Katherine Marsh - Jack Perdu und das Reich der Schatten

  • OT The Night Tourist


    Über den Autor
    KATHERINE MARSH, geboren 1974, lebt in New York City und arbeitete als Journalistin u. a. für das Rolling Stone Magazin und The New York Times.


    Kurzbeschreibung
    Jack Perdu lebt auf dem Campus der Yale Universität. Sein Vater ist dort Professor. Jack ist klug und introvertiert und verbringt seine Zeit am liebsten mit Büchern und antiker Literatur, allen voran Ovids Metarmorphosen vor allem, seit seine Mutter tot ist. Sie ist vor acht Jahren in New York ums Leben gekommen. Als Jack eines Abends von einem Auto angefahren wird, kommt er wie durch ein Wunder unverletzt davon. Trotzdem schickt ihn sein Vater zur Untersuchung nach New York, zu dem geheimnisvollen Arzt Dr. Lyons. Jack kann es kaum erwarten, endlich den Ort wiederzusehen, an dem er aufgewachsen ist.


    Spannung, Abenteuer, klassische Mythologie und die Urbanität New Yorks: Katherine Marsh erzählt eine moderne Version von »Orpheus und Eurydike«.


    Meine Rezension
    Das Buch ist mir sofort durch die schöne Aufmachung ins Auge gestochen. Das Cover weckt Interesse und die Kapitelüberschriften sowie die kleinen Zeichnungen im Buch sind einfach liebenswerte kleine Details.


    Jack Perdu ist ein eigenartiger Junge, der sich für Übersetzungen aus dem Lateinischen interessiert und – wen wundert das ernsthaft? – kaum Freunde hat. Darüberhinaus vermisst er seine Mutter, die vor acht Jahren ums Leben gekommen ist, immer noch sehr. Doch sein ganzes Leben stellt sich erst nach einem Autounfall auf den Kopf, den er erleidet. Sein Vater schickt ihn zu einem Arzt nach New York, der ihn untersuchen soll und dort begegnet er dem seltsamen Mädchen Euri, das ihn mitnimmt auf eine faszinierende Reise in die New Yorker Unterwelt. Wird er es schaffen, dort seine geliebte Mutter wieder zu sehen? Und vor allem: schafft er es aus der Unterwelt wieder zurück in die Welt der Lebenden, in der er nicht besonders glücklich war? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…. Und stets sind ihm der widerliche „Klopper“ und Zerberus, der Höllenhund auf den Fersen… :rolleyes


    Eine temporeiche Geschichte wird uns hier erzählt, man mag gar nicht mit dem Lesen aufhören. Zu spannend ist die Frage, was es genau mit Euri auf sich hat, ob es Jack gelingen wird, seine Mutter wieder zusehen und das Rätsel ihres Todes zu lösen und auch, ob es Jack überhaupt gelingen wird, zurückzukehren – oder ob ihn vorher Klopper und seine Häscher erwischen.


    Die Welt der Toten ist dabei sehr plastisch (wenn auch ein wenig.... überraschend *ggg*) dargestellt und überraschenderweise hat das Buch hier auch einige sehr spassige Momente. Denn das Tun der Toten in der Unterwelt hat durchaus auch seine Reaktion auf das Tun der Lebenden in der parallel existierenden realen Welt. Dieses Nebeneinander, diese Koexistenz (von der die Lebenden keine Ahnung haben) ist sehr schön geschrieben.


    Interessant finde ich auch, dass die Autorin hier in einem Jugendbuch sozusagen eine moderne Version von „Orpheus und Eurydike“ erzählt – spannend ist für mich hierbei die Frage, ob dieser Hintergrund die eigentliche Zielgruppe überhaupt interessiert oder vielleicht sogar eher vom Lesen abschreckt („Klassiker? Iiiih-Bäääh!“). Ich allerdings, bereits weit jenseits der eigentlichen Zielgruppe, fand dies einen raffinierten Kniff, den modern und spannend verpackt, interessiert so ein Stoff dann vielleicht doch „die Jugend“.


    Schön erzähltes, tempo- und actionreiches Jugendbuch. Mir als bereits etwas weniger jugendlichen Jugendlichen :lachehat es prima gefallen!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Der 14-jährige Jack Perdu ist ein typischer Außenseiter. Er interessiert sich sehr für Bücher, griechische Sagen und hilft seiner Lehrerin bei einer Neuübersetzung der "Metamorphosen" ins Englische. Kein Wunder, dass die meisten seiner Mitschüler nur dann seinen Namen wissen, wenn sie etwas von ihm wollen, Hilfe bei den Hausaufgaben zum Beispiel.
    Als Jack seine Nase mal wieder zu sehr in ein Buch vergraben hat wird er von einem Auto angefahren. Wie durch ein Wunder bleibt er dabei aber fast unverletzt. Aber irgendwas scheint doch anders... sein Vater schickt ihn nach New York, zu einem speziellen Arzt. Und das will etwas heissen, denn seit dem Tod von Jacks Mutter vor 8 Jahren in New York, hegt sein Vater eine tiefe Abneigung gegen die Stadt.


    Der seltsame Dr. Lyons macht jedoch nichts weiter als eine Fotografie von Jack zu schießen und ihn wieder nach Hause zu schicken. Als Jack nun also am Grand Central Terminal auf seinen Zug wartet, macht er die Bekanntschaft von Euri, die in seinem Alter ist und, trotz Weihnachtsferien, ihre Schuluniform trägt. Sie scheint sich sehr gut auszukennen und bietet ihm an, solange er noch auf seinen Zug wartet, ihm einige Geheimnisse des Bahnhofes zu zeigen. Jack willigt ein und so nimmt Euri ihn mit in die Unterwelt, und das ist wörtlich zu verstehen. Denn Euri ist ein Geist. Sie zeigt Jack den Ort an dem alle Geister sich sammeln, die in New York gestorben sind. Und in Jack reift ein tollkühner Plan. Könnte er seine Mutter finden? Könnte er sie vielleicht, ganz nach dem Vorbild seiner Lieblingssage "Orpheus und Eurydike", wieder ins Reich der Lebenden zurückführen? Mit Euri als seiner Führerin im Reich der Toten beginnt er seine Nachforschungen, doch er hat nur 3 Tage Zeit, denn sonst bleibt er selbst für immer im Reich der Toten gefangen.


    Die Suche eines Teenagers irgendwo in der Pubertät, nach seiner Mutter um noch einmal mit ihr zu sprechen oder sie vielleicht sogar zu den Lebenden mit zurückzunehmen ist kindgerecht gestaltet. Am Anfang fand ich es sogar ein bisschen zu einfach um es für Erwachsene wirklich interessant zu machen. Obwohl Jack selbst 14 ist, würde ich sagen, dass die Geschichte auch schon von jüngeren (10 oder 12) verstanden werden kann.
    Interessant wurde es vor allem ab da, als Jack vollkommen in das Leben der Unterwelt eintauchte (meine liebste Szene hier: das "Was tun wenn man tot ist"-Seminar und darin das typisch amerikanische Werbepromogetue und der unvermeidliche "Club der toten Dichter").


    Manchmal wurde für ein Kinderbuch auf der anderen Seite für meinen Geschmack auch etwas zu lockerflockig mit so schwerwiegenden Themen wie Sterben, Tod und Selbstmord umgegangen, aber die meiste Zeit stimmt die Balance ganz gut. Das Ende hat mich ein klein wenig unzufrieden zurückgelassen, weil doch einige Fragen noch ungeklärt blieben. Wie sich dann aber herausstellte, handelt es sich offenbar um eine Serie, der zweite Teil "Jack Perdu und die Wächter der Unterwelt" (OT: Twilight Prisoner) erscheint im August diesen Jahres.


    Alles in allem eine ganz nett gemachte Geschichte mit klassischem Hintergrund. Von mir 8 von 10 Punkten.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Jack Perdu und das Reich der Schatten – Katherine Marsh (12 - 15 Jahre)


    Meine Meinung:
    Interessant wie die Sage um Orpheus und Eurydike in einem Fantasygeschehen im New Yorker-Untergrund angelegt wird. Allerdings wird das von Anfang an verdeutlicht und dieser Mythos gehört nicht zu meinen persönlichen Favoriten. Daher gefiel mir nicht so besonders gut, wie der Plot angelegt ist Der Schauplatz bietet aber sehr viel: Neben den U–Bahnschächten und geheimen Wegen auch die Universität Yale, den Central Park, die Wolkenkratzer, das Chrysler Building, das Empire State Building u.v.a.


    Das Buch stilistisch angenehm zu lesen und zeichnet sich durch einen hohen Ideenreichtum aus. Es überzeugt auch, dass Literatur in diesem Buch so im Vordergrund steht. Schon anfangs liest die Hauptfigur Jack Ovids Metamorphosen. Den in der Schule fälligen Roman von John Steinbeck mit dem Titel Von Mäusen und Menschen hat er schon vor langem gelesen.


    Der 14jährige Jack steigt in den Untergrund und hofft seine verstorbene Mutter wiederzufinden, trifft zuerst aber auf das verstorbene Mädchen Euri. Euri von Eurydike abgeleitet wie im Buch erklärt wird. (Die Autorin erklärt dem Leser für meinen Geschmack zu viel)


    In der Unterwelt trifft Jack Perdu, der wie oben schon angedeutet ein begeisterter Leser ist, auch einige Schriftsteller wie Dylan Thomas, Allen Ginsberg, James Baldwin oder den schottischen Schriftsteller Ruthven Todd, den ich auch noch nicht kannte.


    In den inoffiziellen Stadtführer von New Yorks Unterwelt würde ich auch gerne mal einen Blick werfen. Jack und Euri ist er eine große Hilfe.


    Der Roman gewinnt noch an Tempo und Spannung.
    Am Ende ziehen Jack und sein Vater von New Haven wieder nach New York, denn das ist ihre Stadt.
    Einiges lässt die Autorin am Ende offen, damit noch genug für eine Fortsetzung übrig bleibt.


    Zum Schluss möchte man den Geistern dieses Romans zustimmen: „Wir lieben die New Yorker Unterwelt!“

  • Ich fand das Buch richtig gut!


    Ganz besonders gefiel mir (auch wenn mich die Szene sehr mitgenommen hat):


    Bei der Szene hab ich geheult.


    Ebenfalls wieder geheult (okay - ich habe nah am Wasser gebaut...) hab ich am Ende als:



    Band 2 habe ich mittlerweile auch gelesen, fand ihn aber bei weitem nicht so gut, wie Band 1. Euris Eifersüchteleien machten für mich das von mir angesprochene Ende von teil 1 irgendwie ein wenig nichtig. Ausserdem war Band 2 zwar ganz spannend, aber es hatte lange nicht die Aussage, die man in Band 1 so gut sehen konnte. Auch wenn die Fortsetzung nicht schlecht war - ich fand den 1. viel besser.

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)