Paula Wall - Wilde Schwestern

  • Hallo zusammen,


    es war nicht ganz leicht für diese tolle Buch eine Rezi zu schreiben, denn am liebsten hätte ich den Text mit nur wenig aussagenden Wörtern, wie wundervoll, klasse, super usw. gefüllt.


    Ich hoffe dennoch, dass ich meine Meinung einigermaßen verständlich rüberbringen konnte.


    Lieben Gruß Anke


    Klappentext


    In ihrer Heimatstadt in Tennessee haben die Frauen der Familie Wilde schon seit Generationen einen gewissen Ruf: Sie gelten als unbezähmbar und als geniale Verführerinnen, denen kein Mann lange widerstehen kann.


    Nachdem sie einst ihren Verlobten in einer eindeutigen Situation mit ihrer Schwester Kat vorfand, hat Pearl die Stadt verlassen. So etwas kann eine Wilde sich einfach nicht gefallen lassen! Pearl wird in der Fremde reich; nun aber kehrt sie zurück – und will in ihrer Heimatstadt ein Freudenhaus eröffnen. Aber nicht etwa ein gewöhnliches Bordell, nein, ein hochklassiges Haus voller Raffinesse für betuchte Kunden. Ausgerechnet in den prüden dreißiger Jahren! Zunächst hält jeder sie für verrückt, doch ganz allmählich gerät die ganze Stadt in Pearls Bann. Man munkelt so einiges, man spekuliert, so manche Frau fürchtet die Konkurrenz, doch vor allem sind alle neugierig – denn Pearl kennt Tricks und Tipps, von denen diese nicht mal zu träumen wagen…


    Meine Einschätzung


    Pearl Wilde erwischt ihre Schwester Kat mit ihrem Verlobten in flagranti und kehrt auf der Stelle ihrem Heimatort Five Points den Rücken. 3 Jahre später kommt Pearl zurück, mit der Kunde, dass sie ein Edelbordell in der alten Villa auf dem Dog Leg Hill eröffnen würde.


    Die Bewohner von Five Points sind von den Wilde Frauen so einiges gewöhnt, aber ein Bordell, würde doch nur die Männer der Stadt anziehen und verderben, zumal diese alle arbeitslos sind und sowie so ihren Frauen nichts als Ärger machen.


    Aber ihr Wiederstand bröckelt nach und nach dahin als allen klar wird, dass Pearl Handwerker benötig, um das baufällige Haus wieder instandzusetzen und sie zahlt sehr gut!


    Ich möchte kurz darauf hinweisen, dass diese minimale Inhaltsangabe nicht im mindesten den gesamten Inhalt wieder gibt, denn es wird nicht nur von Pearl Wilde erzählt, stattdessen bekommt der Leser Einblick in das Leben einer Vielzahl von Figuren. Und genau das macht auch eine umfassende Inhaltsangabe schwer.


    „Wilde Schwestern“ ist ein, um es in einem Wort zusammenzufassen, wundervolles Buch.


    Das auf dem Cover abgebildete Schnürkorsett und das Wort „Wilde“ im Titel ließen beim Betrachten an einen hocherotischen Inhalt vermuten. Wie sich schnell herausstellte spielt Erotik durchaus eine Rolle, wenn auch nur subtil; da das Cover hervorragend ausgewählt ist; und der Titel fantastisch passt und man kann ihn ruhig wörtlich nehmen.
    An dieser Stelle ein Lob an den Knaur Verlag für die exzellente Cover und Titelauswahl.


    Der Leser erhält in „Wilde Schwestern“ Einblick ins amerikanische Kleinstadtmilieu von Tennessee um 1930. Dabei amüsieren und begeistern besonders die wunderbaren Beschreibungen der Autorin von Land und Leuten.
    Paula Wall erfasst dabei so gekonnt die Essenz der Stadt und die ihrer Einwohner und vermag es in hervorragender Weise an den Leser weiterzugeben, so dass man das Gefühl hat, ein Teil der Geschichte zu sein und alles hautnah zu erleben.


    Als ich Anfing zu lesen, drängten sich mir förmlich die Bilder des fantastischen Films „Cookie’s Fortune - Aufruhr in Holly Springs“ auf. Sagt euch der Titel etwas? Wenn ja, dann habt ihr damit schon genau die Atmosphäre vor Augen, die auch „Wilde Schwestern“ bestimmt. Zwar ist die Zeitepoche des Films eine andere, aber das Lebensgefühl im alten Süden und die Stimmung die eine Kleinstadt ausstrahlt passt haargenau.


    Übrigens: Wenn ihr den Film nicht kennt, sollte ihr das schleunigst nachholen. ;-)


    Paula Wall schreibt mit verstecktem, nicht immer offensichtlichem Humor, doch wenn man darauf stößt, ihn erkennt, ist er einfach genial und sehr amüsant. Wie der Humor, so ist auch der Schreibstil der Autorin nicht auf Anhieb eingängig; ich persönlich hatte mich allerdings schnell eingefunden und ich kann nur allen empfehlen, sich ebenfalls nicht abschrecken zu lassen.


    Fazit: Unbedingt Lesen!


    Bewertung 5 von 5 Punkte

  • Das Buch hört sich nach einem richtig schönen Schmöker an. Auf meiner WL steht es auch schon, aus Faulheitsgründen allerdings auf deutsch. :grin


    Danke für die tolle Rezi! :wave

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • ACHTUNG: Ich habe die Taschenbuchausgabe dieses Buches rezensiert, die den Titel "Die Schwestern der Familie Wilde" trägt!!


    KLAPPENTEXT:
    In ihrer Heimatstadt in Tennessee gelten die Frauen der Familie Wilde schon lange als unbezähmbar und als geniale Verführerinnen, denen kein Mann widerstehen kann. Ein Ruf, dem auch die schöne Pearl gerecht zu werden scheint, die nach jahrelanger Abwesenheit wieder zurückkehrt und einen höchst ungewöhnlichen Plan hat: Sie will ein ganz besonderes Freudenhaus eröffnen …


    ZUR AUTORIN:
    Paula Wall, wurde in Tennessee geboren, ist in Alaska aufgewachsen und lebt nun wieder in Tennessee. Sie war Kolumnistin bei einer Zeitung und wurde sogar mit dem Titel „Kolumnist des Jahres“ ausgezeichnet. Schon ihr erster Roman „Die Frauen der Familie Belle“ wurde zu einem internationalen Erfolg und erschien ebenfalls im Knaur Verlag.


    EIGENE MEINUNG:
    Im beschaulichen und eher gemütlichen Örtchen Five Points sind sie nicht nur eine Stadtbekanntheit, sondern eine Art Attraktion: Die Schwestern der Familie Wilde. Kat und Pearl, mit ihren Pechschwarzen Haaren und einem Feuer, das schon beim ersten Blick in ihre Augen zu sehen ist. Dass sie so sind, dafür können die Schwestern nichts. Das wurde ihnen schon von Großmutter Fidela in die Wiege gelegt. Diese hatte 4 Ehemänner und bevorzugte jene, die Halunken und Weiberhelden waren. Rechtschaffene Männer waren ihr zu langweilig und wurden sitzen gelassen. Auch Mutter Lorna ist aufgrund ihrer Gene kaum zu bändigen.
    Bourne Cavanagh, dem Sohn des ortsansässigen Whiskybrenners, ist es gelungen Pearl Wilde zu zähmen. Sie sind verlobt. Doch bevor es zur Hochzeit kommt, erwischt Pearl ihren Verlobten zwischen den gespreizten Beinen ihrer kleinen Schwester. Wutentbrannt macht sie sich auf und davon und ward jahrelang nicht gesehen. Als sie endlich zurückkehrt, ist ihr Auftritt mehr als Aufsehen erregend, denn sie plant die Eröffnung eines Bordells, was vor allem den Ehefrauen aus Five Points nicht passt. Denn zwischen Alltag, Arbeit und Kirche ist nicht mehr viel Platz für erotische Gefühle und so plagt sie die Angst, die Männer könnten sich nun anderweitig umsehen. Doch wie sagt man so schön: Konkurrenz belebt das Geschäft und so tun sich bei manch scheinbar prüder Ehefrau tiefe Abgründe auf ….
    Ihrer Schwester Kat geht Pearl geflissentlich aus dem Weg. Was jedoch nicht bedeutet, dass sie diese nicht genau beobachtet und weiß, was sie so treibt. Kat arbeitet in einer Hemdenfabrik. Dort näht sie Hemden und ist ein bisschen der gute Geist der Fabrik. Fleißig, hilfsbereit und immer nett zu ihren Kolleginnen, beliebt bei den männlichen Mitarbeitern, die oft schwere Lasten tragen müssen und dies unter Kats kokettem Augenaufschlag viel besser erledigen können. Auch Mason Hughes, Sohn des Fabrikbesitzers, wird bei einem Kontrollbesuch in der Fabrik, auf Kat Wilde aufmerksam. Sofort ist es um ihn geschehen und da ihn, von Beruf Sohn, oft die Langeweile plagt, liebt er die Herausforderung. Wie es scheint also ein ebenbürtiger Mitstreiter für Kat Wilde …
    Ich weiß gar nicht, was ich mehr liebe an Paula Walls Romanen: die Südstaaten Atmosphäre, die sofort auf mich eindringt und mir das Gefühl vermittelt in kurzen Hosen im Schaukelstuhl auf der Veranda von Buds Laden zu sitzen, oder die Charaktere des Romans, die so eigensinnig und charmant sind, jeder auf seine ganz eigene Art etwas ganz besonderes.
    Natürlich sind es vor allem die Figuren, die „Die Schwestern der Familie Wilde“ zu einem echten Lesevergnügen machen. Vom brummigen Colonel über die missmutige Ehefrau, die ihre Stunden damit verbringt den Tod ihres Mannes zu planen, bis hin zur abergläubischen Haushaltshilfe, die dem längst verstorbenen Hausherrn jeden Abend ein Glas Whisky bereitstellt. Sie alle machen so viel Freude und sind so authentisch gezeichnet, dass ich das Gefühl hatte, schon ewig nach Five Points zu reisen. Neben vielen Lachern und Situationen, die mich zum Schmunzeln brachten, erwischte ich mich oft dabei wie ich vor mich hin murmelte: „Na das ist ja mal wieder typisch für die / den.“ Ähnlich wie in ihrem ersten Roman „Die Frauen der Familie Belle“ hat mich Paula Wall auch mit den Schwestern der Familie Wilde und ihren Mitbewohnern im kleinen Örtchen Five Points mehr als begeistert und ich hoffe, es gibt ganz bald ein neues Buch von ihr.


    FAZIT:
    „Die Schwestern der Familie Wilde“ ist so ein herrliches und vergnügliches Buch, das man einfach lesen MUSS!!

  • Ich habe auch "Die Schwestern der Familie Wilde" gelesen!


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    „Die Schwestern der Familie Wilde“ hat mich überrascht. Entgegen der Vermutung nach Lesen des Klappentextes, es würde sich hauptsächlich um eine Frau drehen, die ein Bordell eröffnet, war dieser Handlungsstrang eigentlich nur Nebensache. Im Grunde genommen hat die Geschichte gar keinen richtigen roten Faden. Stattdessen werden viele Personen und deren Lebensgeschichten vorgestellt, ihre derzeitige Situation und wie sie durch die Eröffnung des Bordells verändert wird.


    Diese Art von Büchern mag einigen gefallen, anderen nicht. Ich fand „Die Schwestern der Familie Wilde“ eigentlich ganz gut, weil es mal eine Abwechslung zu dem war, was ich sonst so lese. Allerdings hatte ich aufgrund des Klappentextes eine völlig andere Erwartung an das Buch. Da es viele verschiedene Protagonisten gibt – einige sympatisch, andere weniger – hat mir hier die Möglichkeit gefehlt, mich mit dem Helden des Buches zu identifizieren, ihn zu lieben und seine Gegner zu hassen. Zwar habe ich auch bei den vielen vorgestellten Personen immer wieder Parallelen zu meinem Leben oder meinen Erfahrungen finden können, aber ich konnte mich mit keinem der Stadtbewohner so richtig anfreunden.


    Was mich auch ein wenig gestört hat, war, dass das Buch zwar auf eine nette, lustige und frische Art geschrieben ist, jedoch eigentlich eine recht nüchterne Botschaft über das Leben, die Liebe und die Ehe vermittelt. Natürlich werden die Lebensphilosophien im Amerika des 20. Jahrhunderts andere als heute gewesen sein, damit muss man sich vielleicht abfinden. Aber es wird sicher auch glücklich verheiratete Frauen gegeben haben, diese werden in „Die Schwestern …“ jedoch nicht thematisiert. (Glückliche Menschen sind eben nicht spannend.) Frauen, die noch nicht seit Jahren verheiratet sind und vielleicht noch hoffen, zu heiraten, sollten das Buch vielleicht lieber nicht lesen ;-)


    Außerdem möchte ich nochmals auf den Klappentext hinweisen, der leider nicht verrät, dass die Geschichte des Buches im Amerika zu Zeiten der Prohibition (um 1920/30) spielt und nicht in unserer heutigen Zeit (was ich erwartet hatte).


    Gut gefallen haben mir wiederum – ich habe es schon erwähnt – der Schreibstil, der sich angenehm lesen lässt, aber auch anspruchsvoll ist (teilweise längere, verschachtelte Sätze), sowie die Tatsache, dass man einiges über die Whiskeybrennerei und über die Akkord-Arbeit in einer Hemdenfabrik erfährt. Paula Wall gelingt es auf jeden Fall hervorragend, das Flair der damaligen Zeit rüberzubringen, so wie man es sich als Leser vorstellt. Daher ist das Buch für Südstaaten-Fans auf jeden Fall empfehlenswert (sofern sie kein Problem mit der „Stückelung“ verschiedenster Geschichten rund um die Stadtbewohner haben). Und Erotik gab es auch ein wenig, gerade genug, um zum Buch zu passen, jedoch weniger als es die Story vermuten lassen würde.


    Insgesamt hat mir Paula Walls Roman gut gefallen, jedoch hatte ich aufgrund des Klappentextes etwas anderes erwartet und die schon beschriebene Abwesenheit eines Hauptprotagonisten und eines konkreten roten Fadens machte es mir schwer, mich richtig auf die vielen verschiedenen Personen einzulassen, die das Buch bevölkern. Ich empfehle „Die Schwestern der Familie Wilde“ für Südstaatenfans und diejenigen, die mal ein etwas anderes, kurzweiliges Buch lesen möchten.


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