ZDF trennt sich mit sofortiger Wirkung von Elke Heidenreich

  • Zitat

    Original von janda
    Wenn eine Kultursendung hierzulande nicht verstaubt und unverständlich ist, taugt sie nicht, um als Kultursendung ernst genommen zu werden.


    Kann ich so nicht nachvollziehen. "Lesen!" ist doch nicht unverständlich. Das "Literarische Quartett" war das auch nicht. Außerdem wurden diese Sendungen nicht zuletzt immer wieder für ihre Trivialisierung kritisiert, gerade eben von Günter Grass in der [URL=http://www.sueddeutsche.de/,tt5l3/kultur/563/314462/text/]Süddeutschen[/URL].


    Zitat

    Original von janda
    Eine gelungene Mischung von Kultur und Unterhaltung ist nicht erwünscht. Zumal es bei uns noch immer die fatale Unterscheidung zwischen ernster und Unterhaltungs- Literatur gibt. Grauenhaft!


    Hmm, wendest du diese Unterscheidung nicht selbst an? Oder wie ist der Unterschied von "Kultur" und "Unterhaltung", wie du ihn benutzt, zu verstehen? Ich bin auch ein großer Gegner der E/U-Unterscheidung, aber das gerade weil ich "Unterhaltung" nicht als Gegensatz von "Niveau" oder "Anspruch" begreife.


    Herzlich, Bartlebooth.


    EDIT Fehlende Kommata

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Ich frage mich, ob sie Ihren Rauswurf nicht absichtlich provoziert hat. Schneller als auf diesem Weg kommt man wohl kaum aus seinen Verträgen raus.


    Aber der Vertrag wäre doch ohnehin am Jahresende ausgelaufen. Es wurde wohl über eine Verlängerung verhandelt, aber wenn sie raus hätte wollen, wäre es nach zwei Sendungen sowieso soweit gewesen.


    Ich hab Elke Heidenreich früher als Else Stratmann geliebt, aber in den letzten Jahren hat sie sich sehr verändert, da konnte ich nichts mehr mit ihr anfangen. Mir wird die Sendung nicht fehlen, hab sie selten geschaut.


    Was das Niveau vom TV betrifft. Natürlich gibt es viel Schrott und man wird von Auswandererdokus, Gerichtsshows, DSDS und dergleichen überschüttet, aber es gibt auch noch gut gemachte Sendungen, aber das ist für jeden was anderes und die muß man sich halt rauspicken. Dass alles schlecht ist, kann ich jetzt so nicht unterschreiben. Das ist wie bei den Büchern, da picke ich mir auch die für mich guten Bücher raus und den Rest überlasse ich den anderen.

    Liebe Grüße
    Sabine


    Ich :lesend"Talberg 1935" von Max Korn

    Ich höre "Mein Leben in deinem" von Jojo Moyes

    SuB: 163

  • Zitat

    Original von Bartlebooth


    Kann ich so nicht nachvollziehen. "Lesen!" ist doch nicht unverständlich. Das "Literarische Quartett" war das auch nicht. Außerdem wurden diese Sendungen nicht zuletzt immer wieder für ihre Trivialisierung kritisiert, gerade eben von Günter Grass in der [URL=http://www.sueddeutsche.de/,tt5l3/kultur/563/314462/text/]Süddeutschen[/URL].


    Wenn man Bücher als Kulturgut unterhaltend darstellt, wie es zum Beispiel Oprah Winfrey in ihrer Talkshow tut, dann heißt es - wie du hier gerade treffend vorführst - Hilfe, Trivialisierung!
    Über Bücher - die möglichst hochliterarisch zu sein haben - hat man in einem verstaubten Viererkreis zu fachsimpeln oder in möglichst kunstvoll aufgemachten Reportagen zu sinieren.
    Und wenn diese Sendung Erfolg haben, in Zuschauerquote und Resonanz, dann wird es trivial. Etwas, dem die Masse folgen kann, kann nur trivial sein.
    Das, was du hier anführst, zeigt nur allzu deutlich, warum ein Oprah Konzept in Deutschland niemals funktionieren und für voll genommen werden würde.


    Zitat

    Original von janda
    Eine gelungene Mischung von Kultur und Unterhaltung ist nicht erwünscht. Zumal es bei uns noch immer die fatale Unterscheidung zwischen ernster und Unterhaltungs- Literatur gibt. Grauenhaft!


    Hmm, wendest du diese Unterscheidung nicht selbst an? Oder wie ist der Unterschied von "Kultur" und "Unterhaltung", wie du ihn benutzt, zu verstehen? Ich bin auch ein großer Gegner der E/U-Unterscheidung, aber das gerade weil ich "Unterhaltung" nicht als Gegensatz von "Niveau" oder "Anspruch" begreife.
    [/quote]


    Für mich gibt es keinen Unterschied: Kultur und Unterhaltung können in meinen Augen wunderbar Hand in Hand gehen. Und die E - U Unterscheidung ist eine meiner Meinung nach wichtigtuerische Unterscheidung, die irgendwelchen Wissenschaftlern irgendeine Berechtigung geben sollen. In den USA gibt es so etwas nicht - und in den USA macht sich Kultur nicht verdächtig, dadurch, dass sie unterhält und Massen begeistert.


    Es ist der kulturelle Snobismus in unserem Land (auf unserem Kontinent vielleicht sogar), der alles, was unterhaltend ist als banal hinstellt und alles, was erfolgreich ist, als massengefällige Trivialität.
    So kann man sich als kommerziell erfolgloser Autor natürlich eine Daseinsberechtigung geben: man macht Kunst - und man wird grundsätzlich nicht verstanden.


    Es fehlt uns eindeutig an einer gewissen Leichtigkeit - in allen künstlerischen Belangen. Wenn ich allein Theater in England mit unserem Theater vergleiche - oder mir so etwas, wie die Last Night of the Proms betrachte (in den Augen der deutschen Kulturschaffenden ein Skandal...) .... So ist es auch mit der Schriftstellerei.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • du bist so was von böööööööse :nono ;-)



    edit: Zitat vergessen, ich meinte Tom hier:


    Zitat

    Original von Tom
    Und da soll mal jemand behaupten, MRRs Auftritt hätte keine positive Wirkung gehabt. :grin

    smilie_sp_274.gif
    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

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  • [quote]Original von hollyhollunder
    Also, auch wenn ich hier die krasse Minderheit bin: Ich habe die Lesen-Sendungen gerne gesehen - auch wegen Elke Heidenreich, deren Entwicklung ich in den letzten 15 Jahren aufmerksam verfolgt habe. Nach ihrer schweren Krebserkrankung hat sie sich vielleicht eine kompromisslosere Art zugelegt, aber ich emfpand sie immer als sympathischen weil ehrlichen Menschen der seine Worte nicht mehr auf die Goldwaage legt - auch weil sie das in ihrem Alter nicht mehr nötig hat. .....


    Also diesem Kommentar kann ich nur zustimmen. Auch ich habe die Lesen-Sendungen genossen. Sogar regelmäßig. Auch ich fand nicht alle Bücher toll, habe aber einige tolle Buchtipps von Frau Heidenreich mitgenommen. Die Sendung im ARD mit Herrn Schenk finde ich nicht so toll, wer Bücher in die Tonne wirft kann auch nicht ganz normal sein.


    Viele Grüße
    Sabine Sorg :lesend

  • Ich kann die Reaktion des Senders gut verstehen


    Die Frau wird mir im Fernsehen allerdings nun wirklich nicht fehlen.
    Viel zu überheblich, von sich eingenommen und abgehoben.
    Ich mochte sie nicht und hoffe, ich mag den nächsten Moderatoren einer hoffentlich folgenden neuen Literatur-Sendung

  • Hallo janda,
    Jetzt gehen aber ein paar Vorurteile mit dir durch.

    Zitat

    Original von janda
    Wenn man Bücher als Kulturgut unterhaltend darstellt, wie es zum Beispiel Oprah Winfrey in ihrer Talkshow tut, dann heißt es - wie du hier gerade treffend vorführst - Hilfe, Trivialisierung! (...) Und wenn diese Sendung Erfolg haben, in Zuschauerquote und Resonanz, dann wird es trivial. Etwas, dem die Masse folgen kann, kann nur trivial sein.


    Das ist einfach nicht richtig. Die Unterscheidung von "Kultur" und "Unterhaltung" habe nicht ich, sondern du eingeführt, also mal die Kirche im Dorf lassen. Über Oprah Winfrey redet Grass nicht, sondern über den von dir als verstaubt eingestuften, obwohl höchst erfolgreichen Reich-Ranicki. Meine Anmerkung zielte darauf, dass die Kritik an MRR und Heidenreich gerade nicht lautete: zu verstaubt, zu verkopft.
    Dass etwas trivial ist, ist übrigens nicht mit dem gleichzusetzen, dass es massentauglich ist. Man kann auch nicht-trivial über Massentaugliches reden. Allerdings sind unbegründete Qualitätsurteile à la Heidenreich - "ein fantastisches Buch!" - sowohl massentauglich als auch trivial.


    Zitat

    Original von janda
    Für mich gibt es keinen Unterschied: Kultur und Unterhaltung können in meinen Augen wunderbar Hand in Hand gehen. Und die E - U Unterscheidung ist eine meiner Meinung nach wichtigtuerische Unterscheidung, die irgendwelchen Wissenschaftlern irgendeine Berechtigung geben sollen. In den USA gibt es so etwas nicht - und in den USA macht sich Kultur nicht verdächtig, dadurch, dass sie unterhält und Massen begeistert.


    Nein, aber in den USA gibt es dennoch eine Unterscheidung zwischen Trivialem und nicht Trivialem. Was die Amerikaner in puncto Kultur den Europäern voraushaben, ist Unterhaltung nicht per se als unkünstlerisch zu begreifen. Das begründet allerdings keinesfalls den Umkehrschluss. Ich stimme mit dir insofern von Anfang an überein, als Unterhaltsames in Europa von vornherein eher unter Generalverdacht steht, schlecht zu sein. Das liegt aber vor allem an der Entgegensetzung von "Unterhaltung" und "ernster/literarischer/wertvoller Literatur". Diese Unterscheidung wird aber bei weitem nicht nur von "Bildungssnobs" gemacht, sondern in immer höherem Maße auch von Anhängern des Trivialen. Wie oft lese ich hier: "Das soll doch auch nur unterhalten" - eine in meinen Augen höchst fragwürdige Aussage.


    Herzlich, Bartlebooth.

  • Damals, als Brigitte Heidenreich noch Kolumnen für die Brigitte schrieb, fand ich sie noch witzig und voller Esprit.


    Aber so nach und nach wurde sie immer belehrender, verbitterter und galliger - zumindest wirkte sie so auf mich.


    Ihre Sendung habe ich mir allerdings nie angesehen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Damals, als Brigitte Heidenreich noch Kolumnen für die Brigitte schrieb


    Wollte das nur schnell kommentarlos zitieren. Mir ist grade so langweilig und Brigitte ist ja auch ein bestechender Name :grin

  • Mir tut es mehr um das Verschwinden einer Bücher-Sendung an sich leid als um Frau Heidenreich und ich hoffe, dass ZDF hält Wort und es wird eine Nachfolgesendung geben. Vielleicht dann auch nicht vom erhobenen Zeigefinger moderiert ;-)

  • Zitat

    Original von Seestern


    Wollte das nur schnell kommentarlos zitieren. Mir ist grade so langweilig und Brigitte ist ja auch ein bestechender Name :grin


    Und ich dachte schon Frau Heidenreich hatte ein Vornamenpseudonym und das wäre mir entgangen... :lache


  • :write :write


    Ich liebe Last Night of the Proms, versäume es nie zu gucken (hören), möchte dort gerne mal hin, das geht ins Blut, wie gute Bücher

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Also, auch wenn ich hier die krasse Minderheit bin: Ich habe die Lesen-Sendungen gerne gesehen - auch wegen Elke Heidenreich,


    Ich habe auch alle Folgen der Sendung lesen gerne gesehen.


    Wäre schon, wenn der offene Brief Wirkung zeigen sollte, auch wenn ich da wenig Hoffnung habe.
    Ich denke aber, auch einige Leser würden die Sendung auch zukünftig gerne sehen.

  • :pille
    ich bin der Meinung das es falsch war sie raus zu werfen, es gibt Leute, die die Sendung sehr gerne gesehen haben. Sie ist mit Herzblut dabei, ist sehr belesen und intelligent und hat auch dafür gesorgt, dass die angeboten Bücher in der Bestenliste bestand hatten, auch hat sie die Sendung sehr gut gemacht, wie auch Dennis Scheck und Paul Kirsten (NDR), was soll man den noch gucken. ich finde es Schade und mag die Frau. Auch finde ich das Reich Ranicki da nicht hin gehörte, weil es eine Filmverleihung war. Es gibt eh zu wenig Literatursendungen und wenn, nur einmal im Monat.
    veronika

    Zitat

    Bücher haben Ehrgefühl, wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück. T.Fontane


    :lesend :fruehstueck
    Ich lese Thomas Mann; Der Zauberberg;

  • Ich mag Frau Heidenreich nicht, denn sei sagte einmal, dass nur die Leute öffentlich über Bücher reden und schreiben dürften / sollten, die das studiert hätten. Demnach, dürften wir Eulen zu Büchern gar nichts sagen.
    Die Sendung habe ich danach nie wieder gesehen, denn lieber höre ich auf die Rezis der Eulen (egal ob sie studiert haben oder nicht) als auf Frau Heidenreich, die meiner Meinung nach die Nase eine wenig zu hoch trägt.


    Also prima Sache das Frau Heidenreich den Platz nun geräumt hat und hoffentlich nun eine bessere Büchersendung die Möglichkeit bekommt mich zu überzeugen.