3. Band der Serie um Pater Jeremy Blackshaw
[Serienübersicht]
Kurzbeschreibung:
London 1667: Richter Orlando Trelawney wird nachts an den königlichen Hof gerufen. Dort hat man eine enthauptete Leiche gefunden. Der König persönlich beauftragt Orlando mit der Aufklärung des Falles - und untersagt ihm ausdrücklich, seinen Freund, den katholischen Priester Jeremy Blackshaw, zu Rate zu ziehen. Dies ist leichter gesagt als getan, denn Jeremy bekommt bald Wind von der Sache und errät, dass es sich bei dem Toten um einen Amtsbruder handelt. Unabhängig von Orlando und ohne sein Wissen stellt er eigene Nachforschungen an, unterstützt von der schönen Amoret, der Mätresse des Königs. Als diese herausfindet, wo genau die Leiche gefunden wurde, ahnt sie nicht, dass sie sich in höchste Gefahr begibt ...
Über die Autorin:
Sandra Lessmann wurde 1969 geboren. Nach der Fachhochschulreife lebte sie fünf Jahre lang in London, wo ihre Liebe zu England erwachte. Zurück in Deutschland studierte sie Geschichte, Anglistik, Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaften in Düsseldorf. Ihr besonderes Interesse galt der englischen Geschichte. Nach dem Studium arbeitete sie am Institut für Geschichte der Medizin, doch ihre wahre Leidenschaft ist seit der Kindheit das Schreiben. "Sündenhof" ist nach "Die Richter des Königs", "Die Sündentochter" und "Das Jungfrauenspiel" ihr vierter Roman.
Eigene Meinung:
Sechs Monate nach dem großen Brand in London beginnt ein neues Abenteuer für unsere Helden. Im Palast wird eine Leiche aufgefunden und König Charles II. beauftragt Richter Sir Orlando Trelawney mit Ermittlungen, verpflichtet ihn aber zu absolutem Stillschweigen, auch gegenüber Jeremy Blackshaw, der aber schon bald über Umwege selbst auf den Toten aufmerksam wird und auch auf Hinweise zu dem Verbrechen stößt.
Diese Ausgangssituation tut dem Buch anfangs nicht gut. Die Handlung wird dadurch auf drei verschiedene Lager verteilt: Sir Orlando, Jeremy und auch Lady Amoret St. Clair ziehen immer wieder einzelne Elemente der Ermittlungen an sich, wodurch die Geschichte zuerst auch sehr gestückelt wirkt. Zudem ist dieser Band fast schon kein historischer Krimi mehr, vielmehr gleitet das Buch in einen Abenteuerroman über. Es gibt diesmal sehr viel Action. Mit dem Krimianteil an sich bin ich diesmal etwas unzufrieden. Zu oft sind es glückliche Fügungen, die weiterhelfen. Zu oft sind es einfach neue Handlungen der Bösen, die den Krimi vorantreiben. Zu oft, scheint es zu schnell und zu leicht zu gehen. Und zu oft kommt es auch zu ähnlichen Entwicklungen. Leider mündet das Buch dann auch in einen langgestreckten actionreichen Showdown.
Dabei laufen alle Fäden immer wieder am Hof zusammen. Und der Titel des Romans ist Programm. Das Leben – vor allem das sündhafte – am Hof Charles II. wird in den Mittelpunkt gerückt. Man erfährt dabei nicht nur viel über das Leben am Hof und die Umgebung des Königs, sondern auch Charles II. wird diesmal besonders greifbar. Dabei gelingt es Sandra Lessmann in bereits gewohntem hohen Niveau Geschichte mit der Romanhandlung zu verbinden, interessante Informationen in die Handlung einzubauen, so dass es natürlich wirkt und nicht gekünstelt und ein Stück englischer Geschichte lebendig zu machen.
Die Palette ist dabei wieder sehr reichhaltig. Wenn auch die Situation der Katholiken, deren Religion in England verboten ist, und die Frage des Verhältnisses der Konfessionen wieder einen breiten Raum einnehmen und auch medizinische Errungenschaften, so finden sich insgesamt auch zahlreiche andere interessante Aspekte beginnend von Rechtsgeschichte bis Sozialgeschichte.
Etwas schade ist dabei nur, dass Interpretationsspielräume den Lesern weitestgehend entzogen werden. Vielfach wird zu den Handlungen und Äußerungen der Figuren postwendend eine Auslegung geliefert. Raum, um die Figuren selbst für sich zu deuten bleibt hier kaum. Oft werden dabei auch Dinge gesagt, die durch die vorgehende Handlung bereits klar wären.
Obwohl Sandra Lessmann mit Sündenhof wieder ein überdurchschnittlich guter Roman gelungen ist, vermag sie nicht an den Vorgänger „Die Sündentochter“ heranzukommen. Diesmal erschien mir der Roman zu voll gestopft. Alle offenen Fäden aus den Vorgängern werden wieder aufgegriffen, wobei es aufgrund der langen Pause nicht immer leicht fällt den Anschluss zu finden und sehr viele neue Ereignisse kommen auf den Leser zu. Die Ereignisse überschlagen sich oft, den einzelnen Handlungsverläufen wird wenig Zeit gegönnt sich zu entwickeln.
Anm.: Das Buch ist bereits bei Weltbild als HC erschienen. Im April 2009 erscheint die verlinkte TB Ausgabe.
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