Totenseelen - Birgit Lautenbach, Johann Ebend

  • Totenseelen
    Birgit Lautenbach und Johann Ebend
    ISBN 9783442468553
    Wilhelm Goldmann Verlag München
    Verlagsgruppe Random House GmbH
    221 Seiten, 7,95 Euro


    Die Autoren: Birgit Lautenbach wurde 1948 in Hamburg geboren, Johann Ebend 1958 in Hüffenhardt/Baden. Das Autorenpaar lebt seit über zwanzig Jahren mit Kindern, Hunden und Katzen zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel. Wann immer es ihnen möglich ist, reisen die Autoren in ihre „Seelenlandschaft“ zwischen Bodden und Meer und nach Hiddensee. Der erste Kriminalroman des Autorenpaares „das Kind der Jungfrau“ wurde 2005 für den renommierten Krimipreis in der Sparte „Debüt“ nominiert. Weitere Hiddensee-Krimis sind in Vorbereitung.


    Klappentext: Altweibersommer auf Hiddensee: Der große Besucheransturm ist vorüber und es wird ruhiger auf der idyllischen Ostseeinsel. Mit dieser Ruhe ist es jedoch vorbei, als bei Renovierungsarbeiten unter dem Fundament eines Sommerhauses ein menschliches Skelett gefunden wird. Erste Untersuchungen ergeben, dass der Tote an die siebzig Jahre dort gelegen hat, was den Kreis der möglichen Zeugen erheblich einschränkt. Da sein Vorgesetzter Lothar Kästner mit Gipsfuß das Dienstzimmer hüten muss, ist es an Polizeiobermeister Pieplow über hundert hochbetagte Hiddenseer aufzusuchen und zu diesem lange zurückliegenden Tatzeitraum zu befragen. Keine leichte Aufgabe, denn mit seinen Nachforschungen rührt Pieplow an Erinnerungen, die so mancher lieber schweigend mit ins Grab genommen hätte. Mit der Zeit gelingt es ihm aber doch, den wortkargen Alten Informationen über die Vorgänge der Jahre 1928/39 zu entlocken. Und neben allerlei Insel-Dönekens stößt er auch auf alte Wunden, die nie wirklich heilen konnten – auf eine Geschichte von Liebe und Verrat, Gewalt und Mord…


    Meine Rezension: Regionalkrimis liegen voll im Trend und so wird vom Allgäu bis Hannover, von der Eifel bis Langeoog fleißig ermittelt. Nun ist Hiddensee an der Reihe und anfänglich habe ich mich gefragt, an welchen Orten denn unsere „ganz normalen“ Krimis bis jetzt spielten, doch die Ostseeinsel ist ja ein netter Ort, eine schöne Umgebung, um eine Leiche auszugraben und den Täter suchen zu lassen, also sollte das beim Lesen nicht weiter stören.


    Schnell ist man mitten in der Story und erlebt mit, wie die Ermittler vor der Frage stehen, wer die Leiche sein könnte, die da unter dem Fundament des Sommerhauses aufgetaucht ist. Ein bisschen zu fix ging es mir mit der Identifizierung des Ermordeten, aber die nachfolgenden Recherchearbeiten bei den Inselbewohnern sind dann doch aufwändiger und es geht nicht mehr so schnell voran mit den Ermittlungen. Das Autorenpaar lässt die alten Inselbewohner zu Wort kommen und ihre Geschichten aus längst vergangenen Tagen erzählen. So ergibt sich nach und nach aus vielen Puzzleteilchen ein Bild - Ein erschreckendes Bild, und die Langsamkeit, mit der es entsteht, lässt die Ahnung, was sich zu der Zeit auf der Insel ereignet hat, immer mehr zur Gewissheit werden. Im Gegensatz zu dieser Langsamkeit liest sich das Buch schnell und fließend, und auch, wenn ich schon mehr Spannung, mehr sprachlichen Anspruch bei einem Krimi gefunden habe, so kann ich dieses Buch als Unterhaltung für einen nebligen kalten Herbstabend empfehlen.

  • Meine Rezension
    Vom Autorenteam Lautenbach/Ebend gibt es auch einen ersten Band um das Ermittlerduo Pieplow und Kästner, das ist mir aber natürlich entgangen. :rolleyes Nachdem mir dieser Band aber sehr gut gefallen hat, möchte ich den ersten Teil mit der Einführung der Protagonisten natürlich ebenfalls sehr gerne lesen.


    Eine alte Hiddenseer Tradition ist es, Polizisten für überflüssige Nichtstuer zu halten. Was zu regeln ist, nimmt man selbst in die Hand. Doch seit Polizeiobermeister Pieplow Maries Tochter zurückgebracht hat (das war die Handlung des Vorgängers „Hühnergötter“), wird er von den Inselbewohnern akzeptiert.


    Das Leben auf Hiddensee dümpelt beschaulich vor sich hin, bis eines Tages bei Bauarbeiten an einem der Sommerhäuser eine skelettierte Leiche ausgebuddelt wird. Erste Untersuchungen ergeben, dass der Tote an die 70 Jahre dort lag und vermutlich beim Hausbau 1939 um die Ecke gebracht und in der Baugrube verscharrt wurde.


    Ein Mord also – dies ruft die großstädtische Kriminalpolizei herbei, die sehr großspurig und schnöselig agiert und die in ihren Augen dusseligen Dorfpolizisten sehr deutlich spüren lassen, was sie von ihnen halten – nämlich nichts.


    Kästner und Pieplow werden vom ermittelnden Kommissar Sandy Böhm – der noch unsympathischer und bescheuerter ist als sein Name! – für alle möglichen HiWi-Jobs eingesetzt; unter anderem müssen sie alle Hiddenseer, die 1939 bereits am Leben waren zu ungewöhnlichen Geschehnissen befragen.


    Die alten Leutchen reagieren ganz unterschiedlich auf die Befragungen – von Wut über Hass auf die Polizei bis hin zu Unsicherheit und Neugier ist alles dabei und die beiden Beamten erfahren alle möglichen Dönekes aus alter Zeit. Doch gelingt es ihnen, die vielen Puzzlesteinchen zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzusetzen und herauszufinden was damals wirklich auf der Insel passiert ist?


    Ein gemächlicher, gemütlicher kleiner Inselkrimi mit gehörig Lokalkolorit und vielen Dialektausdrücken wie „gnastern“ und „brägenklöterig“ wird hier erzählt. Die Protagonisten bilden ein stimmiges Ermittlerpaar, die Inselbewohner sind kantig, vierschrötig aber geradean und nicht unsympathisch.


    Hat mir sehr gut gefallen – den ersten Band möchte ich auf jeden Fall auch noch haben!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ein beschaulicher Krimi, der weniger durch seine Handlung überzeugt, aber von den Beschreibungen Hiddensees und der Atmosphäre lebt.


    Klischees werden bedient und teilweise war es mir zu betulich vom Handlungsablauf.


    Die Hintergründe für das Verbrechen rollen sich mit der Zeit auf, was widerum sehr gelungen war.


    Alles in allem habe ich mich unterhalten gefühlt, ohne das mir das Buch länger im Gedächtnis bleiben wird.


    Sechs Punkte von mir

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein