Eine wie Alaska [Looking for Alaska] - John Green [13 - 16 Jahre]

  • Der 16jährige Miles Halter hat keine Freunde, darum beschließt er, die letzten Jahre seiner Schulzeit auf einem Internat zu verbringen, denn - so seine Überlegung - uninteressantere Menschen als in seiner floridischen Heimat können hier auch nicht auf ihn warten. Womit er nicht rechnet: Er hat das große Los gezogen, teilt ein Zimmer mit dem aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Chip, der ihn in seine Clique einführt, die vor allem noch aus Takumi und Alaska besteht, einem Mädchen, in das sich Miles auf den ersten Blick verliebt. Doch Alaska gibt ihm auch Rätsel auf. Im einen Moment ist sie die liebenswürdigste Person, die man sich nur vorstellen kann, im nächsten erscheint sie in sich gekehrt, dann wieder von einer unbekannten Verzweiflung übermannt, so dass sie praktisch nicht mehr zurechnungsfähig ist.
    Mit Alaska, Chip und Takumi verbringt Miles nun einen unglaublichen Sommer, voller Drogenerfahrungen, Alkohol, Zigaretten und großer Gefühle. Miles beginnt zu leben und mit seiner Clique Streiche zu planen, so dass über allem auch immer die Furcht liegt, der Schule verwiesen zu werden, eine Sache, die vor allem Chip hart treffen würde, da er auf diese Weise niemals zu einem Stipendium für ein gutes College käme.
    Dennoch lassen sich die Freunde nicht von ihrem Leben auf der Überholspur abbringen, bis eines nachts Alaska tränenüberströmt und sehr angetrunken bei Chip und Miles auftaucht und sie bittet, den Aufseher des Colleges abzulenken, damit sie unbemerkt verschwinden kann. Die Entscheidung, die nun in einem kurzen Moment getroffen wird, verändert das Leben aller Beteiligten.


    John Green ist ein junger Autor (29 Jahre alt), der mit "Looking for Alaska", seinem Erstling, sofort große Erfolge feiern konnte. Unter anderem war er am letzten Freitag zwei Mal für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.
    Was Green kann, ist zweifellos das Leben von pubertierenden Teenagern zu beschreiben. Der Hunger nach Leben und nach Zukunft, der gleichzeitig ein Hunger nach allen möglichen Erfahrungen ist, ist so typisch für diesen Lebensabschnitt, dass man sich fragt, warum er dann doch in vielen Jugendromanen fehlt. Vielleicht wollen die gutmeinenden Verlage ihre Klientel nicht mit so destruktiven Gefühlen konfrontieren? Ich weiß es nicht, jedenfalls habe ich die rauchenden und trinkenden Teenager, die eben trotzdem nicht auf die "schiefe Bahn" geraten, sehr genossen. Die Darstellung Greens nimmt ihre jugendlichen Protagonisten sehr ernst und das ist angenehm. Green gelingt es dabei außerdem die Teenager meistenteils wie solche klingen zu lassen. Das Buch ist nicht platt, selten rührselig und dabei sehr emotional.


    Ein wenig schnell geht es allerdings am Ende, wo eine religiöse Note in den Vordergrund drängt. Green kriegt hier gerade noch eben die Kurve, aber nur gerade eben. Ein Gang weniger wäre hier mehr gewesen.
    Außerdem wird ein wichtiges Thema am Ende aufgebracht, aber leider stiefmütterlich kurz behandelt, nämlich das der pubertären Egozentrik, der völligen Überwältigung durch die eigenen Gefühle, die einen oft daran hindern, die Welt unabhängig von der eigenen Person zu betrachten. Vielleicht hatte Green hier keine zündende Idee, so dass eine etwas laue Pointe das Buch abschließt.


    Zertört wird es dadurch nicht, ohne Zweifel einer der besseren Jugendromane, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Gerade ist auch Greens zweiter Roman bei Hanser erschienen. Irgendwann werde ich mit Sicherheit auch in den einen Blick werfen.


    *
    Edit: Dt. Titel und die dazugehörige ISBN eingefügt, damit die deutsche Ausgabe auch über das Verzeichnis zu finden ist. LG JaneDoe

  • Huch. Mich wunderts, dass es hier so wenige - keine? - weiteren Rezensionen zu dem Buch zu finden sind.


    Ist schon ein wenig her, seitdem ich es gelesen habe, aber ich kann mich noch gut daran erinnert, dass ich es wirklich ziemlich gut fand.
    Das Ende des Buches hat mich ziemlich mitgerissen, aber ich denke, dass es ein Muss war. Ein "Und sie lebten alle glücklich bis an ihr Lebensende" konnte ich mir hier nicht vorstellen. Ich wage zu behaupten, dass es mir dann garantiert nicht so gut in Erinnerung geblieben wäre.


    Gibt es hier denn niemanden, der es sonst gelesen hat?
    Andere Meinungen würden mich schon interessieren? [:

  • Ich habe das Buch vor ein paar Tagen beendet und es klingt noch in mir nach. Ich fand es wunderschön, spannend, berührend und nachdenklich machend. Alles was ich von einem Jugendbuch erwarte!


    Die Charakter sind allesamt sehr glaubwürdig und wirken authentisch, Green scheut sich nicht, sie einfach "sein" zu lassen, wenn das verständlich ist - sie rauchen, trinken Alkohol, geben sich doofe Spitznamen, machen Blödsinn, reden über Sex und Liebe etc. Aber alles ohne erhobenen Zeigefinger, was ich einem amerikanischem Autor sehr hoch anrechne.


    In den Rezensionen, die ich gelesen habe, wird das Buch mit Der Fänger im Roggen verglichen, ein Vergleich, den ich nachvollziehen kann.
    Green erzählt eine tiefgründige, lebenswichtige Geschichte, eine Geschichte übers Wachsen, übers Zerbrechen, über das Leben.
    Miles Halter, der dürre, nette Junge, der sich das Leben im Internat wünscht, weil er sich zu Hause langweilt und keine Freunde hat, findet dort gleich drei: den Kolonel (der so heißt, weil er immer das Sagen hat), Takumi, der un-nerdige Japaner und Alaska...mit Miles' Worten:


    "I wanted so badly to lie down next to her and sleep. Not fuck, like in those movies. Not even have sex. Just sleep together, in the most innocent sense of the phrase. But I lacked the courage and she had a boyfriend and I was gawky and she was gorgeous and I was hopelessly boring and she was endlessly fascinating. So I walked back to my room and collapsed on the bottom bunk, thinking that if people were rain, I was drizzle and she was hurricane."


    Ich habe das Buch unglaublich gern gelesen und wünsche ihm ganz ganz viele Leser.
    Wenn ich es einordnen sollte, wäre es zwischen "Tschick" von Wolfgang Herrndorf und "Tote Mädchen lügen nicht" von Jay Asher. Obwohl es meiner Meinung nach tiefgründiger, aber auch besser und unterhaltsamer ist als beide Bücher.


    10 Punkte von mir.

  • Zitat

    Original von herzliebste
    Huch. Mich wunderts, dass es hier so wenige - keine? - weiteren Rezensionen zu dem Buch zu finden sind.


    Es überrascht mich auch etwas. Habe gerade das Buch gelesen, nachdem meine Tochter es sich gekauft hatte und wir beide fanden es sehr gut. Kein einfaches Thema, mit viel Humor beschrieben ohne dabei zu flachsig zu werden.


    Vielleicht ändert es sich jetzt, da die Verfilmung von John Greens "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" ins Kino kommt. Das macht hoffentlich mehr Lesern Lust weitere Bücher des Autoren zu entdecken.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich