Sylvia Louise Engdahl- Wächterin der Sterne

  • Kurzbeschreibung (laut amazon):


    Der Klassiker der Science-Fiction-Literatur!
    Elana ist in der Ausbildung für den Anthropologischen Dienst der Föderation, dessen Aufgabe es ist, andere Planeten und Völker zu erforschen und sie voreinander zu schützen. Eine Mission führt Elana auf den Planeten Andresia. Hier leben die Menschen in einer mittelalterlichen Welt, sie glauben an Magie, Drachen und Zauberer. Und sie führen einen aussichtlosen Kampf gegen die hoch technisierten Imperialen, die auf Andresia eingefallen sind, um den Planeten zu erobern. Elena gibt sich als »Zauberin« aus, um den Andresianern beizustehen. Als sie sich in Georyn verliebt, gerät sie in einen Loyalitätskonflikt. Denn niemand hier kennt ihre wahre Herkunft...



    Über die Autorin (laut Verlagshomepage):
    Sylvia Louise Engdahl wurde 1933 in Los Angeles geboren. Sie arbeitete als Computer-Programmiererin und war Lehrerin bei Online-Unterrichtsprojekten. Neben ihrem preisgekrönten Roman „Wächterin der Sterne“ schrieb sie fünf weitere Science-Fiction-Romane für Kinder und Jugendliche. Heute lebt sie in Eugene, Oregon.



    Eigene Meinung:
    Science Fiction ist eigentlich so gar nicht meines. Bis auf „Fahrenheit 451" von Ray Bradbury, welches ich vor Jahren mal gelesen habe und einigen Zeitreiseromanen (falls die zählen) kenne ich eigentlich nichts aus diesem Genre.
    Bei diesem Buch habe ich aus zwei Gründen zugegriffen: zum einen war es eine Empfehlung von bartimaeus, von dem ich weiß, dass er immer wieder intelligente Bücher empfiehlt, die sonst kaum Beachtung finden. Zum anderen erinnerte mich als alter Trekkie der Eid des Anthropologischen Dienstes sehr an die Oberste Direktive der Sternenflotte.


    Die Autorin sagt in ihrem Vorwort sinngemäß, dass sie sich nicht festlegen möchte, ob die Geschichte sich so oder ähnlich in der Vergangenheit auf der Erde zugetragen haben könnte oder ob sie evtl in der Zukunft spielt und entweder die Imperialen oder auch die Mitarbeiter vom Anthropologischen Dienst Menschen von der Erde sein könnten.
    Alle beteiligten menschlichen Völker stehen an einem anderen Punkt ihrer Evolution. Das hat mich an ein interessantes podcast erinnert, in dem es eigentlich um Religion geht und in dem es hieß, das man die Evolution der Menschheit durchaus mit der kimdlichen Entwicklung nach Piaget vergleichen könne (wen es interessiert, hier der Link: <klick>)


    Der Anfang des Buches war mir dann etwas zu langsam- vielleicht ging es mir auch nur wie Elana, die es zu Beginn auch kaum erwarten kann auf den Planeten Andresia zu kommen (und das obwohl ihr das eigentlich noch gar nicht gestattet wäre). Kaum auf dem Planeten angekommen nimmt die Geschichte aber Fahrt auf und gegen Ende konnte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen.


    Interessant fand ich besonders die ethischen Aspekte der Geschichte. Eine Frage, die mich beim Lesen immer wieder beschäftigte, war inwiefern man kulturelle Errungenschaften und Zivilisation als Maßstab dafür nehmen kann, ob ein Mensch ein Mensch ist. Und wer entscheidet welche Kultur höher entwickelt ist? Stellt man z.B. die damaligen Ureinwohner Südamerikas den spanischen Conquistadores gegenüber, so waren die „Wilden“ den Spaniern sicher in einigen Bereichen überlegen. Machen nicht eher Dinge wie Sprache, Mitgefühl und Empathie sowie die Fähigkeit sich in seinem eigenen Lebensumfeld zurechtzufinden einen Menschen zu einem Menschen? Wobei mir da gerade auffällt, dass wenn man die Sprache weglässt, diese Beschreibung auch auf hochentwickelte Primaten wie Schimpansen oder Gorillas zutrifft. :gruebel


    „Wächterin der Sterne“ ist ein intelligenter Science Fiction Roman, der mich auch nach Ende der Lektüre noch gedanklich beschäftigte. Beim Lesen hatte ich nicht das Gefühl, daß sich das Buch speziell an Kinder und Jugendliche richtet (auch wenn er bei cbt erschienen ist) - deshalb habe ich die Rezi auch hier eingestellt.
    Ich werde wohl in Zukunft noch öfter nach Büchern aus diesem Genre Ausschau halten.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Danke, dass du das Buch vorstellst, grottenolm, ich hätte es längst mal wieder lesen sollen - ich hab nur noch bruchstückhafte Erinnerungen daran, weiß aber noch, dass ich wie du sehr über die ethischen Komponenten beeindruckt war.


    Schön, dass es dir gefallen hat, und danke fürs Erinnern :-)


    Wer sich für die Autorin interessiert, wird sehen, dass die alte Dame sehr aktiv im Netz ist. Ihre Meinungen sind durchaus interessant, wenn auch etwas abgehoben manchmal ;-)

  • Zitat

    grottenolm
    Interessant fand ich besonders die ethischen Aspekte der Geschichte. Eine Frage, die mich beim Lesen immer wieder beschäftigte, war inwiefern man kulturelle Errungenschaften und Zivilisation als Maßstab dafür nehmen kann, ob ein Mensch ein Mensch ist. Und wer entscheidet welche Kultur höher entwickelt ist? Stellt man z.B. die damaligen Ureinwohner Südamerikas den spanischen Conquistadores gegenüber, so waren die „Wilden“ den Spaniern sicher in einigen Bereichen überlegen.


    Das hättest du jetzt nicht schreiben dürfen, da muß ich das Buch ja geradezu recht weit oben auf meine Wunschliste setzen. Danke für die Rezi, das Buch klingt sehr interessant. :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe das Buch vor zwei Jahren gelesen. Da war so die Zeit, wo ich mal wieder intensiv mit dem Lesen angefangen habe. Es war das erste Buch meiner "Lesestaffel" (wie alle aus der Bibliothek ausgeliehen) und ich muss sagen, das war nicht die schlechteste Wahl.


    Das Buch gehörte für mich zu den besseren SF-Jugend-Büchern. Ja, es war intelligent. Ich mochte die psychologische, ethische Art. Also, wer ein SF-Buch mit sozialer Komponente und ohne Technik-Imponiergehabe sucht...


    Aufgesetzt kamen mir aber diese sich entwickelnden Liebesgefühle der Protagonistin zu einem Jungen aus dem Mittelalter im späteren Verlauf vor. War mir zu stark und für mich hatten sie nicht genug miteinander erlebt. Mir kam es vor, als versuchte man da was Partnerschaftliches hineinzuquetschen (im Sinne Liebe Mann/Frau), dabei kam es mir eher wie die Liebe einer Mutter/Erzieherin aus der Zukunft auf ein Kind/Zögling aus dem Mittelalter herab vor. Es fiel mir schwer, die Gefühle der Protagonistin für diesen mittelalterlichen Jüngling nachzuvollziehen, dazu war mir der Blick aufs Mittelalter zu sehr der Blick in einen "Experimentkasten". (so jedenfalls ist es mir nach zwei Jahren noch in Erinnerung)