Nationalbibliothek will das deutsche Internet kopieren - oder eher kopiert bekommen

  • Die Meldung kam heute morgen über einslive auch schon, die haben sich fast in die Hosen gemacht vor Lachen, aber verstanden hats keiner.....


    eins ist aber klar: so was gibt es wieder nur in Deutschland, was da an Datenmüll anfällt! und wer darf wieder zahlen? klar wir!

  • Das ganze ist weder lächerlich noch sinnlos, wenn man recht überlegt.
    Es die Aufgabe der Nationalbibliothek die Kulturerzeugnisse unserer Zeit zu archivieren - damit in 100, 200, 300 Jahren die nachfolgenden Deutschen sehen und erforschen können, was wir in unserer Zeit so getrieben haben, welche kulturelle Entwicklung wir genommen haben und wie wir so gelebt haben.
    Und in einem Zeitalter wo mehr im Internet publiziert wird, wie auf gedrucktem Papier ist es doch nur logisch...


    Letztlich finde ich es sehr spannend in unserer schnellebigen Zeit des Internets einen Ort zu haben, wo das bleibend archiviert wird - und in 200 Jahren wird sich das mal ein Wissenschaftler anschauen und kopfschüttelnd davor sitzen.


    Bislang wurden in der deutschen Nationalbibliothek bereits von jedem Buch und anderen Druckerzeugnissen ein Exemplar archiviert.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Ich halte das technisch für unmöglich....Man müsste dazu riesige Datenmengen speichern und alle paar Monate/Jahre Updates verlangen (Das wäre echt eine Heidenarbeit). Ich bin mal gespannt, wie sie das mit den "privaten Homepages" regeln wollen.


    Edit: Passt vielleicht nicht ganz zum Thema, aber trotzdem: Netter ARD-Beitrag: Politiker und das Internet

  • Was ist denn mit internationalen Seiten? Youtube zum Beispiel :gruebel? Da schreiben auch etliche Deutsche und posten ihre Videos.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

  • Ich finde die Idee für eine Art Superarchiv interessant, aber ich kann mir eine Umsetzung überhaupt nicht vorstellen. Typisch für unser Land ist natürlich leider, solch ein unausgereiftes Gesetz zu verabschieden. Wie soll es gehen, solche Datenmengen zu speichern, was kostet allein der Speicherplatz? Wie sollen z.B. Foren kopiert werden? Muss dann jede Seite einzeln gespeichert werden? Wie soll so etwas machbar sein - muss Wolke dann Tag und Nacht Kopien anfertigen? :yikes


    In unserem Rechenzentrum sagt man dass sich z.B. alle 5-6 Jahre bestimmte technische Gegebenheiten komplett verändert haben, so dass man immer wieder neue Systeme (Programme/PCs) benötigt, um aktuell zu bleiben. Wie soll denn in 50 Jahren noch jemand die Daten auslesen? Ein Buch nimmt man zur Hand, egal, wie alt es ist, aber für Daten benötigt man eben kompatible Geräte und wie Datenträger in der Zukunft aussehen, kann man sich heute sicher genauso wenig vorstellen, wie wir uns im Zeitalter der Schallplatte einen mp3-Player vorstellen konnten...Man müsste also mit jedem technischen Quantensprung die bereits vorhandenen "Altdaten" immer wieder neu überführen...:gruebel :gruebel

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Wie soll so etwas machbar sein - muss Wolke dann Tag und Nacht Kopien anfertigen? :yikes


    Sie kann die Seiten bestimmt auch einfach ausdrucken und der Nationalbibliothek zuschicken :lache.


    Was mich an diesem Gesetz stört, ist der Pflichtcharakter. Wieso muss jeder seine Webseiten kopieren und der Nationalbibliothek zugänglich machen? Das sollten Wolke und Co meiner Meinung nach selbst entscheiden können. Die Nationalbibliothek hat ja schließlich auch kein Recht auf meine Tagebücher, Facharbeiten, Lesetagebücher etc.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

  • Es mag sicher noch einige offene Fragen geben, aber in der Sache selbst sehe ich das Vorhaben durchaus als sinnvoll an. Zudem sollte nicht vergessen werden, dass eine Rechtsverordnung nur aufgrund einer gesetzlichen Ermächtigungsgrundlage erlassen werden kann. Im Rahmen des vorausgehenden Gesetzgebungsverfahren wird man sich wahrscheinlich schon bereits Gedanken über diese Sache gemacht haben. Eine Verordnung wird ja nun auch nicht einfach so aus dem Ärmel geschüttelt. Zuvor läuft eine Verordnung immer ein intensives Abstimmungsverfahren durch. Alle betroffenen Ministerien und Interessenverbände werden vorher gehört.


    Gerade auch im Hinblick auf nachfolgende Generationen ein wirklich sinnmachendes Vorhaben. Was daran lächerlich sein soll, erschliesst sich mir nicht.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Eddie Poe


    Sie kann die Seiten bestimmt auch einfach ausdrucken und der Nationalbibliothek zuschicken :lache.


    Was mich an diesem Gesetz stört, ist der Pflichtcharakter. Wieso muss jeder seine Webseiten kopieren und der Nationalbibliothek zugänglich machen? Das sollten Wolke und Co meiner Meinung nach selbst entscheiden können. Die Nationalbibliothek hat ja schließlich auch kein Recht auf meine Tagebücher, Facharbeiten, Lesetagebücher etc.


    Die Seiten in gedruckter Form abzuliefern, ist tatsächlich eine der Möglichkeiten, die zur Zeit diskutiert werden.


    Der monierte Pflichtcharakter des Vorgehens geht eben auf das Gesetz zurück, das die DNB (Deutsche Nationalbibliothek) dazu verpflichtet
    "sämtliche in Deutschland seit 1913 veröffentlichten Medienwerke zu sammeln ( zu inventarisieren, erschließen, bibliografisch zu verzeichnen) auf Dauer zu sichern und der Allgemeinheit zugänglich zu machen."


    Ich zitiere aus der Neufassung des Gesetzes von 2006, Paragraph 2 des Gesetzes über die DNB. (im Internet veröffentlicht).


    Was den Pflichtcharakter angeht, so ist das weiters darauf zurückzuführen, daß das Internet keine private Angelegenheit ist. In 'veröffentlicht' steckt deutlich das Wort : öffentlich.
    Und Nationalbibliotheken haben sich eben darum zu kümmern.
    International.


    Wer nicht öffentlich sein will, halte sich an das Tagebuch in der Nachttischschublade.


    Übrigens ist das Gesetz kein Zeichen für Paragraphenwut in Deutschland, im Gegenteil hinkt Deutschland in dieser Angelegenheitt (wie in so vielen) anderen Ländern weit hinterher.
    Die Nationalbibliothek der USA, die Library of Congress, sammelt Seiten aus dem Internet seit 1994.
    Sie sind zu einem Gutteil auch über das Internet zugänglich, und zwar thematisch geordnet. So findet man dort z.B. - ich bringe hier einen populären Knaller - die Reaktionen im Internet zum 11. September 2001. Nach Ländern geordnet, von den Fernsehnachrichten bis zu Meinungsäußerungen in 'privaten' Weblogs.


    Das ist ein Beispiel von vielen. Es ist auf der Website der Library of Congress einzusehen.


    Das Problem, das sich tatsächlich ergibt, ist natürlich das des Datenschutzes. Dieser ist nicht mehr gegeben.
    Aber darüber muß man sich im Klaren sein, wenn man sich ins Internet begibt.


    Was die Aufgabe der Nationalbibliothek betrifft, so empfehle ich, Jandas Beitrag zu lesen und vor allem darüber nachzudenken. Die Aufgabe von Bibliotheken erschöpft sich nicht darin, LeserInnen mit unterhaltendem Lesestoff zu versorgen. Im Gegenteil, das ist der geringste Teil davon.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Sie kann die Seiten bestimmt auch einfach ausdrucken und der Nationalbibliothek zuschicken :lache.


    Die Seiten in gedruckter Form abzuliefern, ist tatsächlich eine der Möglichkeiten, die zur Zeit diskutiert werden.


    Um Himmels Willen :yikes... Baumbestand ade :grin.


    Na gut, ich könnte mir auch jederzeit Sachen aus dem Internet ausdrucken, aber dann sollen diese Leute das gefälligst selbst machen und die Arbeit nicht auf andere abwälzen. Das schafft bestimmt auch Arbeitsplätze :chen.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

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  • Rein private Websites sowie "Werbeseiten" ... wenn z.B. der Sanitärfachmensch seine Armaturen und Waschbecken anpreist ... sind meines Wissens nach davon ausgenommen. Ich hab gelesen, dass die Deutsche Nationalbibliothek nur Websites sammelt, "deren Informationsgehalt über reine Öffentlichkeitsarbeit, Warenangebote, Arbeitsbeschreibungen oder Bestandsverzeichnisse /- kataloge hinausgeht."


    Da fällt schon mal eine Menge weg. Nicht jeder, der im Internet rumblubbert, muss jetzt gleich Meldung machen.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Oh, heisst das, sie werden UNS kopieren?


    :chen


    AHAHHHH! :altersie haben den hohen literarischen stellenwert, den kulturgeschichtlichen und gesellschaftspolitischen gehalt von uns büchereulen endlich erkannt...


    Die geist&losen bemerkungen der viel und wenig schwafeleulen müssen einer sicherheitskopie zugeführt werden, sonst sind sie eines fernen tages beim verschwinden des forums auf ewig in den endlosen weiten des net verschollen...


    :gruebel :wow :cry was ist wenn das WWW eines tages zusammenbricht dann sind wir wirklich alle weg und nicht mehr von der nachwelt einsehbar ;-( *schluchz und jammer*

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Was hier verabschiedet worden ist, ist ja an sich ein guter Gedanke, aber über die technische Umsetzung hat sich da wirklich keiner Gedanken gemacht.



    Ob es nun sinnvoll ist oder nicht (mir erschliesst sich aus dem Artikel nicht genau, was denn da nun alles archiviert werden soll), die technische Seite von dem Ganzen ist nicht so einfach.
    Wie Eskalina schon meinte, derzeit kann niemand sicherstellen, daß die gesammelten Daten in 100 Jahren noch lesbar sind.


    Wir haben bei uns schon das Problem, daß wir teilweise pdf's nach einem Versionswechsel nicht mehr richtig darstellen können.
    Adobe legt zwar pro Version einen Standard fest (den sie teilweise mit ihren eigenen Tools noch nicht mal erfüllen), allerdings muss dieser Standard ja nicht kompatibel zu anderen Versionen sein. PDF ist definitv kein Format, bei dem man garantieren kann, daß die Dokumente auch nur in 10 Jaren kompatibel sind, geschweige denn von 100 oder noch mehr Jahren.


    Wir diskutieren bei uns in der Firma seid über 10 Jahren über ein Archivierungssystem und sind bis heute noch nicht mal ansatzweise soweit unsere Daten so zu archivieren, daß sie in 30 Jahren auch noch sinnvoll zu verwenden sind.
    Wie soll das dann sauber mit dem Internet funktionieren???? :gruebel