Über die Autorin
Katia Fox, geboren 1964, wuchs in Südfrankreich und in der Nähe von Frankfurt auf und lebt noch heute an beiden Orten. Sie studierte Romanistik, arbeitete als Immobilienmaklerin und ist Mutter von drei Kindern. Sie arbeitet derzeit am dritten Teil ihrer Trilogie. Der letzte Teil der Reihe wird laut Autorin William Marshals Leben zum Thema haben. Man darf also gespannt sein.
Buchdaten
Verlag: Lübbe
ISBN: 978-3-404-15987-1
Seiten: 560
Ausgabe: Taschenbuch
ET: 04.2009
Preis: € 8,95
Das Buch erschien bereits im
September 2008 als HC im Bücherclub
Kurzbeschreibung
England 1184
Der zwölfjährige William wünscht sich nichts sehnlicher, als Falkner zu werden. Doch Standesschranken und der Wunsch der Mutter sprechen dagegen: William soll dereinst die elterliche Schmiede übernehmen. Aber dann kommt der Tag, an dem der Falke des Königs auf der Jagd ausreißt, und William bietet sich die Chance seines Lebens...
Meine Meinung
„Der Silberne Falke“ ist die direkte Fortsetzung von „Das Kupferne Zeichen“ und somit der zweite Teil der von Katia Fox angelegten Trilogie. Auch wenn man den ersten Teil keineswegs gelesen haben muss, um die Fortsetzung zu verstehen, würde ich doch dazu raten mit „Das Kupferne Zeichen“ zu beginnen. Danach kann man einfach mit einem völlig anderen Verständnis und Hintergrundwissen an „Der Silberne Falke“ heran gehen.
Von der ersten Seite an liest sich das Buch zwar gut und auch interessant, aber leider zunächst nicht so richtig flüssig. Zum Glück gibt sich das im Laufe der Handlung und man kann in einen runden, sprachlich schönen Schreibstil abtauchen und letztendlich das Buch auch nicht mehr aus der Hand legen.
Auch war ich zu Beginn etwas skeptisch, ob ich mit einer männlichen Hauptfigur und dem Thema Falknerei zurecht kommen würde. Aber die Skepsis verflog schnell, da es Katia Fox gelungen ist, mit William einen glaubwürdigen und äußerst lebendigen Protagonisten zu schaffen, der mit seiner Leidenschaft für die Falknerei sogar mich anstecken konnte. Die Handlung ist zwar nicht immer hundert prozentig glaubwürdig, aber die Autorin bemüht sich, die Ereignisse zum Großteil realistisch darzustellen. Was mir sehr gut gefallen hat, Katia Fox schont den Leser nicht. Oft muss man sich von lieb gewonnen Figuren überraschend verabschieden und mehr als einmal hatte ich doch einen recht dicken Kloß im Hals. Aber genau das macht diesen Roman glaubwürdig.
Der historische Hintergrund ist verständlich eingebunden, allerdings nicht sehr stark ausgeprägt. Als Leser erfährt man nur das über politische Entwicklungen und Ereignisse, was auch der einfache Mann zu der damaligen Zeit vermutlich hätte aufschnappen können. Zwar hätte ich gerne intensiver über die historischen Ereignisse des 12. Jahrhunderts gelesen, aber ich kann nachvollziehen und akzeptieren, dass sich die Autorin für diesen Weg entschieden hat. Auf jeden Fall gewinnt der Roman so deutlich an Authentizität.
Leidenschaftlich und lebendig erzählt die Autorin ihre Geschichte. Spannend, manchmal etwas vorhersehbar, aber oft auch überraschend entwickelt sich die Handlung. Das Ende ist rund und hat mich zufrieden zurück gelassen. „Der Silberne Falke“ konnte mich immer fesseln, mich zutiefst bewegen und berühren, und das deutlich häufiger und intensiver als „Das Kupferne Zeichen“, weswegen mir „Der Silberne Falke“ letztendlich auch besser gefallen hat. Ich war hier emotional äußerst stark involviert und musste an einer bestimmten Stelle nicht nur weinen, sondern regelrecht Rotz und Wasser heulen. Wer also nah am Wasser gebaut hat, sollte Taschentücher bereit legen.
William ist ein sehr menschlicher und authentischer Charakter. Katia Fox schreibt ihm nicht nur Stärken zu, sondern auch viele Schwächen, was ihn unheimlich sympathisch und greifbar macht. William ist bei weitem kein Superheld, auch nicht nur gut, liebevoll, hilfsbereit und großmütig. Er kann kleinlich und nachtragend, engstirnig und rachsüchtig sein, dennoch hat er sich mit Leichtigkeit in mein Herz gespielt.
Auch die übrigen Figuren haben mich meistens überzeugen und verzaubern können. Katia Fox hat sich viel Mühe gemacht, ihnen realistisches Leben einzuhauchen. William Marshal (hier: Guillaume le Maréchal ) hat mich ganz besonders fasziniert. Dank „Das Kupferne Zeichen“ habe ich ein Faible für diesen Ritter entwickelt. Leider kam er in diesem Roman - im Gegensatz zum ersten Teil - ein wenig zu kurz, aber laut Autorin wird er im letzten Teil der Trilogie die Hauptrolle einnehmen, was mich natürlich unglaublich freut.
Allerdings ist der Bösewicht leider einer der ganz typischen und überzogenen Gattung. Gerade ihn empfand ich viel zu eindimensional, mehr Facetten hätten ihm und sicherlich auch der Handlung gut getan. Sobald er auf der Bildfläche erschien, waren die kommenden Ereignisse meist voraus zu ahnen. Schade!
Ein kleines Manko ist das fehlende Glossar. Gerade zu Beginn wirft die Autorin mit Fachbegriffen aus der Falknerei nur so um sich. Zwar werden diese (beim ersten Erwähnen) erklärt, aber ich konnte sie mir beim besten Willen nicht alle auf Anhieb merken. Hier hätte ich gerne eine Möglichkeit zum Nachschlagen gehabt. Aber ein ausführliches und aufschlussreiches Nachwort der Autorin und eine Karte von England konnten mich ein wenig entschädigen.
Meine Bewertung
9 von 10 Punkten