Gottesdienst - Meg Gardiner

  • Ich bin ja auch ein notorischer "In-der-Reihenfolge-Leser". So hab ich es auch hier gemacht. Band 1 gelesen und naja, der Bringer war es nicht. Ich hab es aber durchgezogen, weil ich auch schon gelesen hab, dass die Serie besser wird. Ich werd mir auf jeden Fall demnächst "Rachsucht" holen und dann seh ich ja, ob es sich lohnt. Fall 1 hab ich jedenfalls schon wieder vertauscht. Zum Glück besteht noch reges Interesse :-)


    Von mir gibt es auch nur 5 Punkte. Ich empfinde es genauso wie Bodo: alle außer Evan sind dämlich und sie ist die Heldin. Aber jetzt bin ich umso gespannter auf die restlichen Bände.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Also, ich find´s gar nicht so schlecht. Klar, die Handlung mit den komischen Sektenheinis, die die Apokalypse mit tollwutverseuchten Fledermäusen vorbereiten wollen, ist schon ziemlich gaga. ;-) Auch die Polizisten, FBI- und Navytypen, die an unbegreiflicher Garstigkeit und Inkompetenz nicht zu überbieten sind, strapazieren das Nervenkostüm stark. Mich hat der Trash-Faktor jedoch teilweise ziemlich amüsiert, wobei mir schon klar ist, dass das wohl nicht im Sinne der Erfinderin war. :-]


    Aber ich finde, die Autorin hat ein gutes Auge für Charakterzeichnung, die Protagonistin Evan, ihr Freund Jesse und der kleine Luke wurden mir beim Lesen sehr sympathisch. Auch Figuren wie Glory und Tabitha hatten genug Grauzonen, um mein Interesse zu halten. Manche Szenen fand ich auch - obwohl natürlich schwerst übertrieben (wie alles an diesem Buch) - recht spannend. Gelangweilt habe ich mich jedenfalls nicht, und ich werde mir die restlichen Bände der Reihe sicher noch vornehmen.

  • Gottesdienst – Meg Gardiner


    Meine Meinung:
    Der Beginn der Reihe um Evan Delaney ist umstritten. In Deutschland erst spät veröffentlicht wirkt er schwächer als die Fortsetzungen und das mag stilistisch wirklich zutreffend sein. (Schwer zu beurteilen, da ich nur Teil 4 kenne.)
    Die Ausgangsposition um eine religös-fanatische Gruppe, die Aids für die gerechte Strafe Gottes halten und auf Andersgläubige mit Gewalt losgehen wollen, ist incht gerade neu. Evan Delaney, hier noch eine Science Fiction-Autorin (und Exanwältin), wird in die Geschichte hineingezogen, da ihre Schwägerin Mitglied der Sekte ist. Diese hat ihren Mann und Kind schon vor Jahren verlassen und der Sohn Luke lebt bei Evan. Jetzt kommt sie zurück und es kommt zu familiären und sorgerechtlichen Auseinandersetzungen.
    Die Figur des fanatischen Sektenführers Peter Wyoming ist so ganz ähnlich in Filmen und Büchern schon vorher dargestellt worden. Meg Gardiner hat so einer Figur nichts neues hinzugefügt. kein Wunder, dass er dann als erstes Opfer herhalten muss. Klar, dass Evans Bruder der Hauptverdächtige ist.
    Im Handlungsverlauf gibt es dann ein wenig Action, wenn auch nicht gerade atemberaubend. Der Roman wirkt etwas altmodisch, fast wie die guten, frühen V.I.Warschawski-Romane von Sara Paretzky.
    „Gottesdienst“ ist etwas zu umfangreich, in der Mitte fängt der ungeduldige Leser dann schon mal mit zu raschen umblättern an.
    Trotzdem mochte ich den Roman aufgrund seiner Zugänglichkeit gerne lesen. die Hauptfigur Evan Delaney trägt das Buch. Ganz gelungen sind die Konstellationen der Hauptfiguren zueinander.
    Das Finale ist teilweise von der Stange und gewinnt nicht den Originalitätspreis. Stattdessen gewann „Gottesdienst“ den Edgar Allan Poe Award als Bester Roman als Originaltaschenbuch.

  • Evan Delaney die Superheldin, diesen Eindruck bekommt man beim Lesen des ersten Bandes von Meg Gardiner. Leider ist der Band nicht als erstes übersetzt worden, sondern erst nach dem Erfolg von zwei Büchern, die Meg Gardiner nach Gottesdienst geschrieben hat. Gleichzeitig fragt man sich, welche schlechten Erfahrungen Evan mit den amerikanischen Bundesbehörden gemacht hat, denn alle Polizisten werden durchweg als Idioten, inkompetent und nicht vertrauenswürdig dargestellt. Also macht Evan lieber alles gleich im Alleingang - die perfekte Superheldin.


    Völlig unglaubwürdig fängt die Geschichte an. Da gibt es eine Sekte, die sich "Die Standhaften" nennt und alles brutal verdammt, was nicht in der Bibel steht. Dabei wird die Bibel natürlich immer so ausgelegt, wie es ihnen gerade am Besten passt. Dass dann Homosexuelle, Behinderte und Menschen mit unheilbaren Krankheiten als schmutzig und nicht lebenswürdig angesehen werden, ergibt sich wie von selbst. Sie dürfen bei Beerdigungen protestieren, die Trauernden übelst beschimpfen, handgreiflich werden und Geschäfte demolieren und zerstören ohne dass die Polizei auch nur einmal eingreift oder jemanden verhaftet - eine gefährliche Narrenfreiheit wird hier vorgeführt. Im gleichen Zuge wird allerdings alles was Evan oder ihrem Bruder passiert zu ihren Lasten ausgelegt, sie werden verhaftet, verhört und eingesperrt, man glaubt ihnen in keinster Weise, selbst Gerichtsurteile werden angezweifelt. Obwohl die Sekte nur aus einem Haufen Irrer besteht, gelingt es der Polizei nicht, sie unter Kontrolle zu bringen - wahrscheinlich versucht sie es auch gar nicht. Stattdessen muss Evan auf eigene Faust ermitteln und ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen.


    Dabei gefährdet sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihren kleinen Neffen Luke. Die Sekte ist hinter ihm her, aber anstatt ihn in Sicherheit und weit weg zu bringen, schleppt sie ihn überall mit hin und bringt ihn bei Freunden unter. Dass sie dabei wissentlich auch diese in Gefahr bringt, stört sie nicht sonderlich. Spätestens aber nachdem sie gemerkt hat, wie leicht es der Sekte gefallen ist, das vermeintlich sichere Haus aufzuspüren, hätte sie handeln müssen. Aber Luke ist weiterhin immer mitten im Geschehen - und das ist ein wahrhafter Actionfilm.
    Obwohl Evan weiß, dass sie eine Persona non grata bei der Sekte ist, geht sie immer wieder alleine zu ihnen hin, um einige Sachen abzuklären. Mehr als einmal kommt sie nur mit äußerster Not wieder aus ihren Fängen - aber immer wieder will sie auf eigene Faust ermitteln und wagt sich in die Höhle des Löwen. Sie lässt sich auch nicht von Schußwaffen, Tollwut oder Feuer aufhalten, die guten Superhelden fahren auch mit gebrochenen Beinen noch Auto oder fliehen durch ein Feuer, welches knapp 100 Metern hinter ihnen den Berg hinauf wütet, Asche und Rauch machen ihnen ja nichts aus - im Gegenteil, immer wieder stehen sie auf und retten dabei noch Kinder.


    Die Person Evan ist sehr unausgegoren, eigentlich Rechtsanwältin, hat sie einen Science Fiction Roman geschrieben, dessen Heldin wohl genauso ist, wie sie gerne wäre. Sie liebt zwar ihren behinderten Freund Jesse, aber dessen Meinung lässt sie nicht gelten. Als er ihr die möglichen Konsequenzen bei Brians Verhaftung vor Augen führen will, dass die unfähige Polizei doch möglicherweise zu einer Verurteilung gelangt, beschimpft sie ihn und weigert sich schlichtweg, diese Konsequenz auch nur ansatzweise in Betracht zu ziehen.


    Die Sprache ist sehr actionreich, Meg Gardiner spart nicht mit Sprengkraft, Gewalt, Inkompetenz und Showdowns. Aber zurück bleibt ein mittleres Magengrummeln über die Entwicklung der Geschichte, über die freie Entfaltung der Idioten der Standhaften und der Unfähigkeit der Polizei, die ständig ins Lächerliche gezogen wird. Man kann einfach nicht verstehen, wie solche Leute so lange frei handeln können, ohne Konsequenzen, die ehrliche Menschen einfach beleidigen und vernichten dürfen.