Gleich mal vorweg: Wer noch nicht "Olympisches Feuer" von Liza Marklund kennt, sollte die Amazon-Rezensionen zum Roten Wolf nicht lesen, denn da wird reichlich gespoilert (sagt man das so?)
Als Fan konnte ich natürlich nicht bis zum Taschenbuch warten und habe mir den roten Wolf schon jetzt besorgt - und bereue es nicht. Das Buch hat mich gestern vom Montagschat abgehalten, war es aber allemal wert
Er war meiner Meinung nach wesentlich spannender als Primetime, den ich sehr gerne gelesen habe, aber der mich spannungsmäßig nicht vom Hocker gehauen hat. Doch nun zum Roten Wolf:
Kurzbeschreibung nach Amazon:
"Ein Mann steigt vor einem Hotel in Luleå aus dem Bus. Nach dreißig Jahren ist er nach Schweden zurückgekehrt, schwer krank. Er ist nach Hause gekommen, um zu sterben. Aber vorher hat er noch einiges zu erledigen: alte Rechnungen begleichen, Beziehungen klären – ein für alle Mal. Zur gleichen Zeit ist Annika Bengtzon vom Stockholmer Abendblatt in der nordschwedischen Stadt. Die erfolgreiche Journalistin will sich mit einem Lokalreporter treffen, der an derselben Geschichte recherchiert wie sie: Es geht um einen terroristischen Anschlag, der Ende der sechziger Jahre auf die in Luleå stationierte schwedische Luftwaffe verübt und nie richtig aufgeklärt wurde. Doch bevor Annika ihren Kollegen treffen kann, wird er tot aufgefunden. Was anfangs wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich als brutaler Mord. Als kurze Zeit später auch der einzige Zeuge, ein dreizehnjähriger Junge, umgebracht wird, weiß Annika, dass ein kaltblütiger Profi am Werk sein muss.Aber was steckt dahinter? Musste der Journalist sterben, weil er zu viel wusste? Schließlich erfährt Annika, dass der gesuchte Terrorist Ragnvald in seine Heimat Luleå zurückgekehrt ist – nach dreißig Jahren im Exil ... „Mit der Journalistin Annika hat Marklund eine originelle, sympathische und überaus irdische Heldin geschaffen ... Marklunds Methode ähnelt der ihres erfolgreichen Kollegen Henning Mankell: der Krimi als Gesellschaftsbild ... Der Spiegel "
Ich habe die ersten 150 Seiten mit einigen Unterbrechungen lesen müssen, und vermute mal, dass es daran lag, das ich am Anfang schwerer als sonst in das Buch reinfand. Manche Beschreibungen zogen sich m.M. nach etwas sehr in die Länge und ich hatte auch meine Probleme damit, dass Annika Bengtzon nach ihren Erlebnissen im "Olympischen Feuer" psychische Probleme hat und "Stimmen" hört.
Doch dann packte es mich , die Spannung stieg, die Atmoshäre stimmte und ich habe das Buch gestern in einem Rutsch durchgelesen (kleine Nachtschicht, nur bis 1.30 Uhr )
Interessant fand ich auch, wie Annika mit ihren privaten Problemen umging und zu welch überraschenden Lösungsstrategien sie griff - auch wenn ich das für mich nie vorstellen könnte, das hatte schon was!
Der Fall war wie gesagt spannend, ihre journalistische Arbeit wurde gut dargestellt und auch der Kampf in der Medienwelt, in den ihre Freundin Anne Snapphane steckte, fand ich interessant. Und diesmal musste sich Annika auch mit dem Chefredakteur Anders Schyman ordentlich zoffen und auseinandersetzen, machte mir Spaß zu lesen (und das Ende dieser Auseinandersetzung fand ich äußerst gelungen)
Der Fall selbst ist schon für meine Begriffe manchmal etwas unrealistisch - zumindest empfinde ich das so, weil ich keine Ahnung von den Terrorgruppen Ende der 60ger Jahre in Schweden habe und das ganze nicht so recht nachvollziehen kann. Aber die hat es ja tatsächlich gegeben (hat Marklund recherchiert) und auch bei Sjöwall/Wallhö ist das ja ein Thema, und die schrieben auch von der Zeit.
Also würde ich es doch nicht unrealistisch nennen, ist halt eine ganz andere Welt, die ich nicht begreife (ähnlich vielleicht wie manche Sekten)
Anzumerken ist noch, dass Annika als Heldin wieder mal an vorderster Front kämpfte und in Lebensgefahr geriet (und ein Leben rettete) - das wird bei einigen Rezensionen als zu dick aufgetragen moniert, mich störte das nicht, passte auch dazu, wie sich die ganze Geschichte entwickelte und Annika musste ja quasi als Einzelkämpferin an vorderster Front recherchieren, da ihr Chef ihr offiziell verbot, an der Terroristensache dran zu bleiben.
Und die Alltagskämpfe, die Annika ausfocht, waren sehr realistisch. Das kenne ich auch, ich führe ein wichtiges berufliches Telefonat und die Kinder streiten sich lautstark um die Fernbedienung Und wie wichtig ist es für Kinder, mit frischen Lebensmitteln selbst zu kochen?!
Zum Schluss noch eine Bemerkung für chronologische Leser:
Liza Marklund schreibt nicht chronologisch! Dieses Buch knüpft insofern direkt an "Olympisches Feuer" an, Primetime liegt zeitlich früher (kann man schnell daran merken, wie alt Annikas Kinder sind)
Die (momentane) Chronologie wäre dann:
Studio 6 (da kommt Annika vom Provinzblatt nach Stockholm)
Paradies (da lernt sie ihren späteren Mann kennen)
Primetime (da ist ihre Tochter Ellen 1 Jahr alt)
Olympisches Feuer (Annikas Kinder gehen in den Kindergarten)
Der Rote Wolf (Kinder in Vorschule bzw. Ellen noch im Kindergarten)
Ich selbst habe die Bücher nicht chronologisch gelesen und halte das auch nicht für nötig. Den Roten Wolf sollte man aber wirklich nicht als Einstieg in Liza Marklund nehmen, denn da wird schon Bezug auf die Handlung von "Olympisches Feuer" genommen und auch Studio 6 findet Erwähnung (Karina Björnlund, die damals noch Pressesprecherin war, spielt auch hier wieder eine Rolle)
grüße von missmarple