Die Weisheit der Krokodile - ein ungewöhnlicher Vampirfilm mit Jude Law

  • "Um zu leben muss er sie töten, doch kann er ohne ihre Liebe noch leben?"


    "Die Weisheit der Krokodile" ist ein ungewöhnlicher Film. Obwohl er von einem Vampir handelt, ist es kein Horrorfilm. Es ist eher ein Thriller um eine Liebesgeschichte, die in einem Drama endet.


    Der Mediziner Steven Griszc (Jude Law) - jung, erfolgreich, sieht blendend aus und ... ist ein Vampir. Er lebt aber nicht vom Blut seiner Opfer, sondern extrahiert aus ihrem Blut Emotionen, die die Grundlage seines Lebens bilden. Er ist kalt, aber nicht gefühlslos und führt über jede seiner "Beziehungen" ein umfangreiches Tagebuch.


    Als er die junge Tiefbauingenieurin Anna Labels (Elina Löwensohn) kennen lernt, werden ihm aber seine eigenen Gefühle zum Verhängnis. Anna ist zugleich stark und selbstbewusst, aber auch sehr verletzlich. Ihre gelegentlichen Asthmaanfälle machen sie zu einer fast wehrlosen Beute.


    Zeitgleich wird er von der Polizei ins Visier genommen, die ihm in einem früheren Mord an der Vorgängerin von Anna auf die Spur gekommen ist. Inspektor Healey ist zuerst überzeugt von Stevens Schuld, zugleich aber von der Persönlichkeit des jungen Mannes fasziniert. Nachdem dieser ihn vor einer Bande von Schlägern rettet – wobei er erstaunliche körperliche Kraft und Geschicklichkeit demonstriert – entwickelt sich zwischen den beiden ein fast freundschaftliches Verhältnis.


    Dieses Mal läuft für Steven alles anders. Er verliebt sich aufrichtig und benutzt die Beschattung durch die Polizei als Ausrede, um den Tag des erneuten Tötens immer weiter hinauszuschieben. Sein Körper beginnt mehr und mehr zu verfallen, er braucht das Blut und die darin enthaltenen Botenstoffe, damit seine Lunge atmen kann und seine Organe nicht aufhören zu funktionieren. Um zu überleben muss er sie töten, doch kann er ohne ihre Liebe noch leben?


    Diese englische Produktion von 1998 spielt in London und ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Die typischen Vampirklischees werden durchweg ignoriert (Steven ist z.B. am Tag aktiv) und trotzdem fesselt der Film durch Spannung und Storywendungen. Dazu kommt die seltsame Liebesgeschichte zweier verwandter Seelen, die aber unterschiedlicher auch nicht sein können.


    Wer typischen Vampirhorror sucht, sollte diesen Film meiden. Wer aber außergewöhnliches Kino mag, dürfte mit dem Film (Trailer) ein kleines Bonbon finden. Gestern um halb Elf lief der Film im Fernsehen auf dem Kanal "Das Vierte".

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

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  • Zitat

    Original von BelleMorte
    der läuft eigentlich so 2-3 im jahr gern auch auf den dritten programmen


    Deine Meinung tödliche Miss???? :wave

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

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  • Hallo,


    ich habe den Film damals im Kino gesehen und dann noch einmal auf Video. Ich finde ihn klasse, obwohl oder gerade weil ich normalerweise keine Horrors mag, aber das ist was ganz anderes: subtile, intelligente Spannung. Besonders die Hauptdarstellerin hat mir sehr gut gefallen, aber Jude Law ist ja auch nicht ohne.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Hier meine Rezi zu dem Film :grin


    Wer einen typischen Vampirfilm erwartet, wird sicher enttäuscht werden. Denn das, was man in dieser Hinsicht kennt, wird so gut wie gar nicht verarbeitet. Stattdessen ist es ein ruhiges, subtiles und stilvolles Werk, philosophisch angehaucht und durchaus poetisch. Ein Film für ruhige, besinnliche Stunden. Wir erleben den inneren Zwiespalt Stevens mit, welcher von der Natur mit einer ungewöhnlichen "Gabe" geschlagen wurde - er ernährt sich über das Blut von den Gefühlen der Menschen. Da allerdings nur die guten Gefühle für den Erhalt seines Körpers sorgen, die schlechten ihn aber zerfressen (so habe ich es zumindest interpretiert), verfällt er in unserer modernen Zeit zusehends, denn das, was er braucht, findet er immer seltener. Zwar verlieben sich die Frauen in den charismatischen Mann, doch dies auf eine egoistische (und daher für Steven wenig nahrhafte) Weise. So bestehen die letzten Einträge in seinem persönlichen "Opfer-Tagebuch" aus schlechten Gefühlen. Neid, Missgunst, Eifersucht.
    Nach jedem Opfer scheidet er einen Kristall aus - die konzentrierten, kristallisierten "Gefühle" - und sammelt sie in speziellen Holzkästchen. Mein Partner und ich streiten uns nun schon eine Weile darüber, wo er sie genau ausscheidet. Er ist für den Weg durch die Harnröhre, ich bin für´s auswürgen. Nach mehrmaligen Ansehen der Szene konnten wir es nicht 100 % klären. Die Kristall-Idee an sich ist allerdings genial - und wird im Film einleuchtend erklärt.


    Wir erfahren nicht, wie alt Steven ist, doch die Anzahl seiner Opfer - zu sehen an seinen Andenken - muss sehr groß sein. Und offenbar scheint er über bestimmte, besondere Fähigkeiten zu verfügen, die allerdings so subtil eingesetzt werden, dass man sich auch darüber nicht ganz im Klaren ist.


    Nun besteht die Weisheit der Krokodile darin, ihre Opfer zu beweinen, ohne auf die eigene Natur zu verzichten: das Töten um des Überlebens willen. Als Steven sich nun in sein nächstes Opfer verliebt und zudem die Polizei ihm auf den Fersen ist, gerät er in große Probleme und Zwiespälte. Sein Körper verfällt. Er will leben und gleichzeitig nicht auf das Gefühl der Liebe verzichten. So vegetiert das Krokodil dahin, verzweifelt ob seiner Existenz und ihrer Notwendigkeiten. Denn gerade die Frau, die er liebt, könnte ihm mit ihren ehrlichen Gefühlen das Leben retten.


    Am Ende siegt ...nun ja, ich verrate nicht zuviel. Nur soviel: Mich hat der Ausgang dieser Geschichte sehr berührt.


    Fazit: Ein ungewöhnlicher, poetischer Film, der nachdenklich und melancholisch zurücklässt. Allerdings nur für bestimmte Stimmungen geeignet und für manche sicher zu subtil.