Sehr bedrückend und verstörend. Zu Unrecht immer noch vielen unbekannt, trotz des wichtigen Themas. Am schlimmsten fand ich die Vorstellung, wie die Kinder diese Zeit erleben.... Der Stil ist teilweise gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sich erst eingelesen hat, läßt einen das Buch nicht so schnell los ...
Inhalt (geklaut aus Das Buch der 1000 Bücher, Harenberg Verlag) , aber weil es so lange her ist, daß ich ihn gelesen hab und ich die Beschreibung sehr gut finde, kopier ich es Euch hier rein ... ) :
Ilse Aichingers einziger Roman ist eine literarische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg der unmittelbaren Nachkriegszeit. Er schildert das von Angst und Terror erfüllte, ständig zwischen Hoffnung und Verzweiflung pendelnde Leben einer Gruppe von rassisch verfolgten Kindern in einer großen Stadt, die unschwer als Wien zu erkennen ist.
Entstehung:
Als »Halbarierin« war Aichinger in der NS-Zeit nicht unmittelbar bedroht, musste allerdings miterleben, wie nahe Verwandte deportiert wurden. Diese leidvollen Erfahrungen bilden die autobiografische Basis des Romans, dessen Hauptfigur Ellen ebenfalls zwei »falsche«, d. h. jüdische Großeltern hat. Die größere Hoffnung entstand in den ersten Nachkriegsjahren und nahm Aichinger dermaßen in Anspruch, dass sie ihr Medizinstudium abbrach.
Inhalt:
Die etwa 15-jährige Ellen nährt vergeblich die große Hoffnung, ihrer Mutter in die Emigration folgen zu dürfen, und muss stattdessen bei ihrer »falschen« Großmutter bleiben. Alle ihre Freunde haben mindestens drei »falsche« Großeltern und leben in ständiger Angst vor der geheimen Polizei. Es ist ihnen nahezu alles verboten, sie dürfen nicht auf Parkbänken sitzen, müssen auf dem Friedhof spielen und den gelben Stern tragen. Ellen leidet darunter, nicht ganz zu ihnen zu gehören, da sie als »Halbjüdin« nicht den Rassegesetzen unterliegt.
Als sich ihre Großmutter aus Angst vor der Deportation das Leben nimmt und alle ihre Freunde verhaftet werden, läuft Ellen durch die heftig umkämpfte Stadt und wird bei dem Versuch, eine militärische Nachricht zu überbringen, durch eine explodierende Granate zerrissen. Kurz vor ihrem Tod erscheint Ellen ihr Freund Georg, dem sie anstelle der zerstörten eine neue Brücke bauen will, die den Namen »die größere Hoffnung« tragen soll.
Aufbau:
Der Roman besteht aus zehn Kapiteln. Er beginnt mit Ellens Versuch, ein Visum zu erlangen, und endet mit ihrer Entrückung und ihrem Tod. Die Chronologie der Ereignisse wird zwar gewahrt, doch ist es mehr ein assoziatives Fortschreiten, in dem Bilder aus der Traum- und Fantasiewelt mit solchen aus der Wirklichkeit zu einem vielschichtigen sprachlichen Gewebe verknüpft werden, das den Gesamteindruck des Romans stärker beherrscht als die eigentliche Handlung. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die Vermeidung einer konkreten Ortsangabe – nie wird Wien als Schauplatz der Romanhandlung genannt – und jeder genauen historischen Fixierung. Die Worte Juden, Nationalsozialismus oder Hitler kommen im Text nicht vor, der konkrete Terror des Nationalsozialismus und die Schrecken des Zweiten Weltkriegs werden dadurch ins Symbolische überhöht.
Wirkung:
Der Roman fand anfangs nur wenige Rezensenten und Leser. Offensichtlich erfüllte er nicht die Erwartungen, die viele Menschen nach dem Ende des Kriegs und des nationalsozialistischen Terrors an die Literatur stellten. Statt Anklage und Abrechnung mit dem Hitler-Regime zu liefern, ging Aichinger auf irritierende und schockierende Weise auf die Ängste, Demütigungen und Selbstanklagen der Opfer ein. Die größere Hoffnung ist zwar bis heute kein Bestseller geworden, doch ist es, nach einem Wort von Peter R Härtling, immer noch »ein Buch, das geduldig auf uns wartet«. R. Mi.