Todesgruß - Zane Radcliffe

  • Kurzbeschreibung
    Vor fünf Jahren musste Callum Pope einen schweren Schlag hinnehmen: Seine Freundin wurde bestialisch ermordet. Jetzt will er ein neues Leben anfangen und zieht aus dem heimatlichen Glasgow nach Reykjavik, zu Bírna Sveinsdóttir, einer geheimnisvollen Gletscherforscherin, die sein Herz zum Schmelzen gebracht hat. Doch der Neustart in dem Frauenhaushalt gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn Bírnas eigenwillige Mutter und die elfjährige Tochter scheinen ihn nicht sonderlich zu mögen. Und außerdem kann Callum den Schrecken der Vergangenheit offensichtlich nicht entkommen. Auf einmal erhält er Mails von einem Unbekannten, in denen dieser minutiös grausame Morde schildert. Ist der Unbekannte der Täter von damals? Und woher weiß er von Callums neuem Leben auf Island?


    Über den Autor
    Zane Radcliffe, geboren 1969 in Bangor (Nordirland), lebt in Edinburgh und war zunächst Musikjournalist. Heute arbeitet er als Creative Director in einer großen Werbeagentur. Er hat bereits zwei Kriminalromane veröffentlicht, von denen einer mit dem "WHSmith New Talent Award" ausgezeichnet wurde.


    Meine Meinung
    Callum, erfolgreicher Internetunternehmer aus Schottland, zieht zu seiner großen Liebe Birna nach Island. Dass die mit Mutter und elfjähriger Tochter in einem finsteren Haus auf einer Erdbebenspalte wohnt, macht ihre Beziehung ebensowenig einfacher wie die Tatsache, dass Callum die isländische Küche so ungenießbar wie die Sprache unaussprechlich findet. Doch trägt er die Nichtbeachtung durch Birnas Tochter Asta ebenso stoisch, wie die bissigen Bemerkungen seiner zukünftigen Schwiegermutter, da sein Leben endlich wieder auf Kurs zu sein scheint.
    Denn eigentlich war Callum vor seiner Vergangenheit geflohen, seiner ermordeten Freundin und ihrem durchgeknallten Mörder. Aber als sich in Island plötzlich mysteriöse Dinge ereignen, erscheint es, als würde ihn sein Schicksal auch mitten im Atlantik heimsuchen.


    Das erste Drittel dieses Buches ist eine herrliche Beschreibung des Kulturclashes eines Schotten mit Reykjavík und nebenbei eine wunderbar witziger Abriss isländischer Kultur und Natur. Das wird auch aus dem Originaltitel deutlich: The killer's guide to Iceland.
    Der Leser weiß zwar recht früh um das tragische Schicksal von Callums früherer Freundin, aber erst ab der Hälfte des Buches nimmt die Krimihandlung Fahrt auf. Und die ist dann recht spannend, auch wenn sie mir nicht gerade das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die Geschichte ist stimmig und verwebt isländisches Lokalkolorit mit einer Handlung, die erfreulicherweise ohne die sonst bei Islandkrimis so gerne genommenen Blutadler und anderes Wikingergedöns auskommt. Dafür schafft er es recht beeindruckend, Islands spektakuläre Landschaft in die Geschichte miteinzubinden.
    Das Buch ist definitiv nichts für Thrillerfans oder für Freunde ausgefeilter Plots. Wer aber Island und seine Eigenheiten liebt, wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen.


    Mit dem eigentlichen Inhalt hat das zwar nichts zutun, doch ist die Aufmachung des Buches eine beeindruckende Lektion zum Thema zielgruppenorientierte Covergestaltung:
    Offensichtlich soll das „Beuteschema“ Indridason imitiert werden:
    Aus dem Originaltitel, „The killer's Guide to Iceland“, wurde „Todesgruß“, wohl um Assoziationen zu Indridasons „Todeshauch“ zu wecken. Und auch die Covergestaltung folgt Schema F: isländische Häuschen (diesmal wenigstens keine Torfhütten sondern das Ensemble von Thingvellir), die mit der Handlung rein gar nichts zu tun haben, im Hintergrund die Berge vor unheilschwangerer Wolkenwand. Dummerweise dürfte dieser Schuss nach hinten losgehen: Freunde von Indridason werden dieses Buch entnervt zur Seite legen, während andere, denen Indridason zu düster ist, ein richtig lustiges Islandbuch versäumen werden. Schade.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

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