Königsallee von Horst Eckert
Verlag: Grafit Verlag
Erscheinungsdatum als Taschenbuch:Oktober 2008
Seitenzahl:411
ISBN:3894253509
Über den Autor:
Horst Eckert, Jahrgang 1959, hat Politische Wissenschaften studiert und arbeitete lange Jahre für das Fernsehen, bevor er sich dem Schreiben zuwandte.
Für seinen Roman "Aufgeputscht" erhielt er den Marlowe-Preis, für den Roman "Die Zwillingsfalle" den Glauser-Preis. Eckert lebt in Düsseldorf.
Weitere Romane des Autors: "Annas Erbe", "Bittere Delikatessen", "Aufgeputscht", "Finstere Seelen", "Zwillingsfalle", "Ausgezählt", "Purpurland", "617 Grad Celsius§", "Der Absprung".
Autorenwebseite: www.horsteckert.de
Über den Inhalt:
Kommissar Jan Reuter erfährt von der Ermordung seines wichtigsten Informanten und stellt fest, dass die Tochter des künftigen Innenministers
in die Tötung verstrickt ist. Gleichzeitig landet Reuters Bruder, Rechtsanwalt und Gegenspieler des Kommissars, zusammengeschlagen im Krankenhaus,
nachdem er die Rückführung eines entführten Gemäldes begleitet hat.
Während der Kommissar mit der Lösung des Falles beschäftigt ist, tauchen in Düsseldorf bei OB Dagobert Kroll russische Geschäftsleute auf,
die nicht nur in den ortsansässigen FußballKlub Fortuna investieren möchten,
sondern auch ein erstklassiges Geschäftszentrum mit Luxushotel errichten wollen. Doch auch hier scheint nicht alles Gold zu sein, was glänzt.
Meine Meinung:
Horst Eckert hat sich mit seinem Roman "Königsallee" eine Menge vorgenommen: Mord, Drogenkriminalität, Kunstraub, kommunalpolitische Verstrickungen.
Welcher Ort könnte sich hierfür besser eignen als die Königsallee, Düsselsdorfs Promenade und Inbegriff des Reichtums.
An diesem Ort siedelt Eckert, der selbst in Düsseldorf wohnt, seine Geschichte an und konfrontiert den Leser mit den Machenschaften des OB Dagobert Kroll und seiner Assistentin Beck. Schnell kommt der Leser zu der Erkenntnis, dass Krolls Vorname bewusst an eine gutbekannte Comicfigur angelehnt ist und es um die alten Themen Macht und Gier geht.
Wer an dieser Stelle nachforscht, der findet im Netz die Information, dass Eckert mit seiner Figur des Dagobert Kroll in der Kurzgeschichte "Wege zum Ruhm" Opfer der Zensur seiner Stadt wurde. Eine verabredete Lesung in der Stadtbücherei Düsseldorf wurde mit der Begründung "parasitären Geschreibsels" abgesagt.
Mit seinen Andeutungen auf die korrupte Kommunalpolitik, die das Augenmaß verloren hat, legt Eckert den Finger gekonnt in die Wunde der Regierenden.
Neben diesen Anspielungen baut er eine weniger gelungene Parallelhandlung um den Tod des Informanten Robby Marthau auf,
der mit der entgleisten Tochter Henrike des künftigen Innenministers Gangbang-Partys aufzieht.
Nachvollziehbar bleibt das Abdriften der 21-jährigen Henrike, die sich selbst Lena nennt, und bei der Suche nach dem Sinn des Lebens die Grenzen bürgerlicher Konventionen überschreitet und dabei die politische Karriere ihres Vaters in Bedrängnis bringt. Genau an dieser Stelle zeigt sich die Stärke des Autors, ungeschönt zu erzählen, wie ein Politiker Kapital aus dem Tod seiner Tochter schlägt, ohne die eigene Verantwortlichkeit zu hinterfragen.
Doch die eigentliche Klasse Eckerts zeigt sich bei der Darstellung seiner Ermittler, die als bodeständige Menschen geschildert werden und
den sich bietenden Verlockungen nur teilweise wiederstehen können.
Mit Königsallee hat Horst Eckert einen ehrlichen und schonungslosen Roman vorgelegt, bei dem der Leser dem Autor am Ende die ungeschickte Zusammenführung der Handlungen verzeiht.
Fazit:
Wer einen unverstellten Blick auf die politischen und sozialen Zustände in Deutschland haben möchte, dem sei diesen Buch ans Herz gelegt.