Kiran Desai - Der Guru im Guavenbaum

  • Sampath Chawla hat den ständigen Lärm in seiner nordindischen Heimatstadt Shakot satt. Auch seinen Job im Postamt und die ständigen Nörgeleien seines Vaters, etwas aus sich zu machen, hat er über. Die einzige, in seiner Familie, die er mag ist seine Mutter, die allerdings nicht viel spricht und nur an die ausgefallenen Speisen denkt, die sie gerne zubereiten würde. Nachdem er sich bei der Hochzeit der Tochter seines Chefs entblößt hat, wird er entlassen. Er verlässt die Stadt und setzt sich auf einen Guavenbaum. Nachdem seine Familie vergeblich versucht hat, ihn zurück auf den Boden zu befördern, geben sie sich mit der Situation ab. Das fällt auch gar nicht so schwer, wird Sampath doch schnell eine Berühmtheit, die Scharen von Pilgerern anzieht, mit denen sich viel Geld machen lässt. Sampath Ruhe ist dahin...
    Kiran Desai ist ein sehr heiteres Buch gelungen, das trotzdem die Spannungen innerhalb der indischen Gesellschaft nicht verbirgt, sondern sie vielmehr überspitzt darstellt. Dabei ist die Haltung zu ihren Figuren stets von liebevoller Ironie geprägt. Die Erzählung ist zugleich märchenhaft und realistisch. Leider habe ich das Buch nicht im englischen Original gelesen, auch in der deutschen Übersetzung fällt ein spielerisch-origineller Umgang mit Sprache auf, der ein wenig an Arundhati Roy erinnert, jedoch ohne die Düsternis von "der Gott der kleinen Dinge".
    Dieses farbenfrohe Märchen ist genau das richtige für verregnete Herbsttage. Wunderbar kann man sich in eine duftende freme Welt entführen lassen.

  • Ich habe "Erbin des verlorenen Landes" noch nicht gelesen (steht im Regal), aber den Rezensionen nach ist es ganz anders als "Der Guru im Guavenbaum". Das ist viel fröhlicher.