signieren und zogen nach einem wirklich schönen und unterhaltsamen Abend fröhlich nach Hause.