Historische Romane

  • Hallo Frosch1,


    ich bin der männliche Teil des Autorenduos Iny (und Elmar) Lorenz. Wir schreiben seit einigen Jahren historische Romane und haben bis jetzt folgende Romane veröffentlicht:


    Die Kastratin
    Die Goldhändlerin
    Die Wanderhure
    Die Tatarin (bisher nur bei Weltbild)
    Im Mai kommt:
    Die Kastellanin (die Fortsetzung der Wanderhure)


    Die Kastratin ist ein eher ruhiger Roman und spielt um 1560 in Italien und in Wien. Es geht im ein junges Mädchen, das von ihren Vater gezwungen wird, als "Kastratensänger" aufzutreten.


    Die Goldhändlerin ist härter und spielt in Südwestdeutschland und Spanien um 1490. Es geht um eine junge Jüdin, die sich nach dem Tod ihres Vaters und ältesten Bruders Samuel bei einem Pogrom als Samuel ausgeben muss, um das väterliche Vermögen für die Familie zu retten.


    Die Wanderhure ist nichts für empfindlichere Gemüter. Der Roman spielt um 1410 in Südwestdeutschlang und behandelt die Geschichte einer Bürgerstochter, die durch Intrigen rechtlos wird uns als wandernde Hure durch das Land ziehen muss.


    Die Tatarin spielt im Russland um 1709 und spiegelt die Geschichte der tatarischen Geisel Schirin vor dem Hintergrund des großen nordischen Krieges wieder.


    Die Kastellanin erzählt die Erlebnisse der ehemaligen Wanderhure Marie zehn Jahre danach und von ihrer Suche nach ihrem vermissten Ehemann inmitten der Hussitenkriege.


    Wenn dich irgend ein Thema anspricht, kannst du es ja mal probieren.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Hallo,


    ich werde mich hinterher wahrscheinlich wieder ärgern, aber ich will trotzdem noch etwas los werden.


    Zum Einen: Die Romane, die meine Frau und ich schreiben, gehören in die Kategorie der hier gern und oft zerrupften "Die ..." Romane.


    Nur: Für Titel und Titelbild ist der Verlag zuständig. Wir selbst haben hier keinerlei Einflussmöglichkeiten. Der Verlag gestaltet beides, wie auch die Klappentexte so, wie er glaubt, die meisten Käufer anlocken zu können.


    Zum Anderen: Die Romane, die meine Frau und ich schreiben, gehören in die Kategorie der hier gern und oft zerrupften Romane über weibliche Heldinnen.


    Nur: Als wir vor einigen Jahren einen Roman mit einem männlichen Helden angeboten haben, sagte die Agentur, dass sie den Roman mit einer weiblichen Hauptperson an zehn Verlage hätten verkaufen können. So hieß es jedoch: Eigentlich ganz gut, aber nicht das Segment, das wir suchen.
    Als wir dann mit der Kastratin den ersten Roman mit einer weiblichen Heldin anboten, wurde dieser auf Anhieb genommen.


    Liebe Leute, wir schreiben so, dass wir es auch verkaufen können. Wenn der Verlag weibliche Heldinnen haben will, bekommt er sie auch. Bis jetzt sind wir, wenn wir unsere Auflagenzahlen ansehen, mit diesem Rezept auch nicht schlecht gefahren.


    Ganz abgesehen davon, reißen wir uns den A... auf, um gut zu recherieren. (zensiertes Zitat von Iny)


    Gheron

  • Nein, es wäre schade, wenn du dich ärgern würdest.
    Wir Autoren haben es immer und immer wieder berichtet, dass wir nicht für Titel zuständig sind.
    Und so wie jeder Bäcker nur die Brötchen verkauft, die seine Kunden auch gern essen, so können wir nur die Bücher verkaufen, die der Leser (oder die Leserin) gern lesen möchte.
    Manch einer mag daraus schließen, dass die Literatur durch Leute wie uns zu sehr kommerzialisiert wird. Doch wovon lebt ein Bäcker, dessen Brötchen niemand kauft?
    Wir haben einen literarischen Anspruch und wir versuchen, diesem so gut wir überhaupt nur können, gerecht zu werden.
    Ich glaube, damit leisten wir eine ganze Menge. Gern stellen wir uns jeder Kritik, aber rechtfertigen sollten wir uns nicht müssen.

  • Gheron, du weißt, daß die Kritik vor allem auf die Unternehmenspolitik der Verlage als Teil von Medienkonzerne abzielt. Da wird nach ganz bestimmten Kriterien ausgewählt und gestaltet auf der Basis eines Kundenbildes, das zutiefst menschenverachtend ist -- aber erschreckenderweise prima aufgeht ...


    Mag man denken, was man will: Wenn Leser einem Autor den Anspruch, den er an sich selbst (!) stellt, als Arroganz auslegen, dann muß der Autor damit leben. Diesen Anspruch aufzugeben, würde bedeuten sich selbst zu verleugnen, sich an eben diese rein kommerzielle Maschinerie aufzugeben.
    Ich will einfach nicht glauben, daß Leser das wollen ... :knuddel1

  • Zitat

    Original von Gheron
    ich werde mich hinterher wahrscheinlich wieder ärgern, aber ich will trotzdem noch etwas los werden.


    Oh bitte nicht, dafür gibt es nämlich keinen Grund!

    Zitat

    Zum Einen: Die Romane, die meine Frau und ich schreiben, gehören in die Kategorie der hier gern und oft zerrupften "Die ..." Romane.


    Nein, finde ich überhaupt nicht! Im Gegenteil, eure Bücher heben sich wohltuend von vielen anderen ab!

    Zitat

    Nur: Für Titel und Titelbild ist der Verlag zuständig. Wir selbst haben hier keinerlei Einflussmöglichkeiten. Der Verlag gestaltet beides, wie auch die Klappentexte so, wie er glaubt, die meisten Käufer anlocken zu können.


    Genauso läuft das!

    Zitat

    Zum Anderen: Die Romane, die meine Frau und ich schreiben, gehören in die Kategorie der hier gern und oft zerrupften Romane über weibliche Heldinnen.


    Ich glaube das ist ehr die Meinung einiger Mitglieder, trifft aber bestimmt nicht auf alle zu :-)

    Zitat

    Nur: Als wir vor einigen Jahren einen Roman mit einem männlichen Helden angeboten haben, sagte die Agentur, dass sie den Roman mit einer weiblichen Hauptperson an zehn Verlage hätten verkaufen können. So hieß es jedoch: Eigentlich ganz gut, aber nicht das Segment, das wir suchen.
    Als wir dann mit der Kastratin den ersten Roman mit einer weiblichen Heldin anboten, wurde dieser auf Anhieb genommen.


    Oh das kann ich von der Verkaufsseite nur unterstreichen. Es sind hauptsächlich Frauen, die sich für historische Bücher interessieren und zu Büchern mit Frauen in der Hauptrolle greifen.

    Zitat

    Liebe Leute, wir schreiben so, dass wir es auch verkaufen können. Wenn der Verlag weibliche Heldinnen haben will, bekommt er sie auch. Bis jetzt sind wir, wenn wir unsere Auflagenzahlen ansehen, mit diesem Rezept auch nicht schlecht gefahren.


    Na so soll es doch auch sein. Es wäre doch jammerschade, wenn eure Bücher in irgendwelchen Schubladen vergammeln würden.

    Zitat

    Ganz abgesehen davon, reißen wir uns den A... auf, um gut zu recherieren. (zensiertes Zitat von Iny)


    Das merkt man auch immer wieder in den gemeinsamen Leserunden mit euch. Auf jede historische Frage kam eine Antwort, wenn gewünscht sogar mit Quellenangaben. Mehr geht doch wirklich nicht.


    Mit anderen Worten, weiter so!! :-)

  • Hört mal AutorInnen,
    ich pieps mal als Leserin.
    Ich finde nicht, daß ihr in dieser Diskussion ungerechtfertigt angegriffen wurdet. Ich fand es gut verständlich und nicht bloß hier, als es hieß, ihr seid nicht für die komischen Titel verantwortlich.
    Ich finde es gut, daß ich als Leserin das weiß. Das kann man fruchtbringend nützen. Warum nicht an die Verlage schreiben, daß man als LeserIn die Titel doof findet? Vielleicht begreift es die Marketing-Abteilung mal.
    Und Gheron, echt, es gibt keinen Grund in diesem Thread, daß Du Dich ärgerst.
    LeserInnen und AutorInnen sind verschiedene Interessengruppen, okay.
    Vieles, was AutorInnen machen, kommt bei LeserInnen nicht an. Daß Schreiben leicht, eine Sache ist, die man so nebenbei erledigt, unterstellen LeserInnen trotzdem nicht automatisch.
    Daß uns manches erstaunt und überrascht, was ihr aus der Werkstatt erzählt, darf euch nicht überraschen. Wir haben die Erfahrung nicht. Da sind die Reaktionen halt gelegentlich unangemessen.
    Ich wiederhole, daß ich finde, daß ihr auch eine Verantwortung gegenüber den LeserInnen habt, über manche Situationen im SchriftstellerInnenberuf aufzuklären. So ist das heute.
    Ihr sollt uns verzaubern, das erwarten wir.
    Aber manchmal ist es auch Zeit für die krude Wirklichkeit. So vor der einen Geschichte. Und nach der nächsten
    ;-)
    Magali (leidenschaftliche Liehaberin guter Geschichten!!)


    Und jetzt kommt ihr, wie meine Oma zu sagen pflegte!

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hallo Bea,


    wenn dich historische Romane genauso langweilen wie mich, dann empfehle ich dir mal diesen hier: "Der Besuch des Leibarztes" von Per Olov Enquist. Das ist ein sehr gut recherchierter historischer Roman und gleichzeitig anspruchsvoll und fesselnd geschriebene Literatur. Leider habe ich gerade keine Zeit für eine Inhaltsangabe, aber wenn's dich interessiert, schau doch mal bei Amazon danach!


    "Der Medicus" hat mir übrigens auch gefallen!


    LG, die Waldfee :wave

  • Hallo Wolke,


    deine Worte tun gut! :kiss


    Unser Bestreben ist es, gute und unterhaltsame Romane zu schreiben.


    Zitat Iny:

    Zitat

    Unserer Erfahrung nach erwarten die LeserInnen vom einem Buch zu 90% Unterhaltung und zu 10% gut darin eingebettete Information. Erst diese Kombination stellt sie wirklich zufrieden


    Das gilt übrigens auch für Fantasy, da Gedankenspielereien mit einer sorgfältig aufgebauten Welt die LeserInnen faszinieren.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Eigentlich bin ich ja ein Allesleser! Aber in einem Historyroman interessieren mich ein bisschen mehr als nur 10% Fakten. Dies soll nicht das herunterleiern von Daten sein, sondern einfach eine autentische Umgebung, in den der Roman handelt! Es sollte also nicht nur das Geschichtliche beachtet werden, sondern auch wichtig ist der gesamte Sozialismus der Zeit, das Leben und Handeln im historischen Alltag usw...


    Dies ist doch auch das Hauptbetätigungsfeld der modernen Archäologie.


    Ich finde hier ist die ganze Kraft eines Autors gefordert! Er hat in unendlicher Kleinarbeit die Fakten aus allen Wissensgebieten zusammenzutragen, und muss auch hierfür noch geradestehen!


    Und nun ein Lob an unsere Autoren bei den Eulen:
    1. Den Mut, sich seiner Leserschaft zu stellen, und konstruktive Kritik zu ertragen, haben wenige.
    2. Sich die Zeit zu nehmen und auch Wochen und Monate danach mit einem zu kommunizieren, und sich an Diskussionen beteiligen, haben noch wengier.
    3. Und die Zeit sich nehmen um sich mit Literaturchaoten rumzuschlagen, haben die wenigsten.


    Also ich bin froh, daß ihr bei uns mitmacht und konstruktiv zur Qualität dieses Forums beiträgt! Ohne euch wäre es doch ein fader Haufen von Phrasenschieber und Dummschwätzer!


    (Will mich aber nicht ausschliessen) :lache

    Gruss Hoffis :taenzchen
    ----------------------
    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
    ----------------------

  • lieber gheron,


    herzlichen dank für deine ebenso prompte und wie ausführliche antwort! ich werde nach und nach von jedem der hier in den leserunden bisher als mitstreiter aufgetauchten autoren, deren werk(e) mich *anlachen*, ein buch zu lesen versuchen.


    "Zitat:
    Original von Ines
    Ich glaube, damit leisten wir eine ganze Menge. Gern stellen wir uns jeder Kritik, aber rechtfertigen sollten wir uns nicht müssen.


    wolke: Sehr richtig, Ines!"


    also ICH zumindest erbat von niemandem rechtfertigung, sorry, wenn das so rüberkam. mich interessiert es einfach.
    wäre vielleicht mal interessant, würde aber vermutlich den rahmen dieses themas sprengen, ob es auch bei den hier diskutierenden so ist, dass es eine bevorzugung weiblicher hauptdarsteller gibt. und wenn ja, warum.
    aber vielleicht gibts das ja auch schon irgendwo als thema.

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Zitat

    Original von frosch1
    wäre vielleicht mal interessant, würde aber vermutlich den rahmen dieses themas sprengen, ob es auch bei den hier diskutierenden so ist, dass es eine bevorzugung weiblicher hauptdarsteller gibt. und wenn ja, warum.
    aber vielleicht gibts das ja auch schon irgendwo als thema.


    Es gibt ein ganz einfaches Argument, das gerade von Seiten der Verlagsmitarbeiter (Lektoren) immer wieder vorgebracht wird: historische Romane würden "nur" von Frauen gelesen, und Frauen hätten nun mal eine bestimmte Erwartungshaltung an ein (gutes) Buch. Als Belege werden Erfolge wie Die Päpstin von Donna Cross, Donna Gillespies Mondfeuer und Mondschatten sowie Marion Zimmer Bradleys Avalon-Saga und inzwischen auch Diana Gabaldons Highland-Saga herangezogen.
    Lassen wir mal beiseite, daß die drei letztgenannten Autorinnen ebensogut der Fantasy zugeordnet werden können, ignoriert das dennoch völlig die Tatsache, daß es ebensoviele erfolgreiche historische Romane und Fantasy-Sagas mit männlichen Protagonisten gibt: Ken Folletts Die Säulen der Erde, Noah Gordons Romane über Mediziner und Heiler, Patrick Süßkinds Das Parfüm, Umberto Ecos historische Romane ... und zuletzt wieder Robert Harris' Pompeji.


    Dennoch beharren Verlagsleute häufig darauf, daß historische Romane bevorzugt von Frauen handeln, weibliche Sichtweisen tragen und weibliche Schicksale transportieren sollen, weil nur Frauen (historische) Romane läsen.


    Der international erfolgreiche Münchner Literatuagent Michael Meller dürfte ein guter Indikator für die Realität des Marktes sein. Ich zitiere aus einem Interview das Hans Peter Röntgen für den Autorennewsletter The Tempest geführt hat:
    Hans Peter Röntgen: In der Branche gibt es wie überall Faustregeln. Zum Beispiel: "Die meisten Leser sind Frauen, also ist es immer gut, wenn der Held eine Frau ist." Haben Sie solche Regeln, nach denen Sie arbeiten?
    Michael Meller: Und ich dachte immer, Frauen läsen gerne über Männer ...

    (Quelle: The Tempest Ausgabe 6-04)


    Mit anderen Worten: Die Verlagsbranche schafft sich solche Faustregeln und konstruiert unweigerlich eine Art self-fulfilling prophecy. Denn wenn nur noch Produkte angeboten werden, die auf eine sehr begrenzte Zielgruppe peilen (selbst wenn diese die größte einzeln identifizierbare Gruppe sein mag), dann wird nach kurzer Zeit auch nur noch diese Zielgruppe danach greifen. Die Folge: Historische Romane gelten als "Weiberkram", als "Schmonzetten", und ein Großteil der Publikationen wird diesem Vorurteil inzwischen sogar gerecht.
    Aber daß alle historischen Romane (ob mit weiblichen oder männlichen Hauptfiguren) "Weiberkram" oder "Schmonzetten" seien bzw. daß nur Frauen (historische) Romane läsen, das sind Mythen, die sich erst am Markt realisieren, weil produzierendes und vertreibendes Gewerbe fest genug daran glauben und im Sinne dieses Glaubens handeln. In ihrer Argumentation liegt eine klare Verwechslung von Wirkung und Ursache vor.


    Man könnte auch sagen, daß angesichts dieser Entwicklung die Aufgabe der kommenden Autorengenerationen sicherlich auch die Re-Alphabetisierung der männlichen Bevölkerung in den Industrienationen ist.
    Nebenbei bemerkt ist das ein Markt, der ebenso groß und ebenso interessant ist wie China. :chen

  • Man könnte auch sagen, daß angesichts dieser Entwicklung die Aufgabe der kommenden Autorengenerationen sicherlich auch die Re-Alphabetisierung der männlichen Bevölkerung in den Industrienationen ist.


    erweitern wir in "zivilisierung"? *rofl*
    aber im ernst, danke, iris, für diese interessante abhandlung.
    ich habe sie jetzt leider nur querlesen können, denn ich muss los.
    aber ich werde nachher noch mal ganz genau lesen und dann vielleicht auch antworten. schönen tag euch allen:-)


    später:


    so, nun noch mal in ruhe...


    Es gibt ein ganz einfaches Argument, das gerade von Seiten der Verlagsmitarbeiter (Lektoren) immer wieder vorgebracht wird: historische Romane würden "nur" von Frauen gelesen, und Frauen hätten nun mal eine bestimmte Erwartungshaltung an ein (gutes) Buch. Als Belege werden Erfolge wie Die Päpstin von Donna Cross, Donna Gillespies Mondfeuer und Mondschatten sowie Marion Zimmer Bradleys Avalon-Saga und inzwischen auch Diana Gabaldons Highland-Saga herangezogen.
    Lassen wir mal beiseite, daß die drei letztgenannten Autorinnen ebensogut der Fantasy zugeordnet werden können,
    ***
    :writeavalon mag ich nicht, obwohl sonst sagen-fan, gabaldon wurde mir "aufgezwungen" *g*, liegt aber noch im SUB, mondfeuer kenne ich nicht und die päpstin fand ich interessant, aber sie riss mich nicht vom hocker.
    avalon sehe ich auch mindestens ebenso als fantasy wie als historisch an...
    ***
    ignoriert das dennoch völlig die Tatsache, daß es ebensoviele erfolgreiche historische Romane und Fantasy-Sagas mit männlichen Protagonisten gibt: Ken Folletts Die Säulen der Erde, Noah Gordons Romane über Mediziner und Heiler, Patrick Süßkinds Das Parfüm, Umberto Ecos historische Romane ... und zuletzt wieder Robert Harris' Pompeji.
    ***
    :writebingo, ich darf noch ben hur, edmon dantès, sinuhe & turms ergänzen, wobei man da natürlich schon wieder streiten könnte, wann es ein historischer roman und wann eine erzählung mit nur zufällig historischem bzw austauschbaren hintergrund ist
    ***
    Dennoch beharren Verlagsleute häufig darauf, daß historische Romane bevorzugt von Frauen handeln, weibliche Sichtweisen tragen und weibliche Schicksale transportieren sollen, weil nur Frauen (historische) Romane läsen.


    Der international erfolgreiche Münchner Literatuagent Michael Meller dürfte ein guter Indikator für die Realität des Marktes sein. Ich zitiere aus einem Interview das Hans Peter Röntgen für den Autorennewsletter The Tempest geführt hat:
    Hans Peter Röntgen: In der Branche gibt es wie überall Faustregeln. Zum Beispiel: "Die meisten Leser sind Frauen, also ist es immer gut, wenn der Held eine Frau ist." Haben Sie solche Regeln, nach denen Sie arbeiten?
    Michael Meller: Und ich dachte immer, Frauen läsen gerne über Männer ...
    (Quelle: The Tempest Ausgabe 6-04)
    ***
    :writewo er recht hat, hat er recht.
    ***


    Mit anderen Worten: Die Verlagsbranche schafft sich solche Faustregeln und konstruiert unweigerlich eine Art self-fulfilling prophecy. Denn wenn nur noch Produkte angeboten werden, die auf eine sehr begrenzte Zielgruppe peilen (selbst wenn diese die größte einzeln identifizierbare Gruppe sein mag), dann wird nach kurzer Zeit auch nur noch diese Zielgruppe danach greifen. Die Folge: Historische Romane gelten als "Weiberkram", als "Schmonzetten", und ein Großteil der Publikationen wird diesem Vorurteil inzwischen sogar gerecht.
    ***
    :writelogische konsequenz, ja.
    ***


    Aber daß alle historischen Romane (ob mit weiblichen oder männlichen Hauptfiguren) "Weiberkram" oder "Schmonzetten" seien bzw. daß nur Frauen (historische) Romane läsen, das sind Mythen, die sich erst am Markt realisieren, weil produzierendes und vertreibendes Gewerbe fest genug daran glauben und im Sinne dieses Glaubens handeln. In ihrer Argumentation liegt eine klare Verwechslung von Wirkung und Ursache vor.


    Man könnte auch sagen, daß angesichts dieser Entwicklung die Aufgabe der kommenden Autorengenerationen sicherlich auch die Re-Alphabetisierung der männlichen Bevölkerung in den Industrienationen ist.

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

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  • Hallo Hoffis,


    wie es scheint, unterliegst auch du dem Fehler, der mich manchmal befällt, nämlich von sich selbst auf den Rest der (Lese)-Welt zu schließen. Allein schon die Tatsache, dass du hier im Forum aktiv bist, zeigt doch bereits, dass Lesen für dich nicht nur eine angenehme Gelegenheit zum Zeittotschlagen ist, sondern ein Hobby, vielleicht sogar schon eine Passion. Da sind die Ansprüche nun einmal höher.


    Meine ganz ehrliche Meinung dazu: Als Autor sollte man auch die befriedigen können.



    Ein allgemeines Wort über Romane mit weiblichen Hauptpersonen. In meinen Augen ist gerade das die Herausforderung, denn bei einer Frau muss man sich weitaus stärker in das Umfeld und die Möglichkeiten, die ihr darin geboten werden, einfinden, als bei einem männlichen Helden. Solchen sieht die Leserschaft weitaus mehr nach und sie können auch mehr nach dem Motto "Hoppla, jetzt komm ich" auftreten.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Zitat

    In meinen Augen ist gerade das die Herausforderung, denn bei einer Frau muss man sich weitaus stärker in das Umfeld und die Möglichkeiten, die ihr darin geboten werden, einfinden, als bei einem männlichen Helden. Solchen sieht die Leserschaft weitaus mehr nach und sie können auch mehr nach dem Motto "Hoppla, jetzt komm ich" auftreten.


    Na ich weiss nicht. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die Welt des Mannes und seine Probleme so viel schlichter sein sollen. Ich mein, schau Dir Cinna an, na klar hat der nicht das Problem, dass seine Familie einen schweren Schicksalsschlag erlitten hat und er nun Soldat werden muss, um sie irgendwie durchzubringen und dieser Beruf ausschliesslich Männern vorbehalten ist. ;-) Wobei mich die Variation dieses Themas eh langweilt. :rolleyes Aber zum Beispiel den (Vertrauens-)missbrauch durch jemanden, den er für seinen Freund gehalten hat, ist das nicht etwas, womit er genau fertig werden muss wie eine Frau, womit er genauso zu kämpfen hat. Ich mein, das sind dann halt manchmal andere Dinge mit denen ein männlicher Protagonist fertig werden muss und manchmal dieselben, aber insgesamt nicht weniger komplexe Probleme. Oder?


    Was genau sieht "die Leserschaft" männlichen Protagonisten denn eher nach? :gruebel


    lg Iris :wave

  • Hallo Delphin,


    Vielleicht war hier meine Bemerkung falsch ausgedrückt. Die LeserInnen sehen einer weiblichen Hauptperson weitaus weniger nach als einem männlichen Helden, da eine Frau bei gleichen Handlungen sehr oft unnatürlich wirkt. Nichts ist aber tötlicher als eine unnatürliche auftretende Heldin. Bei einer männlichen Hauptfigur hat ein Autor eine weitaus größere Palette von Möglichkeiten und der Weg des Helden wirkt immer noch logisch.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • ich werde mich hinterher wahrscheinlich wieder ärgern, aber ich will trotzdem noch etwas los werden.


    Gheron, bitte nicht ärgern. Eure Bücher sind gut so wie sie sind, ich liebe sie und freue mich schon sehr auf "Die Tatarin" und danach auf "Die Kastellatin", die ich hoffentlich schon im Garten lesen kann im Mai :-)


    Liebe Leute, wir schreiben so, dass wir es auch verkaufen können. Wenn der Verlag weibliche Heldinnen haben will, bekommt er sie auch. Bis jetzt sind wir, wenn wir unsere Auflagenzahlen ansehen, mit diesem Rezept auch nicht schlecht gefahren.


    Ganz abgesehen davon, reißen wir uns den A... auf, um gut zu recherieren. (zensiertes Zitat von Iny)


    Warum rechtfertigst Du Dich? Eure Romane sind gut so wie sie sind, ich habe sie verschlungen und alle die Bücher von Euch gelesen haben lieben sie auch. Im hiesigen Weltbild wurde schon vor Monaten gesagt das Ihr der Geheimtipp schlechthin hier in dieser Stadt wäret, und die Stapel Eurer Romane die hier im WEltbild ausliegen unterstreichen meine Worte nur :knuddel :-).


    Also nicht mehr ärgern Elmar, hörst Du?


    LG Katja :knuddel :wave

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski

  • Echt? Ich find auch nichts schlimmer als unnatürlich handelnde Personen. Ich hätte jetzt aber gedacht, dass ich als Frau keine Ahnung hab, wie der Mann an sich funktioniert - deshalb les ich ja auch so gerne was über Männer - und dass ich mir komisches Verhalten bei Männern immer noch irgendwie logisch erklären kann, weil ich es halt nicht besser weiss. :lache ;-)


    Auf jeden Fall finde ich es schade, dass Euer Roman mit der männlichen Hauptfigur abgelehnt wurde und dann mit so einer bescheuerten Begründung. :fetch Ich les ja viel lieber etwas mit männlichen Hauptfiguren und daher würde ich den glatt kaufen, wenn er doch noch mal rauskommt. Ich hoffe Ihr habt den noch irgendwo in der Schublade .


    lg Iris :knuddel1


    PS: Ich hab grad "Die Fürstin" Deines Freundes Eric Maron gekauft. Ich bin gespannt. :-)